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Ausgabe:

1978

Spalte:

845-848

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Synode - Ende oder Anfang 1978

Rezensent:

Kirchner, Hubert

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845

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 11

846

Als Anhang sind dem Buch zwei Dokumente beigegeben, die
nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Symposien
stehen: „Vereinte Nationen: UNO-Sonderkomitee definiert .Aggression
'" und „Charta der friedlichen Koexistenz der internationalen
Sicherheit und Zusammenarbeit - Entwurf."

Insgesamt wird man sagen dürfen, daß bei allen Unterschieden
in der Betrachtungsweise und in der Beurteilung von Einzelfragen
dieses Friedensgespräch von Marxisten und Christen, wie es von
den beiden Wiener Instituten initiiert wurde, positiv zu beurteilen
ist und in die Zukunft weist. Allmählich ist, das beweisen besonders
die Diskussionsbeiträge, eine Atmosphäre des Vertrauens und der
Toleranz gewachsen, die hoffen läßt, daß Christen und Marxisten
nicht unversöhnlich gegenüberstehen, sondern zwei Partner sind,
die ernsthaft an der Lösung des gleichen Problems arbeiten. Es
wurde deutlich, daß der Satz von der Unteilbarkeit des Friedens
nicht nur seine globale politische Dimension hat, sondern daß er
gerade auch für die Gemeinsamkeit aller am Frieden interessierten
und ihm verpflichteten Kräfte gilt.

Leipzig Gottfried Kretzschmar

Brunner, August: Technik und Religion (StZ 102,1977 S.677-682).
Feil, Ernst: Grundwerte und Naturrecht. Legitimationsprobleme

in der gegenwärtigen Diskussion (StZ 102, 1977 S.651-666).
Furger, Franz: Katholische Moraltheologie in der Schweiz (ZEE

20, 1976 S. 219-231).
Gilch, Gerhard: Warum töten Christen Tiere? Eine Anfrage

(DtPfrBl 77, 1977 S. 668-670).
Gramm, Reinhard: Der Friede ist ein ernster Fall. Erwägungen

zum Problemfeld militärischer Gewaltanwendung (ZEE 20,

1976 S. 276-286).
Hemberg, Karl: Ethik in Schweden. Die Diskussion der 70er Jahre

(ZEE 21, 1977 S. 241-256).
Mann, Ulrich: Hat uns die Pflichtethik Kants noch etwas zu

sagen? (ZW 48, 1977 S.26-40).
Molinski, Waldemar: Staat und Moral (StZ 102, 1977 S.825-836).
Tödt, Heinz Eduard: Das Angebot des Lebens. Theologische

Orientierung in den Umstellungskrisen der modernen Welt.

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1978]. 144S.

kl. 8° = Gütersloher Taschenbücher/Siebenstern 254. Kart.

DM 8,80-.

Vahanian, Gabriel: Technologie als ekklesiologisches Problem
(ZEE 20, 1976 S.207-218).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Emeis, Dieter, u. Burkhard Sauermost [Hrsg.]: Synode - Ende
oder Anfang. Düsseldorf: Patmos Verlag [1976]. 536 S. 8°.

Der Titel des vorliegenden Buches ist programmatisch. Er bezeichnet
genau den Punkt, an dem die nachkonziliaren Synoden
in der katholischen Kirche zu beweisen haben werden, ob die
Erwartungen, unter denen sie stattfanden, zu Recht gehegt wurden
oder nicht: Sind solcho Synoden ein Geschehen, das seinen
Wert in sich selber trägt, das im bloßen Stattfinden bereits sein
Ziel erreichte und also mit seinem formalen Abschluß in jeder
Hinsicht sein Ende gefunden hat, oder sind sie nicht mehr - aber
auch nicht weniger! - als der Anfang eines Prozesses, wofür der
Abschluß lediglich den Übergang in eine neue und eigentlich erst
entscheidende Phase darstellt, den Ubergang in die Phase der
Rezeption und Verwirklichung der Reformen, die das II. Vatikanische
Konzil beschloß und die Synoden konkretisieren sollten?
Sicher wird dieser Prozeß von allen Beteiligten einen langen Atem
orfordern. Wahrscheinlich wird er zunächst kaum mehr als in
Ansätzen erkennbar sein und in ausgewählten Schwerpunkten
durchführbar. Gleichwohl: „Die Synode muß gerade dort aufhören
, wo das Entscheidende beginnt: das gelebte Leben." Mit
diesen Worten entließ der Präsident der Würzburger Synode, Johannes
Kardinal Döpfner, die Synodalen aus dieser Synode, aber
eigentlich nur, um sie in neue Verantwortung zu nehmen. Wenn

anders „die Aussagen der Synode nicht zu fossilen Wortsammlungen
werden sollen" - und das gilt von jeder Synode! - muß damit
ernst gemacht werden. Und wie wenig jenes entschiedene Entweder
-Oder der Titelfrage und diese Mahnung des Synodalpräsidenten
lediglich rhetorische Bedeutung haben, lehrt ein einfacher
Blick in die Landschaft der röm.-kath. Kirche gerade auch in den
Diözesen in der BRD.

