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1978

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 2

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Furcht vor seiner territorialen Ausweitung zweifellos dominierte
. J.Becker wagt die These: die Zurückhaltung des
Papstes im Einsatz seiner moralischen und geistlichen Gewalt
während des zweiten Weltkrieges war in der Erwartung
begründet, die moralische Autorität des Hl. Stuhls bei
der Vermittlung eines Verhandlungsfriedens und für eine
gerechtere Neuordnung der zwischenstaatlichen Beziehungen
funktionabel zu erhalten, wobei die Möglichkeiten der
Vatikanischen Diplomatie unrealistisch überschätzt wurden
. Die heute bekannten Akten seien indes noch nicht für
ein kontroversfreies Bild von Pius XII. ausreichend.

Eine unmittelbar nach dem Tode Pius XII. im Jahre 1958
veröffentlichte Würdigung durch einen engen Vertrauten
des Papstes, Pater Robert Leiber, eine beziehungsreiche
Kurzvita (S. 103-127), rundet den Aufsatzband ab, der den
Forschungsstand des letzten Dezenniums widerspiegelt und
auf verhältnismäßig engem Raum die wichtigsten Themen
vorführt. Für eine Gesamtdarstellung gilt noch weitere
Detailforschung als erforderlich (S. VI). Historiographisch
problematisch bleiben gelegentlich geäußerte Desiderate
einer vergleichsweisen Einbeziehung des Handlungsspielraums
von Kirche und Hierarchie in osteuropäischen Ländern
, wobei auch der Totalitarismusbegriff eine Rolle spielt
(S. 210, 240).

Leipzig Kurt Meier

Alemany, Jose J.: La recepciön de Dietrich Bonhoeffer en

Latinoamerica (Teologia y vida 17, 1976 S. 163—185).
Baden, Hans Jürgen: Glaube und Terror. Theodor Haeckers

Tag- und Nachtbücher (StZ 102, 1977 S. 33-47).
Banning, Knud: Det kateketiske Selskab i Kabenhavn 1738

bis 1745 (Kirke historiske samlinger 1976 S. 107-121).
Beumer, Johannes: Joseph Fessler, Bischof von St. Pölten,

und seine Verdienste um das Erste Vatikanum (Zeitschrift

für Katholische Theologie 98, 1976 S. 316-327).

—: Das Erste Vatikanum und seine Rezeption (MThZ 27,

1976 S. 259-276).
Blaufuß, Dietrich: Beziehungen Friedrich Brecklings nach

Süddeutschland: ein Beitrag zum Einfluß des radikalen

Pietismus im 17. Jahrhundert (ZKG 87, 1976 S. 244-279).
Biet, Pierre: Die Idee der Christianitas im Frankreich des

17. Jahrhunderts. Vorstellung und Wirklichkeit (Grego-

rianum 57, 1976 S. 285-305).
Büttner, Martin: Die Beziehungen zwischen Theologie und

Geographie bei Bartolomäus Keckermann (NZSTh 18,

1976 S. 209-224).

Christensen, Torben: Harald Westergaard og John Malcolm
Ludlow: optakten til den kristelig-sociale bevsegelse i
Danmark (Kirke historiske samlinger 1976 S. 292-326).

Ender, Erwin: Heilsökonomie und Rechtfertigung. Zur Heilsfrage
im Leben und Denken Newmans (MThZ 27, 1976
S. 233-258).

Frank, Isnard W.: Demokratiefeindliche Kirche? Zur „Zivilkonstitution
" des französischen Klerus (Wort und Antwort
17, 1976 S. 142-149).

Fux, Ildefons: Gottfried Bessels Lehre über den Reinigungsweg
(Erbe und Auftrag 52, 1976 S. 446-454).

Grane, Leif: Omkring Peter Christian Kierkegaards teolo-
giske disputats (Kirke historiske samlinger 1976 S. 122 bis
149).

Hoff mann, M. Norberta: Die „Heilige Seelenlust" des Angelus
Silesius. Zum 300. Todestag des Dichters am 9. Juli

1977 (StZ 102, 1977 S. 479-490).

Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Zwischen Enthusiasmus
und Geisterfahrung. Das Phänomen Tholuck nach 100 Jahren
(f 10. Juni 1877) (DtPfrBl 77, 1977 S. 332-335).
—: Kirchlich-theologischer Liberalismus und Kirchenkampf
: Erwägungen zu einer Forschungsaufgabe (ZKG 87,
1976 S. 298-320).

Kappes, Herbert: Über Franz Xaver von Baader (ThQ 156,
1976 S. 305-311).

Lauch, Erhard: Gelehrt und bescheiden. Caspar Rene Gregory
. Ein Gedenken (DtPfrBl 77, 1977 S. 202-204).

Menke, Karl-Heinz: Definition und spekulative Grundlegung
des Begriffes „Dogma" im Werke Johann Sebastian
von Dreys (1777-1853) (ThPh 52, 1977 S. 23-56).

