Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1978

Spalte:

567-568

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

The Syrian Goddess (De dea Syria) 1978

Rezensent:

Gese, Hartmut

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologisohe Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 8

568

mit Fragezeichen als Wirtsohaftstext. Zu den als unlesbar bezeichneten
Tafeln wurde außer 28 unveröffentlichten auch der keilalphabetische
Fund von Met Schemesch genommen.

Die Herausgeber bieten durchlaufend Fußnoten zu den Texten
und am Schluß Register zur Aufschlüsselung des Bestandes.

Bei 2.66 muß es heißen KS 19.181 B (statt A) und entsprechend
bei 2.67 . . . A (statt B) (s. S.461 u. 496). Der Text 4.431 ist auch
veröffentlicht unter RS 18.301 bis (s. S.472 u. 494).

Auf S.Xlilf. erfährt man, daß nicht alle RS-Nummern zu ermitteln
waren, weil sie mitunter nicht auf den Tafeln selbst verzeichnet
sind oder die Nummer des tirabungsjournals fehlt. Überdies
sind falsche RS-Nummeru berichtigt worden. Bei 4.52 ist auf
der Rückseite nicht bn mrz'y notiert, wovon es Ug. VI, S. 195 Fußnote
33 heißt, es stehe, wie Virolleaud erwähnte, auf Z. 12 (nach
KTU: 23). Schon Herdner hatte freilich die Angabe nicht verzeichnet
.

Aufgefallen sind auch ein paar Schreibfehler: In 4.94 lies Z.7 dm
statt dn; bei 6.41 sollte das d nicht vor, sondern rechts nach der
Klammer stehen; 7.43 Z.5 lies Jnbdgn statt Jnbgdn. Ob sich noch
mehr Fehler eingeschlichen haben, ist angesichts der Fülle des
Materials nicht nachprüfbar.

Der Lichtsatzdruck war aus finanziellen Gründen noch nicht
möglich. Das angewandte EDV-Verfahren läßt, wie den Bearbeitern
selbst bewußt ist, den Satzspiegel teilweise unklar und unübersichtlich
erscheinen und bedingte manchmal eine mangelhafte
Wiedergabe. So lies z. B. S. 190 die Zeilenzahl 30 (statt nur 0) oder
4.616 Z. 15 bn sdqn (nicht adan).

Ein zweiter Band soll die Kopien der unveröffentlichten Texte
sowie Fotos sämtlicher Stücke enthalten. Wegen der oft neuen
oder veränderten Lesungen gegenüber der Erstpublikation sind jedoch
die Kopien aller Dokumente wünschenswert. Es läßt sich
aber jetzt schon abschätzen, daß die hier vorgelegte Gesamtausgabe
der keilalphabetischen Texte ihren Platz in der ugaritolo-
gischen Forschung haben wird.

Leipzig Wolfram Herrmann

Attridge, Harold W., and Robert A. Oden: The Syrian Goddess

(De Dea Syria). Attributed to Lucian. Missoula, Montana:
Scholars Press for the Society of Biblical Literature [19761. VII,
61 S. gr. 8° = Texts and Translation«, 0. Graeco-Roman Religion
Scries, 1.

Zweifellos ist einer der wichtigsten späten Quellentexte zur syrischen
Religion der von der Tradition Lukian von Samosata zugeschriebene
Bericht De Dea Syria, der neben weitergehenden Angaben
zu syrischen Kulten besonders den Kult von Mabbug-
Hierapolis, seine Mythen, Sakralbauten und Zeremonien ausführlich
beschreibt. Text und (englische) Übersetzung waren in den
letzten Jahren nur in der Reihe Loeb Classical Library erhältlich.
Dort hatte aber der Bearbeiter A.M. Harmon die Übersetzung im
Stil von Sir John Mandevilles Reisewerk abgefaßt, um auf diese
Weise die lukianische Verfasserschaft, gegen die der jonische Dialekt
und der naiv-ernste, unsatirische Charakter der Schrift sprechen
würden, zu verteidigen und die Möglichkeit einer versteckten
Ironie Lukians deutlich vor Augen zu führen, die in der Nachahmung
Herodots und der überzeichneten, Aberglaube und Skepsis
naiv vermischenden Simplizität eines staunenden Reisenden
liegen könnte. Aber das Englische des 14. Jhs. ist heute nicht jedermanns
Sache, und so erwuchs aus dem Lehrbetrieb der Harvard
Divinity School diese neue Ausgabe, bei der die Übersetzung auf
H.W.Attridge, die kurzen Einleitungen über allgemeine Bedeutung
, Verfasserschaft (wahrscheinlich ein Vorderorientale des
2. Jhs. n. Chr., aber nicht Lukian), inhaltliche Glaubwürdigkeit
(Hinweise auf parallele Angaben bei Aelian, Macrobius und auf
Hierapolismünzen) und die Religion von Hierapolis (einige grundsätzliche
Bemerkungen zur religionsgeschichtlichen Einordnung)
auf R. A. Oden zurückgehen. Die Verfasser wurden von E. N. O'Neil
unterstützt.

