Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1979

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

287

Theologische Litcraturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr.4

288

dringlich gemacht und Wege des Verstehens der Zeugen untereinander
gezeigt.

Neuendettelsau Wilhelm Andersen

Christliche Archäologie

Gutmann, Joseph [Ed.]: The Temple of Solomon. Archaeological
Fact and Medieval Tradition in Christian, Islamic and Jewish
Art. Missoula, Montana: Scholars Press for The American Aca-
demy of Religion and The Society of Biblical Litcraturo [1970].
XII, 158 S., 38Taf. 8° = American Academy of Religion,
Society of Biblical Literature, Religion and the Arts, 3.

In diesem Band sind die Vorträge vereinigt, die fünf Gelehrte
beim Jahrestreffen der Society of Biblical Literature am 9.11.1973
in Chicago über den salomonischen Tempel und sein Nachleben in
der christlichen, islamischen und spanisch-jüdischen Literatur und
Kunst gehalten haben.

Am Anfang steht: Jean Ouellette, The Basic Structure of
Solomon's Temple and Archaeological Research (1-20). Der Vf.
bietet einen kurzen, aber guten Überblick über den neueren Stand
der Forschung, zu der er selbst weiterführende Beiträge geleistet
und wichtige Einsichten vermittelt hat. Die jüngst in Nordsyrien
entdeckten mittel- und spätbronzezeitlichen Anten-Tempel von
Ebla (Teil Mardich), Mumbaqat und Emar (Meskene), durch welche
die Lücke von mehr als einem Jahrtausend zwischen den
Anten-Tempeln von Toll Chuwera einerseits und dem salomonischen
Tempel und dem von Teil Tainat andererseits geschlossen
und damit A.Alts Frage nach „Verbreitung und Herkunft des
syrischen Tempeltyps" (Kleine Schriften II, 100-115) definitiv beantwortet
wurde, waren noch nicht publiziert, als der Vf. sein
Manuskript abschließen mußte. Näheres hierzu im Biblischen Reallexikon
, 21977, 333-342, bes. 337-341 mit Abb. 85, 27-32.

Nachdem mit diesem Beitrag der Ausgangspunkt des Symposiums
umrissen war, folgten die Beiträge über „die mittelalterliche
Tradition in der christlichen, islamischen und jüdischen Kunst".

Stanley Ferber, The Temple of Solomon in Early Christian and
Byzantine Art (21-43), weist drei Typen der Illustration dos salo-
mon. Tempels auf: l.dio erzählende Darstellung, erläutert am
Beispiel des Begleittoxtes des Illustrators der Quedlinburgor Itala.

2. Die ganz schematische Darstellung des Tempels unter Hervorhebung
der liturgischen Gefäße und Kultgegenstände in hebräischen
Bibeln des 13. und 14. Jh., die auf palästinische Tradition des

3. Jh. n.Chr. zurückgehen können, und 3. der durch den Codex
Amiatinus vertretene Illustrationstypus, der in späthellonistisch-
jüdischen Überlieferungen wurzelt. - Walter Cahn, Solomonic
Elements in Romanesque Art (45-72), geht von der Tatsache aus,
daß etwa von 1000 n. Chr. an bis in die Zeit dos Humanismus, also
bis ins 16. Jh., die westl iche Christenheit die omaj jadischen Bauten
im einstigen Tempelbezirk von Jerusalem für salomonisch hielt.
Er setzt ein bei C.H.Krinsky, Representations of the Temple of
Jerusalem before 1500, Journal of the Warburg and Courtauld
Institutes 33, 1970, 1-19, und konzentriert sich im folgenden auf
Details aus dem 11.-13. Jh., z. B. auf die stark verbreitete Flämische
Karte von Jerusalem, die u. a. den Felsendom als „Templum
Domini" zeigt sowie die Substruktionen unter der Südostecke des
herodianischen Temenos als „stabulum Salomonis", und auf
lachim und Booz im Dom zu Würzburg. - Priscilla Soucek, The
Temple of Solomon in Islamic Legend and Art (73-123) ist drei
Fragen bzw. Gegenständen gewidmet: 1. Welche Informationen
über Lage, Struktur und Dekoration des salomon. Tempels sind in
den islamischen Quellen überliefert? 2. Welche Bedeutung hatte -
wenn überhaupt - die Kenntnis über den salomon. Tempel bei der
Entscheidung dos Kalifon Omar ibn al-Chattab, die erste Moschee
von Jerusalem auf der Südseite des traditionollen Berges Moria zu
errichten? 3. Das Verhältnis der mit dem Tempel verknüpften
Traditionen zu den komplexen Legendengruppen von der „Nachtreise
" (des Propheten Muhammad nach Jerusalem) und der „Auffahrt
" (Muhammads in den Himmel). - Joseph Gutmann, The
Messianic Temple in Spanish Medieval Hebrew Manuscripts (125

bis 145), weist 20 illustrierte Handschriften in den Bibliotheken
Von Istanbul, Jerusalem, Kairo, Kopenhagen, London, Mailand,
Modena, New York, Paris, Parma und Rom nach (134-138). Die
Texte zeigen eindeutig, daß die Darstellungen des Heiligtums auf
dem Eingangsblatt dieser Bibelhandschriften den Glauben an die
Wiederherstellung des Tempels in der mossianischon Zukunft
bezeugen.

