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1978

Kategorie:

Praktische Theologie

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541

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 7

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schältigt, in dem Gott selbst mit seiner Gemeinde redet, so
wird hier nach dem Kommunikationsgeschehen gefragt,
d. h. nach dem, was sich grundsätzlich in jederlei Rede, also
auch in der Predigt zwischen dem Redenden und den Hörenden
ereignet und empirisch durchleuchtet werden kann.
L. hat Kommunikations- und Resonanzforschung betrieben.
Er ist sich der Grenzen seiner Methode bewußt: „Das Handeln
und die Person Gottes selbst sind der empirischen
Forschung unzugänglich" (11); „nur die menschliche Seite
der Kommunikation" „kann der immanenten Forschung
unterworfen werden" (21). Das begriffliche und methodische
Instrumentarium der strukturellen Linguistik bleibt — bei
grundsätzlicher Offenheit des Vfs. für dieses Forschungsgebiet
— mangels greifbarer Ergebnisse vorerst außer Betracht
(23). Große Bedeutung mißt Vf. der Arbeit mit „Gedankenimpulsen
" bei, d. h. mit kleinen homiletischen Einheiten
, die Predigern angeboten werden — ihre Aufnahme
oder Nichtaufnahme stellt einen ersten Test dar — und
deren Wirksamkeit bei Predigthörem ermittelt wird. Erfahrungen
der Gedächtnispsychologie werden verwendet (27. 53
u. ö.). Auf das Schwanken des Aufmerksamkeitspegels wird
geachtet (40). Emotionales haftet stärker als Informatorisches
. Aktivierende Impulse werden wiederum besser behalten
, als Gefühle (44 ff.). Auf Fragen, die die Predigt stellt,
kommen vom Hörer nicht selten unerwartete Antworten
(68). Der Hörer akzentuiert im Aufnehmen oft erheblich anders
, als der Prediger es vermeint (74). Wir haben mit diesen
herausgegriffenen Beobachtungen nur einiges von dem
mitgeteilt, was aus dem „Grundriß" zu lernen ist.

Vf. bietet — aufgrund seiner empirischen Forschungen und
in Verlängerung der dabei sichtbar werdenden Linien —
eine Menge homiletisch-technischer Hinweise (z. B. über
Aufbau und Gliederung der Predigt, über Bilder und Beispiele
, über Gestik und Mimik, über Dialog- und Gesprächsverkündigung
). Er erörtert auch, nebenher, theologische
Sachfragen, die nicht unmittelbar der empirischen Forschung
zugänglich sind (z. B. Predigt als Wort Gottes, theologische
Begründung der Paränese). Dem Felde des Empirischen
näher liegt die Frage nach der Brauchbarkeit neuer
Bibelübersetzungen. Auch wer dem Vf. nicht in allem zustimmt
, empfängt eine Menge praxis-getesteter Hilfen. Vieles
von dem Gesagten hat man auch ohne empirische Predigtforschung
gewußt. Auf manches wird man jedoch erst
durch die hier geleistete Arbeit aufmerksam. Der „Grundriß
" versteht sich als „Zwischenbilanz" (5); man wird es
begrüßen, daß auf diesem so lange vernachlässigten Gebiet
weitergearbeitet werden soll.
Leipzig Gottfried Voigt

Hahn, Georg [Hrsg.]: Vom Sinn des Todes. Texte aus drei
Jahrtausenden. Zürich: Swedenborg Verlag [1975]. 318 S.
8°. Kart. DM 22,-; Lw. DM 30,-.

Das Werk ist in einer langjährigen Sammlertätigkeit entstanden
. 330 Namen bzw. Titel (z. B. Spruchweisheit der
Griechen, deutsche Sprichwörter) äußern sich zum Thema
des Todes; von Buddha über Konfuzius und die Bibel bis
ZU Lenin und einem nicht gerade aufregenden Zitat aus der
„Quick", 1975. Am stärksten ist die Generation vertreten,
die in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ihre besondere
Wirkung gehabt hat. Philosophen, Politiker, Theologen,
Naturwissenschaftler, Religionsstifter, Künstler, unter
ihnen besonders die Dichter, aber auch der Volksmund
kommen in Form von Aphorismen, Sprichwörtern, Gedanken
und Zitaten aus ihren Werken zu Wort. Für jeden, der
sich mit dem Thema des Todes beschäftigt, Laie wie Fachmann
, liegt hier eine Fundgrube vor, die der Vf. als eine
„Auswahl der wichtigsten Texte" (S. 6) bezeichnet und die
m. W. die umfassendste zum Thema zumindest in deutscher
Sprache darstellt. Aus einer Notiz wird deutlich, daß Vf.
noch ein ..doppelt oder dreifach" umfangreicheres Material

zur Verfügung hat (S. 307), das er „zurückgehalten habe"
(S. 6). Wichtig ist auch die Bibliographie (S. 287-306), in der
über 500 Titel zum Thema des Todes stehen. Neben B. Bürki
und Y. Spiegel dürfte es sich hier um die dritte große Literatursammlung
zum Todesthema handeln, die besonders
weit in die „Geisteswissenschaft" und Kunstliteratur hineingreift
.

