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Ausgabe:

1978

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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811 Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 11

Liebe, heilig, Taufe: in der EWE-Sprache .Gotteswasser auf den summe von 50 Silberschekeln zu, falls er sie aus den Räumlich-
Kopf tun'). keiten, die er für sie eingerichtet hat, vertreiben sollte. Die zweite

Es folgen Erwägungen über die beste Sprache und Sprachform, Vereinbarung scheint festzuhalten, daß Geldforderungen der
über die heute erwünschte Ausstattung der Bibel-Ausgaben, über Vereinsmitglieder an Schamunanu, der wohl zugleich der Vörden
Übersetzungsvorgang, über die Erfordernisse beim Übersetzer sitzende ist, mit Zahlung des doppelten Betrages der geforderten
bzw. der Übersetzer-Gruppe und über die nötigen Revisionsarbei- Summe bestraft werden. Dieser Deutung hat M. Dahood anhängten
wie auch über die Auswirkungen der Bibel im afrikanischen weise eine andere Übersetzung und Interpretation entgegenge-
Gesamtleben. stellt. Danach wurde Schamunanu unbegründet des Diebstahls am

Vereinsvermögen beschuldigt. Er wirft die Vereinsmitglieder aus
Halle (Saale) Arno Lehmann seinem Hause und läßt sich durch die vorliegende Urkunde bestätigen
, daß dio 50 Schekel des Vereinsvermögens zurückgezahlt
worden sind und somit keine weiteren Forderungen an ihn gestellt
werden können. Beide immerhin ziemlich stark differierenden
ALIbK vJKItlNI Deutungen haben ihre Schwierigkeiten, die vornehmlich darin

begründet sind, daß wir im einzelnen über die rechtliche Organi-
Fisher, Loren R. [Ed.]: The Claremont Ras Shamra Tablets. In sation solcher Kultvereine nur wenig wissen. Was bisher an ein-
Collaboration with M. C. Astour, M. Dahood and P. D. Miller. schlägigen Nachrichten aus ugaritischen und anderen Texten vorRoma
: Pontificium Institutum Biblicum 1971. 58 S., 11 Taf. handen ist, hat P. D. Miller dankenswerterweise seiner Interpre-
j4° «= Analecta Orientalia, commentationes scientif icae de Rebus tation in übersichtlicher Zusammenstellung hinzugefügt.
Prientie Antiqui, 48. Lire 3.900.-. Berlln Karl-Hein« Bernhardt

Im Jahre 1970 konnte Loren R. Fisher in Europa einige Keilschrifttäfelchen
aus Ras esch-Schamra für das .Institute for Crog8> Yra.nk Moor<y Prose and Poetry in the Mythic and Epic

Antiquity and Christianity' in Claremont/California erwerben. Die Texte from Ugarit (HThR 67, 1974 S.l-15).

Tafeln waren vermutlich im Jahre 1957 durch Raubgrabung oder Epstein, Ciaire: Basalt Pillar Figures from the Golan (IEJ 25,

Zufallsfund in den Antiquitätenhandel gelangt. Zwei der Texte 1975) g 193-201).

sind in ugaritischer, vier in akkadischer Schrift und Sprache ver- Meyers, Eric M.: Galilean Regionalism as a Factor in Historical

faßt. Reconstruction (BASOR 1976 Nr.221 S.93-101).

Die vorliegende Edition der sechs Texte ist bemüht, allen An- Qren, E. D.: The Pottery from the Achzib Defence System, Area

forderungen gerecht zu werden. Sämtlich werden die Täfelchen jj. 1963 an(j 1964 Seasons X (IEJ 25, 1976 S. 211-225).

in durchweg brauchbaren Photographien, durch Autographien und piatt> Elizabeth Ellen: Triangulär Jewelry Plaques (BASOR 1976

in Umschrift wiedergegeben. Eine Übersetzung in englischer Nr.221 S. 103-111).

Sprache schließt sich jeweils an, der ausführliche philologische und Prausnitz, M. W.: The Planning of the Middle Bronze Age Town

kulturgeschichtliche Kommentare folgen. Bei den geschichtlich at Achzib and its Defences (IEJ 25, 1975 S. 202-210).

relevanten Texten fehlt eine gründliche historische Analyse nicht. Purvis, James D.: The Paleography of the Samaritan Inscription

Der erste der akkadischen Texte (RS 1957.1), bearbeitet von from Thessalonica (BASOR 1976 Nr.221 S. 121-123).

