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Ausgabe:

1979

Spalte:

527-529

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Curran, Charles E.

Titel/Untertitel:

Ongoing revision in moral theology 1979

Rezensent:

Ernst, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 7

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tcn, die der eigenen geschichtlichen Situation entspricht. Das
aber ist in dem vorliegenden Buch sehr charakteristisch die
eines modernen katholischen Theologen. Die geäußerte Kritik
will ein Beilrag dazu sein, sich im verbindlichen Gespräch um
die „Sache" zu finden.

Heidelberg Jürgen Hübner

Baur, Jörg: Unsterblichkeit und Auferstehung (ZW 49, 1978
S. 193-214).

Brugger, Walter: Existiert Gott? Zu dem gleichnamigen Buch
von Hans Küng (ThPh 53, 1978 S. 556-563).

Clayton, John Powell: Was heißt „Korrelation" bei Paul Tillich?
(NZSTh 20, 1978 S. 175-191).

Köberle, Adolf: Personale und universale Hoffnung im Gespräch
der Gegenwart (NZSTh 20, 1978 S. 123-133).

Lawler, George L.: When God Became Man. Chicago, III.:
Moody Press [1978]. 154 S. 8°.

Lagstrup, Knud: Erlebnis und Lehre (NZSTh 20, 1978 S. 134
bis 147).

Müller, Gotthold: Beligion zwischen Metaphysik und Prophctie.

Anmerkungen zum Religionsbegriff bei K. Barth, P. Tillich

und D. Bonhoeffer (NZSTh 20, 1978 S. 203-225).
Rahner, Karl: Open questions in dogma considered by the

institutional church as definitively answered (JES 15, 1978

S. 211-226).

Ratschow, Carl Heinz: Der angefochtene Glaube. Anfangs- und
Grundprobleme der Dogmatik. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn [1978]. 331 S. 8° = Gütersloher Taschenbücher
/Siebenstern 296. Kart. DM 16,80.
(s. Bespr. in ThLZ 83. 1958, Sp. 803-807)

Strieter, Thomas W.: Ministry as funetion and implications for
mission (CThMi 5, 1978 S. 211-221).

Troeltsch, Ernst: Die Absolutheit des Christentums und die
Religionsgcschichte und zwei Schriften zur Theologie. Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn (Lizenzausgabe des
Verlages Mohr, Tübingen^ [1979]. 185 S. kl. 8° = GTB
Siebenstern, 138. DM 5,80.

Unterscheidung des Geistes und der Geister (Themenheft Con-
cilium 14, 1978, Heft 11)

McNamara, Martin: Kriterien zur Unterscheidung wahrer und
falscher Propheten in Israel (S. 568—574)

Sobrino, Jon: Die Nachfolge Jesu als unterscheidendes Erkennen
(S. 574-580)

Peters, William A. M.: Die „Unterscheidung der Geisler" bei
Ignatius von Loyola (S. 581—585)

Castillo, Jose M.: Die „Nachfolge Christi" und „Der Weg"
(S. 585-590)

Dussel, Enrique: Unterscheidung — Frage der Orthodoxie
oder der Orthopraxis? (S. 591—598)

Congar, Yves: Erzbischof Lefebvre — Lehrmeister der „Tradition
"? Die notwendigen Unterscheidungen (S. 619—624)

Marti, Casimir: Unterscheidung und Lebensrevision (S.
625-629).

Urbina, Fernando: Geist und Geschichte (S. 630—634).
Wiedemann, Hans-Georg: „...aus den Behausungen heraus
..." Was heißt: Ich glaube an den heiligen Geist?
(DtPfrBl 78, 1978 S. 684-686).

Systematische Theologie: Ethik

Curran, Charles E.: Ongoing Revision: Studies in Moral
Theology. Notre Dame, Indiana: Fides Publ. [1975]. XI,
300 S. 8°.

Dem 1972 herausgegebenen Aufsatzband „Catholic Moral
Theology in Dialogue" (vgl. Besprechung ThLZ 100, 1975 Sp.
785—788), in dem von der Notwendigkeit einer Wandlung der
katholischen Moraltheologie im Dialog mit den anderen Kirchen
und mit den liumanwissenschaften die Rede war, läßt Vf.
mit dem vorliegenden Werk drei Jahre später einen weiteren
Sammelband von neun bereits in verschiedenen amerikanischen
Zeilschriften erschienenen Aufsätzen folgen, in dem er die von
ihm als „Prozeß einer fortwährenden Revision" gekennzeichnete

Arbeit in der heuligen Moraltheologie aufzuzeigen und zum
Teil eigene Lösungen einzubringen versucht.

Da einer der wesentlichen Faktoren für das Engagement des
Vf. in seiner persönlichen und theologischen Entwicklung liegt,
empfiehlt es sich, den letzten Aufsatz „Ongoing Revision:
Personal and theological reflections" zuerst zu lesen.

