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Ausgabe:

1979

Spalte:

237-240

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Lara, Elias R.

Titel/Untertitel:

Sacerdocio - culto o ministerio 1979

Rezensent:

Wendelborn, Gert

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237

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 3

2.38

Ansätze weitgehend rezipiert. Sie werden dahingehend ausgebaut
, daß zum Proprium des Laien die Verchristlichung der
„Welt", zu dem des Klerikers die innerkirchliche Zurüstung
zu dieser Aufgabe erklärt wird. Das kirchliche Amt ist somit
weniger Ausdruck einer potestas als eines ministethtm. Es
gelingt den Konzilsvätern jedoch nicht, deutlich das Spezifikum
des laikalen Charismas herauszustellen; andererseits läßt sich
die strenge Trennung zwischen weltlichem und kirchlichem
Bereich nicht durchhalten. So ergeben sich divergierende Interpretationsmöglichkeiten
, denen das 4. Kap. (185-271) bis
in das Jahr 1975 nachgeht. Ein Anhang referiert über die
ökumenischen Dokumente zur Amtsfrage (273—296). Ein umfängliches
Literaturverzeichnis (297—326) und ein Autorenregister
runden den Band ab.

Die Vfn. hat mit bewunderungswürdigem Fleiß und immensem
Arbeitsaufwand das oft weit auseinanderliegende
Material zusammengetragen, gesichtet und übersichtlich vorgelegt
. Nicht nur die repräsentativen Werke, sondern auch
die uferlose Aufsatzliteratur kommt, fast lückenlos, zur
Sprache. Die akribisch gearbeiteten Anmerkungen geben weiterführende
Literatur auch zu Nebenfragen an (z. B. über die
Bischofssynoden 186f, das Verhältnis Lehramt und Theologie
241f, das Priestertum der Frau 243). Die Studie wird
damit zu einer Fundgrube, die nicht so schnell erschöpft
werden wird. Sie zeichnet sich weiter dadurch aus, daß die
vorhandenen Urkunden in ihrer ganzen Breite befragt werden
: neben den exegetischen und systematischen Abhandlungen
werden auch die Beiträge aller anderen theologischen
Disziplinen und die kirchenamtlichen Dokumente aller Ebenen
vorgestellt; nicht zuletzt werden die kirchensoziologischen
Fakten einbezogen.

Der Schwerpunkt des Buches liegt im Referat, nicht so sehr
in der kritischen Untersuchung. Eine erfreuliche Ausnahme
ist das 3. Kap. Fast nirgendwo scheint der eigene Standpunkt
der Autorin durch, kaum werden die referierten irgendwo
gewürdigt. Trotzdem gelingt es ihr, die Entwicklung deutlich
hervortreten zu lassen und deren wesentliche Marksteine
sichtbar zu machen. Die klare Gliederung hilft wesentlich zu
diesem Erfolg.

Einige kritische Anmerkungen können nicht unterbleiben.
Was 38f als Meinung des I. Vatikanischen Konzils vorgetragen
wird, ist in Wirklichkeit nur der Inhalt von Vorlagen, die niemals
von der Kirchenversammlung verabschiedet worden sind.
Sie bleiben daher — sicher nicht unmaßgebliche — Privatarbeiten
ihrer Verfasser. — Nicht aufrecht erhalten werden
kann die kategorische These, das Tridcntinum habe das allgemeine
Priestertum abgelehnt (182). Nur dessen reformatorische
Fassung wurde zurückgewiesen, wie u. a. K. J. Becker,
Wesen und Vollmachten des Priestertums 106 (den die Vfn.
S. 7 ausdrücklich nennt!) gezeigt hat. Vgl. dazu auch DS 1741
und 1764, wo deutliche Distinktionen sichtbar werden. — Unverständlich
ist S. 208 der Satz „Die Ursache .. .". — Durchweg
verstümmelt wird C. Vagaggini zu Vagaggiani (97f, 323,
330).

Diese Ausstellungen können das Verdienst U. Schnells nicht
schmälern, der theologischen Forschung ein anregendes, hilfreiches
, weiterführendes Arbeitsinstrument an die Hand gegeben
zu haben.

Bochum Wolfgang Beinert

Royön, Elias S. J.: j, Sacerdocio: Culto o Ministerio? Una re-

interpretaeiön del Concilio de Trento. Madrid: eapsa 1976.
XV, 439 S. 8° = Publicaciones de la Universidad Pontificia
Comillas Madrid (Continuaciön de Bibliothcca Comillensis)
Serie I, Estudios, 4, Teologia III, 2.

