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Ausgabe:

1979

Spalte:

257-259

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Rupprecht, Konrad

Titel/Untertitel:

Der Tempel von Jerusalem 1979

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr.4

258

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S. 151 Z. 12 v. u. 1. CWestermann

S.161 Z.8 v. u. I. vom

S.214 Z.101. Scharbert

S.277 Z.7 1. 1900

Heidelberg Claus Westcrmann / Jürgen Kegler

Rupprecht, KonraJ: Der Tempel von Jerusalem. Gründung Salo-
ruos oder jebusitisches Erbe? Berlin - New York: de Gruyter
1977. X, 109 S. gr. 8° = Beiheft zur Zeitschrift für die alt-
testamentliche Wissenschaft, 144. Lw. DM 48,-.

Konrad Rupprecht versucht in seiner Untersuchung, die auf eine
im Jahre 1974 angenommene Heidelberger Dissertation zurückgeht
, die vorisraclitische, jebusitischc Herkunft des Jerusalemer
Jahwetempels nachzuweisen. Eine solche Vermutung liegt in der
zeitgenössischen Tendenz, dem jebusitischen Kultwesen, von dem
man im Grunde nichts Authentisches weiß, einen starken Einfluß
auf die rituelle und geistige Gestaltung der Jahwereligion zuzuschreiben
. Auf einige Vorläufer seiner Hypothese weist R. hin (49,
99), wie überhaupt die bislang geäußerten Vermutungen der Verfechter
der Jebusiter-Theorie als Argumonte aufgenommen worden
. Entscheidend für das Ergebnis der vorliegenden Studie sind
aber dos Vf. eigene scharfsinnige Untersuchungen, die neue und
beachtenswerte Gesichtspunkte in die Debatte einbringen.

Eine gründliche Analyse der alttestamentlichen Nachrichten
über den Tempelbau „in baugeschichtlicher Sicht" zeigt, daß von
den üblicherweise grundlegenden Baumaßnahmen nichts berichtet
wird (18-40). R. folgert aus diesem Sachverhalt, daß es sich bei
Salomos Tempelbau lediglich um die Erweiterung und Restaurierung
eines schon bestehenden Gebäudes gehandelt habe, und unterstützt
seine Auffassung durch eine Untersuchung der Wurzel bnh,
deren große Anwendungsbreite für Bauvorhaben unterschiedlichen
Charakters und Ausmaßes deutlich gemacht wird.

In einer weiteren umfangreichen Erörterung widmet sich der Vf.
der Frage nach der Historizität des Ladezoltes, das David in Jerusalem
aufgestellt haben soll (51-99). Dio Analyse der in Betracht
kommenden Belege führt zu einem negativen Ergebnis. Davids
Ladezelt ist lediglich „ein überlieferungsgeschichtlich sekundäres
Bindeglied zwischen Ladeeinholung durch David und Ladeüberführung
in den Tempel unter Salomo" (99). Besondere Bedeutung
gewinnt in R.s Argumentation die Erwähnung der Lade in Verbindung
mit Jerusalem im Komplex der ,Thronfolgegeschichte'. In
dieser ältesten Tradition über das Schicksal der Lade in der Zeit
Davids finden sich zwar „keinerlei direkte Angaben über den baulichen
Charakter der Ladeunterkunft in Jerusalem", es wird aber
deutlich, daß die Lade ihr „Standquartier" in Jerusalem hatte
(2Sam 15,24ff). Wenn weiterhin die Thronfolgegeschichte 2Sam
12,20 ein bet jhwh - „doch wohl in Jerusalem" - erwähnt, dann
liegt es nahe, den Aufbewahrungsort der Lade in diesem Haus
Jahwes zu suchen. Diese Beweisführung hat nun freilich ihro

Schwächen. Nach lKön 1,39 kennt die Thronfolgegeschichte ein
kultischen Zwecken dienendes Zelt in Jerusalem. Haus oder Zelt?
Unter Berücksichtigung der Austauschbarkeit der Begriffe ohad
und bajt entscheidet sich R„ dem Ziel seiner Untersuchung gemäß,
für bajt. 2Sam 12,20 sei an ein „konkretes Heiligtum" gedacht,
während es lKön 1,39 „nicht so sehr um ein bestimmtes Heiligtum
" gehe, „sondern um den Nachweis einer bestimmten Qualität
des Öls", das Zadok aus jenem ,Zelt' herbeiholt (83f). Schwerlich
dürfte diese Argumentation die Position der Fachleute, die an der
Existenz von Davids Ladezelt festzuhalten wünschen, erschüttern.
Nicht so überzeugend, wie es R. erhofft, ist auch der Nachweis des
sekundären Charakters des Hauptbelegs für die Historizität des
Ladezeltes im letzten Kapitel der Ladeorzählung. Immerhin ist der
Versuch interessant, die Erwähnung des Zeltes als Endstation der
Ladeüberführung in 2Sam 6,17 als Aufnahme der entsprechenden
Aussage von 2Sam 7,2 zu erklären, wobei der literarische Ursprung
der Nathansweissagung insgesamt der deuteronomisch-deutero-
nomistischen Epoche zugeschrieben wird. Gleichwohl ist es dem
Vf. gelungen, die Zweifel an der Geschichtlichkeit des Ladezeltes so
zu mehren und zu verdichten, daß es neuer positiver Argumente
bedarf, um fürderhin mit seiner Existenz rechnen zu können.

