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1978

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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821

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 11

822

Ein solches Arrangement hat unbestreitbare Vorteile. Man kann
beliebig viele Paralleltexte untereinandersetzen, auch solche, die
nur eine sprachliche oder entfernt inhaltliche Verwandtschaft
zeigen. Die sekundären Parallelen sind übrigens durch eingerückten
Zeilenanfang und kursiven Satz gleich zu erkennen. So erfüllt
diese Synopse stellenweise auch die Aufgabe einer Art Wort- und
Stilkonkordanz, die der redaktionsgeschichtlichen Arbeit an den
Evangelien reiche Möglichkeiten bietet.

Der Umfang des Werkes erklärt sich aus der Tatsache, daß alle
vier Evangelien vollständig (in der Reihenfolge Mt, Mk, Lk, Joh)
und immer wieder mit dem gesamten Vergleichsmaterial abgedruckt
sind. Selbst zum synoptischen Sondergut und zum Johannesevangelium
finden sich überraschend viele, meist literarische
Parallelen. Dagegen fehlen Materialien, ohne die man sich sonst
keine wissenschaftliche Synopse mehr "denken kann: die genauen
alttestamentlichen Stellenangaben; Vergleichstexte aus den apokryphen
Evangelien und der frühchristlichen Literatur; Hinweis
auf die wichtigsten Textvarianten.

Der zuletzt genannte Punkt soll in der geplanten griechischen
Ausgabe nachgeholt werden. Der Autor beabsichtigt, die Lesarten
aus den Handschriften selbst zu kollationieren, um so die
„zahlreichen Irrtümer" in den jetzt vorliegenden kritischen Textausgaben
zu korrigieren (XII). Die Varianten sollen ebenfalls in
Zeilen unter den entsprechenden Leittext gesetzt werden.

Die griechische Ausgabe wird nach dem Willen des Autors möglichst
genauso angeordnet sein wie die englische, damit die Studenten
beide Synopsen gleichzeitig oder alternativ gebrauchen können.
Allerdings werden dann die Benutzer auf ein Problem stoßen, das
sich bei jeder landessprachlichen Synopse stellt, deren Texte nicht
eigens für diesen Zweck übersetzt wurden, sondern aus einer
schon vorliegenden Übersetzung stammen (wie hier der "Revised
Standard Version of the Bible"): Es gibt zahlreiche Stellen, an
denen sprachliche Abweichungen der griechischen Originaltexte
in Wortwahl, Satzbau oder Zeitform durch eine harmonisierende
und geglättete Übersetzung verdeckt werden.

Hierzu nur einige, zufällig herausgegriffene Beispiele: Mkl,27/
Lk4,36 heißt es übereinstimmend "they were all amazed", doch
im Griechischen steht „alle erschauderten" (Mk) und „Schauder
überkam alle" (Lk). - Mk6,ll gebraucht für „Staub" ein anderes
Wort als Mtl0,14 und Lk9,5; doch die Synopse übersetzt immer
mit "dust" (234). - Mk6,43 und Mk8,8 sowie Mk8,19/Mtl6,9 und
Mk8,20/Mtl6,10 werden die „Körbe" jeweils mit einem anderen
griechischen Wort bezeichnet; hier liest man immer „baskets". -
Mk9,2/Lk9,28 kommt das lukanische Partizip „mit sich nehmend
" nicht zum Ausdruck. - Mk9,5/Lk9,33 lautet im Griechischen
die Anrede „Rabbi" (Mk) und „Epistata" (Lk); die Synopse
liest beidemale „Master". - Mk9,7/Lk9,35 weicht der lukanische
Text in der Wortstellung ab; nicht „hört auf ihn", sondern „auf
ihn hört". Das alles sind gewiß Kleinigkeiten, aber für den synoptischen
Vergleich ist auch das geringste Detail wichtig.

Meines Wissens hat es in der deutschsprachigen exegetischen
Literatur noch nie das Experiment einer "Horizontal Line
Synopsis" gegeben. Es ist auch kaum zu erwarten, daß man in
Zukunft von der gewohnten Anordnung einer Kolumnen-Synopse
abgehen wird. Trotzdem wäre zu überlegen, ob nicht bei der mehr
privaten Anfertigung synoptischen Arbeitsmaterials in kleinerem
Umfang der Versuch gemacht werden könnte, die Texte Zeile für
Zeile untereinander zu schreiben. Dies wäre zugleich ein praktisches
Zeichen des Dankes und der Anerkennung für die bewundernswerte
Mühe, die Professor Swanson und seine Mitarbeiter
im fernen North Carolina aufgewandt haben, um unsere Evangelien
lesbarer und verständlicher zu machen.
Nlederbreltbnch/Ncuwied Franz Joseph Schierso

Danker, F.W.: 2 Peter 1: A Solemn Decree (CB Q 40,1978 S. 64-82).
Hengel, Martin: Crucifixion. In the ancient world and the folly of

the message of the cross. London: SCM Press [1977]. XII, 99S.

8°. £ 2.25.

