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Ausgabe:

1978

Spalte:

901-902

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Winkler, Klaus

Titel/Untertitel:

Begräbnis-Homiletik 1978

Rezensent:

Winter, Friedrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeituug 103. Jahrgang 1978 Nr. 12

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dendon zweiten Kapitels „Was heißt und was will Rhetorik?" zurückhaltende Rolle wie das Bekenntnis zu einer transmortalen

(35ff.) definiert der Vf.: „In der Predigt geht es darum, auf dem Eschatologie. Das „unter einem Minimalaspokt entworfene Ritual"

Forum der Kirche öffentlich, verständlich und wirksam zur schließt die „Bereitschaft der Gemeinde zum Hinhören wenig-

Debatte zu stellen, was christlicher Glaube jeweils meint und will" stens nicht von vornherein" (S. 37) aus, so meint jedenfalls der

(72). Und in einem Thesengespräch mit seinen Schülern hat er das Vf. ..........

unterstrichen- Was ich bewirken will - und dies als Kriterium Wesentlich sind die Äußerungen zum Bestattungsgesprach, wo
christlicher Rede- ist die gegenwartsbezogene, situationsbezogene, Motive der Trauernden, pastoralpsychologische Beobachtungen
adressatenbezogene Auseinandersetzung mit ausgewählten Ele- und homiletische Konsequenzen zusammengetragen werden (III.,
menten christlicher Tradition" (Theologia practica 12, 1977, 8). S. 38-49). Die bereits in diesem Zusammenhang aus exegetischen
Natürlich provoziert ein Buch, das an entscheidenden Stellen und praktischen Gründen erhobene Forderung, in der Bestattungs-
mit Thesen arbeitet, viele Fragen. Daß der biblische Text „als rede lange Perikopentexte zu behandeln, ist und bleibt ungewöhn-
Material der Predigt, neben anderweitigen Materialien" fungiert lioh (S. 47). . ..„
(97), wird Widerspruch wecken, solange da« Verhältnis der homile- Zur Rede (IV. S. 50-71) werden zum größeren Teil bekannte
tischen Determinationsfaktoren ungeklärt bleibt. Die Gesichts- Empfehlungen gegeben, wobei die- auchanderweitig begegnende-
punkte für die Predigtanalyse, die Otto im letzten Kapitel zu- These von der Bewahrung des „Wortes Gottes vor dem falschen
sammengestellt hat (l77ff.), wirken assoziativ aneinandergereiht Menschenlob in der Bestattungsrede durch eine enge Textbmdung,
und lassen sich ohne Schwierigkeiten erweitern. Vor allem bleibt nicht durch ihre Wiederholung richtiger wird (S 53ff. . Ebenso-
zu diskutieren, ob der religiös-rituelle Kontext der Predigt bei der sehr kann eine textenge Rede das heute falhge „Evangelium" verBeschreibung
ihrer Wrkungsmög.ichkeiten und Aufgaben genü- leugnen wenn sie die Hörer der Verkündigung ubergeht. Diese
gend berücksichtigt ist, gerade wenn man mit Otto die Beachtung Wahrheit wird dann an anderer Stelle durch K^ Winkler um so
5 .> j o-. ,.,„>. ji „a„A wifh+i» hält kraftiger vertreten. Einfühlung des Predigers in die Situation der

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und Theorie neu zu entdecken. homiletischen und pastoralpsychologischen Überlegungen nicht

Qöttingcn Manfred Josuttis immer aufeinander abgestimmt sind.

Wichtige Bemerkungen zu den Zielsetzungen der Bestattungshilfe
als Trauer-, Glaubens- und Lebenshilfe schließen die mehr
theoretisch bestimmten Teile ab (V., S. 72-98). Dabei wird voraus-
Klaus, Bernhard, u. Klaus Winkler: Begräbnis-Honületik. Trauer- gesetzt, daß „eine inhaltliche Trennung" der drei Zielgebungen
hilfe, Glaubenshilfe und Lebenshilfe für Hinterbliebene als > in voneinander abgrenzbare Bereiche jedenfalls als Unding erDienst
der Kirche. München: Claudius Verlag [1975]. 205 S. 8°. scheinen muß" (S. 91). „Trauerhilfe ist nicht olme Glaubenshilfe
Kart. DM 19,80. denkbar; beiden gemeinsam ist wiederum, daß sie zur Lebenshilfe

. ,. werden können" (S. 90). Die Einwirkung der Person des Pfarrers
Gemeinschaftsarbeiten sind unter Theologen bei Monographien ^ ^ 8eelgorgerlicne Bestattungshandeln wird eindrücklich erungewöhnlich
. Die beiden Autoren haben sich positiv ergänzt. ^ Chancen UIld uTelu,en beschrieben. Eingestreute Bei-
Während K. Winkler die pastoralpsychologischen Aspekte zum verdeutlichen dieses Problem.

