Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1978

Spalte:

889-891

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Mieth, Dietmar

Titel/Untertitel:

Epik und Ethik 1978

Rezensent:

Urner, Hans

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

889

Theologisohe Literaturzoitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 12

890

Zusammenschlüssen lagen vor. Daraus hat Gaßmann ein breites, geboren, ist seit 1974, nach dem Studium der Theologie und der
aber durchaus konvergierendes Spektrum von 190 Zitaten vorge- Germanistik, Professor für Moraltheologie an der Universität
legt Die Referate zum ersten Thema und die Dokumentation zum Freiburg, Schweiz. Konrad Weiß hat in der ThLZ 96, 1971 Sp. 41
zweiten Thema haben in Arbeitsgruppen der Tagung angeregte bis 43 Mieths Dissertation, Würzburg 1968, besprochen: Die EinDiskussionen
ausgelöst deren Niederschlag in den Empfehlungen hoit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen
zur Weiterführung der Lehrgesprächo (S. 145-152) formuliert Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes
wurde Gorade weil die Fülle des sorgfältig erarbeiteten Konferenz- Tauler, Regensburg 1969. Letzte Veröffentlichung: Moral und
materials nicht annähernd aufgenommen und ausgeweitet werden Erfahrung. Beiträge zur theologisch-ethischen Hermeneutik. Freikonnte
wird die Weiterarbeit hier einzusetzen haben. Darumhat bürg, Schweiz und Freiburg i. Br. (1977). Frühere Veröffentli-
die Delegiertenversammlung in Sigtuna einen Koordinierungsaus- chungen: Auf dem Wege zu einer dynamischen Moral (Graz,
schuß für die Leuenberger Lohrgespräche gewählt, der die kon- Wien, Köln 1970). Christus das Soziale im Menschen. Texter-
kordierenden Kirchen zunächst zu regionalen theologischen Kon- Schließungen zu Meister Eckhart (Dusseldorf 1972). Die wichtigste
sultationcn über beide Themen anregen, eine Zusammenfassung systematische Vorarbeit für die Habilitationsschrift dürfte von
der Arbeitsergebnisse vornehmen und eine zweite Delegiertonver- Hans-Eckehard Bahr geleistet sein (Theologische Untersuchung
Sammlung vorbereiten soll. dar Kunst Poiesis Stuttgart 1960 Siebenstern-Taschenbuch

59/60. München und Hamburg 1965). Mieth bemerkt kritisch

Yenwr funncit t jazu: „Wie wenig die materialistische und die strukturale Kunstdeutung
bisher in die theologische Untersuchung der Kunst einbezogen
ist, zeigen H. E. Bahr und H. U. von Balthasar" (Dieh-

LITERATURGESCHICHTE tung... S.27, Anm.29). Zu Bahr i960, S.106-107 wäre vom

rvl/~UTIIM^ *iez' kritisch anzumerken: Realismus und Naturalismus lassen

UND CHRISTLICHE DICHTUNO Bion nicnt gleichzeitig antifaschistisch und antikommunistisch

abtun. Das hat weder mit Theologie noch mit Ästhetik etwas zu

Mieth, Dietmar: Dichtung, Glaube und Moral. Studien zur Be- tun. Wie anders die Bemerkung zu Zola (Bahr S. 142)! Die für

Mündung einer narrativen Ethik. Mit einer Interpretation zum Bahr wie Mieth gemeinsame systematische Grundlegung ist m. E.

Tristanroman Gottfrieds von Strasburg. Mainz: Matthias- bei Paul Tillich (auch Dietrich Bonhoeffer) zu suchen. Für den

Grünewald-Vorlag [1976J. 270 S. 8° = Tübinger theologische katholischen Autor sind außer Karl Kalinor Alfons Auer, dem das

Studien hrsg. v. A. Auer, W. Kasper, H. Küng, M. Seckler, 7. erste Buch gowidmet ist, und Johann Baptist Metz zu nennen

Kart DM46- (A.Auer, Autonome Moral und christlicher Glaube. Düsseldorf

' ' 1971. J. B. Motz, Zur Theologie der Welt. Mainz-München 1968.

-: Epik und Ethik. Eine theologisch-ethische Interpretation der jyjjeta> ßyfe ... hat übrigens im Unterschied zu dem ersten Buch

Josephromane Thomas Manns. Tübingen: Niemeyer 1976. X, kein personenVerzeichnis). Von Metz und Heinrich Weinrich

237 S. 8° = Studien zur deutschen Literatur, hrsg. v. W. Barnev, stammt der Begriff „narrative Theologie" (Dichtung . . . S. 41).