P.D.Miller, gehört in den Zusammenhang einer Gruppe von Seger, Joe D.: Reflections on the Gold Hoard from Gezer (BASOR

schon bekannten Texten, die sich mit der Ehescheidung Amistam- 1976 Nr. 221 S. 132-140).

ms von Ugarit von Piddu, der Schwester des Königs Schausch- Xella, Paolo: Sacrifici umani ad Ugarit? (Religioni e civilita2,

gamuwa von Amurru und der Verbannung der geschiedenen 1976 S. 355-385).
Königstochter befassen. Der neue Text schließt eine der Lücken
im Gang der Ereignisse, so daß jetzt der Vorgang - einschließlich
seiner politischen Hintergründe - in den wesentlichen Momenten

ungefähr rekonstruiert werden kann. Problematisch ist freilich die ALTES TESTAMENT
Deutung der „großen Sünde", die Piddu an Amistamru begangen

hat, als Ehebruch und die Interpretation der Forderung nach IUmant Kari.Johan: und Tradition ;„ den Asaf-Psalmen.

Tötung ihrer (,m Ehebruch gefugten?) Tochter als Parallele zur Abo: Stiftelsen8 för Abo Akademie Forskningsinstitut [1976].

Bathseba-Geschichtei(2 Sam 12,14b). ~ 81 S. 8° = Meddelanden fran Stifteisens för Abo Akademi

Weniger gut erhalten sind die übrigen drei akkadischen Texte, Forskningsinstitut 13
die M. C. Astour bearbeitet hat. Es handelt sich um das Bruchstück
eines Briefes, den ein gewisser Schapasch-Milku an den Der Vf. geht von der allgemein vertretenen Ansicht aus, daß
König von Ugarit^chrieb, um ihn mit einer nicht mehr zu rekon- Ps 50 und 73-83 mit der Überschrift „Asaf" bzw. „von Asaf" instruierenden
wichtigen Neuigkeit vertraut zu machen (RS 1957.2). sprünglich eine selbständige Sammlung gebildet haben. Das ist der
Die beiden Texte RS 1957.3 und 4 enthalten Quittungen über Ansatzpunkt für die Frage nach formalen und inhaltlichen Ge-
Abgabenlieferungen an Getreide und Lämmern aus dem Territo- meinsamkeiten. Da sich eine formale Gemeinsamkeit (z.B. Gat-
rium von Ugarit an den Königssitz. tung) nicht feststellen lasse, bleibe die Untersuchung inhaltlicher

Ebenfalls zu den ökonomischen Dokumenten gehört der erste Verbindungen,

der ugaritischen Texte, den M. Dahood entziffert und mit einem Nach einem kurzen Abriß der Forschungsgeschichte der Asaf-

auch auf alt testamentliche lexikalische Parallelen verweisenden Psalmen (APs) wird ihr Ergebnis zusammengefaßt: Wichtig sei

Kommentar versieht (RS 1957.701). Es handelt sich um einen für die APs die Rolle der Geschichte, sie trügen prophetisch-visio-

ganz einfachen Quittungsbeleg, der weder Absender noch Emp- näre Züge, ihre Entstehung im Nordreich sei wahrscheinlich und

fänger nennt. Auf der Vorderseite ist von einer Getreidelieferung sie seien vom Kultpersonal verfaßt.

die Rede, wobei erstmalig in ugaritischen Texten zwischen einem Um Unschärfen zu vermeiden, präzisiert der Vf. die Begriffe

ugaritischen und einem asdodischen Gewichtstalent unterschieden „Motiv, Thema und Tradition". Unter „Thema" versteht er einen

wird (7 ugaritische Talente = 5 asdodische Talente). Die Rück- inhaltlichen Komplex, „der als eine Art abstrakter Rahmen zu

seit« nennt 80 Lampen, 10 Lichtputzscheren (? doch wohl ein betrachten ist" (15), während „Motiv" etwas Konkretes ausdrücke

Anachronismus), 30 Becher und 20 Stück Kleinvieh. und zur Ausgestaltung von Themen benutzt werde. Bei der Def ini-

Der zweite wohlerhaltene Text von insgesamt 21 Zeilen auf tion von „Tradition" bezieht er sich vor allem auf Huber (in:

Vorder- und Rückseite ist juristischer Natur (RS 1957.702). Nach Exegese des AT, Heidelberg 1973), der „Tradition" als geprägtes

der Interpretation des Bearbeiters P.D.Miller enthält er zwei Bedeutungssyndrom, für das sich das Überlieferungsinteresse

getrennte, aber vor den gleichen Zeugen abgeschlossene Verein- eines bestimmten Tradentenkreises erkennen lasse, bestimmt,

barungen. In der ersten sichert ein gewisser Schamunanu den Weiter könne ein Haftpunkt (geographischer, kultureller, soziolo-

Mitgliedern eines .Kultvereins' (marzih) die Entschädigungs- gischer oder religiöser Art) und die zeitliche Kontinuität zwischen