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Ausgabe:

1979

Spalte:

471-472

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Stock, Ursula

Titel/Untertitel:

Die Bedeutung der Sakramente in Luthers Sermonen von 1519 1979

Rezensent:

Stock, Ursula

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 6

172

Ereignis des Todes Jesu zusammenzudenken, indem zunächst (zu
Joh 19,30) der „Schmerz" und anschließend (zu Joh 16,24 u. ö.)
die „Freude der Liebe" bedacht werden. Dabei bringt die über
Bultmann hinaus fortschreitende existentiale Interpretation der
Freude des Glaubens an die Liebe das im Bekenntnis der Auferstehung
Jesu Christi zur Sprache kommende Geschehen zu Gehör
, wie auf der anderen Seite die trinitarisch-theologische Interpretation
der Auferstehung Jesu Christi zur Beschreibung der
Freude der Liebe gelangt.

(5) „Das Geheimnis der Liebe" - Die beiden Schiußkapitel unter
dieser Überschrift sollen das gemeinsame Anliegen des Evangelisten
und seines Auslegers Fuchs darstellen, Gott in seiner Offenbarung
als die Liebe verstehbar zu machen, die in ihrer Mitteilung ihr
Geheimnis wahrt. Dabei wird das Geheimnis der im Wort der Liebe
Vermittelten Zeit und des im Wort der Liebe eingeräumten Raumes
entfaltet, indem das Verständnis des Glaubens von der Gegenwart
der Liebe in der Geschichte vom Zeit- und Raumverständnis
des aristotelischen bzw. mathematisch-naturwissenschaftlichen
Denkens unterschieden wird.

Das Geheimnis der zeitlichen Gegenwart der Liebe wird dem
christlichen Glauben mitgeteilt, wenn er die Zukunft ewigen Lebens
als Ursprung seiner Gleichzeitigkeit mit der ihn hervorrufenden
Geschichte Jesu versteht. Das Geheimnis der räumlichen Anwesenheit
der Liebe wird da eröffnet, wo sich die Ankunft des
Wortes Gottes im Innenraum der Existenz und die Einkehr des
Glaubens in den Innenraum der Offenbarung Vollziehen.

Stock, Ursula. Die Bedeutung der Sakramente in Luthers Sermonen
Von 1519. Diss. Tübingen 1978. 526 S.

Ein Versuch, die Eigenart der Sakramentssermone L.s von 1519
und der in ihnen begegnenden Sakramentsauslegung mit Hilfe der
Begriffe „Zeichen, Bedeutimg, Glaube" nach Entstehungssituation
und Absicht der Sermone historisch zu erhellen, gelangt zu folgendem
Ergebnis: in diesen Schriften, die im Spätjahr 1519 unter starkem
Druck von Arbeit und Polemik nach der Leipziger Disputation
entstanden, arbeitet L. auf Bitten von Freunden und um besonders
den bedrängten Gewissen damit zu dienen, Probleme der ihm und
seiner Umgebung gemeinsamen Erfahrung dieser Zeit durch, unter
der Frage: welche Hilfen für den Kampf des Glaubens zum Bestehen
des täglichen Lebens sind dem Menschen in den christlichen
Sakramenten gegeben? (1) Die unter überlagernden Mißbräuchen
wieder ans Lieht gebrachte „Bedeutung" der einzelnen Sakramente
ist ihre mit der Einsetzung gegebene Abzweokung und „Aussage",
z. B.: Was haben Christen im Sakrament der Absolution? Nicht
eine Schreckensherrschaft über die Gewissen, sondern Christi Vergebungsvollmacht
im lösenden, tröstlichen Wort für die Verzagten.
(2) Zeichen und Bedeutung des Sakraments bringen eine Zukunftsspannung
auf das Ergreifen und Wahrwerden der institutionell
(Bund der Taufe) gegebenen Zusage im sich wagenden Glauben zum
Ausdruck. Die Sakramente werden gesehen als Vorgabe einer Sprache
christlicher Erfahrung auf eine Zukunft hin, die der Mensch als
vorausgesetzt anzunehmen und in Glaube und Erfahrung als Weg
und Erfüllung der Taufe selbständig, frei von jedem Zwang eines
„Musters", zu gestalten vermag. (3) Die Beschreibung leibhafter
sozialer Realitäten, Mißstände, Abänderungsvorschläge nehmen
besonders im Abendmahlssermon breiten Raum ein. Das Sakrament
der Liebe „bedeutet" dem Christen hier, die Gestalt des
Nächsten anzunehmen.