Thema bearbeitet hat, hat B. Klaus vorwiegend die homiletischen ^ ((predigtmodeiie» (VI., S.99-198) enthalten wieder mehr als

Fragen bedacht. In den „Predigtmodellen", die gegen Ende gebo- ^ über8chrift au88agt. Außer fünf ausgeführten Bestattungs-

ten werden, haben zusätzlich zwei Pfarrer je ein Gesprachsproto- ^ Predigt zum Ewigkeitssonntag wird eine „Metho-

koll beigesteuert. Der Obertitel des Buches ist zu eng geiaßt. us ^ ^ predigtarbeit" vorangestellt, die sich aus Anregungen von

bietet mehr, als er verrät. Neben homiletischen begegnen vor allem ^ ^ R ZU8ammensetzt und dann zum Teil auf die

seelsorgerliche und anthropologische - psychologische wio soziolo- fo,genden Modeile angewandt wird. Besonders interessant ist die

gische - Erwägungen. Aber auch liturgische Fragen kommen zu .eweilg einfließende pastoralpsychologische Reflexion und ihre

Wort. Und das alles ist eingeschlossen in Grundsatzfragestellungen (Gegenüberstellung mit den Aussagen des Homiletikers. Diese

und in das Angebot von Modellen aus der Praxis. weichen hier oder da kräftig von einander ab. Beruhigend (oder

Das Vorwort (S. 7-10) geht von der Spannung zwischen Aultrag M| >Ein pastoralpsychologisch unanfechtbares Ge-

und üblicher Gemeindoorwartung aus, durch die für den beelsorge spradl8protokoll dürfte kaum anders als durch eine Konstruktion

und Prediger immer wieder Konflikte auf brechen. Die dem üuci ^ Schreibtisch erreichbar sein. In der Wirklichkeit geht jedem

zugrundeliegende Definition des „Begräbnisses" wird L. Rennten - ^ manches Defizit an eigener Leistung nach . . « (S

lehnt, der auch sonst öfters zur Sprache kommt. Die Adressa en ^ Strukturell gesehen sind die Modelle in der Regel so aufge-

des Buches sind „Anfänger im Predigtdienst. . • "nd der vo" ° baut: I. Der Kasus. 1. Das Gespräch mit den Hinterbliebenen.

Gefahr der Routine bedrohte Pfarrer"; aber darüber hinaus sollen ^ Kückfragen des Fastoralpsychologen. 3. Das Ergebnis als Kon-

die Ausführungen auch „als Anleitung und Angebot raru ^ fc die Predigt n Der Tex(. j Ergebnisse exegetischer

diesem Zusammenhang anstehenden Aufgaben lurcniicn Fragen an den Text. 2. Homiletische Besinnung. III. Die Predigt,

wachsenenbildung" vorwendet werden (S. 10). _ Derartige Aufzeichnungen zur Vorarbeit finden sich m. W in

Unter Aufnahme moderner Begriffe werden wichtige alte u bo- breiten p0rm bisher in keiner praktisch-theologischen Arbeit

elemente dos Bestattungsritus nach ihrem pastoralsozioiog Kasualien. Anmerkungen und ein Verzeichnis, das vor allem

und -psychologischen Wert bedacht (I. Chiffren und Kiten, . neueate Literatur bietet, schließen das Buch ab (S. 199-205)

bis 24): Talar, Trauerkleidung, Kreuz, Glocken, Es bietet für den Praktiker besonders unter pastoralpsychologi-

Dazu treten Aussagen zu den verscluedenen bpracnbereicnc ^ ^ ^ p^,^^ dßg

Trauernden, unter denen sich die gottesdienstliche öp™™ tungsauftrages der christlichen Gemeinde nicht mehr denkbar ist

Bestattung befindet: seelsorgerliche, medizinische una ^ Verbindung die8eg pastoralpsychologischen Gesichtspunktes

tungstochiüsche Sprache. Ihr V«hMd«Meta »S «raun , ^ traditione„en homi,etiSchen und liturgischen Fragestellungen

Abgrenzung jedoch fließend und wird noch nicht umlassenü uuren ^ b(j8onderen ^ und Wert deg ^ 8

dacht ins Gespräch gebracht.

Der nächste Abschnitt beschäftigt sich ebenfalls mit einem ^„^ Friedrich Winter

liturgischen Problem, nämlich mit „Formeln und Riten (11.,
S. 25-37). Wichtige Marginalien zum Thema und der aus der
Agende abgeänderte „Entwurf eines biblisch legitimierten Rituals
(S. 33) kommen zum Abdruck. Letzterer ist von einem Kreis
Essener Pfarrer erarbeitet worden. In ihm spielen die Aussagen zu
Tod und Auferstehung Jesu Christi und zur Trinität eine ebenso