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1979

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 3

218

Hamann-MacLcan, Richard: Grundlegung zu einer Geschichte
der mittelalterlichen Monumentalmalerei in Serbien und
Makedonien. = Die Monumentalmalerci in Serbien und Makedonien
vom 11. bis zum frühen 14. Jh., hrsg. v. R. Hamann
-MacLcan u. H. Hallensieben, II. Giefjen: Schmitz 1976.
XXIV, 490 S., 13 färb. u. 48 schwarz-weiß Taf., zahlr. Zeichnungen
im Text, 8°. Dazu Erg.-Heft (Register zu I—III mit
Denkmälerkarte). 63 S., 8° = Ostcuropastudien d. Hochschulen
d. Landes Hessen. Reihe II: Marburger Abhandlungen
z. Gesch. u. Kultur Osteuropas, 4. Lw. DM 193.-.

Nachdem wir den Bildband des vorliegenden monumentalen
Werkes in ThLZ 90, 1965 Sp. 767-769 und Horst Hallensleben
, Die Malerschule des Königs Milutin ThLZ 94, 1969
Sp. 690 besprochen haben, stehen wir vor der nicht leichten
Aufgabe, die Leser dieser Zeitschrift mit einem Buch bekannt
zu machen, das einen wesentlichen Teil der Lebensarbeit des
bekannten Marburger Kunsthistorikers darstellt. Dabei ist es
allerdings unmöglich, die umfassende, alle Bereiche der Kunstwissenschaft
beherrschende (einschl. einer Überfülle an Sekundärliteratur
) und durch wiederholte Autopsie der Denkmäler
in ihren Ergebnissen kontrollierte Gelehrsamkeit des
Vf. wiederzugeben. Sie feiert freilich mit ihrem offenbaren
Hang zu wissenschaftlicher Perfektion in den Anhängen
(mit z. T. mir überflüssig erscheinendem Informationsmate-
rial), Berichtigungen u. Ergänzungen sowie den Zusatzblättern
zum Einkleben in den Planteil des Bildbandes u. a. m. einen
den Leser verwirrenden u. die Benutzbarkeit des Werkes beeinträchtigenden
Triumph, der auf der anderen Seite dem
Forscher des Fachgebietes zugute kommen wird.

Nach einer Einleitung, in der sich Vf. mit „Denkmalpflege,
Forschung und Publizistik" der Kunst der Balkanvölker beschäftigt
(1—12) folgt Teil 1: „Dekorationssysteme und Bildinhalte
" (13—200). Mit seinen sieben Abschnitten stellt er eine
topographisch geordnete Ikonographie und Ikonologie der
Bildkunst Serbiens und Makedoniens dar, wobei man sich
etwas an Hamann-McLeans Nomenklatur gewöhnen muß
(„Ereignisbilder", „Antlitzbilder" u. a.). Neben christologischen
Sondertypen, wie den „Anapeson", die „Akra tapeinosis",
„Christus als Engel" und die „Sophia" in IV A wird in IV B
mit breitester Ausführlichkeit auf die Ikonographie der Gottesmutter
eingegangen. Zu den „ikonologischen Typen" mit
ihrer „Bedeutung mystischer Identität (106) gehört nach
Vf. auch der Pokrov (108ff), über den jetzt Christa Belting-
Ihm eine exzellente Untersuchung vorgelegt hat („Sub matris
tutela". Untersuchungen zur Vorgeschichte der Schutzmantelmadonna
, Heidelberg 1976). Eine Reihe von Interpretationen
(z.B. der Trinität beim Maphorionstern, 80—86; der mariologischen
Deutung der Deesis im Bemagewölbe, 121—124) sind
ebenso interessant wie diskutabel. Topographisch wird weiter
in Abschnitt V die „Heiligenzone" behandelt (Bema, Bema-
schranke (Ikonostasis), Naos und Narthex, wobei im Bema-
zyklus die liturgische Thematik ausführlich gewürdigt wird,
was bekanntlich wegen der wechselnden Topographie bestimmte
, aber vom Vf. gemeisterte Schwierigkeiten besitzt.
Nach den Arbeiten von Stefänescu, Schulz, Dufrenne u. a. wird
man ihm für diese Übersicht dankbar sein können. Zu wenig
erscheint mir allerdings die Bedeutung des Hesychasmus, vor
allem die des S. 151 erwähnten Palamas herausgearbeitet worden
zu sein, dessen Intentionen man weniger als Realismus,
oder gar Naturalismus, denn als Kult-„Expressionismus" bezeichnen
sollte, wozu die zeitgenössische Hagiographie zahlreiche
Parallelbcispiele liefern könnte. Jedenfalls gehört der
Hesychasmus — positiv und negativ — zu den wesentlichsten
Impulsen gerade der Balkanikonographie. Bezeichnenderweise
fehlt in der sonst abundanten Bibliographie die grolle Arbeit
J. Meyendorffs über den Palamitcn (Die Verweise im Register
S. 35 bleiben unklar.). In diesem Zusammenhang wäre
auch zu fragen, ob die vom Vf. sog. „barocken Tendenzen"
(330ff) von Sopocani nicht doch genuiner der Dynamik dieses
monastischen „Expressionismus" zuzurechnen sind. Damit sind
wir aber bereits bei Teil 2 „Kunst und Geschichte" (201-345)
mit seinen wiederum sieben Grofjabschnitten angelangt. Unter
politischen, kirchcnpolitischen und kulturhistorischen Aspekten

