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Ausgabe:

1978

Spalte:

504-506

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Roon, Aart van

Titel/Untertitel:

The authenticity of Ephesians 1978

Rezensent:

Fischer, Karl Martin

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S03

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 7

504

wie sich im Judentum durch die Auseinandersetzung des
2. Jhs. v. Chr. die Vorstellung eines idealen Staates in Anlehnung
an hellenistische Staatsideen entwickelt hat. Die
Frage nach der Identität der Josephusgegner von Bell 1,13
schneidet H.Lindner („Eine offene Frage zur Auslegung
des Bellum-Proömiums", 254—259) an, ohne aber eine Antwort
darauf geben zu können. Zu Tendenz und Arbeitsweise
des Jos bringt C. Colpe („Die Arsakiden bei Jo-
sephus", 97—108), über die Weitergabe von Josephustexten
in anderem als ihrem ursprünglichen Rahmen bietet C.Bur-
chard („Zur Nebenüberlieferung von Josephus' Bericht
über die Essener Bell 2,119—161 bei Hippolyt, Porphyrius,
Josippus, Niketas Choniates und anderen", 77—96), über
„das Problem des Wunders bei Flavius Josephus im Vergleich
zum Wunderproblem bei den Rabbinen und im
Johannesevangelium" (23—44) äußert O. B e t z und über
den lateinischen Josephus und den hebräischen Josippon
(122—132) bringt D. Fluss er interessante Beobachtungen.
W. C. van U n n i k beschäftigt sich mit Jos Ant 8,111—113
(„Eine merkwürdige liturgische Aussage bei Josephus", 362
bis 369) und zeigt hier auf, wie Jos. „im Anschluß an die
griechische Sitte", aber in eigenständiger Formulierung eine
durchreflektierte Eucharistie bringt, „mit der ein rechtes
Gebet anzufangen hatte" (369). Mit diesem Josephustext, in
dem das Thema „Danken" berührt wird, schließt diese als
Dank an den Jubilar gedachte Festschrift, die eine Fülle von
Anregungen zur Josephusforschung und manche Hinweise
auf noch offene Fragen bietet und damit auf dem aufbaut
und das weiterführt, was der Jubilar geschaffen hat. Kritisch
ist nur anzumerken, daß manche Autoren in dem Versuch
einer positiven Würdigung von Person und Werk des
Jos. etwas zu weit gegangen sein dürften.

Den Anhang der Festschrift bildet eine Bibliographie der
Schriften Otto Michels 1963-1973 (370-373), ein Stellenregister
(374—402) sowie ein Namen- und Sachregister (402 bis
414).

Berlin Günther Baumbach

NEUES TESTAMENT

Pesch, Rudolf, und Reinhard Kratz: So liest man synoptisch.

Anleitung und Kommentar zum Studium der synoptischen
Evangelien. II: Wundergeschichten. Teil 1: Exorzismen —
Heilungen — Totenerweckungen. III: Wundergeschichten.
Teil 2: Rettungswunder — Geschenkwunder — Normenwunder
—Fernheilungen. Frankfurt (Main): Knecht [1976].
101 S., 1 Falttabelle, und 99 S., 1 Falttabelle gr. 8°. je
DM 15,80.

Auf den Einleitungsband dieses Arbeitsbuches (vgl. ThLZ
102, 1977 Sp. 585 f.) folgte bald die Fortführung des Projekts.
Die Weiterführung geschieht nicht mehr kursorisch, sondern
gattungsorientiert: Die Wundergeschichten der Jesusüberlieferung
werden in einem Doppelband vorgestellt. Die
Kommentierung ist gegenüber dem ersten Band etwas ausführlicher
geworden. Am Ende jedes Komplexes werden
jetzt Arbeitsaufgaben zur Anregung der Weiterarbeit gegeben
. Forschungsgeschichtlich hat sich deutlich die Tatsache
niedergeschlagen, daß die Wundergeschichten in jüngster
Zeit nicht nur redaktionskritisch besser erfaßt, sondern
auch durch textlinguistische Strukturanalysen formkritisch
sinnvoller erhellt werden konnten.

