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1978

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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649

Anfragen, die das Endergebnis dann doch nicht so gesichert erscheinen
lassen. Vor allem aber ist die der Untersuchung als
Grundlage dienende Auffassung, daß es ein die Bücher 1.2. Chr,
Esr, Neh umfassendes einheitliches Geschichtswerk gegeben
habe, keineswegs so sicher, wie es sich nach diesem Buch darstellt
. Es ist schade, daß der Vf. auf die Arbeit von S. Japhet
(The Supposed Common Authorship of Chronicles and Ezra-
Nehemiah investigated anew, VT 18, 1968, 330-371), die 1./2.
Chr und Esr/Neh mit guten Gründen von zwei verschiedenen
Autoren herleitet, gar nicht eingeht, obwohl er diese kennt und
er auch die von T. Willi und P. Welten vertretene Auffassung,
daß es ich bei 1./2. Chr und Esr/Neh um zwei gelrennte Werke
handle, ohne genauere Auseinandersetzung abweist. So kann
man leider nicht sagen, daß mit dieser Arbeit, die in Einzelheiten
viele gute und anregende Beobachtungen bietet, die
Frage nach dein Zweck des Chr einer Lösung entscheidend
näher gekommen ist. Auf jeden Fall macht sie jedoch deutlich,
daß eine vielfach für Chr angenommene antisamaritanische Tendenz
nicht zutrifft.

Die Arbeil ist so angelegt, daß nacheinander die Aussageabsicht
der einzelnen Abschnitte des Chr herausgearbeitet und
ihr Verhältnis zueinander bestimmt wird. Dabei unterscheidet
der Vf. sechs große Abschnitte, die jeweils ein Kapitel seiner
Arbeit bilden: 1. Die Katastrophe Israels unter Saul (1 Chr 10);
2. Das „Suchen" der Lade Gottes und die Überlegenheit über
die Heiden (1 Chr 11—16); 3. David und Salomo — Beginn
und Vollendung (1 Chr 17—29); 4. Salomo und der Tempelbau
(2 Chr 1—9); 5. Saul — David — Salomo und die nachsalomo-
nischen Könige (2 Chr 10—35); 6. Zerstörung und Wiederaufbau
- Wende zum Heil (2 Chr 36; Esr 1-10; Neh 8). Jedes
Kapitel bietet am Ende eine Zusammenfassung; das Buch wird
mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis und einem Stellen-
register abgeschlossen.

Corrigenda: S. 13: Der letzte Satz ist unvollständig: S. 42,
Z. 19: urgeschichllich; S. 58, Z. 7: Angabc; S. 71. Z. 17: Rechtsreform
; S. 90, Z. 20: Verfehlung; S. 150. Z. 13 v. u.: 2 Chr
7.1a. 3a; S. 173, Z. 19: 2 Chr 15,16-18; S. 236, Z. 2 v. u.:
Gerk man.

RoHod> Klaus-Dielridi Schundi

Vithann, B.: Hebrew-Ugaritic 'im, „if" (Bibl 58, 1977 S. 525-526).
-: Malachy 2,13-14 and UT 125,12-13 (Bibl 58, 1977 S.
418-421).

Berker, Joachim: Die kollektive Deutung der Königspsahnen

(ThPh 52, 1977 S. 561-578).
Couffigna), R.: Le Songe de Jacob. Approches nouvelles de

Gn 28,10-22 (Bibl 58, 1977 S. 342-360).
Culver, Robert Duncan: Daniel and the Latter Days. Rev. ed.

Chicago, III.: Moody Press [1977]. 238 S. 8°.
Dahood, M.: Poetry versus a Hapax in genesis 27,3 (Bibl 58,

1977 S. 422-423).
—: The Ugaritic Parallel Pair qra // qba in Isaiah 62,2

(ßibl 58, 1977 S. 527-528).
Köbert. R.: Ode Salomons 20,6 und Sir 33,31 ) Bibl 58, 1977

S. 529-530).

Leiveslad, Bagnar: Enthalten die Segenssprüche IQ Sb eine
Segnung des Hohenpriesters der messianischen Zeit? (StTh 31,
1977 S. 137-145).

Locher, C.: Der Psalter der „Einheitsübersetzung" und die Textkritik
- 1 (Bibl 58, 1977 S. 313-341).

Murphv, B. E.: Towards a Commentary on the Song of Songs
(CBQ 39, 1977 S. 482-496).

Oden. B. A., JB.: Ba'al Säme and El (CBQ 39, 1977 S.
457-473).

Priee, Waller K.: In the Final Days. Chicago, III.: Moody Press

[19771. 192 S. 8°. Kldr. $ 5,95.
Badday, Y. T. - Leb, G. - Wickmann, D. - Talmon. S.: The

Book of Judges Examined bv Statistical Linguistics (Bibl 58,

1977 S. 469-499).
Roherls, J. 3. M.: Of Signs, Prophcts, and Time Limits: A Note

on Ps 74:9 (CBQ 39, 1977 S. 474-481).
Steck, Odil Hannes: Ist Gott grausam? über Isaaks Opferung

aus der Sicht def Allen Testaments im Gespräch mit dem

Buch „Gottesvergiftung" von Tilmann Moser (ZW 48, 1977

S. 220-233).

GZ0

JUDAICA

Fleischer, Ezra: Hebrew Liturgical Poetry in the Middle Ages.

