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Ausgabe:

1978

Spalte:

118-120

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Cyrille d'Alexandrie: Dialogues sur la Trinité: Introduction. Dialogues I et II 1978

Rezensent:

Winkelmann, Friedhelm

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 2

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Beutler, Johannes: Glaube und Institution im Neuen Testament
(ThPh 52, 1977 S. 1-22).

Bleickert, Günter: Ostern und Pfingsten. Lukanische und
johanneische Schau (Wort und Antwort 17, 1976 S. 33-
37).

Bürgener, Karsten: Die Auferstehung Jesu Christi von den

Toten. 3., verb. Aufl. Bremen: Selbstverlag des ev.-luth.

Pfarramtes an St. Johannes-Sodenmatt 1976. 159 S. 8°.
Cambier, J.-M.: Le .iugement de tous les hommes par Dieu

seul, selon la verite, dans Rom 2,1-3, 20 (ZNW 67, 1976

S. 187-213).

Casey, P. M.: The Son of Man Problem (ZNW 67, 1976 S.
147-154).

Conte, G.: II processo a Gesü (Protestantesimo XXXI, 1976
S. 148-158).

Cope, Lamar: The Death of John the Baptist in the Gospel

of Matthew; or, the Case of the Confusing Conjunction

(CBQ XXXVIII, 1976 S. 515-519).
Corsani, B.: Per la lettura dell' Apocalisse (Protestantesimo

XXXI, 1976 S. 210-221).
Fiedler, Peter: Rom 8,31—39 als Brennpunkt paulinischer

Frohbotschaft (ZNW 68, 1977 S. 23-34).
Fischer, James A.: Pauline Literary Forms and Thought

Patterns (CBQ XXXIX. 1977 S. 209-223).
Foulon-Piganiol, Claude-Isabelle: Le röle du peuple dans le

proces de Jesus (NRTh 98, 1976 S. 627-637).
Gordon, Cyrus H.: Paternity at Two Levels (JBL 96, 1977

S. 101).

Gräßer, Erich: Gott ist Liebe! Signal des Lebens im Neuen
Testament. Eine exegetische Skizze (DtPfrBl 75, 1975
S. 10-12).

Guelich. Robert A.: The Matthean Beatitudes: „Entrance-
Requirements" or Eschatological Blessings (JBL 95, 1976
S. 415-434).

KIRCH EN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Augustinus, Aurelius: Die Iletractationen in zwei Büchern.

Retractationum libri duo. In deutscher Sprache von
C. J. Perl. Paderborn: Schöningh 1976. XV, 241 S. 8° =
Aurelius Augustinus' Werke in deutscher Sprache, hrsg.
von C. J. Perl. Lw. DM 24,-.

Innerhalb seiner zweisprachigen Augustinusausgabe legt
Perl nun das Spätwerk des Kirchenvaters vor, in dem der
Hipponenser Bischof, ohne seine gewohnte kritische und polemische
Haltung aufzugeben, auch deutlich mit gezielter
Selbstkritik vor die Mit- und Nachwelt tritt. Man könnte
Wohl sagen, daß Augustinus in den Confessiones seine Bekehrung
und seinen inneren Werdegang darstellt, während
er in den Retractationes durch die Betrachtung seiner Werke
in ihrer chronologischen Reihenfolge, wenngleich nur in
knappen Andeutungen, sein geistiges Reifen vom „aufgeklärten
" spätantiken Rhetor und Philosophen zum dezidier-
ten, eindeutig kirchlich orientierten Theologen und christlichen
Gelehrten, nicht ohne hinreichende autobiographische
Daten, einfängt.

In einem knappen, aber inhaltsreichen Vorwort skizziert
P. zunächst die Stellung der Retractationes (beim ersten
Augustinbiographen Possidius noch „De recensione libro-
rum" benannt) im Gesamtwerk Augustins, wobei interessante
Streiflichter auf die Text- und Ausgabengeschichte
sowie auf die Polemik gegen seine häretischen und heidnischen
Gegner fallen, mit denen sich die reifsten Schriften
des Kirchenvaters immer wieder auseinandergesetzt hatten
. Es wird bei P. wieder einmal deutlich, daß der Kirchenvater
in seiner letzten, obzwar durch Krankheit und andere
Belastungen behinderten Schaffensperiode seine Arbeitsmethode
gerade im Gegeneinander und Miteinander von
Kritik und Selbstkritik bis in die feinsten Verästelungen
ausgefeilt hat, wovon neben „De haeresibus", „De dono
perseverantiae" oder der unvollendeten Schrift gegen Iulia-
nus von Aeclanum auch gerade die Retractationen auf
Sehritt und Tritt Zeugnis ablegen. P. hebt u. a. hervor, daß