werden hier die einzelnen Baudenkmäler besprochen, wobei
den Interdepcndenzen zwischen ihren architektonischen Modellen
und den ikonographischen Schemata besondere Aufmerksamkeit
geschenkt wird. Kritisch stehe ich der Annahme
des Vf. gegenüber, daß Ohrid den „ersten Kirchenfürsten für
die Hauptstadt des damals aufstrebenden russischen Reiches"
(217) gestellt habe, um „Verwandtschaft der malerischen Ausstattung
der beiden Sophienkirchen, in Ohrid und Kiev", zu
beweisen. Nach den neuesten Forschungen wird man einer
Identität zwischen dem bulgarischen und Kiewer Erzbischof
einigermaßen skeptisch gegenüberstehen müssen. Aufmerksamkeit
verdient die Herausarbeitung der kirchenpolitischen
Hintergründe der verschiedensten Hierarchendarstellungen,
die (zusammen mit einer Reihe anderer ikonographischer
Motive) wohl mehr, als es vom Vf. geschieht (vgl. 212) mit
den Bogomilen in Zusammenhang gebracht werden sollte.
Das Für und Wider direkter und indirekter Einflüsse der
Bogomilen auf die Balkankunst hat erst jüngst Milan Loos,
Dualist Heresy in the Middlc Ages, Prag 1974 erwogen. Es
ist unmöglich, hier auf eine Fülle scharfer Beobachtungen
Hamanns einzugehen. Differenzierung der Schulen und Auftraggeber
, die Verarbeitung neuer Funde, etwa in Prilep
(282ff) und die eindringenden Stil- und Inhaltsanalysen der
serbischen Kunst vom 12. bis zum 15. Jh. füllen über hundert
Seiten des Buches und schließen es ab. Hinsichtlich des Kirchenbaus
spielt die (nicht zuletzt unter westlichem [Süddal-
matien, Apulien, Frankreich] stehende) Verschmelzung von
unbyzantinischer Saalkirche mit dem frühmittelalterlich-byzantinischen
Typus der „Kuppelumgangskirchc" einschließlich der
zu selbständigen Vorkirchen" sich entwickelnden Exonar-
thcxanlagen, Doppclturmfassaden und der „Verschleierung"
der Grenzen von Naos und Esonarthex im Außenbau im raszischen
Sakralbau eine wichtige Rolle für die Entfaltung des
balkanischen Kirchenbaus (Abschn. VII A), der noch heute
auch den Nichtfachmann immer wieder gefangen nimmt. Was
in der Darstellung der Kirchenmalerei, angesichts des weiten
Horizontes des Vf. fehlt, ist ein Eingehen auf die komplizierten
Wechselbeziehungen zwischen der „zweiten südosteuropäischen
Renaissance" und der gleichzeitigen Kultur Rußlands.
Darüber findet sich in dem zum 75. Geburtstag von Viktor
Lazarev veranstalteten Sammelband „Vizantija, juznye slav-
jane i drevnjaja Rus, zapadnaja evropa" (Moskau 1973) ein
detailliertes Material. Aber von diesem, vielleicht etwas fachegoistischen
Wunsch abgesehen, ist es Vf. ohne Zweifel gelungen
, mit seinem außerordentlichen Buch (nach seinen eigenen
Worten) „einer Betrachtung den Rücken zu stärken, die
nicht aufhören kann, Formen als Sprache zu verstehen und in
ihrem eigenen geschichtlichen Zusammenhang zu sehen und
zu deuten, wenn sie Geschichte der Kunst bleiben und in der
Universalgeschichte mitreden will" (345).

Halle (Saale) Konrad Onasch

Buff, Albert: Die Kirche als öffentliches Bauwerk in der Stadt
der Gegenwart. (Quat. 42, 1978 S. 8-16).

Gössmann, Wilhelm: Die Lächerlichkeit des Christlichen. Ein
Thema der literarischen Religionskritik (StZ 103, 1978, S. 243
bis 252).

Grosch, Heinz: Wer war Jochen Klepper? (Quat. 42, 1978
S. 96-104).

Mayer, Gerhart: Christentum und asiatische Mystik im Werk
Hermann Hesses (ZW 49, 1978 S. 1-14).

Philosophie, Religionsphilosophie

Pieper, Josef: Über die Schwierigkeit, heute zu glauben. Aufsätze
und Reden. München: Kösel [1974]. 332 S. 8°. DM25.-.

In dem Band sind siebzehn Aufsätze und Reden aus den
Jahren 1964 bis 1973 zusammengefaßt, in denen der u. a. durch