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Ausgabe:

1978

Spalte:

823

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Augustinus, Aurelius

Titel/Untertitel:

Die Handarbeit der Mönche 1978

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Seite 1

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823

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 11

824

Augustinus, Aurelius: Die Handarbeit der Mönche. Übertragen
und erläutert von R. Arbesmann OSA. Würzburg: Augustinus-
Verlag 1972. XXXVI, 97 S. gr. 8° = Sankt Augustinus - Der
Seelsorger, Deutsche Gesamtausgabe seiner moraltheologischen
Schriften. Im Auftrag des Augustinus-Instituts der deutschen
Augustiner hrsg. von A. Kunzelmann und A. Zumkeller. Hlw.
DM 17,20.

Es ist erfreulich, daß in der bekannten Reihe nun auch die
Schrift über die Handarbeit der Mönche (De opere monachorum)
herausgekommen ist, die in mehr als einer Hinsicht Aktualität
beanspruchen darf. Sind doch Recht auf und Pflicht zur Arbeit
heute weltweit zum Problem geworden, so daß die Argumentation
des Kirchenvaters, der fast durchweg auf Paulus aufbaut, auch
Kreise interessieren dürfte, die mit dem Hipponenser Bischof
sonst nichts im Sinne haben.

Arbesmann trägt dieser Situation bis zu einem gewissen Grade
Rechnung. Die Übersetzung ist gut lesbar und wirkt trotz mancher
Modernismen (S. 18: Opportunismus) angemessen. Die Einführung
erfaßt folgende Gesichtspunkte: Abfassungszeit („wohl um 400";
nach Marrou 401), Anlaß und literarischer Charakter; die Schrift
als Quelle für die Geschichte des nordafrikanischen Mönchtums;
die Auffassung von der Arbeit in der heidnischen Antike; die
Stellung des Christentums zur Arbeit bis auf Augustinus; die
Wertung der Arbeit bei Augustinus. Auch auf Textüberlieferung
und Ausgaben (Übersetzungen) wird in der erforderlichen Kürze
eingegangen. Der Übersetzung schließen sich Erläuterungen sowie
ein Verzeichnis der Schriftstellen an.

Die meisten Abschnitte der Einführung sowie der Erläuterungen
sind recht sorgfältig erarbeitet. Allerdings wäre insbesondere über
die „Wertung der Arbeit bei Augustinus" mehr und vor allem
Differenzierteres zu sagen. Ein solcher Abschnitt müßte beispielsweise
auch das 22. Buch der CD und viele Briefe des Kirchenvaters
berücksichtigen, wo körperlich und geistig arbeitende Menschen,
teils in ihrem Bios, vor allem aber in ihren sozialen Wechselbeziehungen
, charakterisiert werden. Ich vermisse auch ein näheres
Eingehen auf die Problematik des iustum pretium, zumal dort
weit über das hinausgegangen wird, was der spätrömische Staat
mit seinen ,Maximaltarifen' zu regulieren versuchte. Denn mit
Hilfe dieses .umfassenden' Regulativs wollte Augustinus offenkundig
die ihm durchaus bewußten sozialen und wirtschaftlichen
Gegensätze der spätantiken Gesellschaft mildern und .ausgleichen
', weshalb ihm andererseits auch der Zustrom vieler Angehöriger
der unteren Schichten in die Klöster adäquat erschien. Daß
er gerade diese Religiösen ärmerer Herkunft immer wieder ermahnen
mußte, gleich ihren in der Welt bleibenden Standesgenossen
einer „laboriosa paupertas" (ep. 104,3) nachzuleben, statt etwa
ein sorgloses otium zu suchen, gewinnt gerade heutzutage vielfältige
Aktualität; zweifellos mit Recht sieht Augustinus das
Gegenstück dazu in den Angehörigen des Senatorenstandes, die
im Kloster demütig und arbeitsam geworden sind (de op. mon.
XXV, 33).

Es wäre begrüßenswert gewesen, wenn Arbesmann sich, zumal in
dem erwähnten Abscnnitt, bereitgefunden hätte festzustellen, daß
die Wertung der Arbeit und der Arbeitenden bei Augustinus - angesichts
des Umfanges seines Opus vielleicht verständlicherweise -
noch recht unausgeglichen ist und daß auch die Frage der
Mönchsarbeit in „De opere monachorum" trotz mancher Kompromisse
theoretisch noch ziemlich unzureichend - oft mit Hilfe
einer Überinterpretation der entsprechenden Paulus-Stellen -
gelöst erscheint. Gewiß dürfte dabei wesentlich sein, daß Augustinus
(auch mit dem Rückhalt seines .Predigerklosters') persönlich
nicht in der Lage war, gleich einem Benedikt die monastische
Profession vorzuleben.

Halle (Saale) Hans-Joachim Dlesner

Bellet, P.: Analecta Coptica (CBQ40, 1978, S. 37-52).

