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Ausgabe:

1979

Spalte:

535-536

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

López-Dóriga Oller, Enrique

Titel/Untertitel:

Jerarquia, infalibilidad y communión intereclesial 1979

Rezensent:

Frieling, Reinhard

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Okumenik: Catholica

Döriga, Enrique L.: Jerarquia, infalibiüdad y comuniön
inlereclesial. Prölogo de K. Rahner. Barcelona: Herder 1973.
513 S. 8° = Biblioteca Herder. Secciön de Teologia y
Filosofia, 137.

Der peruanische römisch-katholische Theologe E. L. Döriga
geht der Frage nach, wie seine Kirche der tragischen Entwicklung
begegnen kann, daß das Amt, welches die Einheit der
Kirche garantieren soll, zum Hauptgrund der Trennung der
Kirche wurde. Insbesondere interessiert ihn — erstaunlich für
einen lateinamerikanischen Theologen — das Verhältnis zu den
orthodoxen Kirchen. Durch seine gründliche exegetische, historische
und systematisch-theologische Untersuchung möchte er
einen Beitrag zu der vom II. Vatikanum begonnenen Erneuerung
der römisch-katholischen Kirche leisten.

Ausgehend vom Verständnis der Kirche als Volk Gottes geht
Vf. den ekklesialen Strukturen im AT und NT nach, insbesondere
der Stellung der zwölf Apostel und dem Vorrang des
Petrus im Apostelkollegium. Dabei wird (mit viel ausgewerteter
Literatur aus verschiedenen Kontinenten und Konfessionen)
vor allem der Dienstcharakter jeder Autorität in der Kirche
betont. Aber leider stößt der Vf. nicht bis zur Tiefe des exegetischen
Problems vor: wie nämlich im Neuen Testament bereits
ein „historischer Petrus" und eine „typologische Petrusgestalt"
begegnen und was diese Dialektik für die spätere Entwicklung
eines „Pelrusamtes" bedeutet. Die nordamerikanische katholisch
/lutherische Dialoggruppe über das Papstamt hat in dieser
Frage Weiterführenderes gesagt als Döriga.

Im historischen Teil beschreibt der Vf. sachkundig das Verhältnis
von Episkopat und Primat in der Kirchengeschichte. Die
Licht- und Schattenseiten der Ausübung des römischen Primats
werden entfaltet. Die harmonisierende Absicht des Vf. tritt dabei
immer zutage: er möchte vom Dienstcharakter des Primats
her die Fehler der Kirchengeschichte nüchtern sehen und für
ein erneuertes, dienendes Papstamt werben.

Der brisante dritte Teil stellt systematisch-theologisch die
Unfehlbarkeitsfrage in den ökumenischen Kontext. In Abgrenzung
zu Hans Kiings Anfrage „Unfehlbar?" betont Vf. die Unfehlbarkeit
der Kirche als Volk Gottes, des episkopalen Kollegiums
und schließlich des Papstes, wenn er ex cathedra spricht.
In diesem Zusammenhang entfaltet Vf. eine Theologie der Konzilien
, die eine Annäherung zu den orthodoxen Kirchen bringen
soll: Konzilien als Repräsentanz des Gottesvolkes müssen
in historischer, juridischer und ekklesialer Hinsicht wirklich
ökumenisch, allgemein anerkannt sein. Darum stellt sich im
römisch-katholisch/orthodoxen Dialog in neuer Weise die Frage,
wie die bisherigen Konzilien der Kirchengeschichte zu werten
sind. Vf. stellt, ausgehend von der vom II. Vatikanum approbierten
Redeweise der „Hierachie der Wahrheiten", die These
auf, die Dogmen des I. Vatikanums über den Jurisdiktionsprimat
und die Infallibilität des Papstes brauchten kein Hindernis für
die volle Einigung zwischen der römisch-katholischen und den
orthodoxen Kirchen zu sein. Weder müsse die römisch-katholische
Kirche diese Dogmen abschaffen, noch müßten die Ostkirchen
sie für sich akzeptieren. Da in allen anderen wesentlichen
Fragen Einmütigkeit herrsche oder leicht zu erreichen
sei, gebe es bereits eine faktische Einheit im Glauben, die jetzt
noch kirchlich manifest werden müsse.

Karl Rahner hält in seinem Vorwort zu Dörigas Buch diese
These für sehr gewagt. Aber andererseits gibt es diese vorläufige
römisch-katholisch/orthodoxe Einheit bereits durch deutliche
Gesten aus Rom: Paul VI. hat nach der sogenannten Bannaufhebung
(1965) die orthodoxen Kirchen als „Schwesterkirchen"
bezeichnet, und iu besonderen Fällen ist auch Eucharistiegemeinschaft
möglich. Rom hat diese Schritte zur Versöhnung
mit deu Ostkirchen getan, obwohl diese insbesondere die Dogmen
des L Vatikanums ablehnen und eine eucharistische Gemeinschaft
solange ausschließen, bis vorbehaltlos Einheit im
Verständnis des Glaubens und in der Lehre vorhanden ist.

