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Ausgabe:

1978

Spalte:

813-814

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Levinson, N. Peter

Titel/Untertitel:

Die Kultsymbolig im Alten Testament und im nachbiblischen Judentum, [Tafelbd.] 1978

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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Seite 1

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813

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 11

814

Entstehen der Tradition und ihrem literarischen Niederschlag
angenommen werden.

Als erstes Thema wird „Schöpfung" mit den Motiven „Chaoskampf
" und „Hervorbringung des Kosmos" genannt. Von einer
auffälligen Konzentration dieses Themas in den APs könne aber
nicht die Rede sein (19). Zum Thema „Geschichte" gehören die
Motive „Erwählung und Bund", „Auszug", „Wüstenwanderung",
„Zion und David". Dieses Thema werde häufig in den APs verwendet
- vor allem Ps78 -, aber daraus könne nicht gefolgert
werden, daß „dieser Umstand für die APs als Sammlung konstitutiv
sei" (29). Das dritte Thema „Gericht" enthält die Motive
„Gott als Richter", „die Gegner", „Streit/Strafe". Das Thema
wird in allen APs benutzt. Als 4. Thema wird „Vertrauen" mit
den Motiven „Hirt/Herde" und „Nähe Gottes" angeführt. In
Abgrenzung gegenüber Buss nennt der Vf. „Einsicht" als mögliches
Thema, aber „selbständig kommt sie nicht in APs vor, und so
etwas wie .Weisheit' finde ich als Thema in APs überhaupt nicht"

(42) . Resümee: „Diese Beobachtungen berechtigen zu keinen
weitgehenden Schlußfolgerungen betreffend APs als Sammlung."

(43) .

Im dritten Teil der Untersuchung fragt der Vf. nach der Tradition
der APs, obwohl die Ergebnisse der Themendaretellung nicht
gerade dazu ermutigen. Er erhofft sich von der Beantwortung
folgender Fragen Aufschluß: Gibt es in den APs eine charakteristische
didaktische Terminologie? Sitz im Leben der Einzelpsalmen
und der Sammlung? Was besagen die Gottesbezeichnungen über
die Herkunft der Psalmen und der Sammlung? Was kann über die
Asaf iten gesagt werden? Das Ergebnis ist negativ, da „die Asaf iten
von Anfang an bunt zusammengesetzt gewesen sind..., ist es kaum
zu erwarten, daß eine Sammlung, die ihnen zugeschrieben wird,
sehr homogen und Ausdruck einer bestimmten Tradition sein
sollte" (61).

In 10 Thesen faßt der Vf. das Ergebnis seiner Arbeit zusammen
und schließt mit 162 Anmerkungen und einem Literaturverzeichnis
(49 Titel) das schmale Bändchen ab.

Der Umfang der Untersuchung (81 Seiten) markiert von vornherein
ihre Grenzen. Man wird nicht die Durcharbeit der gesamten
Literatur über die Asafpsalmen und ihre Themen erwarten
wollen, aber wichtige Arbeiten, besonders zu den Themen, vermißt
man ungern (Vosberg, Beyerlin, Sauer, Whitelocke u.a.). Schwerwiegender
ist die Kürze bei der Darstellung der Themen und
Motive. Es werden zwar die Belegstellen für die Motive und auch
einzelne hebräische Worte jeweils genannt, aber welche Morphemkombinationen
ein Motiv ausmachen und warum diese ein Thema
signalisieren, wird nicht gesagt. Ebenso kommen Überlegungen
zur Motivgeschichte und Redaktionsgeschichte der APs nicht
vor. Obwohl der Vf. das Taschenbuch „Exegese des Alten Testamentes
" bei der Definition von „Thema, Motiv und Tradition"
benutzt und zitiert hat, scheinen wenig methodische Impulse für
dio Untersuchung der APs fruchtbar geworden zu sein. Das ist
schade, denn so bleibt diese Untersuchung nur eine Anregung, die
man aber gern bei einer künftigen Arbeit über die APs aufgreifen
wird.

Leipzig . Hans Seidel

Levinson, N. Peter: Die Kulisymbolik im Alten Testament und im
nachbiblischen Judentum. Tafelband. Stuttgart: Hiersemann
[1972]. 138 S. m. 102 Abb. gr. 8° = Symbolik der Religionen,
hrsg. v. F. Herrmann, XVII. Lw. DM 56,-.

Der vorliegende Bildband stellt eine Ergänzung zum Textband
von Ernst Ludwig Ehrlich, Die Kultsymbolik im Alten Testament
und im nachbiblischen Judentum (Bd. 3, 1959; ThLZ85, 1960
Sp.35f.) dar. Er geht in den Textverwoisen der Bilderklärungen
zwar auf diesen Band ein, hält sich aber in Auswahl und Anordnung
des Materials nicht ausschließlich an jenen, sondern nimmt
Bilder auf, die keine Entsprechung zum Textband haben, während
dessen Ausführungen in der Bildauswahl keinen Niederschlag
finden. Auch die Transkription stimmt nicht mit der des Textbandes
überein.

