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Ausgabe:

1979

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 3

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stimmtes Mit- und Gegcncinandersein der Menschen, eine
konkrete Figuration von Welt und Zeit", 60).

All diese Bestimmungen werden nun auf die Sakramente
angewendet: Sie sind „kommunikative Handlungen", die ein
„neues Miteinander- und Selbstsein" vermitteln (65), ein
„neues Beziehungsgcflecht" im Raum der Öffentlichkeit herbeiführen
(68f), einen neuen Welt- und Zeitbezug eröffnen
(70f, 72f), „göttliches Leben" hervorbringen und vermitteln
(73ff; auch hier taucht die Aussage auf, Sakramente seien
„Wiederholung des Anfanges") und somit konstitutiv für das
Leben der Kirche und jedes einzelnen Christen sind — „nicht
ersetzbar oder austauschbar durch andere Aktivitäten" (80).

Was der Vf. über die Struktur und Funktion „kommunikativer
Handlungen" zu sagen weift, hat man in soziologischer
Literatur schon präziser und konkreter zugleich gelesen (ohne
daß der Vf. darauf Bezug nimmt). Man fragt sich, warum
Systematische Theologie unbedingt ihre eigenen soziologischen
Theorien entwickeln muß, um ihre Gegenstände „anthropologisch
zu vermitteln", wo doch durchaus hilfreiche Theorieangebote
aus dem sozialwisscnschaftlichen Bereich (für den
vorliegenden Zusammenhang etwa: H. J. Helle, Soziologie
und Symbol, 1969) aufgenommen werden könnten.

Leipzig Karl-Heinrich Bicritz

Beumer, Johannes: Das „Gloria" in der Meßfeier (ThGL 68,
1978 S. 103-105).

Blankenburg, Walter: Johann Sebastian Bachs Stellung zwischen
seinen Vorfahren und Nachkommen (MuK 48, 1978
S. 105-112).

-: Regulierte Kirchenmusik heute (MuK 48, 1978 S. 73-77).

Darmstadt, Hans: Kirchenmusik zwischen Liturgie und Engagement
(MuK 48, 1978 S. 159-164).

Heinz, Andreas: Der Tag, den der Herr gemacht hat. Gedanken
zur Spiritualität des Sonntags (ThGl 68, 1978 S. 40-61).

Högncr, Friedrich: Bessere Choralbücher? Miszellen zu einem
immer aktuellen Thema (MuK 48, 1978 S. 123-126).

Jenny, Markus: Hymnologic und Bcgleitpraxis (MuK 48, 1978
S. 175-179).

Klöckener, Martin: Sonntagsgottesdienst unter der Leitung von
Laien. Zur Praxis und Diskussion in Frankreich (ThGl 68,
1978 S. 77-89).

Linkenbach, Klaus: Die Gemeinde und ihr Kirchenchor (MuK

48, 1978 S. 179-182).
Richter, Karl: Bachpflcgc in unserer Zeit (MuK 48, 1978 S. 70

bis 73).

Richter, Klemens: Die liturgische Feier des Sonntags im
Kirchenjahr (ThGl 68, 1978 S. 23-39).

Riehm, Heinrich: Die Rolle des Verbandes evangelischer
Kirchenchöre Deutschlands beim Zustandekommen des Evangelischen
Kirchengesangbuchs (MuK 48, 1978 S. 182-187).

Roth, Anselm: Qualitas und Quantitas des liturgischen Gebetes
nach der Regel Benedikts (EuA 54, 1978 S. 119-133).

Schillc, Gottfried: Was sind gute neue Lieder? Zur Frage „Ge-
brauchslyrik" oder Kleinkunst (MuK 48, 1978 S. 54-64).

Schuberth, Dietrich: Intellectus organi. Beiträge zur theologischen
und kulturellen Einschätzung der Orgel (MuK 48,
1978 S. 187-192).

Timme, Traugott: Zur Begleitung des Gemeindegesanges
(MuK 48, 1978 S. 127-130).

Weisse, Fritz: Der Bekanntheitsgrad der Lieder des EKG —
Eine Frage ihrer Intervallstruktur? (MuK 48, 1978 S. 65-70).

Praktische Theologie: Pädagogik

Bäumler, Christof: Unterwegs zu einer Praxistheorie. Gesammelte
Aufsätze zur kirchlichen Jugendarbeit 1963-1977.
München: Kaiser [1977]. 281 S. gr. 8°. Kart. DM 32.-.

Die Theorie der kirchlichen Jugendarbeit (künftig: JA) ist
eine dringende Aufgabe der Praktischen Theologie, an die sich
nur wenige Fachvertreter im Hochschulraum heranwagen.