Elias Royön Lara, ein spanischer Jesuit, untersucht in einer
mit äußerster Umsicht und Akribie erarbeiteten Monographie
die Aussagen des tridentinischen Konzils über das Priestertum.
Er läßt sich bei dieser geschichtlich-systematischen Studie von
einer aktuellen Fragestellung leiten: Muß das Tridentinum

als Gegensatz zum 2. Vatikanischen Konzil gesehen werden,
oder ist es möglich, in ihm bereits Ansätze wahrzunehmen,
die im 2. Vatikanum ihre Ausgestaltung fanden? Vf. plädiert
erfolgreich für letztere Interpretation, und der evangelische
Leser lernt auf diese Weise das Tridentinum als Phänomen
der katholischen Reformbewegung des 16. Jh. würdigen, statt
es ausschließlich als Gipfelpunkt der antiprotestantischen
Gegenreformation zu begreifen. Dabei findet sich auch dieser
Gesichtspunkt bei Royön, wobei Luthers Lehre über das
Priestertum aller Gläubigen und seine Verwerfung eines sakramentalen
Priestertums kurz, aber sachlich dargestellt
werden. Zugleich und vor allem aber macht Vf. deutlich, daß
die Aussagen tridentinischer Dekrete über das Priestertum,
sofern sie Ausdruck der innerkatholischen Reformbewegung
waren, nicht polemischen, sondern positiv aufbauenden und
damit geistlichen Charakter trugen.

Dabei werden Gegensätze und durch sie ausgelöste Kontroversen
keineswegs verschwiegen, vielmehr im Detail dargestellt
, sofern sie aus den Konzilsakten noch rekonstruierbar
sind, was naturgemäß nicht mehr in allen Fällen möglich ist,
und die teilweise harte Sachdiskussion über eine Fülle von
Einzelproblemen wird auch als Zeichen geistlicher Freiheit
des Konzils verstanden. Royön macht dabei darauf aufmerksam
, daß das Tridentinum keineswegs die Absicht verfolgt
habe, sämtliche von der Scholastik noch nicht endgültig geklärten
Einzelfragen zu lösen, daß also für die katholische
Glaubenslehre der Folgezeit ein erheblicher Spielraum belassen
worden sei. Andererseits wird nicht verhüllt, in welch
starkem Maße die Verhandlungen des Tridentinums in seinen
drei großen Sitzungsperioden von taktischen und kirchenpolitischen
Erwägungen mitbestimmt wurden und wie langwierig
und mühsam die Debatten mit ihren durch die langen
Unterbrechungen verursachten Neuansätzen waren. Vf. weiß
eindrucksvoll zu belegen, wie sehr die Haltung der meisten
spanischen Delegierten von reformerischen Erwägungen bestimmt
war und daß sie in dieser Grundeinstellung sachlich
weithin mit französischen und deutschen Delegierten konform
gingen, während viele italienische Theologen und Kano-
nisten aus der Sorge, ihre Haltung könne die Autorität der
Kurie schmälern, den dezidiert katholischen Charakter dieser
Zielsetzung übersahen. Eine besondere wissenschaftliche Leistung
des Vf. stellt die minutiöse Auswertung des Briefwechsels
prominenter Konzilstheologen dar, die bisher noch
ausstand. Überhaupt macht Vf. mit Recht darauf aufmerksam,
daß die bisherige Sekundärliteratur vor allem über den Prozeß
der Entstehung der Konzilsdokumente recht mager war. Darum
kann er unseres Dankes für seine durchweg überzeugende
wissenschaftliche Leistung gewiß sein. Er verdeutlicht, daß es
auf dem tridentischen Konzil viele fruchtbare Neuansätze gab,
die sich wohl in der Diskussion, aber nicht immer in der
Endredaktion der Dekrete artikulierten, so daß es heute
unumgänglich ist, den Gang der Verhandlungen als ganzen
aufzuhellen.

Royön beschäftigt sich in den 6 Kapiteln seines Buches mit
dem Verhältnis von sacrificium und saceidotium, dem neuartigen
Priestertum des NT, der äußeren Sichtbarkeit dieses
Priestertums und seinem Verhältnis zum Priestertum aller
Gläubigen, den einzelnen priesterlichen Diensten (Ämtern),
dem Dekret über die Residenzpflicht als äußerst wichtiger
Ergänzung der Lehre von den Diensten und dem Zeitpunkt
der Einsetzung des neuen Priestertums. Im 1. Kap. zeigt er
auf, wie nach katholischer Auffassung sacrificium und sacer-
dotium untrennbar miteinander verbunden sind, während
diese Beziehung vom Protestantismus geleugnet werde. Während
Luther Christus entspechend Hebr 9,28 und 10,10 als den
einzigen Hohenpriester verstehe, dessen Heilskraft unendlich
und universal sei, so daß eine Ergänzung seines Werkes
durch andere sacerdoles unmöglich werde, habe Christus nach
katholischer Lehre seiner Kirche ein sichtbares und beständiges
sacrificium hinterlassen, das sein eigenes sacrificium
nicht etwa ersetze oder auch nur ergänze, sondern fortsetze
und perpetuiere, so daß es während der gesamten irdischen
Geschichte nicht wieder erlöschen könne. Vf. legt dar, daß