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Ausgabe:

1978

Spalte:

832-839

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Titel/Untertitel:

Kierkegaardiana VIII + IX, udgivne af Søren Kierkegaard selskabet ved Niels Thulstrup 1978

Rezensent:

Kloeden, Wolfdietrich

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 11

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ralsekretär des höchst bemerkenswerten Protestantischen Rats der
Kirchen in Zaire („Eglise du Christ au Congo") ein „Jünger" ist.
Dieser Kirchenrat strebt eine Vereinigte Kirche in Zaire an, ohne
zuerst die dogmatischen und liturgischen Differenzen zwischen den
Kirchen ausräumen zu wollen. Allzugerne hätte man eine Analyse
der Jüngertheologie von diesem „Jünger" und anderen europäischen
, afrikanischen, indischen „Jüngern" mit derjenigen der
Leiter der amerikanischen Mutterkirche verglichen.

Birmingham Walter J. Hollenweger

Stockmeier, Peter [Hrsg.]: Konflikt in der Kirche. Droht eine
Kirchenspaltung? Mit Beiträgen von R.Kaczynski, H. Reifenberg
, P.-W. Scheele, L. Seheffczyk, P. Stockmeier u. J. Wagner.
Düsseldorf: Patmos Verlag [1977]. 144 S. 8° = Patmos Paperback
. Schriften der Katholischen Akademie in Bayern, hrsg.
v. F. Henrich, 78. DM 16,80.

Beim Vaticanum Secundum stimmten für die Konstitution „De
sacra liturgia" am 4. Dez. 1963 2143 von 2147 Konzilsvätern. Auch
von einer überwältigenden Mehrheit von Priestern und Gemeinden
wurde die Liturgiereform dankbar akzeptiert. Aber bald meldeten
sich einflußreiche Kritiker zu Wort. Am 25. Sept. 1968, kurz bevor
die neue Meßordnung in Kraft trat, schrieben die Kardinäle
Ottaviani und Bacci an den Papst: „Das Aufgeben einer liturgischen
Tradition, die vier Jahrhunderte lang Zeichen und Unterpfand
der Einheit des Kultus war (und ihre Ersetzung durch eine
andere Liturgie, die unausbleiblich ein Zeichen der Spaltung sein
wird durch die zahllosen Freizügigkeiten, die sie unmittelbar
autorisiert, und die schon an sich von zahlreichen offenen Verstößen
gegen die Reinheit des katholischen Glaubens durchsetzt
ist), erscheint, um es auf die mildeste Weise auszudrücken, als
unabsehbarer Fehlgriff." Um diesen heftigen Angriffen den Wind
aus den Segeln zu nehmen, wurde die „Allgemeine Einführung in
das römische Meßbuch" „auf höhere Weisung" an einigen wichtigen
Stellen neu formuliert. Aber das nützte wenig: „Zehn Jahre
nach Abschluß des 2. Vaticanums häufen sich die kritischen Stimmen
gegen dessen Beschlüsse und Reformen. Solang freilich das
Unbehagen auf Laienkreise beschränkt blieb, machte man nicht
viel Aufhebens; erst in dem Augenblick, als sich ein Vertreter des
Episkopats in der Gestalt des Erzbischofs Marcel Lefebvre an die
Spitze der antikonziliaren Bewegung stellte, war ihr weltweite
Aufmerksamkeit sicher". So schreibt P. Stockmeier im Vorwort
des vorliegenden Buches, das die Ergebnisse eines Forums enthält,
das die Katholische Akademie in Bayern im Okt. 1976 in München
veranstaltet hat.

Im ersten Teil des Buches (S. 11-72) wird versucht, eine Antwort
zu geben auf die Frage: „Liturgiereform - Irrweg oder Notwendigkeit
?" Hermann Reifenberg „stellt an entscheidenden Stationen
der Liturgiegeschichte den Gestaltwandel der Eucharistiefeier
dar". Johannes Wagner erinnert daran, daß „Liturgiereform - so
alt wie die Kirche" ist. Am interessantesten, weil am aktuellsten
ist der Aufsatz vorTRainer Kaczynski, der die „kritischen Einwände
gegen die Liturgierefonn" kritisch überprüft. K. teilt
die Kritiker in drei Gruppen: 1. die „Traditionalisten", eine
verhältnismäßig kleine, aber einflußreiche Gruppe innerhalb der
Weltkirche, 2. die „Progressiven", denen die Reform nicht weit
genug gegangen ist („auf Weltebene sind sie wahrscheinlich zahlreicher
als die „Traditionalisten"; sie finden sich vor allem unter
den Priestern in Lateinamerika und in den Missionsländern), 3. die,
welche bei der Reform selbst mitgearbeitet haben und dabei erkannt
haben, daß oft nur über Kompromisse zu einem Beschluß
zu kommen ist, daß also die Reform noch nicht endgültig sein
kann. Im einzelnen werden zuerst mit einiger Ausführlichkeit die
Thesen der „Traditionalisten" widerlegt. Ergebnis: Die Notwendigkeit
der Reform kann ebensowenig bestritten werden wie ihre
Berechtigung. Das erneuerte (nicht ein neues!) Meßbuch verfälscht
die Tradition nicht. Es verkürzt den Glauben nicht; es ist nicht
häresieverdächtig. K. argumentiert mit sachkundiger Vorsicht und
ermöglicht dem Leser eine eigne Stellungnahme. (Die S. 51-71
sind besonders lesenswert!)
K. versäumt es nicht, auch die Einwände der „Progressiven"

