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Ausgabe:

1978

Spalte:

729-732

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Ras Shamra parallels 1978

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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729

Theolugische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 10

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vergleichen, aber nicht jeder Vergleich ist nützlich. Über
die großen und im wesentlichen ja bekannten thematischen
Analogien hinaus sucht der Vf. durch fortschreitende Abstraktion
Gemeinsamkeiten zu erstellen. Aber die mangelnde
Messiaserwartung oder der sehr weite Begriff
„Schöpfung" sind beispielsweise wenig geeignet, „Berührungen
" von Bedeutung zu ermitteln, und auch der
wiederholte Hinweis auf „priesterlicho Motive" (o. ä.) bei
Dtjes produziert Ähnlichkeit durch Unscharfe: solch Bemühen
ist angesichts des Themas verständlich, aber ohne
Effekt.

Man wird die Verdienste dieser Arbeit dagegen in den
Details suchen, und hier findet sich neben einigen beachtlichen
Textanalysen (/,. B. zu Hos 37,1—14; p. lOlff.; Hes
43,1 ff.; p. 50ff.) in der Tat manch' hübsche Beobachtung
— versteckt, man muß eben suchen. Hingewiesen sei auf
die m. E. zutreffende, aber noch nicht zureichend bedachte
These zum Verhältnis von Schöpfung und Erlösung boi
Dtjes (p. 92ff., in Auseinandersetzung mit G. von Rads
These von der „dienenden Bolle" des Schöpfungsglaubens
bei Dtjes); daneben auf eine in der Auslegung der Gleichnisse
in Jes 55,8ff. befolgte Intention, die strikte und so
zweifellos irreführende Unterscheidung von sogenannter
„Bild-" und „Sachhälfte" mit „tertium oomparationis"
ZU überwinden zugunsten einer im Gleichnis zwischen
„Bild" und „Sache" waltenden Korrelation (das wird hier
zwar nicht so auf den Begriff gebracht, aber attsatzweise
praktiziert) (p. 120ff.). Als Negativbeispiel seien dagegen
etwa die Erwägungen zum babylonischen „Götter-
pantheon" (sie) als depotonziertem Hintergrund von Jes
40,3f. (p. 23f.) oder die Mischmasch-Theorie als formgeschichtliche
Analyse von Jes 62,7—10 (p. CO—08)
genannt; allgemein sei auf die vielen beschreibenden
Sätze mit mangelndor Präzision oder auch mit ganz
überflüssigen, weil im Zusammenhang nicht gefragten oder
fruchtbar gemachten Detailangabon hingewiesen: die
Darstellung hätte wesentlich gestrafft, von allerlei pathetischen
Adjektiven entlastet und so die Lektüre des
Buches angenehmer und kürzor gemacht werden können.
Doch ist übor den Stil nicht zu streiten; insgesamt mag
als Verdienst der Arbeit hervorgehoben werden, daß sie
die Unterschiede zwischen den beiden großen Exilsprophe-
ton auf ihre Weise in Erinnerung bringt.

lieidclberü Haus-JUrgun UcrmiBson

tislirr, Loren R. [Bd.]: Uns Shsmra l'nrullels. I ii'- 'l-t» from
Ugarit and tbe llcbruw BiUe. I. Assooiate Editors F. B.
KnutaOn and 1). F. Morgan. XXIII. 537 Ö. II. Assouiate
BditOTI ü. E. Smith and B. Hummel. XIII, 508 S. Roma:
Pontifioium Institution Bibüoum 11)72/75 4° »■ Analocta
Orientalin, 49 and 60. a

Dir große Bedeutung der altkiinininäischcn 'feste uns
der alten nordsyrischen Hafenstadt Ugarit für die alttcsta-
mentliohe Wissenschaft ist bereits bei der Entzifferung
der ersten Textfundc vor nahezu einem halben Jahrhun-
derl erkannt worden. Die weitere Erforschung des immer
noch anwachsenden Textmatorials hat eine Fülle von
wichtigen Ergebnissen insbesondere für die Kenntnis der
kanaanäischen Umwelt des ältesten Israel und für die
hebräische Lexikographie erbracht. Entsprechend bedeutend
ist der Beitrag der Ugaritistik zur alttestamentlichen
Exegeso. Darüber hinaus hat die Erforschung der Texte
im Verein mit den archäologischen Funden erstmalig
einen genauen Einblick in das Loben eines großen Stadt staates
im Bpätbronzezeitlichen Nordsyrien vermittelt.
Unterschiedliche Auffassungen bestehen nun allerdings
darin, in welchem Urnfange und mit welcher Verbindlichkeit
die Text- und Kulturfunde von Ras esch-Schamra/

Ugarit zur Interpretation altteatamentlioher Überlieferungen
und zur Rekonstruktion der südkanaanäischen Stadtkultur
samt ihrer Religion herangezogen werden können.
Eine ausgezeichnete Grundlage zur Klärung der Frage
nach der Tragweite des ugaritisehen Materials für die
Interpretation alttestamentlichor Texte bietet die vorliegende
Veröffentlichung, der noch ein dritter Band
folgen wird.

