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Ausgabe: | 1978 |
Spalte: | 898-900 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Allgemeines |
Autor/Hrsg.: | Stadel, Klaus |
Titel/Untertitel: | Buße in Aufklärung und Gegenwart 1978 |
Rezensent: | Hausammann, Susi |
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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 12
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kündigung beim chronischen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit dar- Sudel, Klaus: Buße in Aufklärung und Gegenwart. Buße und Buß-
stellt. Sakrament nach den pastoraltheologischon Entwürfen der Auf-
Kann letztlich von Überwindung des Atheismus die Rede sein, kliirungszeit in Konfrontation mit dem gegenwärtigen Sakra-
wenn woniger im einzelnen seine Wahrheitsmomonte debattiert mentsverständnis. Münohen-Paderborn-Wien: Schöningh 1974.
werden als alles darauf zugespitzt erscheint, den Satz ,Gott ist tot' XLVIII, 502 S. gr. 8°. Kart. DM 38,-.
als dunkles Orakel in die Aussageweise von Aussprüchen wie ^ ^ ^ kathoHscho BuU|ehre ullterrichton wiU
Joh 11,50 (das Wort des Hohenpriesters: es ist uns bes er en ^ ^ ^ ^ ^ ch informiert Da
Mensch sterbe ...') zu rücken, d,e ahnungslos um die g*»Hfa" ^ fa ^ ^ ^ eretoa
tergedanklichkeit etwas .weissagen tY.ll). Ntetecl^IW 8ton Ahnten. Im zweiten Teil (S. 115-304) legt der
bach (s. 187, 227, 280 bzw. 432, vgl. 135) lassen »oh nicht w o der yf ^ ^ viür führendon ^^j^ p^onT
Seher Bileam, der fluchen soll und segnen muß, in die christliche , des deutschen Spnlchgebietes to ausgehenden 18. Jh.
Heilsgeschichte hineinnehmen - so sehr man im e.nze nen von ^ |^ * j^J_lg~ ^ Giftschütz
ihnen lernen kann (wofür Jüngel gewiß auch Anleitung gibt), aber 1748_1788), Johann Carl Schwarz» (Freiburg i. Br. 1740
letztlich wohl nur dann, wenn man ihren Widerspruch als echten v fa ^ 1744_18U))> nachdombür im ereten
Anstoß von außen (und in dem, was er meint) ganz ernst nimmt ^ ^ ^ ^ studionrofonnen VQn .
und nicht nur als Verfremdung des ursprünglich Eigenen wertet, ^ ^ ^ ^ dft8 ^ Selbstvcr8tälldnis dor
Das würde dann auch die Frage stellen: »^Rao>lom rode io ,m ,etzten viorte, dc8 J8. Jhg- da „t ^
Gottes nicht in erster Lmie auf den falschen Gotte begr ff zu be- den ^ 8
ziehen: auf den Zeus-Gott (wie ihn Asohylos im P ometheus darge ThcoloJiege8cbichto de8 18. Jhs. intcressierten Leser der
stellt hat* Dor Gott dor Götter-Menschen-Rivalitat ist tot (s. bei 0 0
■ T^. ™ vLTi m i «MW. «ah. niht «innn eigentlich Wichtige. Insbesondere evangelischen Losern, die Mühe
N et/schn in Die fröhlioho Wissenschaft Mr. 285: „Um gibt einen » . . . .. , ^ m.u i j
iiK-tzscno in ,vw*nHu«wB "»™~ :„l» .,„„ haben, einen Zugang zur katholischen Bußtheologio zu linden, ist
See "1 und Gott in Jesus Christus darf mit diesem nicht ver- ' , , ,? ö ., , ..... . * . 7
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wechselt werden (wie oft geschehen). Und hat dann nicht doch ™ empfehlen h er mit der Lektüre zu beginnen Der erste Par
Moltmann recht, wenn er schreibt: „Die theopaschitische Rede diesesdritten 1« es bringt eine vorzügliche Einführung in
vom Tod Gottes' kann eine allgemeine Metapher sein. Sie läßt ^ gegenwärtige katholische Bußverstandnis und dessen syste-
S dSf bef She^emVrhen8nicht halten«' (Der gekreuzigte matisch-theo.ogischo Implikationen (S. 300-508).
Got t S 188f) Jüngel hat indes don Karfreitag so auf den Begriff Zunächst wird der anthropologische Ansatz der katholischen
gebrächt daß er folgendes als Zusammenfassung schreibt: Bußlehre aufgezeigt: „Die Grundbefindlichkeit des Menschen,
„Die Rede vom Tod Gottes besagt demnach in ihrer Interpreta- nämlich sein Sein boi den Dingon aufgrund seiner Leiblichkeit und
tio'n durch dio Verkündigung dor Auferstehung Jesu: a) daß Gott die daraus sich ergebende Verflochtenheit in die materielle Welt
sich auf das Nichts eingelassen hat; b) daß Gott sich in der Weise und don Kosmos insgesamt, bieten den authropologischen Einstieg
des Kampfes auf das Nichts eingelassen hat; c) daß Gott das für ein Verständnis des Sakramentalen" (S. 373). Buße wird also
Nichts bekämpft, indem er ihm einen Ort anweist; d) daß Gott von vornherein als sakramentale Buße verstanden. „Weil Umkehr
dein Nichts einen Ort im Sein gibt, indem er es auf sich nimmt. Als den ganzen Menschen betrifft, darum drängt sie zur Verleiblichung.