In der Kategorie der „Bedeutung" der Sakramente sind also
nicht, wie in der Forschung z. T. bis zum Beginn der 70er Jahre
angenommen wurde, Reste scholastischen Sakramentsverständnisses
in augustinischer Spiritualisierung1 zu erblicken, sondern im
Gegenteil gerade eine Hinwendung zur Erfahrung. Dies bezeugen
auch die in deutscher Sprache und unter Mitsprechen der persönlichen
Erfahrung L.s für Menschen in der näheren und weiteren
Umgebung L.s verfaßten Sakramentssermone wie die übrigen Erbauungsschriften
L.s seit 1517 als ganze in der Art ihrer Zuwen-

i Es sei denn, mann versteht unter „Sp." spiritum, vitam et usum.
WA 6,530,0.

dung. - In De captivitate babyloniea setzt L. sich anschließend mit
seinem wissenschaftlichen Hauptgegner, der Sakramentslehre der
römischen Kirche und der scholastischen Theologie, auseinander.

Von Personen

Bibliographie Gottfried Holt/,
zum 80. Geburtstag am 16.1.1979

Fortsetzung der Bibliographie in ThLZ 94, 1969 Sp. 153-158
(Zusammengestellt von Matthias Kleiminger, Rostock)

I. Neuauflagen selbständiger Veröffentlichungen

1. Die Parochie. Berlin: EVA 1971 (Lizenzausgabo des Gütersloher
Verlagshauses Gerd Mohn).

2. Die Pastoralbriefe. 2.Aufl. Berlin: EVA 1972 = Theologischer
Handkommentar zum NT. XIII.

II. Aufsätze und Beiträge

3. Zu Gewölbemalereien in Berlin und Groß-Gievitz (WZ Rostock.
Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 1968, Heft
7/8, 673-676).

4. Vorwort zu: Heinrich Benckert. Theologische Bagatellen, hrsg.
v. G. Holtz u. M. Kuske. Berlin: EVA 1970.

5. Magische Motive zwischen Dichtung und Philosophie des 19.
Jahrhunderts (ThLZ 95, 1970 Sp. 489^96).

6. Neubrandenburger Tore (Herbergen der Christenheit IX, 1973/
74, 181-187).

7. Wider Nihilismus und Pessimismus. Über Fritz Reuter zum
100.Todestag (Standpunkt 2, 1974, 187-189).

8. Zur Person des kirchlichen Amtsträgers; in: Handbuch der
Praktischen Theologie I. Berlin: EVA 1975, 299-335.

9. Der mecklenburgische Landarbeiter und die Kirche (Herbeigen
der Christenheit X, 1975/76, 49-76).

10. Krankheit als Aufgabe (Ruf an don Bruder 1975, Heft 33,
11-13).

11. Volkssprache und religiöser Humor; in: Sprache, Dialekt und
Theologie. Beiträge zur plattdeutschen Verkündigung heilte.
Göttingen: V & R 1979, 38-47.

III. Predigten

12. Drei Predigten in: Auch in unsern Tagen, hrsg. v. E.-R. Kiesow
u. H. Fritzsche. Berlin: EVA 1978. 11 ff. 24ff, 35ff.

IV. Rezensionen (Auswahl)

13. Th. Boman, Die Jesusüberlieferung im Lichte der neueren
Volkskunde. Göttingen: V & R 1967 (Zeitschrift für Volkskunde
66, 1969, 292f).

Von 29 Rezensionen in der ThLZ seien hier folgende genannt:

14. U. Kühn, Die Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils. Berlin
: EVA 1967 (ThLZ 93, 1968 Sp. 600).

15. O. Schwencke, Die Glossierung alttestamentlicher Bücher in
der Lübecker Bibel von 1494. Berlin: E. Schmidt 1967 (ThLZ
93,1968 Sp. 757).

16. J.C. Baroja, Die Hexen und ihre Welt. Stuttgart: Klett 1967
(ThLZ 94, 1969 Sp. 535 f).

17. W. E. Peuckert, Gabalia, Berlin: E. Schmidt 1967 (ThLZ 95,
1979 Sp. 36 f).

18. B. Goy, Aufklärung und Volksfrömmigkeit in den Bistümern
Würzburg und Bamberg. Würzburg: Schöningh i. Komm. 1969
(ThLZ 96,1971 Sp. 932 f).

19. J. Meisner, Nachreformatorische katholische Frömmigkeitsformen
in Erfurt. Leipzig: St. Benno 1971 (ThLZ 97, 1972
Sp. 860f).

20. S. Leutenbauer, Hexerei- und Zaubereidelikt in der Literatur
1450 bis 1550. Berlin: Schweitzer 1972 (ThLZ 98,1973 Sp.697).

21. M. Legaut, Meine Erfahrung mit dem Glauben. Freiburg -
Basel - Wien: Herder =1972 (ThLZ 99, 1974 Sp. 154).