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Ausgabe:

1978

Spalte:

608-609

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Hoch, Dorothee

Titel/Untertitel:

Offenbarungstheologie und Tiefenpsychologie in der neueren Seelsorge 1978

Rezensent:

Stollberg, Dietrich

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Seite 1, Seite 2

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IM 17

Theologische Literaturzcitung lo;t. Jahrgang 11178 Nr. 8

(HKS

fähigt werden, die Gegebenheiten der Gemeindopraxis, wie sie sich
in Predigt, Unterricht und Seelsorge zeigen, wie sie aber auch beim
Genieindeaufbau z. B. in einem Neubauviertel reflektiert werden
müssen, realistisch einzuschätzen, um sie angemessener beurteilen
und effekt iver gestalten zu können.

Die fünf Autoren des Buches sind unterschiedlicher Konfession,
verschiedenen Alters und ungleicher wissenschaftlicher Spezialisierung
. Das sie vorbindende soziologische Interesse hat sie den
Versuch unternehmen lassen, eine „Einführung" - wie sie ihr Opus
bescheiden nennen - in die Arbeit mit sozial-empirischen Methoden
schreiben zu lassen. Um einen praxisnahen Zugang zu erreichen,
wählten sie dabei ein Fallbeispiel, das das Buch durchzieht: Pfarrer
Aufrocht und Vikar Klüglich (.Nomen est omenl), die unterschiedliche
Vorstellungen von einem sinnvollen Konfirmandenunterricht
erkeimen lassen. Pfarrer Aufrecht ist dabei derjenige, der zwar treu
und unverzagt seinen Unterricht erteilt, ohne soziologische Erkenntnisse
zu haben bzw. zu reflektieren, während Vikar Klüglich
diese als wesentliches Element seiner Unterrichtskritik bzw. -ge-
staltung mit einbringt.

Nach diesem Einstieg steht das Kapitel 1 unter dem Thema:
„Von der vorwissenschaftlichen zur wissenschaftlichen Problembewältigung
" Der Leser wird darin aufgefordert, den Forscher auf
seinem Weg von der alltäglichen Erfahrung zur wissenschaftlichen
Bearbeitung der in ihr enthaltenen Probleme zu begleiten.

Kapitel 2 beschreibt und wertet ausführlich die „Methoden empirischer
Sozialforschung in der Perspektive Praktischer Theologie
". Die bereits oben genannten Stichworte werden sachkundig
erläutert, so daß zu hoffen ist, „soziologischen Laien" damit deutlich
gemacht zu haben, worum es geht.

Im Kapitel 3 werden folgerichtig „Verfahren zur Auswertung
empirischer Daten" dargestellt. Der Verfasser, Gerd Birk, ist Dozent
für Katechetik an der Ordenshochschule St. Gabriel in Möd-
ling bei Wien und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Regionalen
Religionspädagogischen Zentrum in Bayern mit dem Sitz in München
. M.W. ist er der einzige katholische Theologe unter den
Autoren.

Im 4. Kapitel schließlich nimmt Christof Bäumler das Gespräch
auf „Zum Verhältnis von Theologie und empirischer Sozialforschung
". Wichtig scheint mir dabei der Hinweis, daß die in der
Theologie seit langem übliche historisch-kritische Methode einer
Ergänzung und Weiterführung durch „empirisch-kritische Methoden
" bedarf. Hier aber besteht Nachholebedarf, wobei festzustellen
ist, daß „gegenwärtig noch kein entwickeltes methodisches
Instrumentarium" (S. 245) zur Verfügung steht. Dabei werden die
Schwierigkeiten nicht übersehen, dem „Theorie-Praxis-Modell ein
Praxis-Theorie.Modell in der Theologie gleichberechtigt an die
Seite zu stellen" (S.246).

Ein Anhang schließlich gewährt in der Form einer Dokumentation
Einblick in die Entstehung dieses Buches und der ihm vorausgehenden
Schwierigkeiten im Methodenseminar der Universität
München. Literaturverzeichnis, Sachregister und Quellenangaben
runden dieses lesenswerte und hoffentlich weiterführende Buch aus
dem Bereich der praktischen Theologie und der auf sie bezogenen
Sozialforschung ab.

Leipzig Gottfried Kretzschmar

Siemoneit, Hans Rudolf: Offenes Gemeindesingen. Ein Arbeitsbuch
für Singleiter. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
[1976]. 224 S. 8°. Lw. DM 28,-.

Der Vf., einer der großen Praktiker der Gemeindesingarbeit,
trägt in diesem Buch seine Erfahrungen zusammen. Er wendet
sich an alle, „denen die verschiedenen Formen offenen Singens abverlangt
werden, ohne daß sie Rüstzeug genug dazu besitzen" (ID.
Eine besondere Aktualität erhält seine Handreichung dadurch,
daß er seine Liedsätze (dazu gehören auch die nur angedeuteten
Skizzen) zu dem EKG-Beiheft „Geistliche Lieder für unsere Zeit"
schreibt.