Marchai, Gerrit Wijnand: Didymus de Blinde en zijn interpretatie
van het boek Job. Didyme the Blind and his Interpretation of
the Book of Job (with a Summary in English). Proefschrift.
Sneek: Drukkerij-Uitgeverij Doevandans 1977. 197 S. 8°.

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Schmid, Karl und Joachim Wollaseli: Societas et fraternitas.

Begründung eines kommentierten Quellenwerkes zur Erforschung
der Personen und Personengruppen des Mittelalters.
Berlin-New York: de Gruyter, 1975. III, 48 S. gr. 8°. Kart.
DM 12,80.

Die Programmschrift macht auf eine bisher wenig beachtete
Quellengruppe aufmerksam: Die Gedenküberlieferung. Die bisherigen
Editionen sind überwiegend unzureichend; in der Quellenreihe
Monumenta Germaniae historica hat man sie zuletzt der
Reihe „Antiquitates" zugewiesen, weil man sich über die Einordnung
dieser Quellen nicht klar war (S.9). Gedenkbücher haben
Wert für die Frömmigkeitsgeschichte, „weil den Menschen im
Mittelalter das liturgische Gedenken über den Tod hinaus zu den
höchsten und unverzichtbaren Werten zählte" (S.4). Sie haben
auch Wert für die Sozialgeschichte: Sie bieten „die umfangreichste
und genaueste aus dem Mittelalter auf uns gekommene Buchführung
über die sozial-caritativen Leistungen, die für die jeweils
Schwächeren und Ärmsten von den geistlichen Gemeinschaften
gegeben wurden" (S. 12). Zentren waren die Klöster und Klosterverbände
, denen die Vf. näher nachgehen (S. 14-31). Neben Geistlichen
, Mönchen und Herrschern finden sich auch Unfreie in der
Gedenküberlieferung (S.38). Die Gestaltung des neuen Quellenwerkes
will auch die elektronische Datenverarbeitung (EDV) einbeziehen
, um eine „dauernde Speicherung und jederzeitige Verfügbarkeit
des Materials auf Abruf nach bestimmten auswechselbaren
Interessen" zu erreichen (S.41). Spezialisten der Paläogra-
phie, Codicologie und Scriptorienforschung sollen mitwirken. Ausgangspunkt
ist eine Editorengruppe an der Universität Münster
im Rahmen des Sonderforschungsprogramms „Mittelalterforschung
". Mitarbeit soll in einem freien Rahmen ermöglicht werden
. Veröffentlichungen sollen nicht in einer festen Abfolge erscheinen
; vielmehr sollen geeignete Arbeiten ihre Zugehörigkeit
zu dem neuen Quellenwerk zum Ausdruck bringen durch einen
Vermerk auf der Titelseite „Bestandteil des Quellenwerkes societas
et fraternitas" (S.45). Mit Recht nennen die Verfasser dies ein
„bewegliches Verfahren", das auch „finanzielle Sparsamkeit ermöglicht
" (S.45). Einige Hinweise auf schon erschienene Arbeiten
und nächste Pläne beschließen die Schrift, die einen bedeutenden
Impuls zur Erforschung bestimmter Quellen des Mittelalters darstellen
kann.

Rostock Gert Haendler

Schneyer, Johannes Baptist: Repertorium der lateinischen Ser-
mones des Mittelalters. Für die Zeit von 1150-1350 (Ordens-,
Bibel-, Pastoral- und Titelpredigten und Prothemata). Münster
/W.: Aschendorff [1976]. V, 681 S. gr. 8° = Beiträge zur
Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters.
Texte und Untersuchungen, hrsg. v. M. Schmaus, XLIII,
7. Kart. DM 130,-.

Vf. veröffentlichte 1965 einen „Wegweiser zu lateinischen
Predigtreihen des Mittelalters" (vgl. ThLZ 92, 1967 Sp.521f.),
nachdem er schon vorher in zahlreichen Aufsätzen auf die Bedeutung
der lateinischen Sennones für die Geschichte der Predigt im
Hochmittelalter hingewiesen hatte. Dieser „Wegweiser" veranschaulichte
bereits, in welcher Weise ein umfassendes Repertorium
der lateinischen Sermones anzulegen sei, um dieses immense
Material den daran interessierten Forschern wie Historikern der
Predigt, Exegeten und Mediaevisten zugänglich zu machen. Es
muß als eine erstaunliche Leistung bezeichnet werden, daß Vf.
seit 1973 die ersten vier voluminösen Bände in 2. verbesserter und
ergänzter Auflage vorlegen konnte, denen inzwischen drei weitere
Bände folgten. Während die ersten fünf Bände in alphabetischer
Reihenfolge die bekannten oder feststellbaren Autoren mit ihren
Sermones aufführten, enthielt der 6. Band Konzils-, Universitätsund
Ordenspredigten. Dem Rez. liegt nunmehr der 7. Band
„Ordens-, Bibel-, Pastoral- und Titelpredigten und Protbemata"