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1979

Kategorie:

Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1971» Nr. 6

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Milik ergibt sieh bei den Testamenten der Zwölf Patriarchen
(859f). Wie stark die Septuaginta-Forschung vorangeschritten ist,
zeigt § 121 mit seiner Zusammenstellung einer Fülle von Arbeiten
über die LXX-Überlieferung in den einzelnen Büchern des Alten
Testaments (954f.) und mit dem ausführlichen Hinweis auf die
neue Wertung der 5. Spalte der Hexapla, die durch den 1958
photomechanisch veröffentlichten, die „Mercatischen Fragmente"
enthaltenden Palimpsest ausgelöst worden ist (965f.).

Trotz alledem läßt sieh eine stete Kontinuität des Werkes von
O- Eißfeldt feststellen. Nicht nur die Gesamtkonzeption ist erhalten
geblieben, sondern auch die Gliederung im Großen und im
Kleinen, bis hin zu der Zahl und den Uberschriften der Paragraphen
, so daß sich jeder, der mit der 2. Aufl. vertraut ist, in der
3-/4. Aufl. zurechtfinden kann. Das Zurechtfinden ist noch dadurch
erleichtert, daß außer wenn sachliche Änderungen erforderlich
waren, die Diktion wörtlich erhalten geblieben ist, wobei
manchmal neu hinzugekommene Fakten oder Erwägungen in
form von Parenthesen oder Nebensätzen in den Text eingebaut
sind. Wo längere Auseinandersetzungen mit anderen wissenschaftlichen
Meinungen oder Ausführungen über neue Funde gebracht
werden, kehrt E. anschließend zum Text der 2. Aufl. zurück
. Freier schaltet E. mit seiner „Vorlage" in dem Abschnitt
über die Qurnrän-Schriften, da der neue Veröffentlichungs- und
Forschungsstand dies notwendig machte.

Eine große Kontinuität ist auch bei der wissenschaftlichen
Meinungsbildung zu konstatieren. Nur selten rückt E. von dem
zuvor geäußerten Standpunkt ab. Zu nennen ist hier folgendes:
Die vorsichtigere Formulierung bei der Wertung der apodiktischkategorischen
Gebote und Verbote als genuin israelitisches Gut
(3öf.93); die Annahme eines jeremianischen Kerns in Jer 50,17-20
(489, auf Grund eines eigenen Aufsatzes von 1961); die vorsichtige
Abgrenzung von der in der 2. Aufl. geäußerten These, die Erzählungssammlung
von Dan 1-6 sei schon im 3. Jh. v. Chr. entstanden
(710f.); die Annahme, Baruch 5,5-9 habe PsSal 11,2-7 als Vorbild
gedient und nicht umgekehrt, wie in der 2. Aufl. angenommen
(804); die Heraufrückung des Alters der Inschrift von Aäkr el
'Emir (918). Anderes ist bereits genannt worden. Die Änderung
des wissenschaftlichen Standpunktes betrifft nie Grundentsehei-
duugen, sondern bezieht sich immer nur auf Teilfragen.

Der unveränderte Nachdruck der 3. Aufl. zeigt, daß Eißfeldts
Position in allen wesentlichen Einleitungsfragen auch heute noch
aktuell geblieben ist.

Berlin Ludwig Wächter

Anderson, Bernard W.: Unity and diversity in god's creation: a

study of the Babel story (CThMi 5, 1978 S. 69-81).
Braulik, G.: Literarkritik und archäologische Stratigraphie.

Zu S. Mittmanns Analyse von Deuteronomium 4,1-10. (Bibl 59,

1978 S. 351-383).
learghail, F. O.: Sir 50,5-21: Yom Kippur or The Daily Whole-

Offering? (Bibl 59, 1978 S. 301-316).
Fischer, James A.: Ethics and Wisdom (CBQ 40, 1978 S. 293 bis

310).

Goldingay, John: Psalm 51:16a (English 51:14a) (CBQ 40, 1978
S. 388-390).

Hillers, Delbert R.: Berit 'äm: "Emancipation of the People"

(JBL 97, 1978 S. 175-182).
Ishida, Tomoo: ipjfll A Term for the Legitimization of the

Kingship (AJBI 3* 1977 S. 35-51).
Kohata, Fujiko: Die priesterschriftliche Uberlieferungsgeschichte

von Numeri XX 1-13 (AJBI 3, 1977 S. 3-34).
Kselman, John S.: The Recovery of Poetic Fragments from tho

Pentateuchal Priestly Source (JBL 97, 1978 S. 161-173).
McCarthy, Dennis J.: Exod3:14: History, Philology and Theo-

•ogy (CBQ 40. 1978 S. 311-322).
Moreno. Antonio: Fe y cultura en el Antiguo Testamente (TyV 19.

