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Ausgabe:

1979

Spalte:

302-303

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Taschenbuch für Mitarbeiter der Kindergottesdienste 1979

Rezensent:

Kehnscherper, Günther

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 4

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allgomoin ästhetisch manches zu sagen. Oft hören wir zentrale
biblische Verkündigung, aber nie in lehrhafter Form, sondern mit
dorn Willen zu echter seelsorgerlicher Hilfe. So wirft das Blatt des
11. Juli die Frage auf, ob ich wirklich Gott in der Natur finde. Wir
werden vor einen in der schönen Alpenwelt Abgestürzten geführt,
mit dem in letzter Stunde gebetot und dem die Kreuzesbotschaft
bezeugt wird. „T)at wöör Hülp. Un dat allcns lehrt uns nich de
Natur." Bofreiend ist Bellmanns Andacht zum Reformationsfost:
irgendwo planen die katholischen Christen eines Dorfes ihren
Kirchbau. Darf die Gemeindo Land zum Bauplatz verkaufen? Der
lutherische Pfarrer ruft seine Gemeinde zu Spenden auf, und zur
Einweihung bläst der Posaunenchor; Text: Rom 15,7. Immer wird
die Verbindung von biblischer Verkündigung mit dem Leben heute
gesucht. Man kann da manches bekritteln, aber vieles lernen. Eine
gute, kernige Sprachform ist durchgehend erreicht. Man lese als
Beispiel Heinrich Krögers Wort zum Juni! Kraftwörter, die
gelegentlich begegnen, könnten ganz fohlen. S. 110 heißt es von
einem Kaktus, der trotz aller Fürsorge nicht gedeiht: „Dat Aaas
reugt sick nich", - ein vermeidbarer Schönheitsfehler.

Die kritische Hauptfrage stellt sich immer neu: ist die Arbeitsgemeinschaft
mit dem Gebrauch der verschiedenen niederdeutschen
Dialekte auf dem rechten Weg? Ein Andachtsbuch will in
der christlichen Familie gelesen, am besten vorgelesen werden. Nun
ist schon das reine Lesen eines plattdeutschen Textes eine Kunst.
Jetzt kommt die Aufgabe hinzu, die erheblichen Spracheigentümlichkeiten
der verschiedenen Dialekte zu begreifen und ihnen den
hoimischen Ausdruck zu geben. Das scheint uns eine unrealistische
Forderung zu sein. Ich legte einer Expertin des mecklenburgischon
Platt, oinem der ersten Mitarbeiter am Mecklenburgischen Wörterbuch
, einige Sätze aus verschiedenen Texten mit mir unverständlichen
Ausdrücken vor. Auch sie kannte sie nicht! Was wird man
dann vom einfachen Menschen in Stadt und Land orwarten können
! Das Buch ist gewiß sehr hilfreich bei einsamen Versuchen von
Pastoren, ihre Vorkündigung analog zu gestalten. Eine volksmissionarische
Breitenwirkung kann das Buch in seiner heutigen
Gestalt nicht entfalten, denn das verhindert seine Sprachgestalt.
Zum Vergleich denke man an die Umarbeitung des plattdeutschen
Neuen Testamentes von R.Muuß in die mittelholsteinische Mundart
, mit der Begründung, sie würde in ganz Niederdoutschland
leicht verstanden. Ein Andachtsbuch zur täglichen Erbauung kann
die Barriere des Unverständlichen aus der Sprachmasse dor seit
Jahrhunderten auseinandergotretenen niederdeutschen Dialekte
nicht vortragen.

Alles Gesagte gilt auch für die „Plattdüütschen Predigton", die
von dem gleichen Arbeitskreis herausgegeben sind. Doch ist dor
kritische Haupteinwurf hier gemildert, denn ein Sammelband solcher
Art gehört in das Studierzimmer dos Pastors, wo er kritisch an
seiner Art dos plattdeutschen Predigens zu arbeiten hat. Schon ihm
dürfte in manchem Einzelfall Schweres zugemutet werden. Aber er
Wag tragen können, was dem Bauern und Handwerker nicht möglich
ist.

Ilostock Gottfried Holtz

Blaser, Klauspeter: Gottes Heil in heutiger Wirklichkeit. Uber-
legungen, Beispiele, Vorschläge. Frankfurt/M.: Lembeck [1978].
118 S. 8°. Kart. DM 18,-.

Böhme, Wolfgang: Selbstvorwirklichung und Liebe. Der Weg der
Frau zu sich selbst. Metzingen: Brunnquell-Verlag [1977]. 80 S.
8°. Kart. DM 6,80.

Gangel, Kenneth O.: Competent to Lead. Chicago, III.: Moody
Press [1978]. 144 S. 8°.

Gopfert, Peter: Brot des Lebons, Licht der Welt. Andachten, Besinnungen
, Gebete für Jugendliohe. München: Claudius-Verlag
[1978]. 1G0 S. kl. 8°. Kart. DM 7,50.

Kasper, Waltor: Zukunft aus dem Glauben. Mainz: Matthias-
Grünewald-Verlag [1978]. 112 S. 8°. DM 9,80.

