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Ausgabe:

1978

Spalte:

565-567

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Dietrich, Manfried

Titel/Untertitel:

Die keilalphabetischen Texte aus Ugarit 1978

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 8

566

Ergänzung oder Nacharbeit einer entsprechenden Vorlesung, wie
es ja auch aus einer solchen erwachsen ist. Unter diesen Umständen
kann man sich mit der Darstellung einverstanden erklären.

Was Äußerlichkeiten betrifft, so sei nur bemerkt, daß die uneinheitliche
Schreibung von Namen störend ist. Die Wiedergabe altorientalischer
Namen ist gewiß ein schwieriges Problem. Auf alle
Fälle aber sollte für jede Person nur eine Namensform verwendet
werden (vgl. Nekow S. 103ff., aber Necho S.150; Joschija S.104,
aber Josia S. 149f.). Druckfehler: Ta-u-a (richtig Ja-u-a, S. 145),
Ekrom (richtig Ekron, S. 149, Z.2 v.u.).

Leipzig Joachim Conrad

Dietrich, M., Loretz, O., u. J. Sanmartin: Die keilalphabetischen
Texte aus Ugarit. Einschließlich der keilalphabetischen Texte
außerhalb Ugarits. 1: Transkription. EDV-Leitung H.-W. Kisker
. Kevelaer: Butzon & Bercker; Neukirchen-Vluyn: Neukir-
chener Verlag des Erziehungsvereins 1976. XIX, 507 S. 4° = Alter
Orient und Altes Testament, Veröffentlichungen zur Kultur
und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testaments,
hrsg. v. K.Bergerhof, M.Dietrich, O.Loretz, 24. Lw. DM 115,-.

Die Herausgeber hatten es sich zur Aufgabe gemacht, eine Gesamtausgabe
der keilalphabetischen Texte, die fast ausschließlich
von dem Rasesch-Schamra, der alten Metropole des Staates Ugarit,
und nur in geringem Maße von anderen Stellen des syrischpalästinischen
Raumes stammen, zu erstellen, und legen nun in
einem ersten Teile die Transkription vor. Ihr Unternehmen fand
großzügige Unterstützung seitens der Museumsverwaltungen in
Aleppo, Damaskus und Paris (Louvre), wo die Tafeln aufbewahrt
werden, und vom Leiter der Ausgrabungen in Ugarit, Herrn C.F.
A. Schaeffer, der dem umfangreichen Band ein Vorwort vorausschickt
.

Die Ausgabe enthält nahezu alle bisher entdeckten Dokumente,
auch die 376 unbearbeitet in den Museen lagernden sowie diejenigen
, deren Publikation in absehbarer Zeit - zum überwiegenden
Teil in Ugaritica VII - erwartet werden kann. Nicht enthalten sind
die Stücke des von Nougayrol Ug. V, S.45 ohne nähere Angabe erwähnten
Privatsammlers, weil unzugänglich, und die beiden neuen,
noch unveröffentlichten Funde von Kadesch und Sarpat. Insgesamt
umfaßt das Werk 1341 Nummern.

Die Texte wurden von den Autoren in jahrelanger, mühevoller
Arbeit neu kopiert, die alten Lesungen kollationiert und öfter erstmalig
gelesen (Neuer Text findet sich z.B. bei 4.78 [vgl. CTA 128]
oder 4.397 [vgl. PRU V 168] auf der Vorderseite, bei 4.104 [vgl.
CTA 127] oder 4.618 [vgl. PRU V 38] auf der Rückseite) und interpretiert
. In vielen Fällen gelangten sie zu veränderten Lesungen.
An dieser Stelle sei erwähnt, daß die im sog. reduzierten Alphabet
geschriebenen Texte für die abweichenden Konsonanten die UF
6,1974, 15-18 vorgeschlagene Transkription aufweisen. Schließlich
wurden die Fundstücke auch photographiert, so daß eine tragfähige
Basis für die weitere Arbeit an der schriftlichen Hinterlassenschaft
des Staates Ugarit und anderer Kulturzentren des westsemitischen
Raumes geschaffen wurde und der Forschung zur Verfügung stehen
wird. Von großem Wert sind ergänzend hierzu die Abgüsse in
natürlicher Größe, hergestellt für die Ugarit-Bibliothek des College
de France.

In der vorliegenden Edition wurde ein neuer Weg hinsichtlich
der Gliederung beschritten, welcher der Schaffung einer einheitlichen
und zugleich für die Zukunft offenen Zählweise mit Hilfe
einer Klassifizierung der Texte dienen soll. Es ist eine Bestimmung
der Gattung zweifellos notwendig und bisher auch schon mehrfach
versucht worden, in einer Textausgabe zum gegenwärtigen Zeitpunkt
jedoch zugestandenermaßen ein Wagnis. Die Bearbeiter
sagen selbst, daß sie nur eine „grobmaschige Kategorisierung"
vornehmen konnten (S.XII). Besser hätten sie freilich daran getan
, die Zuweisung zu einer Kategorie, welche mitunter mehrere
Gattungen in sich schließt, nicht ins Spiel zu bringen, denn dadurch
ergab sich eine neuartige Anlage und in deren Folge eine
neue Leitzählung gegenüber derjenigen der Konkordanz, die bekanntlich
nicht allej'Zeugnisse"aufgenommen hatte (Es fehlten z.B.
die Steleninschriften Syria 16, S. 177f.). Die Verwirrung in der Art

der Benennung, welche die Arbeit mit den Texten kompliziert, ist
dadurch sicher nicht geringer geworden. Erschwerend kommt hinzu
eine Vereinheitlichung in der Bezeichnung der Kolumnen sowie
der Zeilenzählung, indem keine Buchstaben zur Kennzeichnung
von Kolumnen mehr Verwendung finden, jede Kolumne mit eigener
Durchzählung der Zeilen einsetzt und andererseits Vorder- und
Rückseite fortlaufend durchgezählt sind, so daß sich in mehr als
150 Fällen eine Differenz gegenüber dem Verfahren in der Erstpublikation
ergibt. Nun ist aus verschiedenen Gründen ein solches
Vorgehen hie und da geboten. Es hätte nur auf die unumgänglich
notwendigen Fälle beschränkt werden sollen, ohne aus der Vereinheitlichung
eine petitio prineipii zu machen.

