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Ausgabe:

1978

Spalte:

880-881

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Augustinus, Aurelius

Titel/Untertitel:

Schriften gegen die Pelagianer, lateinisch-deutsch 1978

Rezensent:

Lorenz, Rudolf

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879

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 12

880

ist. Es wurde für die Buchreihe „Die Bibelstunde", hrsg. von
A. W. Witsch und K. Pieper, geschrieben, die als Handreichung
für Bibelkreisleiter gedacht war, und ist trotz der engen Umgrenzung
seiner Zweckbestimmung ein Zeugnis für den Ernst und die
Lebendigkeit der Bibelbewegung (vgl. dazu LThK2, Bd. 2, [1958],
Sp. 344-346), die schon in den 20er Jahren von dem Kölner
Studentenseelsorger und späteren Gemeindepfarrer Robert
Grosche bedeutsame theologische Anregungen empfing. Sein
Anliegen formuliert der Vf. in seinem Vorwort (S. 35) als „das
Bemühen, den Brief als Zeugnis der Offenbarung dem christlichen
Verständnis zu erschließen und so für das Glaubensleben fruchtbar
zu machen."

F.-J. Hungs weist mit Recht daraufhin, daß man das Buch „im
Kontext der ökumenischen Bemühungen" des Vfs. sehen muß,
der seit 1932 als Herausgeber der kontroverstheologischen Zeitschrift
„Catholica" zu den führenden Männern der ökumenischen
Bewegung auf katholischer Seite zählte (vgl. J. Höfer, Art . Una-
Sanct»-Bewegung, in: LThK2, Bd. 10,1965, Sp. 463-466). Grosche
beklagt in seinem Vorwort (S. 34), daß der Römerbrief seit der
Zeit der Reformation und Gegenreformation den Katholiken fremd
geworden sei. „Diese Fremdheit zu überwinden, muß ein Anliegen
katholischer Bibelarbeit sein." Schon 1926 hatte Grosche
im Vorwort zur Ausgabe seiner „Homilien zum Kolosserbrief" geschrieben
, „Karl Barth erscheint mir als eine Mahnung auch an
die katholische Theologie, die sich nur selber schadet, wenn sie
- selbstzufrieden - die Mahnung überhören zu dürfen meint".
Was er selbst seine „Nähe zur dialektischen Theologie" nennt
(vgl. das Briefzitat S. 13), hatte ihn 1930 dazu geführt, an einem
Seminar K. Barths in Bonn teilzunehmen. So verleugnet der Kommentar
durchaus nicht die jahrelange Beschäftigung Grosches mit
Barths „Römerbrief". Dabei bleibt für ihn, wie F.-J. Hungs betont
, immer das Anliegen wichtig, zugleich um die Methodengerechtigkeit
der exegetischen Arbeit und um ihre Kirchlichkeit in
Treue gegenüber der geschichtlichen Sendung der Kirche bemüht
zu sein unter dem Gesichtspunkt: „Die Kirche kann das Wort
Gottes nur annehmen ... im Gehorsam gegen Gott." (S. 18f.,
Zitat aus einem Brief Grosches.) Eine „bewußt im Raum der
Kirche betriebene Exegese" hatte Grosche schon 1935 in einem
Aufsatz „Zur theologischen Schriftauslegung" gefordert (in:
Catholica 4, 1935, S. 174-180).

Seine Einführung in das Verständnis des Römerbriefes (S. 36
bis 55) gibt einen Einblick in das „bibeltheologische Gesamtverständnis
, das sich R. Grosche von allen Paulinen her erarbeitet
hatte" (so F.-J. Hungs in seiner Einführung S. 19). Von besonderem
Gewicht ist hier die Darstellung der theologischen Grundbegriffe
des Römerbriefes (S. 49-55), insbesondere der Begriffe
Heilsgeschichte, Gesetz, Gerechtigkeit Gottes und Rechtfertigung.

