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Ausgabe:

1979

Spalte:

481-496

Autor/Hrsg.:

Zimmerli, Walther

Titel/Untertitel:

Vom Prophetenwort zum Prophetenbuch 1979

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Theologische Literaturzeitung

Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgeber: Professor D. Ernst Sommerlath, D. D., Leipzig
33523 in Verbindung mit Professor Dr. habil. Ernst-Heinz Amberg ISSN 0040-5671

NUMMER 7_104. JAHRGANG JULI 1979

Spalto Spalts Spalte

Vom Prophetenwort zum Prophe- Ernst. 3. [Hrsg.]: Schriftauslegung (P. Sparn, W.: Wiederkehr der Metaphysik

tenbuch Von W Zimmerli 481 Stuhlmacher) .......................... 510 (Th. Mahlmnnn) ...................... 522

„. von itmmcr»........... Gabler, U., s. Bullinger-Tagung ........ 517 Stocckle. B.: Handeln aus dem Glauben

■»ezais, h., s. Ström, A. V............. 498 Geurs, H.: The Bevrijden Vrijheid (H. CJ. Wiebering) ........................ 529

Bullingcr-Tagung 1975. Vorträge, gehalten Beintker) .............................. 520 Ström, A. V., u. H. Biezais: Germanische

aus Anlaß von Heinrich Bullingers Hintze, M.: Kollektengebete (W. Nagel) 532 md Baltische Religion (E. Walter) .... 498

400. Todestag, hrsg. v. U. Gabler, u. Kraus, G.: Vorherbestimmung (J. Hüb- Theissen, G.: Soziologie der Jesusbewe-

Zsindely (J. Rogge) .................... 517 ner) ................................... 525 gung (G. Baumbach) .................. 512

Curran, Ch E ■ Ongoing Revision- Studies McKenzie, P. R.: Inter-rcligiou« Encoun- Wiirthwein, E.: Das Erste Buch der Kö-

ta Moral Theology (W Ernst) 527 tcre in West Africa (S. Kriigcl) ...... 5.16 "{*•! Kapitel 1-16, übers, u. erklärt

Diedri.l, t.- n: « ■! , .. "' Röhring, K.: Neue Musik in der Welt _ Wsmjr) ............................ 503

koh T './^ An,5,p,BlUnfo1U,.Aie J,T des Christentums (E. Schmidt) ........ 533 Zsindely, E., s. Bullinger-Tagung ...... 517

^ ..<»: 504 Ä3 * £■rcr~

D6>iga, E. L.: Jerarqula, infalibilidad y Rudolph, K.: Die Gnosis (K.-W. Träger) 500 "2 Andresen zum 70. Geburutag (G.

«»muniön intereclc8iaI (R. FrieHng) „ 535 SfJ ,kej K H : Theologie de, Neuen BttuSÄ.''^"J^^^V"":". 539

D"cke K.-H.: Handeln zum Heil (H. Jung- Testaments, II, III, IV/1 + 2 (G, Haufe) 506 Bibliographie Friedrich Lang (J. Milten-

"ans> .................................. 515 Schille, G., s. Rogge, J................. 495 berger) ................................ 541

Vom Prophetenwort zum Prophetenbuch*

Von Waltlicr Zimmerli, Göttingen

„Arnos zettelt Aufruhr an gegen dich mitten im Hause Israel, Steck seines Drängers zerbreche ich wie am Tage Midians", und

das Land vermag alle seine Worte nicht zu ertragen. Denn so Jcs 14,25: ..Sein Joch wird von ihnen weichen und seine Last

spricht Arnos: Durchs Schwert wird Jcrobeam umkommen und von ,ihrer' (c. T.) Schulter weggetan". Daraufhin aber tritt Jen-

Israel muß ins Exil hinweg von seinem Lande", so lautet nach min dem im Prophetenwort scheinbar so fest Gegründeten mit

Am 7,11 die Anzeige des Oberpriesters im Staatsheiliglum von der Aussago entgegen: „Höre, Hananja, Jawho hat dich nicht

Bethel an den König Jerobeatn II. von Israel, auf die hin der gesandt und du hast diesem Volke trügerisches Vertrauen gc-

« nester in eigener Kompetenz auch sofort die Ausweisung des gehen. Darum spricht Jahwe folgendermaßen: Siehe, ich sende

Arnos aus dem Lande vollzieht. In Jcr 26,8f lesen wir, daß auf (fegt) dich weg von diesem Lande. In diesem Jahre wirst du

«ne Rede Jeremias im Tempel von Jerusalem hin Priester und sterben". Und es folgt die kommcntarlose Mitteilung: „Da starb

Propheten diesen festnahmen und sprachen: „Du bist des Todes! der Prophet Hananja in jenem Jahre, im 7. Monat" (v. 15—17).