Mastin, B. A.: A Note on Acta 19,14 (Bibl 59, 1978 S.97-99).
Meier, J. P.: Two Disputed Questions in Matt 28: 16-20 (JBL 96,

1977 S.407-424).
Thompson, J. W.: Outeide the Camp: A Study of Heb 13:9-14

(CBQ40, 1978, S. 53-63).

Vawter, B.: Divorce and the NT (CBQ 39, 1977 S.528-542).
Weinert, F. D.: The Parable of the Throne Claimant (Luke 19:12,
14-15a, 27) Reconsidered (CBQ 39, 1977 S.505-514).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Acta eonciliorum oecumenicorum. Iussu atque mandato Societatis
Scientiarum Argentoratensis edenda instituit Ed. Schwartz,
continuavit J. Straub. Tomus IV, Vol. 3: Index Generalis To-
morum I-III. Part 1: Indices codicum et auctorum, congessit
R. Schieffer. Berlin: de Gruyter 1974. IX, 579 S. 4°. DM 320,-.

Jetzt liegt der erste Teil des angekündigten General-Index
(s. ThLZ 97,1972 Sp.555) zu den zwischen 1914 und 1971 erschie-
nenen Bänden der Konzilsakten vor. Text- und nun auch indexmäßig
erschlossen sind die Konzilien 431 zu Ephesus (Bd.I), 451
zu Chalcedon (Bd.II), 536 zu Konstantinopel und Jerusalem
(Bd. III) sowie 553 wiederum zu Konstantinopel (Bd. IV).

Die weite Editionsstrecke von sechs Jahrzehnten ist nicht nur
kriegsbedingt, sondern hat ihre natürliche Erklärung in der langwierigen
Suche nach den Texten, deren große Streuung jetzt durch
den Registerband vor aller Augen ist. Über das Ausmaß der
Arbeit, die jahrzehntelang von Eduard Schwartz (s. dazu a.a.O.
Sp.553ff.), dann von Johannes Straub getragen wurde, ist in den
Einleitungen zu den Einzelbänden berichtet worden. Sie soll fortgesetzt
werden bis zur Textbereitstellung für das VIII. ökumenische
Konzil (879/80). So jedenfalls kündigte Straub es in dem
zuletzt erschienenen Textband (IV/I, 1971, S.VI) an. Man wird
dem hervorragend angelegten und bisher ebenso durchgeführten
Unternehmen einen unkomplizierten Fortgang bis zum gesteckten
Ziel wünschen! .

Rudolf Schieffer, ein Mitarbeiter Straubs, hat das große Verdienst
, durch die Vorstellung der verwendeten Codices und der im
Textcorpus vorkommenden Autoren einen relativ schnellen Zugang
zu den Texten zu ermöglichen. In wenigen Jahren soll ein weiterer
Index-Teilband die Prosopographio und Topographie in bezug auf
die vorliegenden vier Tomi enthalten (S.VH).

S. 1-76 des jetzt schon verfügbaren Index verzeichnen die
Codices in der alphabetischen Reihenfolge ihrer Fundorte. Jeweils
links auf der Seite werden Kodexnummern, Datierungen und einschlägige
Hinweise auf Texte in den ACO sowie Sekundärliteratur
angegeben; die rechte Kolumne enthält die Stellen, in denen die
Kodexteile in den ACO zum Abdruck gekommen sind.

Den weitaus größten Raum des Bandes nimmt die Liste der
Autoren ein (S.77-497). Links auf jeder Seite sind die antiken
Autoren in alphabetischer Folge genannt. Unter dem Namen findet
man die Art der Schrift angegeben, in der der Betreffende vorkommt
; auch Verweise auf andere Namen in der jeweiligen Schrift,
die mit dem Erstgenannten in Verbindung erscheinen, werden
notiert, dazu noch der Abdruck der Quelle bei Migne oder in anderen
Editionen. Rechts ist dann wieder angezeigt, an welchem Ort
der ACO man den Betreffenden zu suchen hat. Griechische und
lateinische Fundstellen sind getrennt aufgeführt. Um größtmögliche
Genauigkeit zu erzielen, sind Anfang und Ende des Textabdrucks
in zahlreichen Fällen wörtlich festgehalten.

Auf den S. 498-535 stellt der Bearbeiter zu weiterer Spezifizierung
die Collegia per oivitatum nomina digesta zusammen. Hier
werden die Städte nach dem Alphabet zum Maßstab gemacht, in
denen Synoden oder andere Klerikergruppen gesprochen haben.
Die Kolumnenverteilung und -füllung entspricht der für die Erschließung
der auctores singuli.

Ein Anhang (S. 539-579) bringt sehr dankenswerterweise noch
die Seitenenteprechungen zu ACO in den bereits erschienenen
Ausgaben und Regestensammlungen. Berücksichtigt werden:
Mansi (S.539ff.), Migne (S.552ff.), Jaffe-Wattenbach (S.574ff.)
und Grumel (S.578f.).

Die uneingeschränkte Hochachtung für die hier geleistete unerläßliche
Kärrnerarbeit der Wissenschaft wird ganz sicher nicht nur
für den Rezensenten der dominierende Eindruck sein, wenn der
stattliche Band aus der Hand gelegt wird 1

Berlin Joachim Rogge