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Ausgabe:

1978

Spalte:

107-108

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Towner, Wayne Sibley

Titel/Untertitel:

The rabbinic 'enumeration of scriptural examples' 1978

Rezensent:

Seidel, Hans

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 2

108

Goldin, Judah: The Youngest Son or Where does Genesis 38 der Schule des R. Ismael (Mechiltha R. Ismael) aus, den

Belong (JBL 96, 1977 S. 27-44). Lauterbach 1949 neu edierte und der 35 Texte biete, die AufHaag
, Ernst: Gott als Schöpfer und Erlöser in der Prophetie Zählungen enthalten. Jeder Text soll in dreifacher Weise

des Deuterojesaja (TThZ 85, 1976 S 193-213). diskutiert werden: 1. Nach Form, Inhalt und literarischer

Jobling, David: Sauls Fall and Jonathans Rise: Tradition p„_i,« , ,. . „ . . , . , .

and Redaction in 1 Sam 14:1-46 (JBL 95, 1976 S. 367-376). ,Fu"ktl°n des Einzeltextes, 2. unter traditionsgeschicht-

Jones, Bruce W.: Two Misconceptions about the Book of lichen Gesichtspunkten, 3. im Vergleich mit außerrabbini-

Esther (CBQ XXXIX, 1977 S. 171-181). schen Parallelen.
Kenik, Helen Ann, O. P.: Code of Conduct for a King: Psalm Als Einleitung zur Exegese geht das 3. Kapitel Gattungs-

101 (JBL 95, 1976 S. 391-403). und Datierungsfragen nach. Die nichtexegetischen Aufzäh-

Kselman, John: A Note on Ps 51:6 (CBQ XXXIX, 1977 hingen, die Realien der Natur und des Menschen enthalten,

S. 254). „,,„,, „.„.„,. , werden abgegrenzt, und es wird ihre Funktion zur Syste-

'^A^ASS^ Fire °f ^ matisierun! von „law or moral admonUion and historical

Levenson Jon D.: On the Promise to the Rechabites (CBQ **P™el d,er 7**1 NeZ" XIH' 5°-94 Und Vay'

XXXVIII, 1976 S. 508-514). VI> 53~60 + 81-85 erläutert. Es gäbe aber auch Texte, die

Long, Burke O.: Reports of Visions Among the Prophets zugleich im exegetischen Bereich angesiedelt seien (z.B.
(JBL 95, 1976 S. 353-365). Bah. V, 98-101), so daß sich eine Entwicklung von der nichtexegetischen
zur exegetischen Aufzählung vermuten lasse.
Da ein Überblick über die apokalyptische, die hellenistische
und zwischentestamentliche Literatur zeige, daß „enume-
rations of scriptural examples" nicht vorkommen, könne
JUDAICA diese Gattung als Werk der Taaniten angesehen werden,

in der Periode vor Jabne entstanden.
Im 4. Kapitel bietet der Vf. die in sechs Funktionsgruppen
Towner, Wayne Sibley: The Rabbinic „Enumeration of geordneten Texte und bespricht sie in den oben genannten
Scriptural Examples". A Study of a Rabbinic Pattern of Diskussionsschritten. Folgende funktionalen Kategorien
Discourse with Special Reference to Mekhilta D'R. werden genannt: 1. commonsense analysis of an individual
I s h m a e 1. Leiden: Brill 1973. XII, 276 S. gr. 8° = Studia- text; 2. hermeneutical analogy; 3. lexical analogy; 4. syntac-
Post-Biblica. Instituta P. A. H. de Boer, adiuvantibus T. tical analogy; 5. legal analogy; 6. technical exegetical anal-
Jansma et J.S.Sibinga, ed. J. C. H. Lebram, XXII. Lw. °gy.

hfl. 84 —. Das 5. Kapitel untersucht das Vorkommen der „enume-

ration of scriptural examples" in der nichtrabbinischen Li-

In der Einführung weist der Vf. darauf hin, daß Aufzäh- teratur (Pseudo-Philo, Memar Marqa, NT, Didache u. ä.).
lungen, Listen u. ä. bei der Untersuchung des AT und der Ein allgemeiner Gebrauch der Gattung lasse sich nicht nach-
altorientalischen Literatur vielfach Beachtung gefunden weisen. Analoge Aufzählungen kämen aber dort vor, wo
haben (Arbeiten von Dornseiff, Zimmern, von Soden, Gar- palästinensischer Einfluß vorhanden sei oder eine bewußte
diner, Alt u. a.). Besonders geht er auf die Arbeit von Roth Verbindung zum Judentum gesucht werde (z. B. Memar,
(Numerical sayings in the Old Testament, Leiden 1965) ein. Aphraates).

