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Ausgabe:

1978

Spalte:

723-725

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Vetus Latina 1978

Rezensent:

Zimmermann, Heinrich

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723

Theologisohe Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 10

724

Bureau, Rene: La venue du Christ au rogard des oiviliaations

(RechSR 05, 1977 S. 173—190).
Carroll, Robert P.s The Anieonic Cod and fche Cult of [magefi

(StTh 31, 1977 S. 51—64).
Dupre, Wilhelm: Zur grundsätzlichen Bedeutung der Religion

in Primitivkulturen (NZSTh 19, 1977 S. 1—31).
Fischer-Barnicol, Hans A.: Wortwechsel oder Gespräch ?

Bedenken zur Begegnung der Kirche mit dorn Islam (US 31,

1976 S. 146—162).
Garcia Bazan, F.: Plotino, el hinduismo y la gnosis (Stromata

31, 1975 S. 313—328).
Oerlitz, Petor: Religion und Säkularisation in Japan. Ein

religionsgoschichtlicher Reisebericht 1 (DtPfrBl 74, 1974,

S. 657—659).

Kang, Wi Jo: The influence of eastern religions in America

(Currents in theology and mission 3, 1976 S. 228—233).
Kuriazopoulos, Spuridönos: Ek tes politikes pros tön Theo-

logian (Kleronomia 7, 1975 S. 237—253).
Lanczkowski, Günter: Verborgene Heilbringer. Darmstadt:

Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1977. VI, 84 S. 8°.
Mensching, Gustav: Wesen und Bestimmung des Menschen im

Glauben der Völker (NZSTh 18, 1976 S. 160—172).
Montanari, Enrico: Mens (Religioni e eivilita 2, 1970, 173—235).
Rosa, Christie: Zusammenarbeit der Weltreligionen (ZdZ 1977

S. 252—256).

Volpini, Domenico: Liniziaziono Tharaka: tradizione e mut'a-
mento eulturale (Religioni e eivilita 2, 1976 8. 275—350).

Waardenburg, J. D. J.: Religion vom Blickpunkt der religiösen
Erscheinungen (NZSTh 19, 1977 S. 62 -77).

BIBELWISSENSCHAFT

Vetus Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel nach Petrus
Sabatier neu gesammelt und hrsg. von der Erzabtei Beuron.
25: Epistulao ad Thessalonicenses, Timotheum, Titum,
Philemonem, Hebraeos, hrsg. von H. J. Frede. Lfg. 1—4.
Einleitung, 1 Thess 1,1—2 Thess 2,2. Freiburg/Br.: Herder
1975—1977. 320 S. 4°. Je DM 40,—.

Da „die Ausgabe der in diesem Band vereinigten
sieben Briefe der kanonischen Sammlung ... in Anlagt?
und Methode dem schon erschienenen Paulusteil der Vetus
Latina" entspricht (S. 9), darf ich auf die Rezension des
vorhergehenden Bandes innerhalb der ThLZ von H.
Vogels (89, 1964 Sp. 184f.) und auf meine eigene Rezension
(95, 1970 Sp. 647 — 650) verweisen.

Mit Recht hält der Hrsg. eine ausführliche Einleitung
auch zu diesem Band für not wendig, wenn auch „eine
gewisse Gefahr der Wiederholung in Kauf genommen
werden muß" (S. 9); denn so wird dem Benutzer die Mühe
erspart, immer wieder in den vorhergehenden Band Einsicht
nehmen zu Küssen. Die Einleitung stellt die Textzeugen
vor (S. 11—142), erklärt die einzelnen Texttypen
(S. 143—160), macht einige Angaben über den griechischen
Text (S. 161—163) und geht auf die orientalischen Übersetzungen
ein (S. 163—165).

Bei den Textzeugen stehen an erster Stelle die Handschriften
(S. 11 — 98). Etwa 125 Handschriften aus mehr als
80 Bibliotheken (S. 12—14) werden vorgestellt, mehr oder
weniger ausführlich beschrieben und im Hinblick auf die
zu edierenden Texte charakterisiert. Unter ihnen wird
auch die Handschrift erwähnt, deren Bedeutung für die
Textgeschichte der Hrsg. entdeckt hat (vgl. H. J. Frede,
Ein neuer Paulustext und Kommentar I. Untersuchungen;
II. Die Texte, Freiburg/Br. 1973—1974). Es handelt sich
um eine vollständig erhaltene Paulus-Handschrift, die um
das Jahr 800 in Salzburg entstand und sich im Ungarischen
Nationalmuseum zu Budapest unter der Bezeichnung
Clmae 1 befindet. Der ins 5. Jh. zurückgehende Text
stimmt weitgehend mit dem des lateinischen Claromon-
tanus überein, gehört also zum D-Typ. Der Kommentar
ist „die 397 — 405 entstandene Arbeit eines Anonymus"
und „behandelt erstmals im lateinischen Westen auch den
Hebräerbrief" (S. 31). Es braucht bei der bekannten
Akribie des Hrsg. kaum eigens erwähnt zu werden, daß

stets die neuesten Ausgaben der Handschriften benutzt

werden bzw. (in vielen Fällen) Neu-oder Erstkollationen
nach Photographien vorgenommen worden sind. Exkurse
über die Prologe (S. 99—119) und die Summarien (S.
120—131), die in der Paulus-Überlieferung begegnen,
ergänzen die vollständige und ausgezeichnete Übersicht.