Erfreulich ist die tendenzlose Wiedergabe der vielen Zitate
durch den Herausgeber. Carl Schneider bietet in seinem
Geleitwort (S. 7—9) eine angemessene Würdigung und deutet
die Spannungsweite der Anthologie an, die eine unterschiedliche
Erfahrung des Todes als etwas Schönem, Widernatürlichem
oder Selbstverständlichem widerspiegelt, seine
metaphysische Tiefe anleuchtet und die Frage des Weiterlebens
höchst unterschiedlich beantwortet. Tendenziös wirkt
das Nachwort: „Eine Wegweisung durch dieses Buch" von
F. Horn (S. 307—318). Er katalogisiert für den bequemen
Leser die Zitate unter der „eschatologischen" Fragestellung
: Was sagen die Autoren im Blick auf die Uberwindung
des Todes im Weiterleben; und wo stehen sie dazu
skeptisch oder ablehnend? Ohne Zweifel schlägt das Herz
von Horn (Hahn hält sich mehr zurück) bei dem ersten
Akzent in seiner idealistischen Ausprägung, wie auch sein
undifferenziert verwendeter Seelenbegriff ausweist (S. 308).
Nicht umsonst kommen auch die Vertreter einer „ganzheitlichen
" reformatorischen Theologie weniger zu Wort. Horn
möchte gern, „daß auch der moderne Mensch keineswegs
gezwungen ist, ihn (sc. den Tod) für das Ende aller Dinge
zu halten" (S. 309). Sodann hat Horn den Zitatenschatz um
„Jenseitsliteratur" (S. 308) erweitert und dabei besonders
seinen Kronzeugen Swedenborg hereingeholt. Dieser wird
am ausführlichsten und häufigsten zitiert. Sogar die Bibel
kann da nicht mithalten.

Neben Inhalt, Wert und Tendenzen ist auch knapp von
den Grenzen des Buches zu reden. Zumindest F. Horn sieht
darin den Tod einseitig unter der Frage seiner Uberwindung
. Davor tritt die Frage nach dem Tod als Erlebnis des
Sterbens, die Beschreibung des Weges zum Totsein, zurück.
Der Tod hat m. E. mit vier Fragestellungen zu tun, die je in
sich ihren Wert besitzen: Was bedeutet das Sterben? Welchen
Sinn hat das Totsein an sich? Gibt es eine Transzendenz
des Todes? Wie ist das Verhältnis von Tod und irdischem
Leben zu sehen? Darauf antworten auf der Ebene
wissenschaftlichen Erkennens, eigener Erfahrung und persönlichen
Bekennens die vom Herausgeber zusammengestellten
Texte in mehr weisheitlicher und überzeitlicher
Gestalt. Die Schau des Todes als individuellem und allgemein
menschlichem Ereignis herrscht vor. Die Frage nach
Sinn und Konsequenz des Todes (und Lebens) für die gesamte
Menschheit, ihre Gesellschaften, Gruppen und Völker
treten demgegenüber zurück. Was fehlt, ist auch eine
eindeutige Definition des Begriffes vom „Tod". Wohl geht
es in den „Texten" um das Ereignis, durch das irdisches Leben
eines Menschen endet; aber oft reden die Autoren vom
Tod auch im metaphorischen Sinn.

Zur Form: Die Abkürzungen kommen nicht einheitlich
zum Zuge. Bonhoeffer heißt Dietrich, Bier hat den Vornamen
August (S. 288); Bowers Buch wird zweimal zitiert
(S. 289 und 305); falsch gedruckt sind Goppelt (S. 297),
Zahrnt (S. 302), Nitschke (S. 306).

Dem Herausgeber ist zu danken für die Darstellung eines
Reichtums, „der allein in den ungeheuren Spannungen
deutlich wird" (S. 7), die die Texte enthalten. „Zweifellos
wird jede Kultur, sichtbar oder unsichtbar, umgetrieben
von dem, was sie über den Tod denkt" (A. Malraux, zit.
S. 5).

Berlin Friedrich Winter

Abela, Paul: Die Eucharistie feiern und zur Tat schreiten

(Concilium 13, 1977 S. 605-611).
Die Charismen (Themenheft Concilium 13, 1977 Heft 11)

Laurentin, Rene: Zur Klärung des Begriffs „Charisma"
(S. 551-556).