Die vorgelegte Untersuchung versteht sich nicht als Fortset- Am Schluß faßt der Vf. den Ertrag der Arbeit in über-
zung der Arbeit von Roth im Bereich der rabbinischen Li- sichtlichen Thesen zusammen und fügt als Anhang Über-
teratur, sondern möchte die Gruppe der „enumerations of Sichtstabellen über die stereotypen Aulzählungsformen an.
scriptural examples" als eigene Gattung darstellen, die sich Die Untersuchung besticht durch die Gründlichkeit, mit
nicht aus dem alttestamentlichen Material organisch ent- welcher der Vf. die rabbinischen Texte zusammengestellt
wickelt hat, noch dem gleichen institutionellen Bereich ent- und diskutiert hat. Er orientiert dabei nicht nur über den
stammt. Im zweiten Kapitel klärt der Vf. die Methoden- Stand der Fachdiskussion zu diesem Thema, sondern versucht
frage. Die Aufzählung des rabbinischen Materials bei Wün- Grundstrukturen rabbinischer Exegese und Theologie sicht-
sche und Stevenson und die Untersuchung von Nador (1962) bar zu machen. Wo der Vf. aber vergleichbare Literatur
erscheinen ihm methodisch unzureichend. Man müsse die heranzieht, geht er häufig sehr summarisch vor, und man
Texte zunächst unabhängig von einer möglichen literari- wird seinem Urteil nicht ungeprüft folgen wollen. Das gilt
sehen Beziehung zum AT untersuchen, eine formale und B. für die Qumranliteratur, die mit 18 Druckzeilen abge-
funktionale Unterscheidung zwischen den nichtexegetischen handelt wird und wo man den Eindruck hat, daß sich der
und exegetischen Aufzählungen treffen und Merkmale zur Vf. auf das Urteil von Roth verläßt, ohne selbst die bis zum
Unterscheidung und weiteren Analyse beider Kategorien Abschluß seiner Arbeit (1971) erschienenen Quellen und
liefern. Da die stereotypen rhetorischen Pattern in der rab- Abhandlungen zum Thema durchgesehen zu haben (z. B.
binischen Literatur aus der mündlichen Tradition stammen, scheint der Vf. die Bibliographie von Burchard nicht zu kensei
auch zu fragen, ob die an alttestamentlichen Texten be- nen). Literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Fra-
währte Methode der Formgeschichte ebenso für die Unter- gen geht der Vf. bei der Besprechung der Einzeltexte nicht
suchung rabbinischer Literatur geeignet sei. Der Vf. gibt 1 nach. Für das Problem der mündlichen Tradition und ihrer
einen kurzen Überblick über die formgeschichtliche Frage- .jjVerschriftung hätte man sich eine stärkere Benutzung der
Stellung bei Gunkel, Alt, von Rad, Noth, M. Dibelius und :|| Arbeiten zum AT als der Untersuchungen zum skandina-
Bultmann. Daraus wird die Problematik bereits deutlich. 'Iiij,vischen Vergleichsmaterial gewünscht.
Die rabbinischen Traditionen sind weitgehend „a-historical 11/11 Diese Bemerkungen sollen aber nicht das positive Ge-
and a-temporal" (33), so daß sie keine institutionellen, hi-/////samtbild beeinträchtigen. Besonders Neutestamentier und
storischen und soziologischen Anknüpfungspunkte aufwie- UlliJudaisten werden die Einzelinformationen und Ergebnisse
sen. Außerdem kenne die rabbinische Literatur das „faith- der interessanten Arbeit dankbar nutzen,
and-history-problem" nicht wie das NT. Trotzdem habe Leipzig Hans Seidel

sich die Anwendung der formgeschichtlichen Methode als
fruchtbar erwiesen (Arbeiten von Kittel und Fiebig), was
auch die Untersuchungen von Eckart (Untersuchungen zur

Traditionsgeschichte der Mechiltha, Diss. 1959) und Neusner Hengel, Martin: Juden, Griechen und Barbaren. Aspekte der
(A life of Rabban Yohanan b. Zakkai, 1962 und The Rab- Hellenisierung des Judentums in vorchristlicher Zeit,
binic Traditions about the Pharisees before 70, 1971) bestä- Stuttgart: Kath. Bibelwerk [1976]. 187 S. m. 3 Ktn,
tigten. 3 Stammtafeln. 8° = Stuttgarter Bibelstudien, hrsg. von

Der Vf. geht von den Texten des Exoduskommentars aus H. Haag, R. Kilian und W. Pesch, 76. Kart. DM 18,-.