Besonderes Gewicht erhält in R.s Hypothese die 2Sam 24,16 ff
mitgeteilte Uberlieferung von Davids Altarbau auf der von dem
Jebusiter Arauna erworbenen Tenne (5-17). Diese Erzählung birgt
angeblich die alte vorisraelitische Kultlegende der heiligen Stätte
in Gestalt eines Berichts über eine dort einst dem sagenhaften
König Arauna zuteil gewordene Theophanie. Die Motive des Grund-
stückkaufs und des Altarbaus seien bei der sekundären Übertragung
der Legende auf David hinzugefügt worden, um die alte vorisraelitische
Geschichte der heiligen Stätte und des auf ihr vom Vf.
vermuteten ehrwürdigen jebusitischen Kultgebäudes zu verschleiern
. Der Altarbau kann dabei im Unterschiede zum Grundstückskauf
durchaus ein geschichtlicher Vorgang sein. R. nimmt
an, daß die zur Ätiologie von Davids Altarbau umfunktionieret
jebusitische Kultlegende „als Lokaltradition beim Jahwe-Tempel
von Jerusalem gepflegt worden ist" (102). Die Verfasser des Nachtrags
zur deuteronomistischen Darstellung der Davidszeit schöpfen
bei der Gestaltung von 2Sam 24,16 ff aus dieser Überlieferung. Der
Chronist entlehnt ihr darüber hinaus die Nachricht von der Identität
der Tenne des Arauna mit dem Standort des Jahwetempels
(2Chr 3,1), die von der deuteronomistischen Erzählung über den
.Tempelbau' Salomos (lKön 6) bewußt verschwiegen wurde. Insofern
kommt nach Meinung des Vf. der Chronist dem tatsächlichen
historischen Sachverhalt schon etwas nähor. Entsprechendes gilt
von seinen Bemühungen, David einen möglichst großen Anteil am
Tompelbau einzuräumen. Der historische Sachverhalt selbst ist
dann leicht zu umreißen: David übernimmt nach der Eroberung
Jerusalems einen auf der .Tenne des Arauna' befindlichen jebusitischen
Tempel und bringt später in diesem Gebäude die Lado Jahwes
unter. Salomo unterzieht einige Jahrzehnte danach das Bauwerk
lediglich einer umfassenden Rekonstruktion.

R. behauptet nun freilich nicht, einen schlüssigen Beweis für
diese Vermutung liefern zu können. Er sieht in ihr nur eine Möglichkeit
, „sowohl die generellen Ubereinstimmungen als auch die
Differenzen in den Einzelheiten zwischen den uns vorliegenden
Überlieferungen von der frühen israelitischen Kultusgeschichte
Jerusalems sinnvoll zu erklären" (105). Ob dies überzeugend gelungen
ist und überhaupt gelingen kann, mag dahingestellt bleiben.
Jedenfalls tauchen neue Fragen auf. Auf einen wichtigen Umstand
macht der Vf. selbst einleitend kurz aufmerksam: Bei dem jebusitischen
Kultgebäude am heiligen Felsen müßte es sich um einen
„Tempel oxtra muros" gehandelt haben (3). Dafür gibt es kein
archäologisch belegtes Beispiel. Es ist überhaupt schwierig, sich
vorzustellen, daß der Haupttempel des jebusitischen Jerusalem
mit den erforderlichen Nebenanlagen außerhalb der schützenden
Mauern der Stadt gelegen haben soll. Dann müßte auoh David die
Edelraetallbeute seinor Feldzüge, die er Jahwe weihte (2Sam8,7 ff),
d. h. als Kriegsschatz und Staatsreserve im Tempel hinterlegte,
einem dergestalt unsicheren Gewahrsam und außerdem noch der
Obhut von Kultfunktionären des von ihm gewaltsam annektierten
jebusitischen Stadtstaates anvertraut haben. Wie stimmt das im
übrigen mit der von R. öfters herangezogenen und als historisch
zuvorlässig gewerteten Nachricht 2Sam 15,24 ff überein, wonach