Im Hauptteil (S. 67-202) wird der Text von Vers zu Vers durchgegangen
, im Anschluß an eine sehr ausführliche Gliederung
(S. 56-66), der auch Inhaltsangaben zu Beginn der einzelnen
Kapitel und zahlreiche Zwischenüberschriften dienen.

Die Sinnerklärung zu jedem Vers bleibt immer nahe am Wortlaut
des griechischen Textes, wobei die bibelpädagogische Intention
niemals auf Kosten der wissenschaftlichen Akribie geht.

Niemand wird die kommentierenden Bemerkungen Grosches
ohne persönlichen Gewinn studieren. Uberall spürt man die eindringliche
Meditation, die Grosches große Erfahrung in der Bibelarbeit
mit der Gemeinde in sich aufgenommen hatte.

Bei schwierigen Stellen werden öfters verschiedene Möglichkeiten
der Ubersetzung und der Auslegung des griechischen Textes
zur Wahl gestellt.

Als den eigentlichen „Sinn der Schrift lesung" bezeichnet Grosche
die Begegnung mit dem lebendigen Christus (S. 190). Wiederholt
wird zur Deutung oinzelner Stellen neben den Anschauungen der
Kirchenväter auch das Konzil von Trient herangezogen, jedoch
stets in der Absicht, die paulinische Grundthese von der Rechtfertigung
allein aus Gnade zur Geltung zu bringen, im Sinne der
später im ökumenischen Dialog erzielten Gemeinsamkeit. Wenn
Grosche Luthers Ubersetzung von Rom 3,28 („allein durch den
Glauben") eine „willkürliche Verschärfung" des von Paulus Gesagten
nennt (S. 92), so ist das eine Auffassung, die von heutigen
katholischen Exegeten nicht mehr geteilt wird (vgl. etwa die
ökumenische Übersetzung des Römerbriefes ins Französische mit

gemeinsam von katholischen und evangelischen Exegeten erarbeiteten
Anmerkungen, „Epitre aux Romains", Paris 1967, S. 47,
zu Rom 3,28).

Zu Einzelheiten des Textes:

Die S. 11, Z. 4 v. o. genannte Vierteljahrsschrift hieß: „Una Sancta. Ein Ruf
an die Christenheit". Sie wurde von Alfred von Martin und seinem Freundeskreis
herausgegeben.

Die pauschale Behauptung, daß Israel nach dem ltümerbrief „seino Vcr-
heissungeu verloren hat" (S. 44), wird durch spätere Ausführungen im Kommentar
zu Kapitel 9 bis 11 korrigiert (vgl. bes. 8.166f., 170).

8. 90 (zu 3,25) fehlt das Wort „Sühnmal", an das sich die nachfolgende
Erklärung anschließt.

8.188, Z. 14 v. u. lies statt „durch Gott" „vor Gott".

8.197, Z. 2 v. u. lies statt „wäre" „würde".

Leipzig Wernor Becker

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KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Augustinus, Aurelius: Schriften gegen die Pelagianer. L iteiniseh-
deutsch. I: Strafe und Nachlassung der Sünden, übertragen v.
R. Habitzky. Der Geist und der Buchstabe, übertragen v.
S.Kopp OSA. Natur und Gnade, übertragen v. A. Maxsein f.
III: Ehe und Begierlichkeit, übertragen v. A. Fingerle f. Natur
und Ursprung der Seele, übertragen v. A. Maxsoin t u. D. Morick
OSA. Gegen zwei polagianiseho Briefe, übertragen v. D. Morick
OSA. Würzburg: Augustinus-Verlag 1971/77. 719 S. u.
576 S. gr. 8° = Sankt Augustinus, der Lehrer der Gnade. Lateinisch
-deutsche Gesamtausgabe seiner antipelagianischen Schriften
, hrsg. v. S. Kopp, D. Morick, A. Zumkeller, A. Kunzelmann.
Hlw. DM 99,20 u. DM 179,-.

Von der Gesamtausgabe der antipelagianischen Schriften
Augustins, die im Auftrage des Augustinus-Institutes der deut-