Siemoneit hat mit seiner Veröffentlichung die erklärte Absicht,
„Menschen wieder zum Singen zu führen, sie aus Passivitäten zu
aktivem Tun mitzureißen" und ihnen „mit kleineu musikalischen

Schritten zu subjektiven Erfolgseiicbnissen zu verhelfen" (S. 12).
Das Ziel ist - neben einer „Auflockerung des Geineindelebens" und
einer „Entkrampfung des Gottesdienstes" - das „Erlernen der
hohen Kunst des Christen, ,doxologisch' zu leben" (13).

Der eigentliche Wert des Buches scheint mir in der großen Zahl
von Beispiel-Liedsätzen zu liegen. Die einleitenden Kapitel befriedigen
dagegen nicht voll. So werden im dritten Kapitel „Offenes
Singen als Gruppenprozeß" die Probleme kaum angerissen (die
„Soziogiamme" und der Hinweis, daß jeder Singleiter die wichtigsten
Regeln der Gruppendynamik kennen und beachten solle, sind
zu wenig!). Auf einige andere Punkte (z. B. auf die Frage der richtigen
Aufstellung der Lautsprecherboxen bei Benutzung einer
Verstärkeranlage oder auf die Erörterung, was es mit den sogenannten
„Brummern" für eine Bewandtnis hat) hätte man statt
dessen gern verzichtet. Trotzdem haben auch die ersten 80 Seiten
als Zusammenfassung bzw. als erste Einführung ihren Wert.

An sieben Modellen entwickelt der Vf. sodann Musizierformen,
die sich in seiner Praxis „als besonders brauchbar, praktikabel und
von der Gemeinde akzeptiert erwiesen" haben (82).

Modell 1 („geteilte Einstimmigkeit") läßt eine unisono gesungene
Liedweise an den Zeilenschlüssen mit stereotypen Melodieformeln
zur Zwei- und Dreistimmigkeit harmonisch aufblühen.

Modell 2 unterlegt dem cantus flrmus ein „Organum", d. h. eine
kurze melodische Floskel, in der Regel in Quintparallelen, die auf
ein Handzeichen des Singleiters wechselt, so daß auch die Möglichkeit
besteht, in der Begleitung von Strophe zu Strophe zu wechseln
.

Modell 3: Sofern der Melodieduktus dies zuläßt, wird eine zweite
Stimme im Kanon zur Melodie geführt. Aus Gründen des Zusammenklangs
müssen dabei mitunter kleine Abänderungen in der
Gegenstimme vorgenommen werden. Trotzdem läßt sich eine solche
„zweite Stimme" immer noch relativ leicht auswendig lernen.

Hauptsächlich für pentatonisch geprägte Melodien geeignet ist
das Modell 4, das einen „Klangteppich" aus vier oder fünf Tönen
knüpft, der der Melodie unterlegt wird. Der Vier- bzw. Fünfklang
muß nicht gleichzeitig einsetzen bzw. aufhören; dadurch ergibt
sich eine stattliche Variationsbreite.

Modell 5: Eine Ostinatostimme tritt zur Melodie hinzu. So reizvoll
ein solches Ostinato auch sein mag (musikalische und textliche
Akzentsetzung), so deutlich muß doch dem Singeleiter die Gefahr
der ermüdenden Monotonie vor Augen stehen. Siemoneit zeigt auf,
wie man durch wechselnde Besetzung diese Gefahr abschwächen
kann.

Einige Melodien eignen sich auch zur spiegelbildlichen Ausführung
: Man stellt das Liederheft auf den Kopf und liest die Noten
von unten rechts nach oben links. Dies ist Siemoneits Modell 6.

Er bringt sowohl Beispiele für eine synchrone Ausführung (die
Melodie und ihr Spiegelbild beginnen und enden gleichzeitig) als
auch für einen regelrechten Spiegelkanon (die gespiegelte Stimme
beginnt später als die Melodie).

Modell 7 schließlich bringt Beispiele für Gegenstimme, die ihr
motivisches Material nicht aus der Melodie ableiten. Auch die
Kombination von zwei Melodien wird als klanglich reizvolle Möglichkeit
vorgeführt.

Nach einer Reihe von Hinweisen, wie man als Singeleiter klangliche
und rhythmische Hilfen erarbeiten und einsetzen kann, bringt
Siemoneit noch 27 Satzbeispiele als Illustrationen zu den sieben
Modellen (auch Kombination von verschiedenen Modellen) und
schließt dann mit einem zehnseitigen „Anhang für Skeptiker", der
vor allem zum eigenen Experimentieren („Plädoyer für die Spielwiese
'") Mut machen möchte.

Berlin Christoph Albrecht

Hoch, Dorothee: Offenbarungstheologie und Tiefenpsychologie in
der neueren Seelsorge. München: Kaiser [1977]. 74 S. 8° =
Theologische Existenz heute, hrsg. v. T. Rendtorff u. K. G. Steck,
195. DM 9,80.

Die Schweizer CPT-Supervisorin und Schülerin Eduard Thur-
neysens stellt am Beispiel des Clinical Pastoral Training den Wandel
von einer „fein doketischen" (12) „Senkrecht-von-oben-Theo-