Die patristischen Zitate (S. 131—142) lassen die außerordentliche
Rolle erkennen, „die der Hoiligen Schrift bei
der Entwicklung dos christlichen Weltbildes zufiel. Sie ist
der vorgegebene Text, den alle sonstige Literatur im
Grunde nur zu entfalten, zu kommentieren oder zu interpretieren
hat" (S. 131). Die kaum zu überschätzende Bedeutung
der indirekten Überlieferung für die Textausgabo
ergibt sich nicht nur von daher, daß sie die Bezeugung
altlateinische)' Lesarten ergänzt und die „Kenntnis der
verschiedenen Textformen wesentlich" erweitert (a. a. O.),
sondern vor allem auch von daher, daß sie „erst eino
tiefer greifende Erforschung der Textgoschichte" ermöglicht
(S. 132). Selbstverständlich setzt eine sachgerechte
Wertung der Schriftstellerzitate die Sicherung ihres
Wortlauts voraus. „Nicht selten wurden sie in den patristi-
Bohen Handschriften von Lesern und Korrektoren nach
der ihnen geläufigen Fassung mehr oder weniger konsequent
abgeändert" (S. 135). In diesem Zusammenhang hebt der
Hrsg. die kritische Ausgabt; des Ambrosiaster-Kommontars
besonders hervor, die „uns Heinrich Joseph Vogels in
einem bewundernswerten Alterswerk geschenkt" hat
(S. 130): Ambrosiastri qui dicitur Commentarius in
epistulas Paulinas (CV 81,1 — 3), Wien 1966—1969. Mit
Recht bedauert er die Tatsache, „daß man in Wien Paulustext
und Apparat im 3. Teil der Ausgabe eigenmächtig
änderte" (a. a. O.). Zum Glück hatte Vogels den Paulustext
im voraus eigens ediert (Das Corpus Paulinum des
Ambrosiaster, BBB 13, Bonn 1957), so daß darauf zurückgegriffen
werden kann.

Die einzelnen Text typen (S. 143—160) sind die gleichen
, die schon in Band 24 begegneten (vgl. ThLZ 95,
1970 Sp. 649). Der Text X (S. 143—145), der in der
Edition die oberste lateinische Zeile des Schemas hergibt,
besteht in der Hauptsache aus den Zitaten Tertullians
und des Victorinus von Pettau; in IThoss bis Hebr ist er
jedoch verhältnismäßig selten vertreten (S. 143). Soll die
Bezeichnung X den Zweifel andeuten, „ob und inwieweit
ihre Texte und Lesarten überhaupt als im eigentlichen
Sinne zur lateinischen Bibel gehörig gelten können"
(S. 145), so ist mit dem Texttyp K (S. 145—147) ein
sicherer Boden erreicht. Er ist in den Zitaten Cyprians
und den „etwa gleichzeitigen pseudo-cyprianischen Schriften
aus dem afrikanischen Raum" (S. 145) deutlieh zu
erkennen. Aus IThess bis Hebr sind jedoch nur verhältnismäßig
wenige Zitate vorhanden (a. a. O.). Die Bedeutung
dieses Texttyps kann daraus ersehen werden, daß er mit
den nachfolgend zu charakterisierenden Texttypen D und
I in einer engen Beziehung steht. Der Hrsg. vertritt m. E
zu Hecht die Auffassung, daß zahlreiche Indizien „zur
Annahme einer einzigen UrÜbersetzung der Paulusbriefe"
führen, „auf die letztlich alle Textformen zurückgehen"
(S. 146). Ihr stehen der Typ Kund D „sehr nahe" (a. a. O.).
Aus K „entwickelt sich im 3. Jahrhundert unter Änderung
des Wortschatzes der Texttyp I" (S. 147). Der Texttyp D
(S. 147—150) wird von dem Archetyp der bilinguen
Handschriften (dfg) repräsentiert; dazu kommt jetzt als
wertvoller Zeuge die Budapester Handschrift 89, die frei
von der bei den bilinguen Handschriften anzutreffenden
Beeinflussung durch den griechischen Text ist ; außerdem
wird er von Luzifer von Calaris bezeugt. Der Texttyp I
(S. 150—154) ist schon bei Novatian erkennbar; sein
Hauptzeuge ist „der jetzt in kritischer Ausgabe vorliegende
Ambrosiaster" (S. 152). Der Vulgata-Text bildet
die letzte Zeile der Edition. Die Vulgata (S. 154—160)
ist „eine der geradezu zahlreichen Revisionen eines altlateinischen
Textes nach dem Griechischen, die in der
zweiten Hälfte und verstärkt gegen Ende des 4. Jahr-