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Ausgabe:

1979

Spalte:

11-34

Autor/Hrsg.:

Rudolph, Kurt

Titel/Untertitel:

Religionswissenschaft auf alten und neuen Wegen 1979

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 1

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Kenntnis Jesu gibt es nicht ohne Kenntnis von Jesus. Sie
vermittelt die historisch-kritische Forschung in einem Umfang
, der unserm Wissensdrang - natürlich - nicht genügen
will, der aber doch — kritisch beurteilt — erstaunlich groß
ist. Diese Kenntnisse im einzelnen wie in ihrer Summe sind
indessen der unterschiedlichsten Interpretation geöffnet,
übrigens obwohl wir sie nur durch das Filter einer bestimmt
geprägten Kenntnis Jesu haben. Kenntnis Jesu gibt erst das
Begreifen seiner ganzen Geschichte von ihrem Ende her, das
nicht im Kreuz, sondern in der Auferstehung gesetzt ist.

1 Die folgenden Überlegungen sind vorgetragen worden auf einer
Tagung der Luther-Akademie In Torgau 1976, die unter dem Thema
stand „Kennen wir Jesus?"

« Vgl den Literaturbericht über Jesusforschung seit 1965 von W. G.
Kümmel In ThR NF 40, 1975, 289-336; 41, 1976, 197-258; 43, 1978, 105-161,
E. Gräßer, Motive und Methoden der neueren Jesus-Literatur,
VF 18, 2, 1973, 3-45.

• Vgl dazu N. Walter, „Historischer Jesus" und Osterglaube, ThLZ
101 1976 Sp. 321-338 (mit Referat der neueren Diskussion); F. Hahn,
Methodische Überlegungen zur Rückfrage nach Jesus, in Rückfrage
nach Jesus, hrsg. von K. Kertelge (QD 63), Freiburg 1974, 52-77.

1 Das wird symptomatisch deutlich an dem Ort und der Art der
Behandlung des „synoptischen Kerygma" In dem Grundriß der
Theologie des Neuen Testaments von H. Conzelmann, München
1967: vgl. zur Kritik daran auch N. Walter (A. 3), 325 (s. auch F. Hahn
[A 3] 72).

' Ganz von dieser letztgenannten Ansicht getragen ist die in Anm. 2
genannte Kritik der „Motive und Methoden der neueren Jesus-Literatur
" von E. Gräßer.

' Vgl etwa O. Cullmann, Vorträge und Aufsätze 1925-1962, Tübingen
-Zürich 1962, 41-89; 141-158.

' vgl. D. Lührmann, Die Frage nach Kriterien für ursprüngliche
Jesusworte - eine Problemskizze, in: Jesus aux origines de la christo-
logie, hrsg. von J. Dupont (BETL XL), Gembloux 1975, 63, der richtig
sieht, daß aus methodischen Gründen „eine Rückfrage hinter die
überliefernde Gemeinde von der Formgeschichte her nicht möglich
ist".

• Vgl. dazu H. Schürmann, Die vorösterlichen Anfänge der Loglen-
traditiön, in: Der historische Jesus und der kerygmatische Christus,
hrsg. von H. Ristow und K. Matthiae, Berlin 1960, 342-370 (abgedruckt
in H. Seh., Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zu den synoptischen
Evangelien, Düsseldorf 1968. 39-65); B. Gerhardsson, Die Anfänge
der Evangelientradition, Wuppertal 1977; E. E. Ellis, New
Directions in Form Criticism, in: Jesus Christus in Historie und
Theologie, FS H. Conzelmann, hrsg. von G. Strecker, Tübingen
1975 299-315 (abgedruckt in E. E. E., Prophecy and Hermeneutlc in
Early Christianity [WUNT 18], Tübingen 1978, 237-253).

» Vgl. dazu F. Hahn (A. 3), 19-31.

Zu diesem Selektionsprozeß, der sich in der Geschichte der Überlieferung
fortsetzt, vgl. F.Hahn (A. 3), 14-18.

n vgl. dazu W. Trilling, Fragen zur Geschichtlichkeit Jesu, 3. Aufl.
Leipzig 1969, 52-62; Chr. Burchard, Jesus, in: Der kleine Pauly II,
Stuttgart 1967, 1344.