Bäumler bringt dafür beste Voraussetzungen mit. Er arbeitete
bis 1970 hauptamtlich als Jugendpfarrcr und Leiter des Studienzentrums
für evangelische JA in Josefstal, danach bis 1977
nebenamtlich als Studienbeauftragter der Arbeitsgemeinschaft
evangelischer Jugend in der BRD. So war er in der glücklichen
Lage, die von ihm und seinen Partnern gesammelten
Erfahrungen über Jahrzehnte hin theologisch reflektieren zu
können. Einige der Ergebnisse liegen nun in 17 bisher z. T.
schwer zugänglichen Aufsätzen aus den Jahren 1963—1977 vor.
Eine Einführung „Zur Problemgcschichte einer Praxisthcoric
kirchlicher JA" ist vorangestellt, ein Sachregister schließt das
Werk ab.

Sehr zu begrüßen und nachahmenswert für ähnliche Aufsatzsammlungen
ist, daß Bäumler jedem Beitrag einen kurzen
Kommentar vorausschickt, in dem er die Situation erläutert,
aus der heraus die Aufsätze entstanden, und seine heutige
Sicht der Dinge andeutet. Dabei zeigt sich das zunehmende
Bemühen, die ekklesiologischen Grundlagen einer Theorie
kirchlicher JA durch human- und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse
zu ergänzen. Natürlich spiegeln sich in der Entwicklung
zu einer mehr gesellschaftsbezogenen Theorie auch
die gesellschaftlichen Verhältnisse wider, in denen der Autor
lebt, und die studentischen Unruhen in der BRD gegen Ende
der sechziger Jahre hinterließen ihre Spuren.

Das Buch ist in fünf Abschnitte eingeteilt. Unter den Stichworten
„Kirche — Gemeinde" steht im ersten Teil der Zusammenhang
von JA und Gcmcindcaufbau im Vordergrund. Die
Verankerung der JA im Gemeindeaufbau ist am deutlichsten
im ersten und ältesten Aufsatz des Buches (1963) ausgeprägt.
JA soll sich „als eine befreiende und verbindende Begleitung
der heranwachsenden Gemcindcglieder durch die Gemeinde
der Erwachsenen in der Wirklichkeit ihres Lebens bewähren"
(33). In dem wichtigen Aufsatz von 1967 „JA als Experimcn-
tierfeld der Gemeinde" tritt die Situation der JA in der BRD
stärker hervor. Ist es eine realistische Zielstellung, wenn die
JA ein Experimentierfeld bereitstellen soll, auf dem die
Jugendlichen das Leben in ihrer Gesellschaft ausprobieren
können? Sicher ist es aber richtig, daß die Gemeinde vieles
vom Stil der JA lernen kann. Bäumler weist u. a. auf den
partnerschaftlichen Führungsstil und auf die Variabilität der
Methoden hin. Der Zusammenhang von JA und Gemeindc-
aufbau bedeutet nicht, „daß die Jugendlichen einfach in die
bestehenden gemeindlichen Verhältnisse integriert werden",
sondern „daß erwachsene und heranwachsende Gemeinde-
glicder miteinander der Verheißung Gottes auf eine glaubwürdige
Weise in unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit zu
entsprechen versuchen" (76). Dieser Zielangabe kann auch
unter anderen als den vom Vf. vorausgesetzten kirchlichen
und gesellschaftlichen Verhältnissen voll zugestimmt werden.

Die beiden Aufsätze des zweiten Teils befassen sich mit dem
Verhältnis der kirchlichen JA zu den anderen Jugendverbänden
in der BRD und mit der Situation der in der JA tätigen
Mitarbeiter. Bäumlcr fordert, daß die Praktische Theologie
nicht nur die Berufsrolle der Pfarrer, sondern auch die der
andern Mitarbeiter untersucht.

Im dritten Teil fragt der Vf. in Auseinandersetzung mit
westdeutschen pädagogischen Konzepten nach der Eigenart
christlicher JA. 1965 tritt er entschieden für die maßgebende
Rolle der Bibel in der JA ein, denn „die Inhalte evangelischer
JA können nicht herausgearbeitet werden, ohne daß das in
den biblischen Texten artikulierte Interesse Gottes am Menschen
zur Kenntnis genommen wird" (126).

Unter dem Leitwort „Theologie" interpretiert Bäumler im
vierten Teil zuerst den Begriff der Mündigkeit bei Bonhoeffer,
um zu zeigen, welche theologischen Überlegungen ihn bei der
Arbeit an einer Theorie kirchlicher JA bestimmten. Im zweiten
Beitrag geht es darum, wie die theologische Ausbildung
von Sozialarbeitern im kirchlichen Dienst dazu helfen kann,
den praxisbezogenen Dialog dieser Mitarbeiter mit den Theologen
(Pfarrern) zu verbessern. Es folgen Überlegungen „Zur
Frage nach dem Spezifikum evangelischer JA" (1968). Dieses
Spezifikum bestimmt Bäumlcr in Anlehnung an Möllmann
als „die Vermittlung der Tradition der Verheißungsgeschichte