Koyama, Kosuke: Das Kreuz hat keinen Handgriff. Asiatische
Meditationen. Göttingen: Vandeuhoeck & Ruprecht [1978].
111 S. gr. 8° = Theologie der ökumone, 16. DM 16,80.

Thomas, Robert L.: Understanding Spiritual Gifts. The Christian's
Special Gifts in the Light of 1 Corinthians 12-14. Chicago, III.:
Moody Press [1978]. 238 S. 8".

Verweyen, Hansjürgen: Nach Gott fragen. Anselms Gottesbegriff
als Anleitung. Essen: Ludgerus Verlag [1978]. 96 S. 8° = Christliche
Strukturen in der modernen Welt, 23. DM 10,80.

Praktische Theologie: Pädagogik

I »ngardt, Wolfgang [Hrsg.]: Taschenbuch für Mitarbeiter der Kindergottesdienste
, 1977. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn [1976]. 80 S. 8°. Kart. DM 5,80.

Das Taschenbuch für Helfer der Kindergottesdienste wurde 1977
bereits im 74. Jahrgang herausgegeben. Dennoch erscheint eine Besprechung
gerade dieser Ausgabe durchaus angebracht. Oberstudienrat
Wolfgang Longardt vom Evangelischen Zentrum Rissen/
Hamburg, seit Jahren anerkannter Kindergottesdienstfachmann,
legt ein völlig umgestaltetes Arbeitsbuch vor, das eine beachtenswerte
didaktische Neukonzeption erkennen läßt.

Katechetischer Kindergottesdienst steht weithin unter der Norm,
jeden Sonntag eine in sich geschlossene biblische Perikope zu berücksichtigen
. Biblische Inhalte wollen so dargelegt werden, daß
sie sich einerseits aus ihrem Kontext heraus verstehen lassen, andererseits
aber auch die Kinder in ihrem Lebenszusammenhang
und Vorverständnis, ihrer Situation und Erlebniswelt angehen.

Im orziehungswissenschaftlichen Donken und Planen setzt sich
heute eine Tendenz zu stärkerer theoretischer Fundierung und
Leitung des pädagogischen Handelns durch. Die Herstellung des
Bezugs dor Texte zur Welt der Kinder sollte nicht mehr zufällig
und beiläufig vorgenommen werden, sondern eine gewisse Lernziel-
Orientierung anstreben. Klar formulierte Lernziole und didaktisch
verantwortete Teilschritte im Gesamtverlauf des Kindergottesdienstes
helfon dazu, daß im gesamten Leben, Denken und Handeln
der Kirche in diesem Bereich jeweils ein Grundmotiv in den
Freuden und Nöten der Alltagswelt der Kinder aufgezeigt wird,
das zu seiner Beantwortung den Rückgriff auf die biblische Botschaft
, den Text, erfordert.

Der Vf. bietet Vorschläge an, dieser Aufgabenstellung entsprechende
Medien einzusetzen und dabei auf ein breit gefächertes
Angebot im Bereich der Möglichkeiten der Lernorganisation zurückzugreifen
. Dieses theologisch-didaktische Anliegen setzt neue
Formen des Gottesdienstes der Kindor und für Kinder aus sich
heraus, wie sie dor Vf. schon mehrfach vorgelegt hat (Neue Kinder-
gottosdienstformen, 1973, vgl. ThLZ 99, 1974 Sp. 789-791; Neue
Kindergottesdienstformen 2., 1976).

Violleicht könnte man in den nächsten Jahren noch stärker
herausarbeiten, was eine Kindergruppe in ihrer konkreten Lebenssituation
im Hinblick auf ihre Gegenwart und Zukunft als biblisches
Grundwissen, als Erkenntnisbesitz und als Heilsangebot zugeeignet
bekommen, erarbeiten und behalten soll.

Der einzelne Pfarrer und Mitarbeiter ist hier überfordert, wenn
ihm nicht durch gemeinsam erarbeitete, präzisierte Themenpläne
hinsichtlich der biblischen Texte zugearbeitet wird, didaktisch geordnetes
Material, lernzielorientierte Information sowie Hinweise
auf mögliche Medien, Gestaltungsformen und Entfaltungsideen
angeboten werden.

Hier setzt das Angebot des Vf. ein. Für jeden Sonntag bringt er
eine Rubrik „Entfaltungsideen", die Impulse zum Thematisieren
geben. Hinzu kommen Hinweise auf Medien, die sich zu diesem
Thema bereits bewährt haben. Die Namen der Sonntage und ihre
Bedeutung im Kirchenjahr wird kurz erklärt. Als echte Hilfe sind
auch die zahlreichen Gebetsvorschläge anzusehen, die als Impulse
für das gottesdienstliche Handeln mit den Kindern und für dio
Kindor erarbeitet sind.

Ein Verzeichnis des zur Zeit tatsächlich erreichbaren Arbeitsmaterials
für den Kindergottesdienst vervollständigt neben den
Themenplänen, dem Kalendarium und Anschriftensciton das
praktische Bändchen.

Wichtig sind auch die kritischen Denkanstöße, die in der Vorbereitung
zwischen Leiter und Mitarbeitern diskutiert werden sollen
: „Haben sich vielleicht in Ihren Kindergottesdienst so etwas
wie Trott und ermüdonde Gewohnheit eingeschlichen?" (43) -