Dörigas Buch ist also ein authentisches Zeugnis für den gegenwärtigen
römisch-katholischen Ökumenismus im Bück auf

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die Ostkirchen. Damit die Hoffnungen des Vf. sich erfüllen,
ist die angeregte Erneuerung nach den Prinzipien der Subsidiarität
und Kollegiabtät in der gesamten katholischen Kirche,
nicht nur in Rom, wünschenswert. Darum verdient dieser solide
Beitrag aus Lateinamerika Beachtung.

Bensheim Reinhard Frieling

Alberigo, Giuseppe: Ein Statut im Dienste der Restauration. Zur
Diskussion über die „Lex fundamentalis" (Concilium 14, 1978
S. 492-495).

Frieling, Reinhard: Papstwechsel. Sehnsucht nach Autorität

(MDKI 29, 1978 S. 86-8Sj.
—: Rom — Reformierter Weltbund: Die Gegenwart Christi in

Kirche und Welt. Bericht über die Gespräche von 1970 bis

1977 (MDKI 29, 1978 S. 66-70).
Leuze, Reinhard: Die Frage nach den Wesensbestimmungen

von Katholizismus und Protestantismus als ökumenisches

Problem (ÖR 27, 1978 S. 483-496).
Madey, Johannes: Der Papst — Das Problem zwischen Ost und

West. Orthodoxe Theologen zu Fragen um Kirche und Primat

(Cath 32, 1978 S. 131-146).
Ritter, Werner H.: Anerkennung des Papstes als evangelisch?

Kritische Marginalien zu einer lutherisch-katholischen Ökumene
(Cath 32, 1978 S. 147-162).
Das Petrusamt in der Kirche (Themenheft Catholica 32, 1978,

Heft 1):

Kasper, Walter: Dienst an der Einheit und Freiheit der

Kirche. Zur gegenwärtigen Diskussion um das Petrusamt

in der Kirche (S. 1—23)
Scheffczyk, Leo: Das Petrusamt in der Kirche: übergeordnet

- eingefügt (S. 24-40)
Heyer, Friedrich: Das Petrusamt — evangelisch anvisiert

(S. 41-45)

Ernst, Josef: Petrusbekenntnis — Leidensankündigung — Satanswort
(Mk. 8,27-33). Tradition und Redaktion
(S. 46-73)

Schwaiger, Georg: Der Weg des Papsttums vom ersten zum
zweiten Vatikanum (S. 74—83)

Urban, Hans Jörg: Versuch einer Antwort an Reinhard
Frieling zu seinem evangelischen Votum zum ökumenischen
Dialog über Papsttum und Einheit (S. 84—91).

Okumenik: Missionswissenschaft

McKenzie, P. R.: Inler-religious Encounters in West Africa.

Samuel Ajayi Crowther's attitude to African Traditional

Religion and Islam. Leiccster: University of Leicester [1976].

115 S. gr. 8° = Leicester Studies in Religion, 1. £ 3.—.

Crowther. um 1806 im Yorubaland geboren, „einer der bedeutendsten
westafrikanischen Christen des 19. Jahrhunderts"
(11), „fast eine Legende noch zu Lebzeiten" (Lexikon zur Welt-
mission), wurde 1864 in Canterbury zum Bischof geweiht —
der erste Bischof für die Regionen am Niger und der erste
afrikanische Bischof der Anglican Communion überhaupt. Unermüdlich
arbeitete er als Missionspionier und mühte sich gleichzeitig
mit Erfolg um echte Kirchwerdung. Seine Kirche „has
steadily become more and more numerous, indigenous and
self-supporting" (Concise Dictionary of the Christian World
Mission). Die vorliegende Studie will keine Biographie sein (11).
Aber gerade als Monographie, die sich darauf beschränkt, C.
„als schöpferische religiöse Gestalt" vorzustellen (ebd.) und seinen
Platz in der Religionsgeschichte, „more specifically the
interaction of religions" (ebd.), zu verdeutlichen, ist sie auch
biographisch von großem Wert. Die Arbeit verfährt chronologisch
; C.s „attitude to African Traditional Religion and Islam"
wird durch sechs Perioden verfolgt, die bis zu seinem Tod 1892
rund sieben Jahrzehnte umspannen.

Vf. geht von einem Sachverhalt aus, dessen sich die Religionswissenschaft
erst in jüngerer Zeit voll bewußt geworden
ist, über den sich C. jedoch schon durchaus im klaren war:

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 7