Gott sich mit dem toten Jesus identifizierte, hat er das Nichts Wie dio .Sünde' sich m den .Sünden' inkorporiert, so muß auch die
innerlialb dos göttlichen Lebens geortet. Doch indem Gott dem Umkehr in materialen Taten leibhaft verwirklicht und sichtbar
Nichts einen Ort im göttlichen Sein eingeräumt hat, hat er diesem werden" (S. 388). Auf die Darlegung dos anthropologischen An-
die chaotische Wirkung seiner gespenstischen Attraktion gonom- satzes iolgt die .Chnstologische Grundlegung' (S. 399-447). Sie
men " (297) gipfelt darüi, daß Jesus Christus als ,das eine Personal-Ursakra-
Schlicßlich muß die Frage gostellt werden: Überwindet man mont Gottes und der Menschen schlechthin' (S.404 nach R.
den Atheismus, wenn man den Gottesbegriff so groß macht, daß Schulte, in SM IV 388) verstanden wird. Denn ,im Menschen Jesus
der Mensch ihn gar nicht mehr denken kann und demzufolge der enthüllt sich . .. nicht allein das Wort Gottes an die Menschen,
Atheist den Glauben bestätigen muß, zwar nicht den Glauben in sondern in ihm vollzieht sich ebensosehr die Antwort der Men-
Bezug auf Gottes Existenz, aber doch den in Bezug auf Gottes sehen an Gott' (S. 404). .Die sakramentale Begegnung mit Chri-
Essenz, an dem alles liege (s. 138ff.). Aber was kann praktisch ein stus impliziert darum immer ein Zweifaches: Die Zuwendung des
Gottesglaubo bedeuten, dor das Wesen Gottes, sein Wie-Sein und in Jesus Christus endgültig gewordenen Heils Gottes an die Men-
sein „Wo"-Sein endlich perfekt christologisch begriffen hätte, aber sehen und die anbetend-gohorsame Hingabe des die Menschen in
in dem Moment die Frage nach der Existenz Gottes (als dio Frage, seine Antwort an den Vater hineinnehmenden Sohnes' (S. 410).
die Glaube und Unglaube gemeinsam haben: „Ist es wirklich so?", Im Blick auf das Bußsakramont kann der Vf. sagen:......im Büß-
Gollwitzer: Die Existenz Gottes im Bekenntnis des Glaubens. Sakrament erfahrt das Ursakrament Jesus Christus als Zeichen
1903, S. 172f.) schon als Frage und dem Begriffe nach verloren hat? dor Versöhnung und des Erbarmens Gottes mit den Menschen seine
Die Existenz Gottes mit der Konstruktion des rechten Begriffs- dichteste Konkrotisation und aktualpräsentische Gestaltwerdung.
Inhaltes also mit seiner Essenz gegeben sein lassen, war ja Anselms Der besondere Aspekt, unter dem die Heilstat Christi im Bußsakra-
Idee in seinem ontologischen Argument. Nichte anderes wäre der ment gegenwärtig wird, ist die Versöhnung des durch die Sünde
Versuch, dio Identifikation Gottes mit einem geschichtlichen Ort von Gott getrennten Menschen mit Gott aufgrund der Erlösungs-
die Existenzfrage erledigen zu lassen. Man weiß, was Kant hierzu, tat Christi; äußeres wirksames Zeichen der Versöhnung mit Gott
im Blick auf Anselms faktische Gleichsetzung von Existenz und aber ist die Wiederversöhnung mit der Kirche' (S. 428). Daher
Essonz sagte. Man kann sich ausmalen, was er heute sagen wurde 1 muß nach der chnstologischen Grundlegung die .Ekklesiologische
Wenn es einen Oott gibt, kann man ihn sich als christlicher Theologe Dimension' ausgebreitet werden" (S. 448-508). „Wenn Christus
nur denken, wie ihn Jüngel denkt. Das ist die Stärke und die das .Sakrament Gottes' genannt werden kann, so ist für uns die
Schwäche dieses Buches. Und das kehrt dann die Anselm'sche Kirche das Sakrament Christi, sie repräsentiert ihn in dor ganzen
Copula-Formel ,et hoc es tu, Domine Deus noster' um zu der: ursprünglichen Kraft des Wortes: sie schonkt uns seine wahrhaf-
. Und das ist wirklich wahr, dieser Gott existiert'. Dio wegdeduzierte tige Gegenwart" (S. 448 nach H. de Lubae). „Auf der einen Seite
Existenzfrage kommt somit auf joden Fall zurück. Freilich kann kommt es dor Kirche als Universalsakramont dos Heils zu, die
aio heute nicht mohr die des Theismus sein. Sie muß heute dio nach geschichtlich greifbare Repräsentation dor eschatologisch-sieg-
don Tragweiten sein, in denen der christliche Gottcsglaube lebendig roichen Gnade Gottes zu sein. Infolgedessen eignet ihr als Ganzer
ist. Liebe ist eine, aber auch nur eine, von diesen. Und das verlangt eine Heiligkeit, die indefektibel ist und sie davor bewahrt, grund-
daiuiiueinemnochganzandorenSinneeineWendo„voninnonnach sätzlich und wesentlich aus der Gnade und dor Verheißung Gottes
außen" zumal wenn der Gottesbegriff - wie Jüngel im Vorwort herauszufallen" (S. 473). „Auf dor anderen Seite erfährt die Kirche
tatsächlich beansprucht „von der spezifisch christlichen Glaubens- immer wieder in ihren Gliedern die Wirkmächtigkeit des Bösen...
erfahrung" zu „universaler Geltung" gebracht werden soll (X). Dc-ch nicht allein im Hinblick auf ihre Glieder ist die Kirche eine
H«n»-<;oorg Fiitawhe .Kirche der Sünder', sondern sio selbst und als Ganze ist sündig
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