R. Brinkmann, F. Sengle u. K. Ziegler, 47. Kart. DM 48,-. Mieth möchte aber nicht, daß die Theologie ihren Bund mit der

. „ ... . . i„„ u.,n» Geschichtswissenschaft zugunsten oiner „strukturalen Erzähl-

Theologen haben sich seit doi^^i^^1^ Wissenschaft" aufgibt (S. 42). „Die Vermittlung der Erfahrung

zur religiösen w» zur profanen Diehtung geau^ ^m SC^°m kann duroh die Erzählung geschehen, wie diese Erfahrung ge

begeistert, sachlich oder mtt Andringendem.^"^^j macht wurde" (S. 49). So erhält „das künstlerische Schaffen . .

haben sie sich mehr und mehr den ^^JJ^iunJ ^say Modell Charakter für die Ethik" (S. 57). Auf Mieths Methode näher

isten genähert, bis es schließlich ta unserem Jahr »VT cilizugchen, verbietet der zur Verfügung stehende Raum. Ebenso

v .u- • . ii iv • JLfH^oThpnWiehatan jeder Analyse der Instandichtung (ein Fragment!) immer der

Zeit hinein ansehen wollen. Die wissenschaftliche lneoiogie iku. <m j j ______ «.1771 in* j? ~ . ..

dieser Begegnung und nicht etwa nur im „Eckart" ihren reichen Begriff des edlen Herzon im Prolog bilden Der Begnff z,elt aui

Anteil gehabt. Iber zu einer intensiven Zusammenarbeit von "?££2T ^f^^T W T '^f^™

Theologfe und Literaturwissenschaft war es nicht gekommen, es sei ^^"^.^"^ " ^77™ ? ° ,1«?"

denn auf dem Felde der Literaturgoschichto. In der Deutschen 1963, b. 27-41 Die WB suid irrtümlicherweise mit PBB abge-

Demokratischen Republik war meines Wissens Norbert Müller kürzt, der Aufsatz jWta to durch einen .Nachtrag von 1970

der erste, der als systematischer Theologe sich der Arbeitsweise der erganz ^ ^ung bei A- Wotf Gottfried von Straßburg

heutigen Literaturwissensehaft näherte (Die Religiosität des ^^^^^^^^T^^^

DichL Rainer Maria Rilke. Theologische Habilitationsschrift 1962 ^^^2^Sl*W^£l^t

Halle 1964, ungodruokt). Je mehr aber die Literaturwissenschatt zuge der hochm ttelalterlichen deutschen Dichtung zwischen 1150

nicht nur philosophische und psychologische, auch linguistische und 250 Masc unonseMt, wird von Mieth gar nieht erwähnt,

und soziologische Methodik einbezog, um so aussichtsloser schien nur S«!Ä V°^-H.

eine Zusammenarbeit für den Theologen, wenn er diese Arbeits- Stemhoff, Wirkendes Woi 17 1967). Wie Gottfrieds Publikum

weise nicht beherrschte. Dagegen ist in einer philosophisehon danri definiert wird, mag strittig bleiben. Die Grundbest.mmung

Habilitationsschrift (Köln 197?) die intensive und fruchtbare de*.Begriffs in seiner Abzielung auf sein Hör- und Lesepubhkum

t Li . • . mu i ■ a -»^„nwürticrer Literatur- fmde ich genauso boi Olive Sayce (Der Begriff ede es herze im

Studien zum Verständnis von Theologie und Dichtung nach der bei Peter Ganz (Tristan, Isolde und Ov.d. Zu Gottfrieds Tristan-
Aufklärung. Darmstadt und Neuwied 1973, vgl. dazu Mieth, ^1^^i¥e^^1J^ SS^T^Ä!* ^
Dichtune S 84-96) Wie weit auch hier die Literaturge- Boor zum 80. Geb. München [1971], S. 397-412). Der Aufsatz von
schichte hineingenommen werden mußte, besagt der Untertitel Ganz wird be, Mieth nicht erwähnt, wie überhaupt ein Blick auf
(Karl Plhlini, Moritz Jean Paul, Alfred Döblin sind die Beispiele). die Antike fohlt, obwohl doch gerade dabei für den ethischen
Die beiden Bücher von Mieth bilden den Gesa.ntabdruck einer Aspekt einiges zu gewinnen wäre, mehr vielleicht als beim Auf-
katholischen Habilitationsschrift (Tübingen 1974 unter dem Titel spüren der Beziehungen zur Mystik (Katharer, Amerikaner), die
dos ersten Buehes), die ausdrücklich als „interdisziplinäre Arbeit" Hypothesen bleiben müssen. Gottfrieds Publikum ist nicht mehr
bezeichnet wird (Dichtung S. 7). „Die Interpretation versteht die hof ische Gesellschaft (gegen bayce), von der Tristan und Isolde
sich als ein Paradigma der Methode der Konstituierung ethischer in der Dichtung sich so entschieden trennen. Aber ihre Liebe tritt
Modelle aus erzählender Dichtung und damit zugleich als Para- keineswegs „an die Stelle Gottes" (gegen Hermann Kunisch,
digma einer narrativen Ethik" (Epik . . . p. VII). Der Vf., 1940 edeles herze - edel.u sele. Vom Verhältn.s höfischer Dichtung zur