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Ausgabe:

1978

Spalte:

815-816

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Winter, Michael

Titel/Untertitel:

A concordance to the Peshiṭta version of Ben Sira 1978

Rezensent:

Sandoval y Peralta, Antonio

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Theologisohe Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 11

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aber als Heilspropheten anzusehen, hält der Autor vom Wesen
dieses Propheten her jedoch für unangebracht.

An der Echtheit des Habakuk-Buches ist festzuhalten, stellt
der Kommentator (S. 195) lakonisch fest. Zwar ist der Text nicht
allenthalben intakt, aber dieser Umstand darf wiederum nicht
verallgemeinert werden. Die Wirksamkeit des Propheten wird an
der Aussage von 1,6, die damit als echt angenommen wird, festgestellt
. Die Erwähnung der Chaldäer als Helfer aus den Bedrängnissen
des Assyrerreiches führt den Kommentator dann dazu,
auch 1,12-17, wie schon J. Wellhausen, auf die Chaldäer/Baby-
lonier zu deuten, was andere (z. B. F. Horst) entschieden bestreiten.
Desgleichen wendet der Kommentator auch die fünf Weherufe
in 2,6-20 auf diese neubabylonische Weltmacht an, die die assyrische
ablösend dennoch die gleichen beängstigenden Machtgelüste
befürchten läßt. Daraufhin muß auch diese neuentstehende Weltmacht
in ihre Schranken gewiesen werden. So läßt sich dieses
Buch am besten aus der Zeitspanne zwischen dem Sieg Nebukad-
nezars bei Karkemisch, 605 v. Chr., und dem noch nicht vorausgesetzten
Fall Jerusalems im Jahre 597 v. Chr. heraus verstehen.

Die starke Formbindung in der Gestalt des Zwiegesprächs des
Propheten mit Jahwe in 1,2-2,5, die fünf Weherufe in 2,6-20 und
das Gebet in Kap. 3 lassen auf seine Vertrautheit mit den kultischen
Traditionen schließen, ohne daß er damit die Bezeichnung
eines Kultpropheten verdient.

Schließlich sei noch einiges zum Kommentar des Zephanja-
Buches gesagt. Dieses Buch kann, abgesehen von einer Reihe von
Zutaten aus exilischer und nachexilischer Zeit, als authentisch
angesehen werden. Der Überschrift des Buches entsprechend, hat
der Prophet in den Jahren des Königs Josia gewirkt. Da uns jedoch
, einsetzend mit dem überkommenen Bild vom „Tag Jahwes",
eine ausgewachsene kult- und sozialkritische Prophetie vorgetragen
wird, kann der Prophet kaum in der Zeit nach der Kultreform
(622 v. Chr.) angesetzt werden. Übrigens fällt auf, daß dieses Buch
ähnlich dem Schema der Bücher der drei großen Propheten,
Jesaia, Jeremia (LXX) und Ezechiel, aufgebaut ist: Auf Drohworte
über Juda in 1,2-2,3 folgen drei Drohorakel über fremde
Völker in 2,4-15, über Jerusalem in 3,1-7 und die Völker überhaupt
in 3,8. Es schließen sich Heilsweissagungen über die Völker
in 3,9-10 und dann erst über Israel in 3,11-20 an. Wie sich aus den
oben schon erwähnten Zusätzen ergibt, kann dieses Buch erst im
Exil die heutige Form erhalten haben.

Damit sind die Kommentare über Micha, den Zeitgenossen
Jesaias, und die drei „kleinen Propheten" Nahum, Habakuk und
Zephanja aus dem 7. vorchristlichen Jahrhundert und Zeitgenossen
Jeremias abgeschlossen. Es ist wieder eine sehr bedachte
text- und literarkritische Behandlung und theologische Interpretation
des Stoffes zu beobachten, der man sich gern anvertraut,
selbst wenn man die vorgetragenen Erwägungen nicht nur als
bedenkenswert betrachtet, sondern sie auch gründlich zu bedenken
gesonnen ist. Aber das dürfte bei der Lage der Dinge und einem so
meisterhaft eigenständigen Kommentar wie dem vorliegenden
nicht anders zu «rwarten sein. Hilfreich sind die ausführlichen,
sachlich geordneten Literaturangaben zu jedem Prophetenbuch.
Darüber hinaus schließt das Werk mit einem für jedes Buch gesonderten
, im einzelnen aufgefächerten Register ab: 1.Hebräische
Worte, 2. Zur Person des Propheten, 3. Personennamen, 4. Geographische
Namen, 5. Realien, 6. Theologische Begriffe, 7. Bibelstellen
, 8. Judaica, 9. Sonstige Texte. Wieder wird wie beim
Hosea-Kommentar und dem zu den Propheten Joel bis Jona
A. Jensens Zeittafel hinzugefügt. Diese ansonsten nur bei Monographien
- wenn auch leider nicht bei allen - geübte Methode
macht diesen Kommentar besonders handhabbar.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Winter, Michael W.: A Concordance to the Peshitta Version of Ben
Sira. Leiden: Brill 1976. IX, 656 S. gp. 8° = Monographs of the
Peshitta Institute Leiden, H. Lw. hfl. 96.-.