die 93 Kapitel der Retractationes nur den Anschein eines
Kataloges erweckten, während sie in Wirklichkeit eine
schriftstellerische Beichte (XIV) darstellten. Dies ist richtig,
sollte aber wohl durch den Hinweis ergänzt werden, daß die
Retractationes als „Bekenntnisse des Greisenalters" mit
ihrem Polaritätsverhältnis zu den Confessiones auch starke
apologetische Züge aufweisen. Oft wird eine längst erarbeitete
dogmatische Position aufs neue, ggf. in differenzierterer
Weise, ausgebreitet, wobei vieles davon vom Standpunkt
des modernen Betrachters aus fast als belanglos erscheinen
mag; anderes mag man als etwas sehr eng auffassen, so
wenn Augustinus in der Kritik seiner von Ende 386 stammenden
Schrift „De ordine" seine damalige Hochschätzung
der „liberales disciplinae" — vor allem unter dem Aspekt
der Heiligengeschichte — mißbilligt (Retr. I, 3). Heute zumindest
wird man solche unter dem Gesichtspunkt der Bildungsgeschichte
bedenklichen Zeugnisse der Selbstkritik
nicht ohne Bedauern lesen.

Die* Ubersetzung orientiert sich an den bewährten Prinzipien
P.s, der etwa die Mitte zwischen einer „wörtlichen"
Ubersetzung und einer dem modernen Verständnis adäquaten
lesbaren Übertragung hält. Die dabei zuweilen auftauchenden
Schwierigkeiten sind bekannt und lassen sich oft
nicht ganz lösen. Dies gilt auch für den „schwebenden"
Ubergang von der Übersetzung zur Interpretation. So wird
einmal S. 94 f. presbyter als „einfacher Priester" übersetzt,
was die Grenzen des Zulässigen fast übersteigt; doch rechtfertigt
sich dieses Vorgehen aus dem Zusammenhang des
ganzen Abschnittes, der das seinerzeitige Verhältnis Augustins
zu den afrikanischen Bischöfen charakterisiert, denen
er damals noch als Kleriker minderen Gewichtes gegenüberstand
.

Die Bibliographie konzentriert sich auf die wichtigsten
Ausgaben, einige Ubersetzungen in moderne Sprachen sowie
eine knapp geratene Auswahl neuerer Forschungsliteratur
. Die von P. besorgte Ausgabe wird ihrem Zweck sicher
gerecht werden und hoffentlich dazu beitragen, Augustinus
— in der Vielfalt seiner Werke und seiner geistigen Ausstrahlung
— wieder einem breiteren Leserkreis zugänglich
zu machen.

Halle (Saale) Hans-Joachim Dlesner

Cyrille d'Alexandrie: Dialogues sur la Trinite. I. Introduc-
tion. Dialogues I et II. Texte critique, Traduction et Notes
par G. Matthieu de Durand. Paris: Les Editions du Cerf
1976. 409 S. 8° = Sources Chretiennes, dir. C. Mondesert,
231. ffr. 170,-.

Im Unterschied zur Forschergeneration E. Steins und
A. v. Harnacks werden die trinitarischen und christologi-
schen Auseinandersetzungen heute nicht mehr fast ausschließlich
unter politischen Gesichtspunkten betrachtet,
sondern wird die theologische Substanz gleichfalls ernst
genommen. Solches Bemühen kommt auch dem Patriarchen
Kyrill von Alexandreia (412—444) zugute, dessen Name vor
allem mit seinen kirchenpolitischen Aktivitäten belastet ist.
Er war aber darüber hinaus ein gebildeter und sehr fruchtbarer
theologischer Schriftsteller, ohne dessen christologi-
sche Position weder die theologische Entscheidung auf dem
Konzil von Chalkedon (451) noch die Entwicklung der Mono-
physiten und der Neuchalkedonenser recht verstanden werden
kann. Leider liegen aber für manche seiner Schriften
immer noch nur ältere Editionen vor (Aubert, Migne, Pu-
sey). Es ist deshalb G. M. de Durand sehr zu danken, daß
er sich der Neuedition, Übersetzung und Kommentierung
einiger solcher Werke annimmt. Nachdem er 1964 bereits
die beiden für die christologische Auffassung Kyrills zentralen
Schriften De incarnatione und Quod unus sit Christus
vorgelegt hatte (SCh 97), beginnt mit dem hier zu besprechenden
Band die Edition des trinitarischen, in Dialogform
gestalteten Hauptwerkes Kyrills, die auf drei Bände