Die Übersetzung ist leicht lesbar, an schwierigeren Stellen eher
frei als zu wörtlich. Einige wenige Anmerkungen bieten erste Ver-
ständnishilf'en und gelegentliche Querverweise. Der abgedruckte

Text beruht auf der Teubnorausgabe von K. Jacobitz. Der Apparat
geht nicht wesentlich über Harmon hinaus (einige zusätzliche Hinweise
auf die Ausgaben von Dindorf und Jacoby). Die Konjektur
c.49 nH(t (eyiäaif) für ;<r(ir;V führt Zucker auf Guyet, Gesner, Bek-
ker zurück; worauf bezieht sich O'Neill (sie)? Die von Attridge
vorgenommene Konjektur c. 18 i uecidtfe thuui'rnv für iuafl radV
9*4u»*at erscheint mir unnötig; der überlieferte Text unterstreicht
die dringende Bitte des Königs an den Arzt, seine Frau zu opfern,
im Anschluß an die Urnkelirung der Bitte: „Wie hättest du gehandelt
, wenn er deine Frau begehrte, der du mich darum bittest?"
Fehlerhafter Text liegt vor S. 10 Z.8 v.u. ij/iwutir statt ijxova«>;
S.20 letzte Z. xäoi« statt oixdoto, S.30 Z.2%«uü(i statt^«u««c.
Der letzte Satz dos Textos S.40 gehört auf S.42. Der Apparat
bringt nur sinnändernde Varianten. Dazu würden /.. B. aber auch
gehören 7iau? statt .idaii c. 42, italoot statt oi. itttfyoi c. 52 u. ä.
Zu huk S.34 Z.12 v.u. fehlt die Angabe der Überlieferung. S.50
Anm. 1 ist Gesner zu lesen. Für diose nicht eigentlich textkritisch«!
Ausgabe wäre wenigstens eine annähernde Gleichförmigkeit der
jonischen Formen angebracht gewesen, soweit es die Überlieferung
gestattet; jedenfalls stört es, z. B. in demselben Setz x6mtat neben
xüttai zu lesen. Leider ist der Druck in Maschinenschrift erfolgt.
Trotz dieser Mängel werden viele diese praktische Einzelausgabe
de» wichtigen religionsgeschichtlichen Textes begrüßen.

Tübingen Hartmut Gesc

ALTES TESTAMENT

Floß, Johannes Peter: Jahwe dienen - Göttern dienen. Terminologische
, literarische und semantische Untersuchung einer theologischen
Aussage zum Gottesverhältnis im Alten Testament.
Köln - Bonn: Hanstein [1975]. XXIV, 589 S. gr. 8° = Bonner
biblische Beiträge, hrsg. v. G. J. Botterwcck, H.Zimmermann,
45. Kart. DM 122,-.

Die Bonner Katholisch-Theologische Dissertation ist eine weitschichtige
Untersuchung der Verwendung des Verbums ira;; mit
dem Objekt „Jahwe" und „fremde Götter", in welcher sämtliche
Vorkommen dieser theologischen Grundaussage in ihren beiden
Bezügen im Alten Testament in ihrem jeweiligen Kontext litera r-
kritisch, überlieferungsgeschichtlich, linguistisch (unter Berücksichtigung
des Wortstellungsschemas O. Rößlers / W. Richters) und
semantisch aufs genaueste geprüft werden. Die Absicht des Vfs. ist
es nachzuweisen, daß die Wendung „Jahwe dienen" bzw. „Göttern
dienen" in ihrer ursprünglichen, vorexilischen Bedeutung nicht,
wie üblicherweise angenommen wurde, kultischer terminus techni-
cus für die gottesdienstliche Verehrung des jeweiligen Gottes ist,
sondern vielmehr der Ausdruck einer ganz allgemein und umfassend
verstandenen Abhängigkeit, der eigentlich der Rechtssphäre
entstammt und in seiner ältesten theologischen Verwendung in
Analogie zu dem Anspruch, den der Auslöser im Rahmen des Auslöseinstituts
erwirbt, den unbedingten Anspruch Jahwes auf uneingeschränkte
Souveränität über sein Volk im Auge hat. Erst in
jüngeren, nachexilischen Belegen nimmt der Begriff tatsächlich
die ihm meist zugeschriebene verengte kultische Bedeutung an,
welche die LXX mit 'AaiQtveiv wiedergibt.

Zur Lösung seiner Aufgabe geht der Vf. mit großer methodischer
Sorgfalt vor. Der gesamte I.Teil der Arbeit (7-180) ist einer ausführlichen
formalen Kategorisierung der Vorkommen des Verbums
in terminologischer und semantischer Hinsicht, sowie der Sammlung
von Beobachtungen über Synonyme, Reihenbildung usw. im
Hinblick auf seine theologische Verwendung gewidmet. Hierzu helfen
u. a. genaue Tabellen (die Grundkategorisierung erscheint auf
S.10: „Jahwe dienen" ist Kategorie 6, ..Göttern dienen" Kategorie
7), Exkurse klären das Umfeld ab (Exk. 1: „Aus Ägypten, aus
dem Sklavenhaus", 56-63; Exk. 2: „Jahwe verlassen", 94-107;
Exk. 3: „Niederfallen vor"), und das Ergebnis der Untersuchung
von terminologischen Differenzen und syntaktischen Strukturen
(178-180) weist schon auf eine ursprünglich weite, „die Totalität
der Jahwe- und Fremdgötterbeziehungen erfassende semantische
Funktion" (178).