Jerusalem: Keter Publ. House [1975]. XI, 527 S. hebr. m.
Abb. gr. 8°.

Seit der „Geschichte der synagogalen Poesie", die Leopold
Zunz 1865 veröffentlicht hatte, hat es keine umfassende Darstellung
der liturgischen hebräischen Poesie („Pijjvrt") des Mittelalters
mehr gegeben. Bei Zunz handelte es sich zudem mehr
um eine — großartige — erste Bestandsaufnahme als um eine
lileraturwissenschaftliche Darstellung. Man hatte bis dahin im
Verlauf des frühen 19. Jhs. die Handschriftenschätze in Bibliotheken
und Sammlungen eben entdeckt und zu erschließen begonnen
, das Material häufle sich zwar und drohte unübersehbar
zu werden — reichte aber doch nicht für eine wirkliche
„Literaturgeschichte" der hebräischen Poesie aus, da die Überlieferung
für manche Bereiche und Zonen zu lückenhaft war.
In den einzelnen Biten war meist nur überliefert geblieben,
was nicht mehr durch noch Späteres ersetzt werden konnte. Dies
änderte sich infolge der Entdeckung der „Kairoer Geniza". Noch
heute ist die Fülle der darin enthaltenen poetischen Handschriften
nicht ganz gesichtet, geschweige denn wissenschaftlich
erschlossen, nur wenige Fachgelehrte haben einen tatsächlichen
Ein- und Uberblick in die über alle Welt verstreuten, nun aber
zumindest in Mikrofilmform in Jerusalem fast vollständig gesammelten
Bestände. Die Publikationen von Texten nahmen in
der Zeit seit der Gcniza-Entdeckung sprunghaft zu, gerade auch
von Texten aus dem frühen Pijjut im Orient, und damit ergab
sich das Material, aus dem Gestalt und Geschichte des frühen
Pijjut (synagogale Dichtung) erschlossen werden können. Ezra
Fleischer, Jerusalemer Spezialist für die Geschichte der hebräischen
Poesie, hat nach zahlreichen Publikalionen einschlägiger
Art nun das erste Werk vorgelegt, das tatsächlich eine
„Literaturgeschichte" der hebräischen synagogalen Poesie des
Mittelalters genannt werden kann. Es ist nicht mehr eine Bestandsaufnahme
der bekannten Dichter und Dichtungen — das
wäre allein umfangmäßig gar nicht mehr möglich. Der von
I. Davidson zwischen 1924 und 1933 publizierte „Thesaurus of
Medieval Hebrew Poetry" (der allerdings auch die profanen
Dichtungen, und zwar bis zur Aufklärung herauf, verzeichnet)
umfaßte schon 4 stattliche Bände und seither hat sich das erschlossene
Material beträchtlich vermehrt. Fleischer hat das Gewicht
auf die Darstellung der poetischen Kunstniittcl und insbesondere
auf die form- bzw. gattungsgeschichtliche Behandlung
gelegt, stets in Bezug zum Wechsel der Zeitbedingungen und im
Blick auf den „Sitz im Leben" in der Liturgie der jeweiligen
Zeit und Begion. In diesem Sinne gliedert er den Gesamtstoff
in sechs große Teile:

In einer Einleitung (Teil I) über Wesen und Charakter des
„Pijjut" im Verhältnis zur synagogalen Gebetsordnung skizziert
der Autor auch die vor-„pijjutischen" Zeugnisse, die noch weitgehend
biblischen Dichtungsmustern folgten und ganz und gar
dem Zwecke des Gebetsgottesdienstes untergeordnet waren. Zeitliche
Grenzen sind da schwer zu ziehen, doch reicht diese Vorstufe
in die frühtalmudisdie Zeit hinein.

Aber schon in der frühen talmudischen Zeit beginnt die
(Teil II) Periode des „vorklnssischen Pijjut", in dem sich die
Grundzüge herausbildeten, die dann im „Klassischen Pijjut"
(T«l III), in spättalmudisch-frühgaonäischer Zeit (ca. 5.-8. Jh.),
ihre nachhaltig wirkende Ausformung erfahren haben. Darnach
fächert sich das Panorama auf, der Pijjut wirkt über das palästinische
Mutterland hinaus und Zeit- und Bcgionaleinteilung
überlappen sich dabei.

In Teil IV wird der nachklassische orientalische Pijjut (etwa
linde 7. Jh. — ca. 1050), in Teil V die spanische Schule (die
dann fast die gesamte Diaspora beeinflußte), und in Teil VI die
italienisch-aschkcnasische (mitteleuropäische) Pachtung behandelt.
Die einzelnen Teile sind in größere Komplexe gegliedert, die
jeweils den Charakter der Periode, die Strukturmcrkinale und
poetischen Kunstmittel, die poetischen Gattungen und die spezifischen
Eigenheiten der Periode darlegen.

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 9