Schon die Untertitel weisen den Kundigen darauf hin, daß
der forschungsgeschichtliche Einschnitt und Fortschritt, den
G. Theißen mit seiner von der literaturwissenschaftlichen
Methodologie bestimmten Analyse „Urchristliche Wundergeschichten
", 1974, darstellt, die gebührende Würdigung
findet, die ihm etwa in der Rezension ThLZ 100, 1975 Sp. 430

bis 433, versagt blieb. Doch die Berücksichtigung Theißens
wird nicht nur daran deutlich, daß sich die Klassifizierung
der Texte ihm durchweg anschließt. Am Ende jedes Bandes
findet sich ein ausklappbares Faltblatt mit einem — gegenüber
Theißens Tabelle S. 82 f. erweiterten — detaillierten
und gegliederten Katalog des Motivgerüsts oder Motivrepertoires
von 45 Strukturelementen, deren unterschiedliche
Kombination dann die jeweiligen Gattungen und Untergattungen
bestimmen. Die durchgehende Anwendung in der
Textstrukturanalyse wird in Band III S. 61—69 beispielhaft
ausführlich an dem schon im ersten Band kommentierten
Text Mk 3,1—6 parr vorgeführt.

Die Bände bieten eine Bestätigung der von N. Perrin vor
zehn Jahren beschriebenen Tendenz: „Heute gelangt man
immer mehr zu der Erkenntnis, daß die Tradition der Wundergeschichten
in den Evangelien viel mehr ernsthafte Beschäftigung
verlangt, als ihnen durch die ältere liberale oder
die jüngere formgeschichtliche Forschung zuteil wurde"
(Was lehrte Jesus wirklich?, 1972, 147). Katz-Pesch verstärken
mit diesem Doppelband Theißens Beitrag zu einer wichtigen
exegetischen Wortfeld-Erschließung auf der neutesta-
mentlich-literarischen Ebene: „Wundergeschichte" darf nunmehr
als ein wirklich erschlossenes Archilexem eines textlinguistisch
homogenen Wortfeldes gelten, das durch die
ebenso klar bestimmten Klasseme „Exorzismen, Heilungen,
Totenerweckungen, Rettungswunder, Geschenkwunder, Normenwunder
, Femheilungen, Sammelberichte" und ihre jeweils
einzelnen Realisierungen gebildet wird. Dabei entfällt
endgültig die in sich literarisch inhomogene Kategorie „Naturwunder
" als Produkt einer falschen Typisierung, die
ihren Anhalt nicht an den Texten selbst, sondern in einer
bestimmten Einstellung moderner Textrezipienten hatte.
Die bislang darunter verrechneten Totenerweckungen werden
sinnvoller als Grenzfälle der Heilungswunder bestimmt,
die Seegeschichten besser als Rettungswunder, und die Speisungsgeschichten
werden als Geschenkwunder in ihrer erzählerischen
Funktion sinnvoller erfaßt.

Das von den Verfassern gesteckte Ziel, zu „umfassenderer
und verbreiteterer theologischer Kompetenz, die — wie
die Wundergeschichten es wollten — christlichem Leben zugute
kommen soll", zu führen (II, 12), wird beim Benutzen
dieser fachlich wie didaktisch überzeugenden Arbeitshilfen
erreicht werden.

Berlin Wolfgang Schenk

Roon, A. van: The Authenticity of Ephesians, transl. by
S. Prescod-Jokel. Leiden: Brill 1974. X, 449 S. gr. 8° =
Supplements to Novum Testamentum, ed. by W. C. van
Unnik, XXXIX. Lw. hfl. 130,-.

Das umfangreiche Werk van Roons zeigt eindrücklich, daß
das Urteil über Echt- oder Unechtheit des Epheserbriefs zugleich
ein Urteil über die paulinische Theologie als Ganze ist.
Der Wert des Buches besteht darin, daß sich R. dessen voll
bewußt ist. Er beginnt darum in jedem Abschnitt mit der
Feststellung der Unterschiede. Man wird ihm zugestehen
müssen, daß er es sich nicht leicht gemacht hat. Er führt
eine große Schlacht mit unendlich reichen Argumenten um
die Echtheit des Briefes, die er gewinnt — doch der Verlierer
ist dabei Paulus.

Denn — um mit der literarischen These des Vfs. zu beginnen
— der Epheserbrief ist nicht nur von Paulus, sondern
ist ein von Sekretären bearbeitetes Schreiben, das auf einen
Entwurf zurückgeht, der unter dem dominanten Einfluß des
Paulus geschrieben wurde und sowohl Kol wie Eph zugrunde
lag. Außer diesem „blueprint" muß man mit noch
einer anderen Quelle rechnen: Diese Quelle war der paulinische
Kreis, zu dem außer Paulus selbst und Timotheus
auch der Sekretär oder Sekretäre gehörten, die die Briefe
zu Papier brachten (430). Darüber hinaus könne man noch