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Ausgabe:

1978

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 7

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nicht enthalten, die sich in den von Ockham zitierten Stellen
finden, spricht das nicht gegen die Sorgfalt des Inceptor
venerabilis, sondern gegen diese textkritische Edition, die
keinen umfassenden Einblick in die Entwicklung der „Ordi-
natio" des Doctor subtilis gewährt.

Auch dieser Band ist wieder mit guten Registern ausgestattet
. Leider wurde die in Band 2 eingeführte Übersicht
nicht fortgesetzt, die alle von der redactio completa vorgenommenen
Veränderungen aufführt. Dadurch wird die Arbeit
allen erschwert, die sich mit Ockhams Entwicklung
beschäftigen. Ein Mangel ist es auch, daß die Abschnittzählung
der Drucke, nach der allgemein zitiert wird, nicht angegeben
ist. Das erscheint dem Leser noch merkwürdiger,
wenn er bemerkt, daß die vorliegende Ausgabe selbst diese
Zitierweise verwendet, sobald sie auf Ockhamtexte verweist
, die sie selbst noch nicht herausgebracht hat. Hier
empfiehlt es sich, eine synoptische Tabelle beizugeben, aus
der zu ersehen ist, welche Zeilen der neuen Ausgabe den
jeweiligen Abschnitten entsprechen. Außerdem wäre es
möglich, nach Abschluß der Edition des Sentenzenkommentars
die jetzigen Hinweise in den Anmerkungen auf Abschnitte
durch genaue Zeilenangaben zu erläutern. Zum
Schluß bleibt zu wünschen, daß diese Ockhamausgabe rasche
Fortschritte macht.

Leipzig Helmar Junghans

Abbä, Giuseppe: II culto secundo la teologia dell'habitus
nella Summa Theologiae (Salesianum 38, 1976 S. 807-854).

Beumer, Johannes: Nikolaus von Kues und sein Interesse
für die Religionen des Ostens (ThGl 67, 1977 S. 171-183).

Corbin, Michel: Le pain de la vie. La lectüre de Jean VI par
S. Thomas d'Aquin (RechSR 65, 1977 S. 107-138).

Gastaldelli, Ferruccio: Amore e contemplazione in testi
inediti claravallensi (Salesianum 38, 1976 S. 43-69).

—: L'esegesi biblica secondo Goffredo di Auxerre (Salesianum
37, 1975 S. 219-250).

—: La traduzione del De divinis nominibus dello Pseudo-
Dionigi nel commento inedito di Guglielmo da Lucca
(t 1178) (Salesianum 39, 1977 S. 56-76. 221-254).

Hagemeyer, Oda: Die Entstehung der Regel Benedikts und
ihre Geschichte (Erbe und Auftrag 53, 1977 S. 271-282).

Horst, Ulrich: Kirche und Papst nach Thomas von Aquin
(Cath 31, 1977 S. 151-167).

Leclercq, Jean: Beobachtungen zur Regel des heiligen Benedikts
(II und III) (Erbe und Auftrag 53, 1977 S. 19-31,
1.15-122).

Manello, Maria Piera: Per una edizione critica del Sermo-
nario di Giacomo di Losanna: il sermone „Mitto angelum
meum" (Salesianum 39, 1977 S. 389-430).

Podskalsky, G.: Zur Bedeutung des Methodenproblems für
die byzantinische Theologie (ZKTh 98, 1976 S. 385-399).

Stella, Prospero: La questione inedita „Utrum in Patre es-
sentia habeat rationem verae potentiae productivae" di
Pietro Rogerii de Malomonte (Salesianum 37, 1975 S. 547
bis 599).

—: „Res generabilis Simplex est": il radicalismo ilemorfico
di Tommaso Barneby e di Giacomo di Carseto nella recen-
sione die Pietro Tomas (Thomae) (Salesianum 38, 1976
S. 755-806).

Werner, Ernst: Konstantinopel und Canossa. Lateinisches
Selbstverständnis im 11. Jahrhundert. Berlin: Akademie-
Verlag 1977. 35 S. 8° = Sitzungsberichte der Akademie der
Wissenschaften der DDR, Gesellschaftswissenschaften, Jg.
1977, 4, G. M 2,50.

Zumkeller, Adolar: Der Predigtband Cod. Berolinensis Lat.
Fol. 851 des Erfurter Augustinertheologen Johannes von
Dorsten (t 1481) (Aug [L] 27, 1977 S. 402-430).

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Kerlen, Dietrich: Assertio. Die Entwicklung von Luthers
theologischem Anspruch und der Streit mit Erasmus von
Rotterdam. Wiesbaden: Steiner 1976. XI, 377 S. gr. 8° =
Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte
Mainz, 78. Abt. für abendländische Religionsgeschichte
, hrsg. von J. Lortz t- Lw. DM 76,-.