kurz zu skizzieren, „damit keine falsche Vorstellung entsteht, als
seien diese Einwände nicht der Beachtung wert". So „weisen z.B.
Priester, die in den jungen Kirchen Asiens und Afrikas tätig sind,
darauf hin, daß... ein über die ganze Welt verbreiteter Ritus nicht
mehr länger haltbar sei; Rom müsse den Ortskirchen viel größere
Eigenständigkeit und Freiheit geben".

Im zweiten Teil des Buches (S. 79-144), der sich mit der Frage
beschäftigt: „Droht eine Kirchenspaltung?", gibt zuerst Peter
Stockmeier „eine knappe (kirchengeschichtliche) Skizze über Anlaß
und Begründung, Laat und Bewältigung kirchlicher Spaltung";
sie soll „illustrieren, daß geschichtliche Situationen sich nicht einfach
wiederholen, sondern ihre je eigenen Voraussetzungen und
Akteure haben". Es folgt der sehr instruktive Aufsatz von Leo
Seheffczyk. Dieser bestreitet durchaus nicht, daß „im Gesamtbewußtsein
der Kirche" die kirchliche Lage als besorgniserregende
Krisensituation erscheint. Sch. zitiert J. Lortz: „So bedrohlich
wie heute war die Lage der Kirche noch nie". „Tendenzielle
Krisenerscheinungen" sind (nach Sch.): 1. der „Pluralismus in der
Wahrheitsauffassung" (den mancher Gläubige in der konziliaren
„Erklärung über die Religionsfreiheit" festzustellen meint); 2.
„die Säkularisierung und radikale Humanisierung des katholischen
Glaubens" (über die der Soziologe Schelsky sagt: „Die
Soziologisierung der christlichen Kirchen macht diese überflüssig
oder günstigenfalls zu völlig subjektiven Sondermotivierungsanstalten
"); 3. „der falsche Ökumenismus" (der z.B. nach dem
Urteil W. v. Loewenichs dazu geführt hat, daß heute niemand
mehr recht weiß, was eigentlich „evangelisch" und was „katholisch
" ist) und damit 4. „die Krisis im Kirchenverständnis" (durch
„das Zweite Vatikanum selbst initiiert, indem es die mystisch-
hierarchische Schau des „corpus Christi mysticum" durch die
geschichtlich-dynamische Sicht des „Volkes Gottes" ergänzte").
Diese Krisenerscheinungen müssen aber nicht (und dürfen nicht!)
zur Spaltung der Kirche führen!

Auch Paul-Werner Scheele möchte eindringlich zeigen, welche
konstitutive Bedeutung die Einheit für das Leben der Kirche hat,
wenn sie I. „Einheit in Freiheit", II. „Einheit in Vielgestaltigkeit"
und III. „Einheit in Dynamik" ist. Sein Aufsatz, der das Buch
abschließt, appelliert an die bona voluntas aller Beteiligten, die
bedrohte Einheit der Kirche nicht preiszugeben. Aber es wird das
Schisma, die Kirchenspaltung, kaum zu verhindern sein, wenn die
Kritiker der konziliaren Reform nicht bereit sind, den Vorwurf
der Häresie, des Abfalls vom wahren Glauben, zurückzunehmen.

Jena Erich Hertisch

PHILOSOPHIE,
RELIGIONSPHILOSOPHIE

Kierkegaardiana VIII udgivne af Seren Kierkegaard selskabet
ved Niels Thulstrup. Kebenhavn: Munksgaard 1971. 228 S.
gr.8°.

Kierkegaardiana IX udgivne af Seren Kierkegaard selskabet ved
Niels Thulstrup. Kobenhavn: Rosenkilde og Bagger 1974. 396 S.
gr.8°.

Kierkegaardiana VIII und IX bieten wie die früheren Bände
einen guten Querschnitt durch die Kierkekaard-Forschung von
Skandinavien über Mitteleuropa bis zu den USA und Kanada,
- bei den aufgenommenen Rezensionen - sogar bis Japan. Das
Forschungsfeld reicht von scheinbar nur die dänische Literatur
betreffenden Untersuchungen wie die von Bischof Thyge V. Kragh
über die Möglichkeiten des Einflusses der jütländischen Ironie auf
SK's Verfasserschaft1 -mit einfühlsamen Schilderungen und Vergleichen
von Poeten wie Blicher2 - (IX, S. 7-22), über eine Laudatio
auf den 1969 verstorbenen Kierkegaard-Forscher Villads
Christensen von G. Malantschuk (VIII, S. 150-154) bis hin zu
größeren, intensiven, kritischen Darstellungen. Hier sei zu erinnern
an P. G. Lindhardts sorgfältige Analyse zu SK's Papirer
XII-XHI (VHI, S. 155-162) und Frank-Eberhard Wildes Be-