Molnär, A.: In margine al IV centenario della Confessio bo-
hemica (Protestantesimo XXX, 1975 S. 213-220).

Muench, Aloisius J.: Bilanz einer Nuntiatur 1946—1959.

Schlußbericht des ersten Nuntius in der Nachkriegszeit.
Ubers., eingel. und komm, von Ludwig Volk (StZ 102,1977
S. 147-158).

Orbe, Antonio: Los .apendices' de Basilides (Un capltulo de
filosofr'a gnöstica) II (Gregorianum 57, 1976 S. 251-284).

Pedersen, Jorgen: Et mode med perspektiver eller perspek-
tiver i et mode: Martensen hos Baader i München 1835
(Kirke historiske samlinger 1976 S. 150—181).

Ravä, M.: Un convegno su Ernesto Buonaiuti storico (Protestantesimo
XXXI, 1976 S. 229-232).

Rivinius, Karl Josef: Kettelers Kirchen Verständnis auf dem
Ersten Vatikanischen Konzil im Kontext der Unfehlbarkeitsdiskussion
(ZKG 87, 1976 S. 280-297).

Schlingensiepen, Ferdinand: Ein ökumenisch gelebtes Leben
. Zum 70. Geburtstag Dietrich Bonhoeffers (ÖR 25, 1976
S. 333-336).

Schönherr, Albrecht: Dietrich Bonhoeffer (ZdZ 1976 S. 373
bis 374).

Wehr, Gerhard: Die Dimension des Spirituellen bei Jakob

Böhme (DtPfrBl 74, 1974 S. 734-736).
Weizsäcker, Carl Friedrich von: Gedanken eines Nichttheo-

logen zur theologischen Entwicklung Dietrich Bonhoeffers

(ZdZ 1976 S. 361-373).

KIRCHEN- UND
KONFESSIONSKUNDE

Picard, Paul: Zölibatsdiskussion im katholischen Deutschland
der Aufklärungszeit. Auseinandersetzung mit der
kanonischen Vorschrift im Namen der Vernunft und der
Menschenrechte. Düsseldorf: Patmos-Verlag [1975]. 415 S.
gr. 8" = Moraltheologische Studien. Historische Abt.,
hrsg. von J. G. Ziegler, 3.

Vorbemerkung: Als Johannes XXIII. die Ankündigung
des II. Vatikanums mit der Notwendigkeit eines weltweiten
Dialogs verband, brach die seit über 100 Jahren (seit 1850)
tabuisierte Zölibatsdebatte wieder auf. In bischöflich abgeschwächter
Form zog sie sich in die Konzilsdebatte hinein.
Nach der Intervention Pauls VI. am 11. 10.1965 gegen die
Behandlung dieses Themas1 bezeugten die Väter — auch die
lateinamerikanischen, die ihre Hoffnung auf eine Erleichterung
gesetzt hatten — ihre Loyalität2. Kardinal Bea jedoch
sorgte im Blick auf den verheirateten Priester der Ostkirche
dafür, daß im Dekret über Dienst und Leben der Priester
vom 7.12.1965 der Zölibat nicht aus dem Wesen des Priesteramtes
, sondern aus der Disziplin der lateinischen Kirche
abgeleitet wird: der Priester könne sowohl als Zölibatär
wie als Ehemann sein Amt erfüllen. Freilich ist der Zölibat
„in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen"3.
1331 (!) modi ließen vermuten, daß die Diskussion nicht beendet
sein würde. Sie begann jetzt auch erst recht hochzu-
wogen4. Die Enzyklika Sacerdotalis Caelibatus vom 24. 6.
1967 suchte sie zu beenden, indem sie die Einwände christo-
logisch, ekklesiologisch und eschatologisch zu entkräften
suchte. Die folgende Austrittsbewegung von Priestern
konnte jedoch weder Kurie noch Bischofskonferenzen erweichen
.5 Diese erhielten Sukkurs vom sich herausbildenden
Rechts- oder Traditionskatholizismus, der den Zölibat so
ideologisierte, daß er „mit .Ehelosigkeit um des Himmelreiches
willen' nichts mehr gemein hat"6, oder gar — wie
behauptet — mit Kirchenreform7, ja Fortschritten im ökumenischen
Gespräch8. Bischöfliche Anregungen, dem katastrophalen
Priestermangel mit verheirateten „viri probati"
zu begegnen, hatten keinen Erfolg9. — Inzwischen hat sich
die Unruhe der sechziger Jahre gelegt und der Geschichtsbetrachtung
Raum geschaffen.

Während der Kirchengeschichtler Georg Denzler in dem
groß angelegten Geschichtswerk „Päpste und Papsttum"
die Zölibatsentwicklung von der Urchristenheit bis zu den
neuesten päpstlichen Verlautbarungen dokumentiert und
analysiert10, überblickt Paul Picard lediglich die Diskussion