Eine Konkordanz ist immer ein gutes Forschungsmittel und
wenn es sich um eine syrische Konkordanz handelt, ist es noch
mehr zu preisen, weil die Bibliotheken nicht mit syrischen Büchern
überladen sind. Üblicherweise sind die Apokryphen oder deutero-

kanonischen Bücher nicht vorrangig betrachtet, obwohl z.Z.
(durch die neuen Entdeckungen) das Buch Sirach die Aufmerksamkeit
der Wissenschaftler erweckt hat. Seit dem Erscheinen der
Ausgabe R. Smends, Griechisch - Syrisch - Hebräischer Index zur
Weisheit Jesus Sirach, 1907, ist in Qumran und Masada neues
hebräisches Material neben dem der Kairoer Geniza gefunden
worden. Dies behandelt« die Konkordanz zum hebräischen Sirach
mit syrisch - hebräischem Index von D. Barth61emy und O. Rickenbacher
, 1973, die für den hebräischen Text besonders gültig ist.
Schon diese Autoren betonten: „Für ein vollständiges Studium der
Texte ist aber eine eigene syrische Sirachkonkordanz notwendig"
(S.III).

Diesem Mangel will das Werk von M. M. Winter abhelfen. Als
Grundlage seiner Konkordanz dienen die ältesten und wichtigsten
Handschriften der Peschitta, nämlich die Hs. B 21 inf. aus Mailand
, Codex Ambrosianus genannt, dessen photolithographischen
Druck A. M. Ceriani herausgegeben hat, und British Museum
Add. 12 142, den Paul Lagarde herausgab. Auch verarbeitete
Winter den „apparatus criticus" von W. D. McHardy, der mit
21 Hss. versehen ist, um die wertvollsten Lesarten herauszustellen.
Es war wirklich schwierig für den Vf., welche Variante aus so verschiedenen
Hss. auszuwählen sei, aber er hat dafür eine praktische
Lösung gefunden, indem er die sichersten Lesarten genommen und
die anderen ausgelassen hat. Dies war auch die erfolgreiche Methode
von K. G. Kuhn in seiner Konkordanz zu den Qumrantexten,
1960. Man muß auch darauf hinweisen, daß eine Konkordanz keine
kritische Textausgabe ist, und daß man nicht alle verschiedenen
Varianten verzeichnen kann. Um die syrischen Stichwörter zu
klassifizieren, folgt der Vf. dem Lexicon Syriacum von C. Brockelmann
, aber um die Liste einfacher zu machen, schließt er die
Eigennamen ein. Auch hat er auf dieselben Teile der Veteris
Testamenti Concordantiae von Mandelkern (nicht Mendelkern)
Bezug genommen, aber mit Rücksicht auf die syrische Grammatik.
Der Vf. hat seine Arbeit, in Syrisch und Hebräisch, handschriftlich
und sogar mit deutlichen und schönen Buchstaben gestaltet. Für
das Syrische hat er die sogenannte Estrangelo-Schrift gebraucht,
ohne Vokale, aber mit „puncta diacritica" wenn es notwendig
war, um Namenverwechslung zu vermeiden (wenn z. B. beide
Wörter dieselben Konsonanten hatten). Für jedes Wort gibt der
Vf. die englische und lateinische Übersetzung, so daß die Benutzung
der Konkordanz vereinfacht ist.

Bis heute gibt es keine Übereinstimmung der Fachleute in ihren
Urteilen über die Herkunft der Peschitta. Manche behaupten, daß
sie eine Übersetzung der Septuaginta ist, während andere denken,
daß sie vom hebräischen Text herkommt. Auch hat man vermutet,
daß die altlateinische Übersetzung, die Vetus Latina, auf die Peschitta
eingewirkt haben könnte, ja sogar, daß die Peschitta Einflüsse
der aramäischen Targumim zeigt, oder daß sie wie ein
syrischer Targum entstanden ist. Der Vergleich des syrischen
Textes mit dem bis heute gefundenen hebräischen Material könnte
vielleicht helfen, ein Endurteil zu erzielen.

Das Werk Winters betrifft ein Gebiet des AT, dessen Erforschung
sehr notwendig ist und seine Konkordanz kann dafür von
bedeutendem Wert sein.

Madrid . Antonio Peral

Carmichael, C. M.: A Ceremonial Crux: Removing a Man's Sandal
as a Female Gesture of Contempt (JBL 96, 1977 S. 321-336).

Möller, Hans: Der Anfang der Bibel (1.Mose 1-11). Berlin: Evang.
Verlagsanstalt [1978]. 108 S. 8°. Kart. M4,-.

Levenson, J. D.: 1 Samuel 25 as Literature and as History (CBQ
40, 1978, S. 11-28).

Locher, C.: Der Psalter der „Einheitsübersetzung" und die Textkritik
- II (Bibl59, 1978 S.49-79).

Proulx, P. - Schökel, L. A.: Las Sandalias del Mesias Esposo
(Bibl59, 1978, S.l-37).

Schreiner, St.: Erwägungen zum Text Ps 90, 5.10 (Bibl59, 1978
S. 80-90).

Tov, E.: The Use of Concordances in the Reconstruction of the
Vorlage of the LXX (CBQ40, 1978, S.29-36).

Vogt, E.: Der Sinn des Wortes „Augen" in Ezl,18 und 10,12
(Bibl 59, 1978 S. 93-96).