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1978

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Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 2

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eigener Terminologie fragt. Luther behauptet zwar in der
Randglosse am Anfang von Hebr 7, der Apostel wolle im
Hebräerbrief oft den Unterschied zwischen dem Alten und
dem Neuen Testament unterstreichen, aber sonst spielt dieser
Begriff keine Rolle. Hinzu kommt an manchen Stellen
die Unsicherheit, ob mit testamentum ein Teil der Heiligen
Schrift oder ein Bund Gottes bezeichnet wird. Der Vf. hat
diesen Begriff durch den Vergleich mit der mittelalterlichen
Exegese des Hebräerbriefes gewonnen, die naturgemäß aufs
engste mit dem Inhalt dieses Briefes zusammenhängt. Ihn
für Luthers Denken als zentral zu bezeichnen und zum Verständnis
der Auslegung anderer biblischer Bücher durch
Luther in die Mitte zu rücken, erscheint mir daher problematisch
. Hingegen spricht Luther häufiger vom verbum dei
und formuliert in der Scholie zu Hebr 3, 7 anschließend:
„... quia sine fide impossibile est Deum nobiscum esse aut
operari, cum ipse non nisi verbo operetur omnia. Ideo co-
operari ei nemo potest, nisi qui adheret verbo, quod fit per
fidem,..." (WA 57 III, 143, 1—4). Daher erscheint es mir
einfacher und hilfreicher — wenn man die Linie verfolgt,
die der Vf. eingeschlagen hat —, von einer Theologie des
Wortes Gottes zu sprechen.

Das hat außerdem den Vorteil, daß damit eine weitere
Problematik erfaßt wird. Der Vf. betont sehr, daß Luther
vorwiegend soteriologisch argumentiere und daher andere
Forscher, die hermeneutischen Fragen nachgehen, Luther
falsch befragen und daher falsche Antworten erhalten. Versteht
man zunächst unter den hermeneutischen Fragen die
Aussagen über das Verhältnis der alttestamentlichen Schriften
zu den neutestamentlichen, so läßt sich auch in der Hebräerbriefvorlesung
Luthers manches finden, was der Vf.
nicht erörtert. Ich möchte nur darauf hinweisen, wie ausgiebig
Luther in der Scholie zu Hebr 7,1 von der Figural-
deutung alttestamentlicher Stellen Gebrauch macht.

Es kann bei der Erfassung der Theologie des jungen Luther
überhaupt nicht darum gehen, hermeneutische Fragen
den soteriologischen gegenüberzustellen, sondern die Aufgabe
besteht vielmehr darin, das Verhältnis von Verstehen
und Verstandenem zueinander zu bestimmen. Der Vf. legt
zwar den logischen Zusammenhang der Aussagen Luthers
dar, aber nicht ihren genetischen. Das soll der nächste Schritt
der Forschung sein. Soll sie untersuchen, wie Luther zu einer
„theology of testament" gekommen ist, womöglich unter
Zurückstellung der hermeneutischen Fragen? Das wäre
nicht sehr hilfreich. Es muß beides miteinander verknüpft
werden, wie Luther versteht und was er versteht. Dabei
handelt es sich um einen Vorgang, der mit einem Regelkreis
vergleichbar ist. Das Verstandene wird zu dem Verstehen
zurückgekoppelt und führt zu neuem, weiterführendem
Verstandenem, das aus dem Wort Gottes kommt.

Der Vf. hat somit Unterschiede in der Auslegung des Hebräerbriefes
zwischen den mittelalterlichen Kommentatoren
und Luther erarbeitet, das soteriologische Interesse
Luthers aufgewiesen und gezeigt, wie sehr Luther an der
Unterscheidung des alten und des neuen Bundes liegt. Meines
Erachtens ist damit aber nicht der Brennpunkt gefunden
worden, von dem aus sich der ganze Komplex der Theo-
logie des jungen Luther aufhellen läßt.
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