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Ausgabe:

1978

Spalte:

884-886

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Klein, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Teilhard de Chardin und das Zweite Vatikanische Konzil 1978

Rezensent:

Daecke, Sigurd Martin

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 12

884

Neben den Forschungsberichten enthält das Jahrbuch einen
klaren und klärenden Beitrag von Bernhard Lohse „Luther und
der Radikalismus". Er befaßt sich mit dem Verhältnis Luthers zu
Karlstadt und Müntzer, bemüht sich um eine gerechte Wertung
dieses Verhältnisses unter Einbeziehung nichttheologischer Faktoren
und fragt abschließend danach, inwiefern Luthers eigene
Theologie als radikale Theologie zu bezeichnen ist. Lohse hat dabei
Luthers Anschauung von der menschlichen Sündhaftigkeit im
Auge und fragt in diesem Zusammenhang auch nach Einseitigkeiten
und Engführungen bei Luther.

Den Schluß des Aufsatzteils bildet das erste von fünf Kapiteln
eines Forschungsberichtes von Siegfried Bräuer: „Müntzerforschung
von 1965 bis 1975". Es befaßt sich sehr präzis, kritisch
und außerordentlich kundig mit Quellenausgaben und Ubersetzungen
von Müntzers Schriften. Die weiteren Kapitel sollen im
Lutherjahrbuch 1978 erscheinen.

Die Lutherbibliographie 1977 erfaßt wiederum weit über 1100
Titel. Sie hat aus dem Abschnitt 5: „Die Beziehungen zwischen
Luther und den gleichzeitigen Strömungen, Gruppen, Persönlichkeiten
und Ereignissen, a) Allgemein" drei Abschnitte ausgegliedert
, die nun als die Abschnitte 5i-k erscheinen: ,,i) Künstler und
Kunst", ,,j) Territorien und Orte innerhalb des Deutschen Reiches
", ,,k) Länder und Orte außerhalb des Deutschen Reiches".
Damit wird einerseits die Übersichtlichkeit größer, andererseits
werden sich neue Überschneidungen kaum vermeiden lassen.

Druckfehler: S. 28 Z. 14 bringt den Text vonZ. 16. Der Text von Z. 14 ist
ausgefallen. Lutherbibliographie: Nr. 033 muß heißen: Lutheran encyclopedia.
Nr. 257: Theologia crucis. Nr. 472: Der Fundort entspricht Nr. 015. Nr. 791:
Konrad Pellikans. Nr. 796: Albrecht Dürer. Nr. 838: für Regionalgeschichte.
Nr. 930: letzte Zeile ist verdruckt (= Nr. 929 letzte Z.). Nr. 937 Z. 3: Johann
Georg Dorsch. Nr. 956: Felix Flückiger. S. 173 Sp. 2: Abschnittsüberschrift mul)
heißen: c) „Altgläubige".

Leipzig Ernst Koch

Lorz, Jürgen [Bearb.]: Bibliographia Linckiana. Bibliographie der
gedruckten Schriften Dr. Wenzeslaus Lincks (1483-1547).
Nieuwkoop: de Graaf 1977. 159 S. m. 22 Taf. gr. 8° = Biblio-
theca Humanistica & Reformatorica, XVIII. Lw. hfl. 95,-.

Jürgen Lorz hat 1975 in Erlangen mit einer theol. Diss. über
den Nürnberger Spitalprediger Linck promoviert. Den ersten Teil
der Diss. hat er als beschreibendes Verzeichnis aller von Linck
verfaßten und edierten bzw. mitverfaßten und -edierten Werke
nach dem Vorbild der Osiander-Bibliographie von Gottfried
Seebaß veröffentlicht. Nach einer knappen Einleitung mit einem
Abriß der Geschichte der Linck-Bibliographie, der Editionsprinzipien
und einem Verzeichnis der Linck zu Unrecht zugesprochenen
und der nicht gefundenen Werke, sowie den nötigen Abkürzungsverzeichnissen
folgen in einem ersten Teil in chronologischer Reihenfolge
54 Veröffentlichungen, die in 147 unterschiedlichen Druk-
ken nachgewiesen werden konnten. Nur wenige Ausnahmen mußten
ohne Nachweis bleiben. Der zweite Teil enthält 6 Dubiosa (in
17 Drucken). Doppel- und Zwitterdrucke, sowie Stehsatzkorrektur-
drucke sind innerhalb der betreffenden Auflage festgehalten worden
. Für die Begründung der Zuweisung von Anonyma an Linck
oder in die Gruppe der Dubiosa verweist Lorz auf seine demnächst
erscheinende Linckmonographie. Beigegeben sind noch ein Verzeichnis
der 22 Tafeln (Titelblätter), Titelregister, Verzeichnis der
von Linck hrsg. und übersetzten Werke, sowie Register der in den
Titeln und Inhaltsangaben erwähnten Personen und der Drucker
und Verleger (Namen und Orte). Die Titel der Linckiana werden
diplomatisch getreu wiedergegeben. Für die Bestimmung der
Drucke ohne Kolophon konnte sich der Bearbeiter der Mitarbeit
von Josef Benzing versichern.

