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Ausgabe:

1978

Spalte:

499-601

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Balthasar, Hans Urs von

Titel/Untertitel:

Theodramatik, II: Die Personen des Spiels 1978

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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499

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 7

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bringen, z. B. den Struwwelpeter aus dem Gilgameschepos
ableiten. Das waren nur Bemerkungen zur Methode.

Uber das inhaltliche Dilemma könnte man ein Buch
schreiben. So bleibt dem Alttestamentler nur das Staunen
über soviel Phantasterei und Dilettantismus. Man wird
sicher nichts gegen kühne und sogar extravagante Arbeitshypothesen
einwenden können, wenn das vorhandene wissenschaftliche
Material sachgemäß genutzt und der Stand
der Forschung berücksichtigt wird. Papier und Vertrauen
der Leser sind aber zu kostbare Güter, um sie an ein Buch
zu verschwenden, in dem der Vf. es für erlaubt hält, „taktische
Positionen schnell zu besetzen und gegebenenfalls
ebenso schnell wieder zu räumen" (521) und in besonderen
Fällen „den kreativen Prozeß ... dadurch zu fördern, daß
man jede nur erdenkbare Lösung in Erwägung zieht". Wie
man sieht, kann auch jeder Unsinn eine „erdenkbare Lösung
" genannt werden.

Leipzig Hans Seidel

Dahood, M.: Ugaritic mär, „song", in Psalms 28,7 and 137,3
(Bibl 58, 1977 S. 216-217).

-: Vocative waw in Psalm 30, 9 (Bibl 58, 1977 S. 218).

Fabry, Heinz-Josef: Umkehr und Metanoia als monastisches
Ideal in der „Mönchsgemeinde" von Qumran (Erbe und
Auftrag 53, 1977 S. 163-180).

Ganberoni, Johann: „... o, wenn doch das ganze Volk Jahwes
Propheten wären ...!" (Num 11, 29b) (ThGl 67, 1977
S. 113-127).

—: „...Wenn du davon ißt, mußt du sterben" (Gen 2,17).
Israels Vorstellungen vom Tod am Anfang und vom Anfang
des Todes (ThGl 66, 1976 S. 367-382).

Grinö, R.: El Meturgeman y Neoflti I (Bibl 58, 1977 S. 153 bis
188).

Haag, Ernst: Das Opfer des Gottesknechts (Jes 53,10) (TThZ

86, 1977 S. 81-98).
Kselman, J. S.: Semantic-Sonant Chiasmus in Biblical Poe-

try (Bibl 58, 1977 S. 219-223).
Perrenchio, Fausto: Struttura e analisi letteraria di Sapienza

1,1—15, nel quadro del suo contesto letterario immediato

(Salesianum 37, 1975 S. 289-325).
Thiel, Winfried: Die David-Geschichten im Alten Testament

(ZdZ 1977 S. 161-171).
Tov, E.: Compound Words in the LXX Representing Two

or More Hebrew Words (Bibl 58, 1977 S. 189-212).
Watson, W.: Reclustering Hebrew l'lyd- (Bibl 58, 1977 S. 213

bis 215).

JUDAICA

Fiorenza, Elisabeth Schüssler (Hrsg.): Aspects of Religious
Propaganda in Judaism and Early Christianity. Notre
Dame — London: University of Notre Dame Press [1976].
IX, 195 S. 8° = University of Notre Dame, Center for the
Study of Judaism and Christianity in Antiquity, 2. Lw.
$ 12,95; L 9,20.

Die Beiträge 2—7 dieses Bandes wurden in einem Seminar
des Department of Theology der Universität Notre Dame
über Apologetics and Mission in Judaism and Early Christianity
vorgetragen. In 1, Miracles, Mission, and Apologetics
(1—25), begründet die Hrsg. zunächst das Unternehmen
in der ungenügenden Berücksichtigung der Stichwörter des
Seminars in der neutestamentlichen Forschung der letzten
Jahrzehnte insbesondere im Blick auf die Bedeutung von
Wunder und Magie in der religiösen Propaganda des Judentums
und des frühen Christentums (1—5), ordnet die sechs
Referate in das angedeutete Gesamtthema ein (5—7) und
führt ihrerseits das Material zu ihm aus Acta vor (7—20)1.
D. Georgi, Socioeconomic Reasons for the „Divine Man" as
a Propagandistic Pattern (27—42), spricht vor allem über die
Rolle, die die Anerkennung eines Divine Man bzw. des göttlichen
Handelns durch einen Wohltäter oder die Übernahme
fremder Religionen im Blick auf das öffentliche Wohl spielt
(31-39). W. A. Meeks, The Divine Agent and His Counter-
feit in Philo and the Fourth Gospel (43-67), stellt für Philon
in konkreter Zeichnung dem divine king Mose, dem Mittler
zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen (47), als
Parodie Caligula gegenüber. Im Bild Moses verbindet Philon
hellenistische Königsvorstellung und Schrifttradition
über den charismatischen Propheten; die Judenschaft (die
„Gottschauenden") begegnet ihm in der Tora (53 f.). Aus
Joh werden für den Vergleich insbesondere Streitgespräche
herangezogen. The ... construction of an artificial type of
the divine man as a foil for New Testament exegesis ...
is inevitable misleading (44) -.

