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Ausgabe:

1978

Spalte:

171-173

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Adam, Gottfried

Titel/Untertitel:

Einfuehrung in die exegetischen Methoden 1978

Rezensent:

Lähnemann, Johannes

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Sigel im Leihverkehr mitgeteilt werden. Außerdem wird
darüber Auskunft gegeben, ob Möglichkeit zum Fotokopieren
besteht und ob Meldung an einen regionalen Zentralkatalog
erfolgt. Es wird über „Die Arbeitsgemeinschaft für
das Archiv- und Bibliothekswesen in der evangelischen
Kirche" und die „Evangelisch-öffentliche Gemeindebüchereien
" sowie die Ordnungen für die Benutzung und den
innerkirchlichen Leihverkehr unterrichtet. Erschlossen
wird das Büchlein durch ein Verzeichnis der Bibliotheken
nach Kirchen, Behörden und Instituten und eins von Erwerbungsschwerpunkten
und Sondersammlungen. Alles in
allem liegt damit eine wertvolle Handreichung für jeden
vor, der in oder mit diesen Bibliotheken arbeitet. Darüber
hinaus verdient die Ankündigung Beachtung, daß die Landeskirchliche
Bibliothek Hamburg ihre seit 1960 erfolgte
Zeitschriftenaufsatzerfassung aus 200 theologischen und
religionswissenschaftlichen Zeitschriften, die „seit einiger
Zeit" um die Predigten und Predigtmeditationen erweitert
worden ist, in Fünfjahreszusammenfassungen herausgeben
will.

Leipzig Helmar Junghans

BIBELWISSENSCHAFT

Adam, Gottfried, Kaiser, Otto, u. Werner Georg Kümmel:
Einführung in die exegetischen Methoden. 5., neubearb.
Aufl. München: Kaiser; Mainz: Matthias-Grünewald-
Verlag [1975]. 128 S. 8° = Studium theologie, l.DM 12,80.

Bücher zum Theologiestudium scheinen gefragt: „Studium
theologie 1" folgt ein Jahr nach der Eröffnung der
Reihe „Studienbücher Theologie" (Gütersloh: G.Mohn).
Die Disziplinen Altes und Neues Testament stehen — sicher
nicht zufällig — zunächst im Vordergrund: F. Stolz
bietet in den „Studienbüchern" Grundwissen zum AT, und
gleichzeitig mit der vorliegenden „Einführung in die exegetischen
Methoden" erschien als Uni-Taschenbuch 52 (Tübingen
: Mohr/Siebeck 1975) das umfangreichere „Arbeitsbuch
zum NT" von H. Conzelmann u. A. Lindemann.

„Studium theologie" wendet sich — im Unterschied zu
den anderen Veröffentlichungen — besonders an Studienanfänger
und legt dementsprechend das Hauptgewicht auf
methodische Einführungen, nicht auf Forschungsüberblicke
oder die Vermittlung von „Grundwissen". Kaiser/
Grünewald konnten für Bd. I auf die viel gebrauchte „Einführung
" zurückgreifen, die auf Initiative des Fachverbandes
Ev. Theologie im VDS von O. Kaiser (AT), W. G. Kümmel
(NT) und G.Adam („Zur wissenschaftlichen Arbeitsweise
") verfaßt und zuerst 1963 verlegt wurde.

Drei Fragen stellen sich bei der Neubearbeitung eines
Werkes, das in Erstauflage vor dem Einsetzen der neueren
Diskussion zur westdeutschen Hochschulreform (für die
Ev. Theologie dokumentiert in den Bänden zur „Reform
der theologischen Ausbildung", Stuttgart: Kreuz Verlag
1967 ff.) erschien:

1. Kann die Bearbeitung den Fortschritt der fachlichen
Arbeit am AT und NT wiedergeben?

2. Kann sie den neueren Forderungen zu interdisziplinärer
Verständigung über Arbeitsweisen und Methodenbegriffe
, die sich in wissenschaftsdidaktischer (und indirekt
wissenschaftstheoretischer) Hinsicht stellen, entsprechen?

3. Wird sie — hochschuldidaktisch gesehen — dem selbst
erhobenen Anspruch gerecht, „den noch völlig Unerfahrenen
einzuführen in die Methode ... biblischer Exegese"
(Kümmel S. 6) ?

Zu 1. Für den neuesten Stand der Einführung in fachlicher
Hinsicht ist durch die unbestreitbare Kompetenz der
Autoren gesorgt: Es wird nicht nur neuerschienene Literatur
bis 1975 herangezogen, auch neue methodische Fragestellungen
wie etwa die der Textlinguistik werden zumindest
berührt (S. 12 f.).