Auf kurze Einführungen in der Stoffgliederung I Tempel und

Synagoge (S. 15-16), II Sabbat und Feiertage (S.45-46) und
III Familie und Haus (S. 89-90) werden jeweils Reproduktionen
von Gemälden, synagogalen Bildwerken bzw. Buch- und Hand-
schriftenillustrationen oder Fotografien von jüdischen Bauwerken,
Kultgegenständen und -handlungen dargeboten. Diese sind im
wesentlichen informativ ausgesucht und gut abgedruckt, kurz
erläutert und tragen auf diese Weise recht gut zum Verständnis
des synagogalen Gottesdienstes und jüdischen Lebens bei. So kann
auch der Bildband unabhängig vom Textwerk herangezogen
werden.

Bedauerlicherweise werden alle Abbildungen schwarz-weiß
wiedergegeben, was besonders bei der Reproduktion von Gemälden
und Miniaturen bedauerlich ist. Das Namen- und Sachregister
(S. 129-133) gestaltet den gesamten Bildband handhabbar, so daß
er zur Information und Illustration gut verwendbar ist. Zwar hat
die jüngere Vergangenheit etliche solcher Bildbände hervorgebracht
, aber jeder hat sein eigenes Profil und dann auch seine entsprechende
Auswahl, so daß die einzelnen Werke sich untereinander
gut ergänzen.

Halle (Saale) ' Gerhard Wallis

Rudolph, Wilhelm: Micha - Nahum - Habakuk - Zephanja. Mit

einer Zeittafel von A. Jepsen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn 1975.317 S. Zeittafel: 13 S. gr. 8° = Kommentar
zum Alten Testament, hrsg. v. W. Rudolph, K. Elliger,
F. Hesse u. O. Kaiser, XIII, 3. Lw. DM 100,-.

Nachdem uns der Vf. und Mitherausgeber dieser vorliegenden
Kommentarreihe in den Bänden XIIIj das Buch Hosea (1966,
EVA Berlin 1971) und in XIII2 die Bücher Joel, Arnos, Obadja
und Jona (1971, EVA Berlin 1974) kommentiert hat, liegt nun in
Band XIII3 die Auslegung der Prophetenbücher des Micha,
Nahum, Habakuk und Zephanja vor. Dem Benutzer ist die Art
und Weise, sowie die Qualität der Interpretationen dieses Autors
damit hinreichend bekannt, zumal er auch schon zum „Handbuch
zum Alten Testament" die Kommentare: I12 Jeremia (31968),
Ijo Esra und Nehemia, samt 3.Esra (1949) und I„ Chronikbücher
(1955) beigesteuert hat. Es scheint daher angebracht, unmittelbar
auf die Ergebnisse des Autors einzugehen.

Das Auftreten des Propheten Micha erstreckt Bich nach R. über
die fast drei Jahrzehnte der Regierungszeit des Königs Hiskia von
Juda. Zum Verständnis nimmt der Vf. die Aufgliederung des gesamten
Buches in drei Teile vor: 1.Kap. 1/2; 2.Kap.3-5; 3.Kap.
6/7. Das ergibt eine Zusammensetzung aller drei Teile aus A. Unheils
- und B. Heilsweissagungen über Israel und Juda, die in jeweils
unterschiedlicher Länge unmittelbar aufeinander folgen.

Hinsichtlich der stark diskutierten Echtheit dieses Prophetenbuches
gelangt der Vf. zu dem Ergebnis, daß dem Propheten
l,5a/?.7a£; 4,1-4.5; 5,4a.6b.6-8; 6,9a/J; 7,8-20 abzusprechen sind.
Dennoch werden auch in diesen nicht authentischen Zusätzen die
Intentionen des Propheten verfolgt. 4,11-13 stellen ein heilsprophetisches
Zitat dem Auftrage Michas betont gegenüber. Es zeigt
sich also, daß der Kommentator literar- und textkritisch sehr behutsam
vorgeht und den Text soweit wie möglich zu belassen bemüht
ist, ohne jedoch vor Eingriffen zurüokzuscheuen, wo es vom
Wortlaut her gefordert ist.

Die Wirksamkeit des Propheten Nahum wird ungefähr in die
Mitte des 7. vorchristlichen Jahrhunderts verlegt. Seine Ankündigung
des Untergangs von Ninive ist demnach als echte Weissagung,
nicht als vaticinium ex eventu anzusehen und fällt somit in die
sonst so dunkle Itegierungszeit des Königs Manasse von Juda. Den
Umstand, daß dieses Prophetenbuch als einziges in der Überschrift
mit der Bezeichnung ISO belegt wird, erklärt der Autor in Anklang
an A. H. Edelkoort (1937) damit, daß diese Weissagungen angesichts
der bedrückenden Situation unter Manasse nicht öffentlich
vorgetragen werden konnten, sondern in schriftlicher Gestalt zum
Trost der verzagten Zeitgenossen von Hand zu Hand gegangen
sind. Zu einer Erklärung des Buches als liturgische Literatur neigt
der Autor jedoch nicht. Die ausschließliche Unheilsweissagung
über den damaligen Hauptfeind Israels: Assur/Ninive und damit
indirekte Heilsweissagung für Alt-Israel, den Propheten selbst