L. H. Feldman, Josephus as an Apologist of the Greco-
Roman World: His Portrait of Solomon (69—98), zeigt an
einer Fülle von Material, wie Josephus das Bild Salomos im
Vergleich zum Alten Testament strahlender gestaltet und
es zugleich im Blick auf seine Leser hellenisiert. Salomo ist
der milde Herrscher, pietätvoll, bescheiden, fromm (seine
Beteiligung an heidnischen Kulten wird im ganzen verschleiert
). Besonders hebt Josephus das Wirken Salomos als
Erbauer des Tempels heraus3. Spezielle Beziehungen ergeben
sich nach F. zu Sophocles' ödipus Rex (F. 83—89).
Deutlich ist die Aufnahme bestimmter stoischer Vorstellungen
und Begriffe. Der Beitrag von H. D. Betz, In Defense of
the Spirit: Paul's Letter to the Galatians as a Document of
Early Christian Apologetics (99—114), fügt sich dem Ganzen
des Seminars speziell von den Stichwörtern Apologetik und
Magie her ein. Das Korpus des Gal ist eine Verteidigungsrede
mit dem bei den zeitgenössischen Philosophen üblichen
Aufbau, prooemium (1,6—10), narratio, propositio (2,15—21),
argumentatio (3,1—4,31) und Paränese (103 f.). Magical
letter ist Gal durch 1,8 f., vgl. als Gegenstück 6,16 (103.112 f.).
Den Christen Galatiens bereitet die Spannung zwischen
Pneumatikersein und Fleisch (Gal 5) Schwierigkeiten; hier
setzen Paulus' judenchristliche Gegner an (105—107). Paulus
verteidigt demgegenüber Gabe und Werk des heiligen Geistes
als entscheidend. Am Judentum hauptsächlich bis zum
4. Jh. n. Chr. macht J. Goldin,*The Magic of Magic and Superstition
(115—147), die bleibende und allgemeine Anziehungskraft
(den „Zauber") von Zauber und Aberglauben
sichtbar. Ihm liegt zumal daran, die Doppeldeutigkeit der
Magie und die Schwierigkeit der Scheidung zwischen ihr
und dem religiösen Establishment herauszustellen. Dazu
führt er eine Menge von Material vor, zuletzt aus einem
erst 1966 veröffentlichten „Buch der Geheimnisse"4 des
3./4. Jhs. n. Chr. Im siebenten Himmel weiß es allerdings nur
noch von dem Lobpreis der Herrlichkeit des einen Gottes zu
sagen (137). P. J. Achtemeier handelt über Jesus and the
Disciples as Miracle Workers in the Apocryphal New Testament
(149—177) hauptsächlich von der Mitte des 2. bis zur
Mitte des 3. Jhs. auf dem Hintergrund der neutestamentlichen
Tradition (I), des zeitgenössischen Materials der heidnischen
und jüdischen Welt (II) und von Äußerungen zum
Wunder in der apologetischen christlichen Literatur des
2. Jhs. (III). Zu II hat A. faktisch nur über die Magie der
Zeit zu referieren (152—156). Bei Justin, Irenaeus und Ori-
genes (c. Cels.) haben die Wunder Jesu — von denen meist
nur summarisch die Rede ist — Bedeutung für die Predigt.
Wie bei den Apologeten, so ist die Abgrenzung vom Zauber
auch in den behandelten Act Ap bedeutsam; tatsächlich
werden hier von den Aposteln keine Mittel der Magie gebraucht
, wie Zauberworte oder Kräuter usw. Ihre Wunder
geschehen im Namen Jesu, in Verbindung mit einem Befehl
oder auf ein Gebet hin. Sie sind vor allem dadurch bedeutsam
, daß sie Glauben wecken. Daß man die Tradition der
kanonischen Evangelien über Wunder des erwachsenen Jesus
nicht fortentwickelt hat, ist für A. bemerkenswert (162.
176 f.). — Eine Bibliographie zum ganzen Band (187—195)
nennt Literatur in nützlicher Auswahl.

Offensichtlich war den Referenten des Seminars für die
Wahl der speziellen Themen ziemlich weiter Raum gelas-