Warum bei den Zwickauer Drucken der Nachweis bei Fabian
und bei den Grimmaer und Eilenburger Drucken der Nachweis
bei Gerstlauer nicht aufgeführt wurden, ist nicht ersichtlich. Zu
dem Hergot-Druck Nr. 11.2. kann jetzt ergänzend hingewiesen
werden auf Helmut Claus: Die Drucke der Offizin Hans Hergots
in Nürnberg 1524 bis etwa Mai 1527 (In: Hans Hergot und die
Flugschrift Von der newen Wandlung eynes christlichen Lebens.
Faksimilewiedergabe mit Umschrift. Mit einem Vorwort von Max
Steinmetz und einem Anhang von Helmut Claus. Leipzig 1977,
133-151, bes. 141 Nr. 8). Nach dor ungedruckten Diss. von Helmut

Claus (Untersuchungen zur Geschichte des Leipziger Buchdrucks
von Luthers Thesenanschlag bis zur Einführung der Reformation
im Herzogtum Sachsen [1517-1539]. Phil. Diss. Borlin 1973), die
Lorz offensichtlich unbekannt geblieben ist, sind die Angaben
über Grimma und Eilenburg als Druckorte teilweise zu korrigieren
: Nr. 3.1. ist nach Claus (95) höchstwahrscheinlich durch
Widemar mit Stöckels Materialien in der ersten Jahreshälfte 1523
in Grimma gedruckt worden. Nr. 3.2 hält Claus für einen Nürnberger
Druck Jobst Gutknechts (234 Anm. 207, Panzer 1931). Bei
Nr. 5 ist nach Claus (90) die Druckerangabe in „Nikolaus Widemar,
mit Wolfgang Stöckels Materialien" zu ändern. Bei Nr. 13.2 ist
Jakob Stockei als Drucker zu streichen (Claus, 103f.). Durch
Umfrage bei mehr als 300 Bibliotheken konnte Lorz zu den meisten
Drucken eine Fülle von Exemplarnachweisen beibringen. Die
kleineren Bibliotheken in der DDR wurden bei den Erkundungen
vermutlich nur z. T. erfaßt. So befinden sich z. B. in der St. An-
clivus-KiB Eisleben (Nr. 4.1, 6, 7, 12.2 drei Exemplare, 13.2,ein
Zwickauer Druck von 14, 17.1), der Marienbibliothek Halle (Nr.
10.2, ein Zwickauer Druck von 14, ein Altenburger Druck von 19,
ein Wittenberger Druck von 38), dor SiB Zeitz (Nr. 50.1), der
KiB Alsleben (Nr. 52, 53, ein Druck von 50) und in der KiB Witt-
brietzen (Nr. 17.1) weitere Linck-Drucke, die noch auf evtl. Druckvarianten
untersucht werden sollten. 9 Linckdrucke (Nr. 1.3, 3.1,
4.1, 6, 8, 11.1, 18.2, 19.3, 55.2) verzeichnet auch der Antiquaiiats-
katalog „Reformation" der Sammlung Emanuel Stickelberger,
Basel (Haus der Bücher AG) 1977.

Da er bei seinen Drucknachweisen in Einzelfällen die Wirkungsgeschichte
bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts einbezieht (Kirchenlied
und Gebetbuch), hat Lorz ein wortvolles Arbeitsinstrument
bereitgestellt, das auch über die Druck- und Reformationsgeschichtsforschung
hinaus von Bedeutung ist.

Krummenhennersdorf Siegfried Bräuer

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Klein, Wolfgang: Teilhard de Chardin und das Zweite Vatikanische

Konzil. Ein Vergleich der Pastoral-Konstitution über die Kirche
in der Welt von heute mit Aspekten der Weltschau Pierre
Teilhards de Chardin. München-Paderborn-Wien: Schöningh
1975. 328 S. gr. 8° = Abhandlgn. zur Sozialethik, hrsg. v. W.
Weber u. A. Rauscher, 8. Kart. DM 38,-.

Etwa ein halbes Jahrzehnt lang war es um Teilhard de Chardin
still geworden. Um 1970 herum war sowohl die Veröffentlichung
der Schriften und Briefe (insgesamt mehr als zwanzig Bände) abgeschlossen
als auch die erste große Welle der grundlegenden
Sekundärliteratur - die zum großen Teil noch aus den schwierig
zu beschaffenden unveröffentlichten Texten zitierte - verebbt.
Gleichzeitig wurde die optimistische, von vielfältiger Zukunftshoffnung
und Fortschrittsgläubigkeit geprägte Grundstimmung
der sechziger Jahre, die ein so guter Nährboden für die Verbreitung
der Gedanken Teilhards war, in vielen Teilen der Welt verdrängt
von Skepsis und Pessimismus im Blick auf die Zukunft
und der negativen Qualifizierung des Fortschritts („Wachstums")
nicht mehr als Vollendung, sondern als Gefährdung des Fortschritts
. Weil daher kein Interesse an Teilhards Gedanken mehr
vorhanden war, erschien auch keine Literatur darüber. Teilhard
schien vergessen zu sein. Doch das Tal nach der großen Teilhard-
Welle der sechziger Jahre scheint nur kurz gewesen zu sein. Im
Zusammenhang mit der neuen Frage nach einer „Theologie der
Natur" und einer „natürlichen" Theologie erwacht auch das
Interesse an Teilhard wieder, das sich zwar nicht mehr in Monographien
äußert, wohl aber darin, daß man sich wieder auf Teilhard
beruft oder seine Gedanken in neuer Form wieder auftauchen-

Auch auf katholischer Seite besinnt man sich Teilhards jetzt
wieder, u. zw. im Zusammenhang der Aufarbeitung des Zweiten
Vatikanischen Konzils, genauer: der Pastoral-Konstitution über
die Kirche in der Welt von heute, Gaudium et spes. In dor vorliegenden
Münsteraner Dissertation wird der Einfluß von Teilhards
Denken auf die Anthropologie und Sozialethik, auf das Verstand-