Die Texte sind gruppiert nach acht Kategorien, wobei die von
außerhalb Ugarits herrührenden jeweils eingeordnet wurden, nämlich
: 1. Literarische und religiöse Texte (Der Rahmen ist hier weit
gefaßt, denn er umschließt auch Epen sowie medizinische Texte);
2. Briefe; 3. Verträge; 4. Listen und Wirtschaftsurkunden; 5. Alphabete
, Schultexte; 6. Legenden, Beschriftungen; 7. Nicht-Klas-
sifiziertes; 8. unlesbare Tafeln. Die Anordnung der Stücke innerhalb
der einzelnen Kategorien geschah nach der Folge der Ausgrabungsnummern
. Eine Ausnahme bilden die mythologischen
Texte CTA 1-25, die das erste knappe Sechstel der ersten Kategorie
ausmachen. Bei ihnen ist, wie es heißt, „auf mehrfachen Wunsch
der internationalen Gelehrtenwelt hin" (S. XIII) Herdners Zählung
beibehalten. Die von den Verfassern vorgeschlagene Abkürzung
zur Zitierung lautet KTU, gefolgt von der Nummer der Kategorie
, dann der des Textes und schließlich den Zahlen der Kolum-
ne(n) und Zeile(n).

Nachfolgend werden Abweichungen und Besonderheiten gegenüber
den bisher schon vorgenommenen Gattungsbestimmungen
notiert.

Zu den mythologischen Texten, wovon 37 unpubliziert sind -
16 Texte sollen in Ugaritica VII veröffentlicht werden, darunter
die Rückseite der Tafel Ug. V, Nr. 5 (RS 24.257, Eißf. XVIII MF),
hier: 1.113 -, werden fünf gezählt, deren Zuweisung indes nicht
mit Sicherheit erfolgen kann. Es handelt sich um CTA 45, 181,196,
Ug.V L 6, S.92. Nicht inbegriffen sind die Dokumente PRU II 2
(vielmehr zu den Briefen gestellt) und CTA 175, 194, 195 (vielmehr
dem nicht Klassifizierten zugewiesen). Den Briefen sind angeschlossen
PRU II 10, 12 und 18, auch 2 (vgl. oben), ein Text, den
Virolleaud unter die mythologischen Fragmente aufnahm und von
Eißfeldt als royal letter of religious and profane content bestimmt
wurde; außerdem 11 unpublizierte Texte, von denen einer in Ug.
VII erscheinen soll: RS 29.93. Bei CTA 54 sind die drei Fragmente
a, ß, y nicht belassen, sondern der Kategorie des nicht Klassifizierbaren
zugewiesen. Den Verträgen ordneten die Herausgeber PRU
V 116 und CRST 1957,702 sowie einen noch nicht veröffentlichten
Text zu. Unter den Listen und Wirtschaftsurkunden findet man
CTA 193, 199, 200 (199 u. 200 zu einer Tafel gehörend angesehen),
202, 207, PRU II 159, PRU V143,154,156 (die beiden Fragmente,
die nicht notwendig zusammengehören müssen, hier getrennt mit
je eigener Nummer), 172, endlich auch die Fundstücke vom Teil
Soukas und von Taanak. Die Kategorie, welche die Urkunden aus
der Verwaltung und Wirtschaft in sich vereint, ist die bei weitem
umfangreichste. Sie macht rund 57% des gesamten Materials aus.
Es sind 195 Texte noch nicht veröffentlicht, vier davon sollen in
Ug.VII erscheinen. Bei den Alphabeten und Schultexten werden
auch CTA 112, 146, 208 und PRU II 19 sowie 11 unveröffentlichte
Texte einbezogen. Nicht zu den Legenden und Beschriftungen,
sondern zu den Wirtschaftstexten, genommen sind CTA 157 (von
Herdner als Etiquette bezeichnet) und PRU V 154. Drei Stücke
der sechsten Kategorie sind noch unveröffentlicht. Davon soll eins
in Ug.VII publiziert werden (RS 25.318) und eins in dem von
C. F. A. Schaeffer vorbereiteten ,Corpus des Cylindres de Ras Sham-
ra-Ugarit' (RS 29.112). Beim nicht Klassifizierten findet man CTA
36 et, 54 a, ß, y, 63, PRU II 7 und 12, Fragmente a u. b, dazu 114
unpublizierte Texte, wovon einer in Ug.VII bekanntgemacht werden
soll (RS 24.305). Bemerkenswerterweise entdeckt man 6 Texte
unter den unbestimmbaren eingereiht, die in der im gleichen Jahr
erschienenen Publikation der sog. N-Texte durch Dietrioh-Loretz
so bestimmt erscheinen, daß sie zur vierten Kategorie hätten geschlagen
werden müssen, nämlich S 169, 170, 213, 221, 283 als
Personenliste, im ersten Falle freilich mit Fragezeichen, und S 225