Ch. E. Curran gehört jener Generation von Theologen an, die
ihre philosophische und theologische Ausbildung in den fünfziger
Jahren erhielt und sich spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen
Konzil zu einem Umdenkungsprozeß aufgerufen
wußte. 1955—1960 studierte er an der Ponlificia Universilas
Grcgoriana und an der Academia Alfonsiana in Rom mit abschließendem
Doktorat an beiden Anstalten. Besonders die Begegnung
mit Bernhard Häring und seiner Moraltheologie brachten
ihn in Kontakt mit einer erweiterten Sicht der Moraltheologie
und weckten eine tiefe Unzufriedenheit mit der tradierten
Lehre. In den ersleu Jahren seiner Lehrtätigkeit in Rochester
(New York) griff Vf. „heiße Eisen1' auf und wurde wegen seiner
progressiven Haltung in der Frage der Erlaubtheit kontrazeptiver
Mitlei mehrfach verwarnt. 1965 wurde ihm in Rochester
sogar die Lehrtätigkeit entzogen. Als auch an der „School
of Theology of Catholic University of America" im Jahre 1967
sein Vertrag wegen zu großer Liberalilätin der Lehre nicht erneuert
werden sollte, kam es zu schweren Studentenunruhen und
Streiks der Studenten im ganzen Lande. Unmittelbar nach Erscheinen
der Enzyklika „Ilumanae vitae" im Jahre 1968 veröffentlichte
Vf. mit siebenundachtzig anderen amerikanischen
Theologen ein Statement gegen die in der Enzyklika aufgezeigte
Lehre über die Methoden der Empfängnisregelung. Der dann
wellweit einsetzende Disput über die Stellungnahme des Lehramtes
zur Kontrazeption wurde nach Meinung des Vf. paradig-
malisch für einen Pluralismus in der Methodologie wie auch in
der Lösung von Einzelfragen. Er selbst sei aufgrund seiner Lehren
für viele Menschen in der Kirche, besonders für einige
Bischöfe und Priester, „persona non grata". In einer großen Zahl
von Diözesen habe er Redeverbot, und für viele Menschen sei
er ein Rebell und ein Radikaler. Das alles ändere aber nichts
an der Tatsache, daß er sich mit der von ihm vertretenen theologischen
Ethik ganz und gar innerhalb der Tradition römisch
katholischer Theologie wisse.

Auf dem Hintergrund dieser persönlichen Entwicklung und
im Zusammenhang mit den neueren moraltheologischen Tendenzen
, die sich weltweit abzeichnen, sind die einzelnen Beiträge
zu seilen, in denen Vf. zu heute vicldiskutierten Einzel-
fragen Stellung nimmt: zum Verhältnis von katholischer zu
protestantischer und humaner Ethik (1—36); zum Pluralismus
in der katholischen Moraltheologie (37—65); zur Ehescheidung
im Lichte einer revidierten Moraltheologie (66—106); zum Verhältnis
von bürgerlichem Gesetz und christlicher Moral in der
Frage der Interruptio (107—143); zum fünften Gebot (144—172);
zum Prinzip von der Doppelwirkung menschlicher Handlungen
(173—209); zum Problem der Mitwirkung zu sittlich schlechten
Handlungen in einer pluralistischen Gesellschaft (210—228) und
zur Interpretation des Naturgesetzes bei Paul Ramsey (229—259).
Den Abschluß bildet ein kurzes Personen- und Sachverzeichnis
(295-300).

Durch alle Aufsätze läßt sich eine klare Tendenz erkennen:
die Kritik an der tradierten (katholischen und protestantischen)
Ethik, und der Versuch, von einer Gesamtkonzeption her Hilfen
für die Lösung von Einzelfragen zu finden.

Den logisch ersten Schritt in der systematischen Entwicklung
einer erneuerten Moraltheologie sieht Vf. in der Herausarbei-
tung einer Perspektive, eines Horizontes der Moraltheologie.
Diese Perspektive ist vorgegeben mit den fünf großen christlichen
Mysterien: Schöpfung, Sünde, Inkarnation, Erlösung, Auferstehung
. Eine christliche Ethik, die eines dieser Elemente ausläßt
oder überbetont, ist inadäquat.

Diese Grundthese ist für Vf. die Basis einer Kritik an der
tradierten katholischen und protestantischen Ethik. Die katho-
lisdie Ethik hat im Verhältnis von Natur und Ubernatur die
menschliche Natur und Vernunft überbetont, eine monolithische
NiiUirrechlsnicthodologie entwickelt und sich in konkreten Fragen
zu sehr an die autoritativen Entscheidungen des Lehr-