Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1978 |
Spalte: | 685-687 |
Kategorie: | Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik |
Autor/Hrsg.: | Mayer, Adalbert |
Titel/Untertitel: | Triebkräfte und Grundlinien der Entstehung des Mess-Stipendiums 1978 |
Rezensent: | Nagel, William |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
685
1 heologisehe Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 9
686
gebrauch mitbestimmen (vgl. 413). Eine definitive Antwort auf syna" (= Almosen), die sich sehr leicht mit einem Spekulieren
die Frage, was ein Medium vermittelt, gibt es nicht (415). auf himmliclien Lohn verbinden kann, noch ihr Verständnis
Am Ende dieser Untersuchung kann keine Anleitung für den als „stips" oder „Stipendium", was an den Lebensunterhalt des
Praktiker zum „richtigen1' Bildeinsatz im Religionsunterricht Priesters als des Heilsmittlers denken läßt, kann hier entschei-
stehen. H. faßt vielmehr in einem Schema die vielfältigen dend weiterhelfen. Eher wird eine Neubesinnung auf den alt-
Komponenten zusammen, die beim Einsatz des Mediums Bild kirchlichen, für eucharistische Opfergaben üblichen Begriff
wirksam werden können: „oblatio'" zu einer theologischen Rechtfertigung auch der Meß-
Bild-Medium Darbietung Interpretation Stipendien verhelfen können, da durch ihn alle irgendwie mit
Bereicherung Illustration Bedeutsamkeit der Eucharistie verbundenen Darbringungen auf deren Mit-
Einprägung Auslieferung Einordnung feier hingeordnet erscheinen. Um ein neues Verständnis der
Zusammenfassung Motivation Auslegung Meßstipendien in dieser Richtung haben vom 19. Jh. an bis
Liese Komponenten verbinden sich horizontal und vertikal. zur Gegenwart einzelne Theologen und Kirchenjuristen sich
Wenn man die Vielfalt der heute für den Religionsunterricht gemüht. Im Ergebnis versteht man heute die Einrichtung des
angebotenen Filmmaterialien (in Schulbüchern und daneben) Meßstipendiums etwa auf jener Linie, auf der nach Klaus
betrachtet und die oft didaktisch wenig reflektierte Bildver- Mörsdorf („Erwägungen zum Begriff und zur Rechtfertigung
wendung im Unterricht bedenkt, dann möchte man wünschen, des Meßstipendiums", in: Theologie in Geschichte und Gegen-
daß der Vf. seine weitgreifenden historisch-systematischen Un- wart. Michael Schmaus zum 60. Geburlstag. München 1957.
tersuchungen ergänzen möge durch eine handliche Schrift für S. 103—122), der den Vf. zu diesem Thema anregte und auch
den Religionslehrer, die diesem die Zusammenhänge aufdeckt, die Ausarbeitung unterstützt hat, ihr Sinn dahin umschrieben
die bei seiner Arbeit mit Bildern wirksam werden können und werden kann: „Wenn auch beim Stipendium die liturgische
sollen, und ihm hilft, didaktisch ergiebig und methodisch vari- Nähe zum Opfergeschehen nicht so sichtbar wird, weil es außer-
abel mit Bildern umzugehen. Dadurch könnte dieser medien- halb der Messe gereicht wird, so ist es doch in gleicher Weise
didaktisch anregende Beitrag unterrichtspraktisch wirksam wer- darauf hingeordnet . . . Die Gabe ist dem Priester so lange nur
den. Und dies wäre zu wünschen. als Treuhandgut anvertraut, bis sie durch die Zuordnung zu
einer Eucharistiefeier ihrem geistlichen Zweck zugeführt ist. Sie
Reutlingen Erich Bochinger jst zweckgebundenes Kirchengut, das erst vom Altar aus dem
_ Priester zufällt, der nicht als Privatperson, sondern als Diener
der Kirche tätig wird. Es stehen daher nicht Gabe und Meß-
Bleistein, Roman: Kirchliche Jugendarbeit im Wandel (1966 bis frucht oder Gabe und Tun des Priesters in einem Austausch,
1976) (StZ 102, 1977 S. 415—424). _ sondern der Geber wird in ein Beziehungsverhältnis zum Opfer
Dienst, Karl: Zur llieoriebildung und Praxis des Konfirman- • .■ , , , . ■ •. A . ., , . • ,
denünterrichts (DtPfrBl 75, 1975 S. 74-76). Chnst, gebracht und ha danut Anteil an dessen Auswirkungen.
Experienee-oriented: learning in theological education (TEd 13, &» Stipendium kann daher nur von Glaubigen angenommen