1978 S. 3-23).

~: Significado de la sexualidad en el Antiguo Testamente (TyV 18,

1977 S. 251-268).
Paul, Shalom M.: Fishing Imagerv in Arnos 4:2 (JBL 97, 1978

S. 183-190).

Scaer, David P.: Man made in the image of God and its relation-
ship to the first promise (Concordia theological quarterly 41,

1977 Heft 3 S. 20-35).

Sekine, Masao: Elias Verzweiflung - Erwägungen zu 1. Kö XIX

(AJBI 3, 1977 S. 52-68).
Strus, Andrzej: fitymologies des noms propres dans Gen 29,32-30,

24: valeurs littöraires et fonctionelles (Sal. 40, 1978 S. 57-72).
Toki, Kenji: The Dates of the First and Second Books of Macca-

bees (AJBI 3, 1977 S. 69-83).
Urbrock, William J.: Jeremiah: a man for our seasoning (CThMi 5,

1978 S. 144-157).

Waard, J. de: Translation Teehniques Used by the Greek Translators
of Arnos (Bibl 59, 1978 S. 339-350).

Wambacq, B. N.: 'eheyeh 'aSer 'eheyeh (Bibl 59, 1978 S. 317
bis 338).

Judaica

Sevenster, J. N.: The Roots of Pagan Anti -Semitism in the Ancient
World. Leiden: Brill 1975. VII, 235 S. gr. 8° = Supplements to
Novum Testamentum, XLI. Lw. hfl. 84,-.

Eine ausführliche Monographie über den antiken Antisemitismus
unter Einbeziehung sämtlicher Quellenaussagon war schon
seit geraumer Zeit ein dringendes Desiderat. Denn wir besitzen
zwar aus den letzten Jahrzehnten eine Reihe von kurzen Zusammenfassungen
, nicht zuletzt in Nachschlagewerken, sowie auch
einige Spezialuntersuchungen zu Einzelfragen, jedoch keine
Untersuchung, die das Problem als Ganzes anpackte. Hinzu kam,
daß eine ganze Reihe von älteren deutschen Studien recht unerfreuliche
Tendenzschriften waren.

Dem Vf. ist darum zu danken, daß er sich an diese nicht leichte
und auch heute noch aktuelle Aufgabe heranwagte. Sie ist ihm
auch aufs Ganze gesehen wohl gelungen.

In einer längeren Einleitung (1-35) begründet er zunächst,
warum er statt des heute üblichen Begriffs „Antijudaismus" noch
das in sich fragwürdige Wort „Antisemitismus" verwendet. Er
weist dabei darauf hin, daß das Verb lovdaiZetv (und analog
dazu das Substantiv 'lov(faiauus) vor allem die Bedeutung „nach
jüdischer Sitte loben" besaß und man die Ablehnung dieser
Lebensweise etwa bei Paulus oder Ignatius (Gal 2,14; Magn 8,1;
10,3) und dann in der Alten Kirche noch nicht von vornherein mit
dem modernen Bogriff des Antisemitismus identifizieren dürfe,
auch wenn man hier Von einem theologisch begründeten „Antijudaismus
" sprechen könnte. Er möchte daher, unter Berufung
auf F. Lovsky, Antisemitisme et mystere d'lsrael, 1955, an dem
Begriff des Antisemitismus trotz seiner Mißverständlichkeit festhalten
. Nicht jede kritische Auseinandersetzung mit der jüdischen
Glaubensweise dürfe als „Antisemitismus" verstanden werden.
Hier wäre doch zu fragen, ob nicht nach unserem heutigen Sprachgebrauch
die Vorsilbe „Anti-" von vornherein eine grundsätzlich
negative, verurteilende und d. h. zugleich voreingenommene Polemik
andeutet. Darum wäre doch das klarere Wort „Antijudaismus
" vorzuziehen, da« sich auch in der Literatur weitgehend
durchgesetzt hat. Religiöse Kritik an jüdischen Glaubensformen
muß nicht „Antijudaismus" sein, und eine grundsätzlich „anti-
judaistische" Haltung ist heute nicht mehr zu rechtfertigen.

Es folgt ein Überblick über die Quellenlagc verbunden mit Erwägungen
über besonders auffällige Motive des antiken „Antisemitismus
" und die Erörterung der besonderen methodischen Schwierigkeiten
, die durch die Zerstreutheit und Zufälligkeit der antiken
Quellen bedingt sind. Dabei wird deutlieh, daß es nicht nur durchgängige
Motive, wie etwa der Vorwurf des Eselskultes, sondern
auch bestimmte geographische und historische Schwerpunkte des
antiken „Antisemitismus" gab. Besonders erwähnt werden in
diesem Zusammenhang der Judenhaß Sejans und die von ihm
geplante Verfolgung sowie der verzweifelte jüdische Aufstand in
der Cyrenaika, in Ägypten und auf Zypern 116/117 n. Chr., die
auf die politische Komponente des antiken Antisemitismus hinweisen
.

Das erste Kapitel steht unter der lapidaren Überschrift „RaeeT"