Man wird - nicht nur im engeren Kreiso der Fachgenossen - den
fünf Autoren dankbar soin für die zahlreichen Anregungen, die sie
dem Leser in dem kleinen, gut dokumentierten Band bieten. Ein
ausführliches Stichwortregister erleichtert seine Benutzung.

Tübingen Arnulf Kuschko

Boraas, Roger S., and Siogfricd Horn: Heshbon 1971. The Socoud
Campaign at Teil Hcsbän. A prelimiuary Roport. With Contri-
butions by M. Ayaion, F.M.Cross, L.T. Geraty, D.Harvoy, 0.
Labianca, J.A.Sauor, H.O.Thompson, and S.D.Waterhouse.
Berrien Springs, Mich.: Andrews University Press 1973. VIII,
144 S. m. 10 Abb., 16 Taf. gr. 8° = Andrews University Mono-
graphs, VI. Lw. $ 7.90.

Nachdem 1988 die erste Kampagne der Ausgrabungen auf der
Akropolis des teil hesbän stattgefunden hat (vgl. AUSS 7, 1969,
97-239), folgte, bedingt durch politische Schwierigkeiten, erst 1971
die zweite Kampagne. Der Direktor war wieder S.H.Horn und
R. S. Boraas der Chef-Archäologe. Beidon erfahrenen Wissenschaftlern
stand ein Team von 51 Helfern, 40 Ausländern und 11 Jordaniern
, zur Seite. Die Ziele der letzten Kampagno bostanden weithin
in dor Weiterführung der begonnenen Arbeiten sowie der Klärung
und besseren Absicherung ihrer Ergebnisse. Zu diesen gehört ein
beachtlicher Fund von 66 mameluckischen Münzen, deponiert in
einer Tonlampe, die Reste einer byzantinischen Kirche, deren Ausdehnung
noch nicht völlig geklärt werden konnte, weiter dio Freilegung
einiger in dor Nähe des teils befindlicher Gräber aus römischer
Zeit, darunter das erste Rollsteingrab des Ostjordanlandes
und ein sehr schönes, von einer mit Zapfen versehenen Steinplattentür
verschlossenes sog. „Swinging Door Tomb", schließlich auch
zwei Ostraka, die, weil bereits 1968 eines zutage gefördert wurde,
die Nummern II und III erhielten, wobei Nr.II etwa dem ausgehenden
6. Jh. v. Chr. ontstammt, aramäisch beschrieben ist und
u. a. den volkstümlichen Namon Tamak'el und dio Wendung „die
Söhne von Gubla'" (vgl. Ps 83,8) enthält, während von Nr. 111 nur
zwei oder drei Buchstaben in früharabischem Duktus (8.-9. Jh.) zu
lesen sind. Am wertvollsten erscheint jedoch die Abklärung der
Stratigraphie. 16 verschiedene Schichtungen konnten markiert
und zeitlich bestimmt werden. Während der toll Besiedlungslücken
zwischen 500 v. Chr. und der frührömischen Zeit (um 31 v. Chr.)
sowie zwischen 750 und 1200 n. Chr. und abermals zwischen 1456
und 1918 aufweist, blühte die damals Esbus genannte Siedlung vor
allem von 31 v. Chr. bis in die Omajjaden-Zoit (um 750) und nochmals
von 1260 bis 1456. Das für den Alttestamentler überraschendste
Ergebnis ist jedoch dies, daß die frühesten, bisher zutage gebrachten
Überreste ein paar Scherben der späten Eisen-II-Zeit und
vielleicht ein derselben Zeit zuzuweisender Mauertrakt sind. Der
von den Ausgräborn daraus gezogene Schluß, daß der teil nicht mit
dor Hauptstadt Sihons aus der Moso-Zeit identisch ist, seheint
jedenfalls derzeit zwingend. So begleitet man allenthalbon mit
besonderem Interesse den Fortgang der Grabung in der Hoffnung,
daß dieses argumentum o silentio noch weiter abgesichert werden
kann.

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Kuhn, Heinz-Wolfgang: Zum Gekreuzigten von Giv'at ha-Mivtar.
Korrektur eines Versehens in der Erstveröffentlichung (ZNW 69,
1978 S. 118-122).

Wischmeyer, Wolfgang: Die Entstehung der christliehen Archäologie
im Rom der Gegenformation (ZKG 89, 1978 S. 136-149).