1977 S. 123—192). werden, die das Recht haben, am Opfer teilzunehmen' (4f.).
Collinger, Hildegard: Reich/Herrschaft Gottes als Thema des Vi. will nun weder eine neue juristische Lösung für das Pro-
Religionsunterrichts? (SBB 1975 S. 165—177). blem „Meßstipendium" bieten, noch etwa es systematisch-theo-
Hanisch, Helmut: Der Pfarrer in der Schule. Grenzen und Mög- l„sisch aufarbeiten. Er untersucht, welche Triebkräfte seit den
}^^m7fAtirrj,^S5-^dda' 'm Religionsunterricht Anfangszeiten der Kirche zu dessen Entstehung führten, und
r .' , V ' in-7-i ;tpj to Acini c tco hh bei der Darstellung von deren Grundlinien wird ihm „oblatio"
Issues in theological education-1977 (Thd 13, 1977 S. 59—117). 6. .„
Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: David Nerreter, sein „ökume- zum .,Leitbegriff ; dadurch gelingt es ihm gewiß, zu
nischer" Katechismin und seine Wiedervereinigungsidee (Mitt. einem besseren Verständnis der Eigenart des Meßstipendiums
d. Vereins f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 63, 1976 S. 339 —349). beizutragen. Indem dabei jedoch das Gesamtgeschehen der
Kliem, Richard: Erwachsenenbildung auf dem Weg zur Partner- Messe gemäß ihrer geschichtlichen Entwicklung zunehmend und
schaft (WuA[M] 17, 1976 S. 109-113). unreflektiert als „Opfer" verstanden wird, wird einem evan-
Kuhn, Johannes: Wohin sollen wir gehen? Ein Buch für Kon- Us(Jlen seibst wenn dieser heute selte„ menr mit der
lirmanden. Gütersloh: Gutcrslohcr vcrlagshaus Gerd Mohn „ ... ..... . .. . — « ... . .. «» , r, ,
[1977]. 96 S. m. 17 Abb. 8° = Gütersloher Taschenbücher/ ^dikahut Luthers der Eucharistie jede Beziehung zum Op er
Siebenstern 242 DM 4 80 abspricht, die hmrichtung des Meßstipendiums kaum theologisch
zugänglicher werden. Davon abgesehen, handelt es sich
bei diesem Buch um eine historische Untersuchung, die auf
LITURGIEWISSEN SCHAFT Grund reicher Quellen- und Literaturnachweise die Entwicklung
von ihren Wurzeln in den ersten Jahrhunderten der
vt aj ii . t • ii »f. j n ji- • j c . . i Kirche bis zu dem in der Hochscholastik am Ende des 13. Jhs.
Mayer, Adalbert: Ir.enkrnfte und Grundlinien der Entstellung , . , ,
des Mess-Slipendiums. St. Ottilien: EOS Verlag 1976. XXVI, *™<**™ Abschluß herausarbeitet, nicht ohne die unterschied-
286 S. gr. 8° = Münchener theologische Studien, hrsg. v. k*fn Einwirkungen ••>»* des romischen und des germanischen
K. Mörsdorf. W. Dürig. G. Schwaiger, III. Kanonistische ™os «Mubeaehen.
au. o/ i' . T\t ra Ohne mich hier auf Einzelheiten einlassen zu können, sei
Abt., 34. Kart. DM 48,—. Tr . .
wenigstens der Aufbau dieser Untersuchung angedeutet: Der
Diese im wesentlichen 19/2 fertiggestellte Dissertation wurde , f<y schildert die Entwicklung in den ersten drei Jahrhun-
als solche 1974 von der Kanonistischen Sektion der Katho- Ef ^ wie flurh ^ folgenden Tpile unlergliedert in die
liscl.-Theolog.schc.. I akullät der Universität München onge- AbschniUe A) QU Gabenreichung, B) Die Beziehung zur Eu-
nommen. Wenn die röm.sch-katl.ohsche K.rche seit dem II. Va- awirthleieT, Q die Beziehung zum Empfänger der Gaben, D)
ticanum im Ze.clien des „Aggorniamento steht, d. h. der posi- Dje Beziehung zum ewi(?en Heil Die Abschnitte sind ebenso
tiven Entfaltung des Glaubens in Zuwendung und Anpassung vielfach lintcrtcilt. f)er 2. Teil gilt der Entwicklung in der
an die Menschen der heutigen Ze.t, dann kann es auch hm- ^ 0slens unJ dei |ate;iuschen Westens. Der 3. Teil
sichtlich des Geben, und Annehmen* von Meßstipendien nicht ^ ^ Entwick, bei versch;ftdeneu Völkern des
einfach bei c. 824 *) 1 des Codex Juris Canonici bleiben, wo ,,. , ,. . , . „ , . , ,
. . . ., . . , „ ... „ o .• j- ii Westens zu, da hier in Art und Sinn der Gabenrcichung manche
ohne jede theologische Begründung Melistipendien als herge- * . .
braebter, von der Kirche anerkannter und geordneter Brauch «'■'Rentüinuchkeilen ... Kn.chen.ung treten, .he ,m Uuf der Zeit
behandelt sind. Ganz anders wie vergangenen Jahrhunderten »u* die römische Liturg.e beeinflussen. Der 4. Teil hat die
muß hier ja der auf berechenbare Wirklichkeiten ausgerichte- Ausbildung des Meßst.pendiums am Anfang des Hochnuttel-
ten Rationalität zeitgenössischen Denkens der Vorwurf des alters zum Inhalt: „Der allgemeine Opfergang aus der römischen
Geldgeschäftes mit geistlichen Dingen naheliegen, was man liturgie ist zwar selbst im Abnehmen begriffen, prägt aber wei-
seit alters als ..Simonie" zu bezeichnen pflegt. Weder die für terhin die Vorstellung vom Mitopfern des Volkes. Kr gibt den
solche Gaben an den Priester benutzte Bezeichnung als ..eleemo- Anstoß für ein reiches und mannigfaltiges Opferwesen, in dem