Das vorliegende Buch versteht sich als ein Versuch, dafür Hilfen
zu geben, daß diese Notwendigkeit allseitig erkannt und dieser
Prozeß in Gang kommt und vorankommt. Die beiden Herausgeber
und ihre insgesamt 28 Mitarbeiter (in der Liste S. 534-536 wurde
Theodor Schneider vergessen) waren sämtlich an der Synode beteiligt
, teilweise an hervorragender Stelle (Johannes B.Metz!).
Mit H. Grote, dem ständigen Berichterstatter des konfessions-
kundlichen Instituts Bensheim, befindet sich auch ein evangelischer
Autor darunter. Getragen von den Erfahrungen des synodalen
Vorganges, gestützt auf die Erkenntnisse ausführlicher
Sachberatungen und gedrängt von den Impulsen eigener engagierter
Mitarbeit am Zustandekommen der Beschlüsse versuchen
sie nun, so viel wie möglich von dem, was die Synode trieb und
ihre Beschlüsse intendieren, an die Gemeinde weiterzureichen.

Geboten werden - nach einleitenden Überlegungen über den
Stellenwert der synodalen Arbeit in der Kirche von heute, über
konkrete Erfahrungen mit der Synode sowie Anregungen zur Fortführung
des synodalen Prozesses in den Gemeinden - Beiträge zu
allen 18 Beschlüssen der Würzburger Synode sowie zu den sechs
Arbeitspapieren, die ohne Beschlußfassung der Vollversammlung
unter bleibender Verantwortung der Sachkommission durch das
Präsidium an konkrete Adressaten weitergegeben werden. Dabei
wird jeweils der Entstehungsweg der betreffenden Dokumente
kurz geschildert, die Situation umrissen, woraufhin das Dokument
zielt, sein Inhalt skizziert, vor allen Dingen werden dann aber,
und darauf liegt das eigentliche Gewicht, konkrete Überlegungen
darüber angestellt, was das jeweilige Dokument in dieser Situation
zu leisten vermag und welche Impulse und Maßnahmen auf den
verschiedenen Ebenen kirchlicher pastoraler Arbeit notwendig
sind, damit der Beschluß Wirklichkeit wird. Freilich verfahren
die Autoren im einzelnen sehr unterschiedlich. Auch kommt nicht
allen Beiträgen dasselbe Gewicht zu. Durchweg darf ihnen aber
doch bescheinigt werden - ohne daß darüber hier ein genauer
Nachweis geführt zu werden vermöchte - daß sie wesentliche Hinweise
zur Rezeption der synodalen Beschlüsse bieten und allen in
der pastoralen Arbeit Stehenden eine Fundgrube öffnen von Anregungen
für die zukünftige Arbeit im Sinne von Konzil und
Synode.

Hilfreich dürften sich dabei auch die Beigaben auswirken. Demjenigen
, der tiefer in die Probleme eindringen und die Beschlüsse
selber noch einmal hinterfragen möchte, wird das ausführliche
Literaturverzeichnis zu jedem Beitrag sowie zu dem synodalen
Vorgang selber am Schluß (S. 491-504) gute Dienste tun. Dem, der
sich schwerpunktmäßig zu informieren wünscht, gibt ein Register
die nötigen Auskünfte. Ein Glossar mit Erläuterungen der Fach-
und Fremdwörter sorgt dafür, daß auch Nichtfachleuten der
Zugang zu den Texten wie zum Umgang mit ihnen geöffnet wird.
Erwähnt seien ferner zwei Texte, die wenn auch am Rande stehend
dennoch helfen, das Bild der Synode abzurunden: So wird als
Anhang zu dem Beitrag über den Ökumene-Beschluß „Pastoralo
Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit
" die Stellungnahme der EKD zu diesem Beschluß mit abgedruckt
(S.410f.) und auf diese Weise die Stellungnahme von
H.Grote zu dem Beschluß „mit evangelischen Augen gesehen"
(S. 402-408) in einen offiziellen gesamtkirchlichen Rahmen gestellt.
Zum anderen wird als Anhang erstmals ein nicht mehr zur Veröffentlichung
gelangtes Arbeitspapier der synodalen Sachkommission
V („Gesellschaftspolitische Aufgaben"), das von der Sachkommission
den Autoren zu ihrer Verfügung zurückgegeben worden
war, geboten und wie die anderen Beschlüsse und Arbeitspapiere
kommentiert: „Zum Dienst der Kirche in der Leistungsgesellschaft
" (S.425-487). Es war damit ein rahmengebendes gesellschaftspolitisches
Dokument geplant, das den konziliaren
Appellen zur Änderung von Gesinnung und wirtschaftlichen wio
gesellschaftlichen Strukturen entsprechen sollte. Man muß be-