Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1979

Spalte:

453-454

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Hollenweger, Walter J.

Titel/Untertitel:

The pentecostals 1979

Rezensent:

Obst, Helmut

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

453

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 6

bundos von 1963. Dieses ist allerdings inzwischen nou erschienen
(Lutherische Kirchen in der Welt = Lutherische Rundschau, 27,
1977 Heft 2/3) und dürfte damit auch die neuesten derzeit erreichbaren
Daten bieten.

In der Trennung die Einheit zu suchen, dieses Bemühen ist
offensichtlich älter, als man im Zeitalter der Ökumene oft meint,
über einen langen Zeitraum hat es sich jedoch für die Lutheraner
entgegen der eigentlichen Absicht dos Augsburgischen Bekenntnisses
auf die eigene Konfession beschränkt. Diesem Eindruck kann
man sich zumindest für das deutsche Luthertum nach der Lektüre
dieses Buches nicht entziehen. Begegnungen mit anderen Konfessionen
und Glaubensgemeinschaften kommen nur am Rande vor.
An ihnen sind auch eher Kirchen in Osteuropa und Nordamerika
beteiligt gewesen als deutsche Lutheraner. Selbst wenn von Ökumene
und Mission die Rede ist, scheint dies - wenn nicht ausschließlich
, so doch Vorrangig - konfessionell bestimmt gewesen
zu sein. Der Verdacht, daß das konfessionelle Element antiökume-
nisch ist, wird zumindest aus der Geschichte des deutschen
Luthertums ein Stück weit verständlich. Inzwischen ist viel geschehen
, um das Verhältnis von Konfession und Ökumene nicht
alternativ, sondern im Sinne wechselseitiger Ergänzung zu begreifen
. Daß Ökumene mehr ist als Luthertum im Ausland, ist für
lutherische Kirchen heute selbstverständlich. Sie haben maßgebend
Anteil an der ökumenischen Arbeit. Nicht zuletzt hat auch
der Lutherische Weltbund durch seino zahlreichen interkonfessionellen
Dialoge mit dazu beigetragen, um deutlieh zu machen, daß
auch das Konfessionelle zur Ökumene gehört.

Schöneichc b. Berlin Helmut Zeddies

Hollenweger, Walter J.: The Pentecostals. The Charismatic Movement
in the Churches, übers, v. R. A. Wilson. Minneapolis,
Minn.: Augsburg Publishing House [1972]. XX, 572 S. gr. 8°*

Das Interesse an der Pfingstbewegung ist im Wachsen begriffen.
In unserem Räume sind die Ursachen dafür nicht primär in der
Ausstrahlungskraft klassischer Pfingstgruppen zu suchen, sondern
in der zunehmenden Bedeutung sogenannter „charismatischer
Kreise" innerhalb der Kirchen wie auch in der Neuentdeckung
christlicher Spiritualität. Das Bedürfnis nach sachlicher Information
als wichtigste Voraussetzung zur theologischen Auseinandersetzung
und damit auch zur eigenen Standort findung ist
groß.

Zu den besten Kennern der Pfingstbewegung zählt Walter J.
Hollenweger. 1969 erschien sein Werk „Enthusiastisches Christen-
tum. Die Pfingsbewegung in Geschichte und Gegenwart"; 1971
wurde von ihm eine Selbstdarstellung der Pfingstkirchen mit
einem bis heute unentbehrlichen Forschungsbericht herausgegeben
(vgl. ThLZ98, 1973 Sp. 920-923); 1972 erschien die englische
Übersetzung von „Enthusiastisches Christentum" „with revisions
by the author". Es handolt sich dabei also um mehr als eine Übersetzung
, und deshalb erscheint es geboten, das Werk gesondert
anzuzeigen, ohne die mehrfach rezensierte deutschsprachige Ausgabe
(vgl. ÖR 18,1969, 619f.; ZdZ 24, 1970, 290-292; LR 20,1970,
258 u. a.) nochmals kritisch zu würdigen.

Veränderungen in Form und Inhalt ergaben sieh allein schon
durch die Ausrichtung auf den angelsächsischen Raum. Bereits
der veränderte Untertitel (The Charismatic Movement in the
Churches) setzt einen etwas anderen Akzent. Neu wurden zwei
Kapitel (13 und 14) aufgenommen: "A Blending of Aristocratic
Anglicanism and Welsh Revivalism: The Origin of Pentecostalism
in Great Britain; Charisma and Institutional Organization: The
Elim Pentecostal churches". In Kapitel 13 werden die charismatische
Erweckung in Wales, das Phänomen des Zungenredens in
der Kirche von England, die mit der britischen Pfingstbewegung
in Zusammenhang stehenden westindischen Pfingstkirchen sowie
eine Pfingstgnippe des apostolischen Typs (The Apostolic Church)
beschrieben. Die in jüngster Zeit teilweise recht lebhafte Diskus-
Rion über das Verhältnis charismatischer Gruppen zur Tradition
der katholisch-apostolischen Gemeinden wird gerade den zuletzt
genannten Punkt mit zu berücksichtigen haben. Kapitel 14 illustriert
das für die Pfingstbewegung immer wieder sehr spannungs-

reichc Sachproblem „Charisma and Institutional Organization"
am Beispiel der „Elim Pentecostal churches".