Von den vorausgegangenen Untersuchungen über uga-
ritische Parallelen zum Alten Testament unterscheidet sich
das von Loren R. Fisher herausgegebene Werk in verschiedener
Hinsicht. Berücksichtigt werden nicht nur die
altkanaanäischen Texte aus Ugarit, sondern auch die
akkadischen Dokumente. Der Bogriff ,parallels' ist dabei
weitgefaßt. Er umspannt identische Erscheinungen, aber
auch Fälle, in denen nur mehr odor weniger starke Ähnlichkeiten
vorliegen. Diese großzügige Handhabung ist
notwendig, da das Handbuch auf Erfassung der literarischen
und kulturellen Parallelen angelegt ist. Lexikalische
und grammatische Parallelen werden nicht gesondert behandelt
. Der generelle Hinweis auf die bereits vorhandenen
Lexika und Grammatiken dürfte genügen, zumal bei der
Erörterung der behandelten Parallelen lexikalische, stilistische
und grammatische Gesichtspunkte ohnehin nicht
grundsätzlich ausgeklammert wordon. Die topographischen
Namen und oino Reihe von kulturgeschichtlich wichtigen
Begriffen werden im übrigen in aller nur wünschenswerten
Ausführlichkeit berücksichtigt.

Ein besonderer Vorzug des Werkes ist dio umfassende
Aufarbeitung der bisherigen Forschungsergebnisse. Der
Benutzer wird nicht mehr oder woniger autoritativ auf die
Meinung des jeweiligen Verfassers der einzelnen Kapitel
festgelegt, vielmehr erfahren alle gewichtigeren oder
wenigstens doch diskussionsfähigen Interpretationen eine
objektive Erwägung und Beurteilung. Bei der großen
Fülle der einschlägigen Publikationen ist allein schon in
dieser Hinsicht eine die Kräfte des einzelnen Gelehrten
weit übersteigende Arbeit zu leisten.'Es bedurfte also beträchtlicher
personeller und materieller Kapazitäten, um
in einem relativ kurzen Zeitraum ein weitgespanntes imd
mit allen Hilfsmitteln versehenes Handbuch zu erarbeiten
und in repräsentativer Gestalt zum Druck zu führen.
Über dio entsprechenden Voraussetzungen verfügt das im
Jahre 1966 gegründete ,Institute for Antiquity und
Christianity at Claremont', das in Verbindung mit der
,(Jlaremont Graduate School' und der ,Sohool of Theology
at Claremont' arbeitet. Vor allem aber ist es Loren R.
Fisher gelungen, namhafte Kachleute aus verschiedenen
Ländern zur Mitwirkung zu gewinnon. Nach bewährter
Methode sind die Kapitel dos Werkes jeweils von einem
Gelehrten in eigener Verantwortung, aber unter Beratung
durch ein Horausgeberkollegium von internationaler Zusammensetzung
, bearbeitet worden. Eine straffe Gliederung
nach wohlüberlegten Grundsätzen gewährleistet die
Einheitlichkeit diu- Beiträge und die leichte Erschließung
der gewichtigen Bände, die in der Tipografia S. Pio X mit
fast verschwenderisch anmutender Woiträumigkeit gesetzt
wurden.

Band I eröffnet A. Schoor mit der Bearbeitung der
literarischen Wendungen (S. 1 — 70). Insgesamt erfahren
57 „literary phrases" eine Erörterung. Nach einem feststellenden
Schema, dein mit sachbedingten Abweichungen
auch die übrigen Beiträge folgen, wird zunächst der Ort
der Veröffentlichung der ugaritisehen Textstelle mitgeteilt.
Es folgt die Wiedergabe des Textes in Umschrift und Übersetzung
. Dann weithin — soweit notwendig — Verweise
auf abweichende Lesungen und Übersetzungen gegeben.
Darauf folgt dio alttestamentlicho Parallelo in Urtext und
Übersetzung nebst geraffter Information übor dio bislang
dazu geäußerton Auffassungen. Abschließend beurteilt der
Vf. in einem kritischen Kommentar die bisherigen Forschungsergebnisse
, macht auf Probleme aufmerksam und
deutet neue Lösuugsinöglichkeiten an. Dies geschieht mit
der für ein Handbuch notwendigen Zurückhaltung unter