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Der Grundriß der Darstellung allerdings ist gegenüber
der 1. Aufl. bewußt nicht geändert worden: Sowohl O. Kaiser
als auch W. G. Kümmel verstehen sich als Anwälte der
biblischen Texte, deren ursprünglicher Aussagezusammenhang
durch die verschiedenen Methoden historisch-kritischer
Forschung erhellt werden soll. Sie geben sich nicht
der Mode hin, die biblischen Schriften nur unter dem
Aspekt ihrer Verwertbarkeit in bestimmten gesellschaftlichen
Zusammenhängen zu befragen.

Vielmehr schildern sie schlicht die Schritte, die sich für
die Texterschließung in alt- und neutestamentlicher Wissenschaft
bewährt haben: die kritische Sichtung des Textbestandes
(Textkritik), dessen sprachliche Erschließung
(Übersetzung), die Arbeitsgänge, in denen die Entstehungszusammenhänge
der biblischen Schriften zum Tragen
kommen (Gesetze der mündlichen Überlieferung, der literarischen
Tradierung: Literarkritik, Form- und Gattungsbestimmungen
, Untersuchungen zur Redaktion ...), Begriffsexegese
, Zusammenhangsexegese. Eingeleitet wird
die Darstellung jeweils durch grundsätzliche Erwägungen
zur Aufgabenstellung der Exegese (insbesondere zu ihrer
notwendigen, wenn auch nur bedingt möglichen Vorurteilslosigkeit
) und — bei O. Kaiser — zur theologischen Bedeutsamkeit
der historisch-kritischen Arbeit: Der Bibelwissenschaftler
habe im Gespräch mit den anderen theologischen
Disziplinen „als kompetenter Leser und kompetenter
Christ" (S. 14) die von den Texten her bestehenden Vorbedingungen
zur Vergegenwärtigung des biblischen Zeugnisses
in der Gegenwart zu umreißen.

Beide Autoren scheuen sich nicht, auf offene Punkte in
der Forschung und Unerklärbarkeiten in bestimmten Texten
(z. B. S. 42; 75; 82; 93) hinzuweisen: Auslegungsmäßig
nicht zu lösende Probleme sollen nicht verschleiert werden
.

Zu 2. Die Forscher geben Rechenschaft über ihre Methoden
— in einer bemüht elementaren Weise. Hinsichtlich
interdisziplinärer Verständigung und wissenschaftsdidaktischer
Klarheit bleiben allerdings Wünsche offen: Reichte
es aus, die Neubearbeitung „je nach der Anschauung der
Verfasser" (so Kümmel im Vorwort) durchzuführen? Hätten
Alt- und Neutestamentier sich nicht genauer über Methodenbezeichnungen
und -beschreibungen verständigen
können: wenn z.B. Kaiser ausführlich über „Formkritik",
„Gattungskritik" und „Gattungsgeschichte" handelt (S.
28 ff.), während Kümmel nur kurz und allgemein über
„Formgeschichte" informiert (S. 70 f.) ?

Insbesondere für den Exegese-Begriff selbst hätte
man sich eine einheitlichere und präzisere Darstellung
gewünscht: Nach Kaiser stellt historisch-kritische Exegese
die „historische Frage nach dem Sinn der biblischen Texte
in ihrem ursprünglichen Sinnhorizont" (S. 11). Für Kümmel
demgegenüber kann wissenschaftliche Exegese 1. ein Instrument
zur Erhellung der historischen Hintergründe der
biblischen Schriften, 2. ein Instrument zur Erhellung der
im Text ausgesagten Sache und ihrer Bedeutung „für
mich" sein (S. 61 f.). Die Abgrenzung des Exegese-Begriffs
gegenüber Hintergrunderläuterungen zum Text einerseits,
Aktualisierung für die Gegenwart andererseits scheint bei
Kaiser deutlicher vorgenommen als bei Kümmel, obwohl
auch dieser zunächst den „damaligen Sinn" erschließen
möchte. Bei Kümmel ist insbesondere die erstere Abgrenzung
nicht so vorgenommen worden, daß nicht das (Miß-)
Verständnis aufkommen könnte, Exegese sei durchgeführt,
wenn ein Text mit allen bekannten Methoden neutestamentlicher
Wissenschaft befragt worden sei. Diesem Verständnis
leisten insbesondere die im Sinne „methodischer
Wegleitung" (S. 75) verfaßten Auslegungen von Rom
5,1—11 und Mt 12,22—37 Vorschub: Die vielen Einzelerläuterungen
zu den Texten und ihrer Überlieferung führen zu
einem langatmigen Erklärungsprozeß, in dem die von den
jeweiligen Verfassern (in einer bestimmten Situation) intendierte
Verkündigung nur sehr sporadisch vernehmbar
werden kann.

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 3