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Ausgabe:

1979

Spalte:

221-223

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Theologie, was ist das? 1979

Rezensent:

Gerber, Uwe

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 3

•2-: 2

sucht („D 1" bis „D 42", diesbezügliche Graphiken: „D 1" bis
,.D XXXVII"). Die auf die einzelnen Teile mit ihren Unterabschnitten
bezogenen Einleitungen sind klar in der Anleitung
für den Gebrauch der einzelnen Analysen und der sie verdeutlichenden
Graphiken.

Krefeld Wolfdiclrich v. Kloedcn

1 Die Übersetzungen aus dem Englischen stammen von Rc/.. McKinnon bezieht
sich im vorliegenden Band immer auf die dritte Ausgabe von S. Kierkegaards
Snmlcdc Vaerker, (3. Udg.; bd. 1-20, Kobenhavn 1962-1964). die die
36 Einzclwcrkc enthält. Die gesamten „Papircr" Kierkegaards (2. Udg. Kobenhavn
,- bd. I-XIII. 1968-70) sind bisher im Computerverfahren nicht analysiert
worden!

Bcrtulctti, Angclo i Mctafora e discorso filosofico. Saggio su
.La metaphore vive" di Ricoeur (Teol. 2, 1977 S. 232-261).

Bücher, Theodor G.: Das Prinzip der Widerspruchsfreiheit als
Grenze der Toleranz (ZKTh 99, 1977 S. 385-416).

Huber, Carlo E. i Der englische Empirismus als Bcwußtscins-
philosophic. Seine Eigenart und das Problem der Geltung
von Bewußtseinsinhalten in ihm (Gr. 58, 1977 S. 641-674).

—: Die Vollendung des englischen Empirismus als Bcwußt-
seinsphilosophic: Die kausale Abhängigkeit des Bewußtseins
von der Welt und ihre konsequente Aufhebung (Gr.
59, 1978 S. 129-174).

Keller, Albert: Über Mitteilbarkeit von Wahrheit. Zum philo-
sophicgcschichtlichen Kontext eines erkenntnistheoretischen
Problems (ZKTh 99,1977 S. 417-434).

Kremer, Klaus: Kritische Theorie und Theologie in der Früh-
und Spätphilosophie Max Horkheimers (1895—1973), des
Begründers der Frankfurter Schule (II. Teil) (TThZ 86,1977
S. 241-261).

O'Farrell, Francis: Kant's concern in Philosophy of Religion

(Gr. 58.1977 S. 471-522).
Reymond, Bernard: Tillich et Sabatier: unc confrontation de

leurs vues sur le Symbole (RHPhR 58,1978 S. 19-25).
Sicgwalt, Gerard: La rencontre des rcligions dans la pensee

de Paul Tillich RHPhR 58,1978 S. 37-53).
Weger, Karl-Heinz: Die Religionskritik Sigmund Freuds (StZ

103, 1978 S. 533-542).

Systematische Theologie: Allgemeines

Picht, Georg, u. Enno Rudolph (Hrsg.) i Theologie - was ist
das? Stuttgart-Berlin: Kreuz Verlag (1977). 546 S. 8°.
DM 24.80.

1. Zum Inhalt: Die Einleitung von Picht baut als Versuch
nachmetaphysischen Philosophierens den gemeinsamen
Horizont auf, in den die nachfolgenden Theologen und Religionsphilosophen
aus der jeweiligen Spezialdisziplin ihren
Antwortversuch einzeichnen. Wie und wozu ist Theologie notwendig
, wenn sie ihre klassisch-metaphysische Begründung
als zeitlose Wahrheit verloren hat, wenn also Gott nicht mehr
als .die in der Form der Substanz vorgestellte Einheit der
Zeit" fungiert und wenn der Mensch die Relativität seiner
..transzendentalen Subjektivität" durchschaut hat? Philosophie
steht vor dem Nichts: „Wir schweben über jenem Nichts des
Denkens, das Kant den Abgrund der Vernunft genannt hat".
Diese Vernunft muß sich ihrer eigenen Pervertierung in der
neuzeitlichen Wissenschaft dadurch stellen, daß sie die Verantwortung
für ihre Konsequenzen voll übernimmt. Auch die
neuzeitliche evangelische Theologie muß lernen, ihre innere
Emigration aus Gesellschaft, Wissenschaft und Geschichte verantwortlich
aufzuarbeiten im Wissen darum, daß das Evangelium
quer zur Welt steht. Dieser Aufruf läuft auf eine kritische
Prüfung der gesamten abendländischen Tradition hinaus. An
diesem Punkt setzt der Sammelband ein.