Waruni hast du im Namen Jahwes prophezeit: Wie Silo (ein AU dieses zeigt: Prophetenwort ist ein höchst aktuell ge-

rüher bestehendes, in Jeremias Tagen wüst liegendes Heiligtum sehichllich bezogenes, immer in der Freiheit Gottes stehendes

>n Nordisrael) wird dieses (Tcmpcl-)IIaus hier werden und die Wort. Ks kann zur trügerischen Lüge werden, wenn es einer

■'ladt wird verwüstet werden, bewohnerleer". Prophetenwort ist, in einem noch so frommen Biblizismus aus seiner Stunde heraus-

*° zeigen es diese beiden Stellen aus den alttcstamentlichen hebt und in neuer Situation einfach zitierend weitergeben zu

fophetenbüchern, die sich leicht vermehren ließen, etwas uner- können meint, ohne sein Ohr neu für den Willen (iottes über

»ort konkret Geschichtshezogcnes, kritisch in eine Stunde hinein seiner Zeit geschärft zu haben.

Geredetes und in ihr dann auch seine Reaktion Zeitigendes. Aber nun haben wir in unserer Bibel Bücher vor uns, die
Dabei untersteht der Prophetenauf 1 rag allezeit der Freiheit uns nicht nur erzählen, was sich einmal mit Propheten zuge-
Goltes, der sendet, wann und wo er will und der auch allezeit tragen hat. Die Bücher der sog. klassischen Propheten des
Hfflf» des Inhaltes des Bolschaftswortos bleibt. In den Worten 8.-6. Jh. sind weitgehend Sammlungen von Propheten Worten,
lesajas ist zu erkennen, daß der prophetische Auftrag in einer die ohne Kommentar einfach niedergeschrieben und schriftlich
veränderten Geschichtsstunde unversehens sehr anders, ja nach weitergegeben worden sind. Was soll uns dieses niedergeschrieenem
Wortlaut fast gegensätzlich zu früher Gesagtem lauten bene, in spätere Zeiten hinein überlieferte Wort? Muß das Ge-
kuiin1. So läßt er_ sich denn nicht einfach fixiert in einer neuen schick eines Hananja uns nicht aufs äußerste mißtrauisch ma-
*«rt wörtlich repetieren. Jer 28 zeigt, wie der Prophet Hananja chen, ja uns warnen vor einem Aufnehmen dieser Worte in
lm Tempel von Jerusalem in der letzten Dekade des Bestehens einer veränderten Stunde — und daß unsere Gegenwart in vie-
cines heilen Jerusalems ein Wort des mehr als 100 Jahre frühe- len Hinsichten tief getrennt ist von jenen Geschichtsstunden des
Ten Propheten Jesaja scheinbar ganz getreu aufnimmt. Fr tritt allen Israel und Juda, das dürfte ohne viele Worte deutlich
dem mit einem Joch auf dem Bücken herumlaufenden Prophe- sein. Wie ist es, so fragen wir darüber hinaus, überhaupt zur
tcn Jcremia entgegen, der mit seinem Joch verkündet: Ihr habt Niederschrift, der schriftlichen Fixierung von Worten gekom-
"ach dem Willen Gottes das Joch der Fremdherrschaft Nebukad- men, die doch sichtlich ihre Belevanz in einer ganz bestimmten
■iczars zu tragen, reißt ihm in einer eindrucksvollen Zeichen- Stunde hatten? Ist ihnen nicht mit der Niederschrift ihr eigent-
"andlung das Joch vom Nacken, zerbricht es und sagt: „So liches Lebe

»cn

spricht Jahwe: „So werde ich das Joch Nebukadnezars, des phetenwort nicht irgendwo den Charakter des Archivalischen

Königs von Babel, vom Halse aller Völker nehmen und es interessantes Material für den Historiker, aber nicht für später

abrechen" (v. 11). G anz so lautete doch Jes 9,3:, „Das Joch, lebende Gemeinde nnd deren gegenwärtiges Leben?

das auf ihm lastet und den Stab, der seine Schulter schlägt, den In alledem ist das Thema umrissen, um das es im folgenden

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