Die Annahme dieser nunmehr im Druck vorgelegten Zürcher
Dissertation von 1968 durch die Fakultät erfolgte „nicht
ohne Bedenken in interpretatorischer Hinsicht" (374); doch
auch wenn man den hier vorgelegten Interpretationen je
länger je weniger zu folgen vermag, ist gleichwohl zu konstatieren
, daß Kerlen im Felde der durch philosophische
Fixierungen, theologische Intentionen oder auch schlicht
Eigenwilligkeiten gekennzeichneten Luther-Forschung —
man denke an Holl und Gogarten oder Hirsch und Haikola
u. v. a. m., die der Forschung Impulse gaben — mit seinen
Deutungen durchaus im Rahmen des Gewohnten bleibt.
Daß seine gründlichen und differenzierenden Untersuchungen
Luther teilweise doch verfehlen, erscheint überdies als
unmittelbare Folge von Position, Intention und Methode der
Arbeit:

Es ist die Position des Luthers Entwicklung und insbesondere
dessen Kontroverse mit Erasmus aus der Distanz
wägend nachzeichnenden Betrachters; die Intention, den
Weg bis hin zu der 1525 erreichten Zuspitzung zu verfolgen
und dabei Erasmus Gerechtigkeit widerfahren zu lassen;
entsprechend die Methode, Denk- und Argumentationsweise
als solche zu untersuchen und die Sache von der Form
her zu deuten. Kerlen hat damit bereits Position bei Erasmus
bezogen, denn er hat im Eingehen auf einen kontradiktorischen
Gegensatz sich auf die Position von non-A (non
liberum, sed servum arbitrium) nicht festlegen lassen und
damit für eine der möglichen Spielarten von A (liberum
arbitrium) optiert. Und da Luther und Erasmus zugleich um
Möglichkeit und Legitimität der distanziert-wägenden Betrachtung
theologischer Fragen stritten, hat er somit unmittelbar
sich an die Seite von Luthers Gegner begeben und
folglich Mühe, den Reformator zu verstehen. Daß seine Interpretation
„Bedenken" erregt, ist somit kein Qualitäts-,
sondern ein Sachurteil, denn das Bedenkliche erwächst aus
der Sache. Unfreiwillig demonstriert Kerlen dabei zugleich,
was die Logik ohnehin vorzeichnet, daß der Gegensatz zwischen
Luther und Erasmus in der Tat unvermeidbar und
unüberbrückbar war und bleiben mußte.

In seiner Darstellung läßt Kerlen sich mit der insbesondere
gegen Erasmus emphatisch in den Vordergrund gestellten
assertio das Stichwort geben, anhand dessen
er den Weg Luthers in Denkweise und Argumentationsstil
von 1517 bis 1525 in vier Kapiteln verfolgt: I. Disputativ
gegen falsche Assertionen (1517—1518), II. Disputativ für die
rechte Disputation (1518—1520), III. Assertiv gegen falsche
Assertionen (ab 1520), IV. Assertiv für die rechte Assertion,
gegen einen Non-Assertor (1525). Es wird also bei der — mit
den 95 Thesen angestrebten — Disputation als dem genuinen
Sitz im Leben der assertio eingesetzt und von hier aus anhand
der zahlreichen Disputationen und Dispute Luthers
„Disputationsmodell" (pass.) und die diesem jeweils korrespondierende
Auffassung von assertio herausgestellt.

Das erste Kapitel setzt mit der Exposition von assertio als
wohlbegründeter Disputationsbehauptung ein und zeichnet
Luthers Ausgangssituation: Dem eine Disputation anstrebenden
wird diese entweder verweigert oder nur in einer
für ihn unannehmbaren Form zugestanden, weil durchgängig
probabilia, probanda oder auch fragwürdige Traditionselemente
asseriert werden. Die Möglichkeit zur disputativen
und damit auch kommunikativen Wahrheitsfindung ist damit
abgeschnitten — jedenfalls für den Reformator: „Assertion
geschieht für Luther nur dort, wo ein Individuum den
Beweis erbringt und erkennt und daraufhin bereit ist, für
die Aussage seiner Erkenntnis volle Verantwortung zu tragen
" (72).

Nachdem somit Disputation und angemessene Wahrheitsfindung
sich als faktisch nicht möglich herausgestellt hatten,
mußte Luther nunmehr — Thema des zweiten Kapitels —
„der Disputation als ,quaestio veritatis' zu ihrem Recht verhelfen
. Dieser Kampf um die rechte Disputation schiebt sich