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1978

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Li torn turzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 10

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Seiten bekommt man einon ausgezeichneten Ühorblick
übor einon Aufbruch, der sich soit etwa 30 Jahren in der
ganzon Welt vollzieht und an alle christlichen Kirchen die
Frago stellt, ob und wie sie sich der Entfaltung einer
geistlichen Erneuerung in ihrer Mitte stellen wollen.
Andererseits ist die charismatische Erneuerung gefragt,
wie sie ihren Auftrag innerhalb der Kirchen erfüllt.

In den letzten 20 Jahron, sagt H.-VV. Heidland zum
Thema „Charismatische Erneuerung und Institution als
Chance der Kirche" aus ev. Sicht, daß „der Glaube nur
noch im Vorderhirn . . . die Predigt trocknete aus, die
Liturgie verödete, die Sakramente verkümmerten." In
den neuen Gruppen und Kreisen ist der Glaube nicht mehr
nur theoretisches Wissen, sondern Freude, die aus Anbetung
und dem Lesen der Bibel entsteht. Die Erfahrung
im Glauben ist der Kanal zur lobendigen Verbindung
mit Gott. Entscheidend ist, daß die Kirche als Institution
die charismatischo Erneuerung auf- und annimmt, andererseits
abor die Letztere weiß, daß sie ohno die Kirche
zerfließt und verschwimmt.

In seinem Beitrag „Charismatische Erneuerung und
verfaßte Kirche aus kath. Sicht" stellt Chr. von Schönborn
die Ansprache Paul VI. (19. 5. 1975) in der Petorskirche
vor 10 000 Angehörigen der charismatischen Erneuerung
der „Wirkrichtung des Geistes" und der „Kirchenerfahrung
in den charismatischen Gebetsgruppen" gegenüber.
Die kath. Kirche hat sehr bald nach dem Auftreten der
ersten kath. charismatischen Gruppen Priester beauftragt,
diese wohlwollend zu begleiten. Sie hat dadurch erfahren,
daß der neue Aufbruch Einzelner auch neues Leben in der
Gemeindo bedeutet. Wichtig ist die Realität des Trini-
tätsgeheimnisses im Gebet gegenüber einem nur auf
Jesus bezogenen Gebet. Ebenso gewinnt das Hirtenamt
— und das auch in der ev. Kirche — erneute Bedeutung
als Leitung im Geist. Hier zeigt sich, daß unsere Abwertung
des Hirtenamtes, mehr aus strukturellen als theologischen
Erwägungen, das entscheidende geistliche Anliegen
übersieht.

W. J. Hollenweger fragt nach einem theologischen
Beitrag der charismatischen Erneuerung im Blick auf
eine eigene Ekklesiologie, Hermeneutik und ein eigenes
Weltverständnis. Entsprechend seiner „narrativen Theologie
", die erzählt, wenn sie erklären will, bringt er in
seiner kurzen Geschichte „Professor Unrat auf der Suche
nach dem Heiligen Geist" eine Schilderung eines „Abends
der Spiritualität". Er zeigt, daß die Pfingstbowegung sich
nicht dieser Welt gleichstellt, sondern falsche Alternativen
und Trennungen in der heutigen Welt überwindet. Die
Aufgabe der Hermeneutik für die Zukunft sieht er in
einer mündlicJTen praxisbezogenen Theologie, die erwächst
aus dem, was getan und gelebt wird. Der ercator
Spiritus gilt im charismatischen Weltverständnis der
ganzen Welt. So dominiert Welterfahrung über Weltverständnis
und ermöglicht einen Zugang zum Unüblichen
, ohne es zum Übernatürlichen zu erklären. Kritik
übt er an der Beschränkung auf das Individuum oder auf
religiöse Phänomene. Dazu ist jedoch zu beachten, daß
bei uns, wo reino Pflngstgemeinden selten sind, von ev.
und kath. Seite her Ansätze sichtbar sind, Geisterfahrung
theologisch positiv zu reflektieren.

Der Beitrag des kath. Dogmatikers H. Mühlen aus
Paderborn ist das Zeugnis eines unmittelbar Beteiligten.
Er hält mit anderen kath.-ev. Einführungsseminare und
praktiziert vieles mit seinen Studenten. Ihm geht es vorwiegend
um Gemeinde und Kirche. Die neuentdeckte
Dimension der Anbetung führt zum sozial-politischen
Engagement, das aber aus persönlicher Glaubenserfahrung
und damit „aus erster Hand" lebt. Die charismatische
Erneuerung hat keinen Gründer, keine besondere Theologie
und kennt keine Mitgliedschaft. Sie ist ein Aufbruch
der vielgestaltigen Gnade Gottes und will deshalb
nicht der einzige Weg zur Erneuerung der Kirche sein.
Die Verbindung von gelobter Theologie und Glaubenserfahrung
hat den Padorbornor Professor für viele zum
Wegweiser und Bogleiter werden lassen.

Stendal Friedrich Carl Elchenbern

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