Anstelle dieser beiden neu hinzugekommenen Kapitel wurden
drei in der deutschsprachigen Ausgabe vorhandene Kapitel (16,
18,19) über deutsche und Schweizer Pfingstgruppen eingeschränkt
bzw. gestrichen. Mehrere kleinere Abschnitte in verschiedenen
Kapiteln sind hinzugefügt odor stark überarbeitet worden (vgl.
19.1.d; 20.1.b; 20.4; 32,1; 32,2). Größere Veränderungen ergaben
sich im Anhang. Das kritische Nachwort von Leonhard Steiner
fiel weg, Bekenntnisse deutscher und Schweizer pfingstlerischer
Gemeinschaften wurden durch Deklarationen britischer Gruppen
ersetzt (Apostolic Church; Elim Pentecostal churches, British
Assemblies of God).

Von besonderer Bedeutung sind Veränderungen in Kapitel 32
„Practice as a Theological Statement: A Theological Assessment",
das in der deutschsprachigen Ausgabe (Kap. 13) die Überschrift
trug „Sind wir deshalb eine Sekte? - Zur theologischen Beurteilung
". Im zweiten Abschnitt setzt sich der Vf. mit der Resonanz
auf „Enthusiastisches Christentum" auseinander. Er betrachtet
sie als repräsentativ für den Stand der Diskussion über die Pfingstbewegung
überhaupt, "because it is so far the only scholarly
document on the subjoct of the Pentecostal movement which has
been discussed at the samo time by Pentecostals themselves and
also by academie thoologians" (499). Als Ergebnis stellt der Vf.
bei Pfingstlem Erstaunen über die Vielfalt pfingstlerischen Glaubens
und Lebens fest. Für viele habe sich daraus die ernüchternde
Erkenntnis orgeben, daß Lehro und Leben der eigenen Gruppe
durchaus nicht als ,,,official' pattern" der Pfingstbewegung angesehen
werden könne und daß das jeweilige Selbstverständnis der
Korrektur bedarf. Ein Prozeß der Klärung und Standortfindung
sei durch diese Publikation in Gang gekommen bzw. gefördert
worden. Reaktionen aus dem evangelischen und römisch-katholischen
Lager lassen nach Meinung des Vf. Verwunderung über die
weltweite Bedeutung und die theologische Relevanz der Pfingstbewegung
erkennen. Dazu werden Äußerungen namhafter Rezensenten
zitiert (500-502). Als zwei besonders kritische Stimmen
hobt er Äußerungen von Hermann Schöpwinkel (Gnadauer Gemeinschaft
) und Jakob Zopf i (Schweizer Pfingstinission) hervor.
Der Vorwurf von Schöpwinkel, nicht alle Quellen seien bei der
Darstellung der Vorgänge um die deutsche Pfingstbewegung berücksichtigt
worden, verbindet sich mit der Behauptung, die
deutsche Gemeinschaftsbewegimg wäre ohne die Berliner Erklärung
(1909) in einen Höllensumpf („quagmire of hell") geraten
(499). Daß diese Problematik in der Zwischenzeit noch kontroverser
winde, zeigt U. a. die Diskussion über das bemerkenswerte,
im Blick auf das Spannungsverhältnis von Pfingstbewegung
- Gnadauer Gemeinschaftswerk - charismatische Bewegung aufschlußreiche
Buch von Ernst Giese: Und flicken die Netze. Dokumente
zur Erweckungsgeschichte des 20. Jahrhunderts, Marburg
1976. Leider referiert der Vf. im wesentlichen nur die Ansichten
der Rezensenten und setzt sich mit ilmen nicht näher auseinander.
Aber bereits die geboteno Übersieht ist für den Leser von Gewinn.
Hierin, wie in der besonderen Berücksichtigung der britischen
Pfingstbewegung besteht vor allem der eigenständige Wert der
vorliegenden Ausgabe.

Halle (Saale) Helmut Obst

• Diese Rezension erscheint verspätet ohne Verschulden des Rezensenten.

Agourides, Savas: The biblical content and vision of Or thodox
worship and spirituality (GOTR 22, 1977 S. 1-14).

Arias, Maximino: Evangelizacion en Amorica Latina (TyV 19,
1978 S. 93-100).

Dominguoz, Benito: La vida religiosa y el compromiso cn el mundo

(RAE 19, 1978 S. 35-73).
Fichet, Francoise; Vrga, Djuro J.: The appearance and growth of

Orthodoxy in France (GOTR 22, 1977 S. 214-226).
Gero, Stephen: The Byzantine church and the west: a survey of

recent research (GOTR 23, 1978 S. 69-82).
Harakas, Stanley S.: Orthodox church-state theory und American

demoerncy (GOTR 21. 1976 S. 399-422).