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Ausgabe:

1979

Spalte:

442

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Stupperich, Robert

Titel/Untertitel:

Erasmus von Rotterdam und seine Welt 1979

Rezensent:

Moeller, Bernd

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Theologische Litoraturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 0

442

Wogegen polemisiert Paulus im 2. Korintherbrief ? Gegen Juda-
lsten aus Palästina, die gnostisierende Tendenzen vorfolgen (291).
Dies gilt für beide Teile des 2. Korintherbriefes. Es ist freilich
in. E. nicht unbedingt mit einer Front zu rechnen und insofern
ist das Problem der Gegner und der literarkritischen Komposition
miteinander verbunden. In Kap. 5 handelt Paulus zweifellos mit
gnoslischen Gegnern - aber hier ist die Frage mit der textge-
■ohich.tlicb.en verbunden, ob in 2 Kor 5,3 ivfvadfisfoi odor ixifvad-
^evoi zu lesen sei. Barrett liest die erstgenannte Formulierung,
wahrend m. E. (mit R. Bultmann, Kommentar S. 137) die zweit-
genannte zutreffend ist. Barrett schließt sich G. Friedrich an (in
Festschrift für O.Michel: Abraham unser Vater, 1963, 181-213)
und nimmt an, daß gegenüber 1 Kor neue Gegner daseien und es
weh nicht um Gnostike.r handele (29f.) ,sondern: "the adversaries
werc ecrtainly Jews", die "Hellenistic characteristic" adoptierten
(30). Die HypotlK >se von D. Georgi, H. Köster u. J. Robinson, es
handele sich um hellenistisch-judenchristlieho ®tloi ävÖQes wird
- m. E. mit guten Gründen - abgelehnt (20f.). Freilich bleibt B.s
Position etwas undeutlich, insofern er mit den zwei Fronten des
Galaterbriefes die Gegner des 2 Kor zur Deckung zu bringen
sucht (31). Es hat in diesem Zusammenhang vielfach den Anschein,
als gehe B. im wesentlichen mit E. Käsemanns Arbeit von 1942,
,Die Legitimität des Apostels' (ZNW 41,33-71).

Die in der Einleitung zusammengefaßte "Theology at Corinth"
(3fiff.) gibt in Abschnitt a) zunächst die theologische Position der
Gemeinde, u. zw. auf der Basis von beiden Korintherbriefen, in
h) die Theologie des Paulus im Rahmen der korinthischen Situation
. Der Vf. meint, daß die Christologie beide Korintherbriefe
zusammenfasse und sie thematisch zum Ausdruck bringe: „Christus
ist der Herr" und 2 Kor nur in seltener Weise zeige "so personal
and existential an apprehension of what Iiis (sc. Paul's) propo-
sition means". Das wird gut in der Aufnahme der Kreuzestheologie
des Paulus (42-50) herausgearbeitet, wobei m. E. lediglich das
Thema des ,Apo3tolisehen Amtes' bzw. der ,Verkündigung der
Versöhnung Gottes mit der Welt durch Jesus Christus' zu wenig
herausgearbeitet und der spezifische Kern des 2. Korintherbriefes
nicht genügend profiliert wird.

Der Vf. hat alle bis in die jüngste Zeit führende einschlägige
Literatur aufgearbeitet und gibt, ohne je polemisch zu werden,
seine klaren Entscheidungen. Auch wenn man die literarkritischen
Cae8uren anders setzt als der Vf., ist man immer über die verworfene
Alternative im Kommentar unterrichtet und wird die Möglichkeit
aufgezeigt, sich anders zu entscheiden. Dem Vf. ist für sein
neues opus zu danken, nicht zuletzt auch für die Einbeziehung der
nichtenglischen kontinentalen Arbeiten - eine besondere Empfehlung
erübrigt sieh angesichts des Autors und seiner Leistung.

lleidolbcrd Erich Dinkler

Buchanan, G.W. and Wolfe, C: The "Second-First Sabbath"

(Luke 6:1) (JBL 97, 1978 S. 259-262).
Dahl, Nils A.: Interprcting Ephesiins: then and now (CThMi 5,

1978 S. 133-143).
Ellingworth, P.: Translation and Exegesis: A Gase Study (Rom

9,22ff.) (Bibl 59, 1978 S. 396-402).
Ferrando, Miguel Angel: La sexualidad human en el Nuevo

Testamento (TyV 18, 1977 S. 269-286).
Gamba, Giuseppe Giovanni: Struttura letteraria e significato

dottrinale di Mc. 2,23-28 e A, 1-6 (Sal. 40, 1978 S. 529-582).
Howard, George: Phil 2:6-11 and the Human Christ (CBQ40,

1978 S. 368-387).
Huffman, Norman A.: Atypical Features in the Parables of Jesus

(JBL 97, 1978 S. 207-220).
Ibuki, Yu: Lobhymnus und Fleischwerdung - Studie über den

johanneischen Prolog (AJB1 3, 1977 S. 132-156).
Johnsson, William G.: The Pilgrimage Motif in the Book of

Hebrews (JBL 97, 1978 S. 239-251).
Kloppenborg, John: An Analysis of the Pre-Pauline Formula in

1 Corl5:3b-5 in Light of Some Recent Literature (CBQ40,

1978 S. 351-367).
Murphv-O'Connor: Corinthian Slogans in 1 Cor 6:12-20 (CBQ 40,

1978 S. 391-396).

Lange, Harvey: The greater righteousness: theological ref lections
on Matthew 5:17-20 (CThMi 5, 1978 S. 116-121).