" Für die Propheten vgl. R. Meyer, Der Prophet aus Galiläa, Leipzig
1940, 41 ff.; ders., ThWB VI, 823 ff.

i« J. Schneider, ThWB VII, 573 (Anm. 11 Belege).

" Vgl. W. Trilling (A. 11), 69-71; R. Schnackenburg, Das Johannesevangelium
I. Freiburg-Basel-Wien 1965, 361.

u Vg| zur Korrektur eines gängigen Bildes P. Fiedler, Jesus und
die Sünder (BET 3), Frankfurt/M.-Bern 1976: F. dürfte freilich seinerseits
die Beziehung Jesu zu den „Sündern" etwas zu stark nivellieren
- s. auch den (redaktionskritisch ausgerichteten) Aufsatz von
M. Vöikel, „Freund der Zöllner und Sünder", ZNW 69, 1978, l-io
(merkwürdigerweise ohne jeden Bezug auf die Arbeit von Fiedler).

» Vgl. J. Roloft, Das Kerygma und der irdische Jesus, Göttingen
1970, 52-88. , „ .

" N. Walter (A. 3), 333 f., steht Aussagen über ein diesbezügliches
Handeln und Verhalten Jesu fragend gegenüber; indessen darf doch
wohl Jesu Wort und sein Handeln und Verhalten nicht voneinander
getrennt oder gar gegeneinander gestellt werden, auch wenn der
faktische Spielraum des Handelns Jesu möglicherweise eng umgrenzt
war.

« Vgl. z. B. M. J. Suggs, The Antitheses as Redactlonal Products,
in FS Conzelmann (s. A. 8), 433-444; Chr. Dletzfelbinger, Die Antithesen
der Bergpredigt (ThEx 186), München 1975; W. G. Kümmel,
ThR NF 43, 1978, 116-120; G. Strecker, Die Antithesen der Bergpredigt
(Mt 5, 21-48 par), ZNW 69, 1978, 36-72.

» So offenbar für den Grundstock der 1., 2. und 4. Antithese (sowie
die „Urtradition" der redaktionellen anderen Antithesen)
neuestens G. Strecker (A. 18), bes. 70-72.

" Vgl. Mk 1, 22!

" Vgl. E. Käsemann, Das Problem des historischen Jesus, in: Exegetische
Versuche und Besinnungen I, Göttingen 1960, 206; dagegen
G. Strecker (A. 18), 71.

* Vgl. Mt 11,2-6; dazu s. W. G. Kümmel, Jesu Antwort an Johannes
den Täufer (Sb Frankfurt XI, 4), Wiesbaden 1974.

«' Vgl. F.Hahn (A. 3), 51; anders freilich in einem gewichtigen
Beitrag A. Vögtle, Todesankündigungen und Todesverständnis Jesu,
in: Der Tod Jesu, hrsg. von K. Kertelge (QD 74), Frelburg-Basel-
Wlen 1976, 51-113; vgl. auch schon R. Bultmann, Das Verhältnis der
urchristlichen Christusbotschaft zum historischen Jesus, In: R. B.,
Exegetlca, Tübingen 1967, 452 f.

" Vgl. H. Schürmann, Jesu ureigener Tod, Fretburg-Basel-Wlcn
1975, 16-65 („Wie hat Jesus reinen Tod bestanden und verstanden").

" Vgl. dazu unten Anm. 29.

M Vgl. auch E. Käsemann, Die neue Jesus-Frage, In: Jesus aux origines
de la chrlstologle (s. A. 7), 50, der darauf hinweist, daß das.
was In der urchrlstllchen Verkündigung von der Geschichte Jesu
weitergegeben wird, „weder wenig noch belanglos" Ist.

«' Vgl. IThess 4,15-17 sowohl für die sog. vorpaullnlsche Tradition
als auch für Paulus selbst.

« Vgl. dazu J. Roloff (A. 16).

* Par Mt 26, 56: bei Lukas ausgelassen! Zur Historizität s. N. Walter
(A. 3), 330; Th. Lorenzen, Ist der Auferstandene in Galiläa erschienen
? ZNW 64, 1973, 210 f.; R.Pesch, Das Markusevangellum II,
Frelburg-Basel-Wlen 1977, 403.