C. Westcrmann zeigt auf, daß im AT Reden von Gott
zugleich ein Reden vom Ganzen, von der gesamten Menschheit
und Welt ist. Freilich wird das Ganze nicht statisch als
das Vorhandene beschrieben, sondern als Geschehendes erlebt,
gedeutet, verkündigt, beantwortet (49ff). Picht thematisiert
deswegen in seiner Antwort das Problem eines nachmetaphysischen
Geschichtsverständnisses bis hinein in die
konkrete Frage des Kanons, die dann von H. Thyen zusammen
mit der Frage nach dem historischen Jesus als dem
Grund allen Thcologisiercns expliziert wird.

Zugleich wird die Tragweite der historisch-kritischen Methode
herausgestellt: Es bedarf „eines am Modell der Kommunikation
orientierten, theologisch reflektierten texttheoretischen
Rahmens, innerhalb dessen das bewährte historisch
-kritische Mcthodeninstrumcntarium im Verein mit textlinguistischen
Fragestellungen erneut in seine Rechte und
Möglichkeiten eingesetzt werden muß. Das ursprüngliche
emanzipatorische Interesse ist dabei in dem Kommunikations-
modell aufgehoben" (91).

Daß sich Theologie und Religionswissenschaft immer noch
distanziert gegenüberstehen, kann nur dadurch überwunden
werden, daß beide das Phänomen Religion angehen. H.-W.
Gensichen zieht aus der Zuordnung von Theologie und
Religionswissenschaft nach dem Bild der beiden Brennpunkte
einer Ellipse die Konsequenz, daß im Dialog der Religionen
überhaupt erst ein solches neues Verhältnis beider erwachsen
könnte (124). Picht entfaltet dann in seiner Replik „Religion
" sowohl gegen die Vorstellung vom religionslosen
Christentum als auch gegen die Aufhebung des Christentums
in Religion hinein.

M. Schmidt stellt Kirchengeschichte als Auslegungsgeschichte
vor, die sich ihrerseits der kirchlichen Verkündigungsgeschichte
verdankt. Picht fragt kritisch an, ob sich
das Christentum mit einem solchen Geschichtsverständnis
nicht wieder in eine christliche Partikulargeschichte zurückzieht
(163ff). A. Schindler thematisiert die Abgrenzung
der Theologie zur Philosophie historisch einerseits an der
vorkonstantinischen Märtyrerkirchc und andererseits am
Mittelalter. Die Zwischenepoche 312—476 wird als Epoche der
Dogmatisierung negativ gezeichnet, während für die entstehende
Kirche die Aufnahme der Philosophie als „die Erfüllung
des Missionsbefehls auf der theoretischen Ebene"
beurteilt wird (355ff).

Die mehr dogmatischen Beiträge von H. Peters, W.
Huber, G. Altner und Chr. Link versuchen, am Leitfaden
der Glaubensartikel die Differenz zwischen Glauben
und Lehre aufzuzeigen. Zugleich wird das Gespräch mit den
anderen Wissenschaften gesucht, um gemeinsam aus der neuzeitlichen
Krise herauszukommen. So muß die Theologie ihre
Rechtsfremdheit überwinden (H. D o m b o i s), sich der Destruktion
der Metaphysik durch Nietzsche (E. Rudolph)
und der damit diskutierten Anthropologie stellen (B. Welte)
und sich schließlich ihres ökumenischen Stellenwertes bewußt
werden (K. Rais er). Diese Herausforderungen sollte die
Theologie mit einem solchen pneumatologischen Entwurf beantworten
, der konkrete ckklesiologische Reflexionen in sich
enthält. Nur wo die universitäre Theologie sich auch auf die
konkreten Gemeindebedürfnisse einläßt, können Predigt,
Gebet, Kirchenreform usw. zur Aufgabe der Theologie in der
industriellen Gesellschaft werden (R. Bohren).

2. Gemeinsame Punkte: Grundstimmung ist die
Erfahrung einer epochalen Krisenzeit. Grundüberzeugung ist,
„daß eine neue Möglichkeit der Verbindung von Philosophie
und Theologie sich durch die Krise der Metaphysik schon
vorbereitet" (341). Dies wird durch Altner auf die Kooperation
mit Naturwissenschaften (Biologie) ausgedehnt und in
nahezu allen Beiträgen auf das Verständnis von Geschichte
angewandt.

Die Spannung von Theorie und Praxis, von Theologie und
Glaubenslehre wird neu thematisiert angesichts der umstürzenden
Erfahrung des „Nichts des Denkens" (522ff). Welche