Mattill, A. J. Jr.: The Date and Purpose of Luke-Acts: Rackham
Reconsidered (CBQ 40, 1978 S. 335-350).

Ogawa, Akira: Le Probleme de l'Actualisation chez Matthjen
(AJBI 3, 1977 S. 84-131).

Onuki, Takashi: Die johanneischen Abschiedsreden und die synoptische
Tradition - eine traditionskritische und traditions-
gesehichtliche Untersuchung (AJBI 3, 1977 S. 157-268).

Ramaroson, Leonard: „L'Eglise, corps du Christ" dans les oerits
pauliniens (ScEs 30, 1978 S. 129-141).

Stylianopoulos, Theodore. G.: Historical and eschatological aspects
of t he lifo of the ehurch aecording to the New Testament (GOTR
22, 1977 S. 181-213).

Vonhoye, A.: Un modiateur des anges en Ga 3,19-20 (Bibl 59,
1978 S. 403-^11).

Villcgas, Beitran: Fe y eultura on el Nuevo Testamento (TyV l!*,
1978 S. 26-35).

Walker, W. M. O. Jr.: Jesus and the Tax Collectors (JBL 97. I 978
S. 221-238).

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Stupperich, Robert: Erasmus von Rotterdam und seine Welt.

Berlin - New York: de Gruyter 1977. IX, 210 S. 8°. DM 38,-.

Unter den zahlreichen Büchern, die Erasmus in letzter Zeit
gewidmet worden sind, zeichnet sich dieses durch eine gewisse
Einfachheit aus. In acht Kapiteln wird ein biographischer Uberblick
geboten, wobei die Lebensgeschichte als Abfolge von Lebons-
problemen und -themen dargestellt ist - Jugend, Studium, „Auf
dem Wege zu festen Zielen", Pädagogik, Politik, Bibelauslegung,
Selbstverteidigung, „Ausgleichende Motive im Alterswerk". Die
Darstellung orientiert sich weitgehend an den Briefen (deren
Quellenwcrt freilich problematisiert wird) und dem schriftstellerischen
Werk des Erasmus, sie besteht auf weite Strecken in einer
Paraphrase des Inhalts der Bücher. Zu einer Reihe von Forschungsproblemen
nimmt der Vf. Stellung: Als Geburtsjahr ist
am wahrscheinlichsten 1467 (wie A. F. C. Koch); das Compcndium
vitao stammt nicht von Erasmus (wie Ciahay); daß Erasmus ins
Kloster gezwungen worden sei, ist eine Legende; die Enttäuschungen
über das Pariser Studium, das Mißlingen einer Universitätslaufbahn
, die späte Doktor-Promotion hängen mit der
Rechtsminderung durch die uneheliche Geburt zusammen; das
Enchiridion ist nicht als KompendiHin der Theologie, sondern der
christlichen Frömmigkeit einzuschätzen (gegen Kohls). Im Einklang
mit der neueren Forschung hebt der Vf. für die beiden letzten
Lebensjahrzehnte des Erasmus das Schwergewicht der theologischen
Interessen und Tätigkeiten stark hervor, wobei weniger
die Aufenthalte in England als die Beschäftigung mit der Schrift -
auslcgung Vallas und des Hieronymus und die damit gegebene
Anregung zu eigenem Bibelstudium als auslösende Momente erscheinen
. Zu dem „geistvollen" Huizinga und dessen Versuch,
Erasmus „von der psychologischen Seite" zu erfassen, nimmt der
Vf. Distanz, aber auch in der Erörterung tieferer geistes- und
kirchenhistorischer Probleme übt er Zurückhaltung. Wie alle
anderen „großen" Fragen, so wird auch das Verhältnis des Erasmus
zur Reformation, der Streit mit Luther nur im Vorbeigehen
gewürdigt.

Göttingen Bernd Moeller

Gnesio-Lutherans, Philippists, and Formulators. A Finding List of
CCR Holdings. St. Louis: Center for Reformation Research
1977. VI, 78 S. 8° = Sixteenth Century Bibliography, 8. S 2.50.

Die vorliegende Liste verzeichnet 658 in The Center for Reformation
Research vorhandene Mikrofilme bzw. Mikrofiches von
Werken, die von etwa 100 Personen (ohne Philipp Melanchthon),
Grnppen oder Einrichtungen verfaßt wurden, die an der Heraus-