" Theologie des Neuen Testaments I, Göttingen 1975, 276; vgl. auch
A.-L. Descamps, Portee christologlque de la recherche hlstorlque
sur Jesus, in: Jesus aux origines de la chrlstologle (s. A. 7), 33 f.

" Vgl. N.Walter (A. 3), 330; R. Bultmann (A. 23). 455, faßt bekanntlich
sogar für Jesus selbst die Möglichkeit ins Auge, „daß er zusammengebrochen
ist"; für den Glauben der Jünger an Jesus dürfte das
gelten.

■ Das ergibt sich aus der Rückkehr nach Galiläa, woher sie erst
durch die Erfahrung des Auferstandenen wieder nach Jerusalem
zurückgeführt werden: vgl. dazu L. Goppelt, Die apostolische und
nachapostolische Zeit (Die Kirche In ihrer Geschichte 1 A), Göttlngcn
1962, 11 ; auch R. Pesch (A. 29), 534. Zu Galiläa als Ort der Auferstehungserfahrung
s. Lorenzen (A. 29).

" Vgl. etwa J. Roloff, Anfänge der soteriologlschen Deutung des
Todes Jesu (Mk x. 45 und Lk xxil. 27), NTS 19. 1972/73. 38-64; L. Goppelt
, Theologie des Neuen Testaments II. Oöttingen 1976. 347. 420 ft.;
s. auch P. Stuhlmacher, Jesus als Versöhner, in: FS Conzelmann
(s. A. 8), 87-104.

" J. Becker, Das Gottesbild Jesu und die älteste Auslegung von
Ostern, in: FS Conzelmann (s. A. 8), 105-126, hält die Prädikation
Gottes als dessen, der Jesus von den Toten auferweckte, für die
älteste Deutung der Ostererfahrung; das Ist so freilich ganz unwahrscheinlich
, lenkt den Blick aber doch auf einen wichtigen
Aspekt.

" In dieser letztgenannten Weise ausdrücklich N. Waltor (A.3),
330 f.

■ Vgl. z.B. lKor 15, 4; Lk 24, 34; Röm 4, 25; IThess 4.14; die Erfahrung
der Auferstehung ist der Auferstehung selbst nach-, nicht vorgeordnet
(auch wenn sie erst durch die Erfahrung des Auferstandenen
sich bezeugt).

Religionswissenschaft auf alten und neuen Wegen

Bemerkungen zu einigen Neuerscheinungen'
Von Kurt Rudolph, Leipzig

Dem Gedenken an Walter Baetke (t 15. 2. 1978) gewidmet

Die Entwicklung der Religionswissenschaft (abgekürzt zur Rezension vorliegende Titel - so lassen sich darin trotz

Rw) in den letzten Dezennien zu einer weitgefächerten Dis- dem gegenwärtige Tendenzen in der Rw ablesen 'die ent-

ziplin mit internationalem Gewicht dokumentiert sich im- weder in ihr altes Profil gehören und es ofWon' ndor die

mer wieder erneut in ihren Veröffentlichungen. Es ist des- bemüht sind, neue Wege zu ersehnen r h 'r> k

halb von Zeit zu Zeit angebracht, den Lesern der ThLZ und dieser Wissenschaft entsprechen Der' bwren-zlo R-nirn

darüber hinaus einen Einblick in diese lange Zeit um ihre zwingt verständlicherweis.» »« v u^AT . i

civ^anHici^it rin^nH* wi^nschnft in ihr»™ __Mi * twna'icnerwe.se zur Kurze und kann vielfach

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Selbständigkeit ringende Wissenschaft in ihrem gegenwär- nur erste Information vermitteln 7un'rhJ n

tigen Status zu vermitteln, gerade weil von Außenstehenden einige Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte (1V) 7u'rl

- insbesondere auch von Theologen - oft noch entweder genstand und MethnHp n o i. mZ a- l'.ll'.TT

gewisse Vorurteile oder unklare, häufig veraltete Ansichten den, dann {2) a.s oesonders aussagek'ralu/'w " k

über Aufgabe und Charakter der Rw verbreitet sind*. Auch Publikationen, denen Ten 3 ) dnTnblSlnT T

wenn die im folgenden Revue passierende Literatur nur und Hilfsbücher änscnSßt um schlie liV mT- m

einen Ausschnitt darstellt - handelt es sich primär um belebung, £ SchSn