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Ausgabe:

1978

Spalte:

461-464

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Dalferth, Ingolf U.

Titel/Untertitel:

Religiöse Rede von Gott 1978

Rezensent:

Dalferth, Ingolf U.

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 6

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neben der Explikation des Zukunftsaspekts des Kcrygmas vor dieser Rede nur um den Preis prinzipieller Inadäquatheit unallem
der Ausarbeitung der Existenz in der Gegenwart: Die berücksichtigt bleiben können.

Ethik ist die Konsequenz und nicht die Bedingung der cschat. Die Untersuchung beginnt dementsprechend mit einer
Hoffnung. Das Gericht bringt nicht etwas Neues, ein „Mehr" historisch-systematischen Einleitung, die sich mit der Sprach-
an Heilssctzung als Überbictung von Kreuz und Aufcrweckung. reflcxion der Analytischen Philosophie bis zum Beginn der
Das Eschaton bringt das Ende aller Begrenzungen und Widrig- religionsphilosophischen Debatte auseinandersetzt und so deren
keiten, die dem gesetzten Heil in der Gegenwart entgegen- sprachphilosophischen Hintergrund freilegt. Von hier aus
stehen. Daher weckt das Leiden nicht wie in der Apk den lassen sich dann die Hauptaufgaben einer kritischen Aus-
Zweifel an Gottes Treue, sondern erscheint bei Paulus als eine einandersetzung mit der Analytischen Rcligionsphilosophic
Form der Zugehörigkeit zu Christus. aufweisen. Die Leitfrage gibt dazu drei Teilfragcn an die
Die christologisch geprägte Eschatologic bestimmt nicht nur Hand, nach denen sich der systematische Hauptteil der Arbeit
die Motivation der Ethik. Sie prägt auch den Inhalt der Mali- gliedert:

'Hingen. Die dem Neuen Sein entsprechende Existenz realisiert Tejj j. Was nejf,t L,s religiös von Gott zu reden '
sich im Prüfen als Auswählen aus verschiedenen möglichen Teil II: Was heißt es, religiös von Gott zu reden?
Verhaltensweisen. Maßstab sind die Barmhcrzigkeittat Gottes Teil III: Was heißt es, religiös von Gott zu reden?
(Rom 12,lf.), die Agapc (Phil l,9f.) und der Gegensatz „Alt -

Neu» (IKor 5,6ft). Rom. 14.17 sowie IKor 4,20 machen den Von diesen werden hier zunachs nur die beiden grundlcgen-

Inhalt der Charakteristik der zukünftigen Basileia zum Inhalt den Teile I und II vorgelegt, wahrend Teil III gesondert h.n-

der Mahnung, so daß die Basileia im ethischen Vollzug in der zugefugt werden wird.

Gegenwart realisiert werden kann. Dies ist für den Apokalyp- In der Einleitung , Sprache und Analytische Ph, o-

tiker undenkbar s0Phic (S- 1?-164) wlrd »ezeigt, daß die Analytische Philo

Bei Paulus werden apokalyptische Traditionen in charak- sophie einen eigenständigen philosophischen Ansatz darstellt,

teristischcr Weise umgebrochen Sie erscheinen in einem ande- dessen Eigenart Neuansatz und En Wicklung von der Kon-

ren, von der Christofe geprägten Kontext. Paulus, der auf zentration auf die Sprach- und Bcdeutungsproblemat.k her Ix-

verschiedene Weise seine Mahnungen motiviert, wehrt durch griffen werden muß. Ihre charakteristische Wende zur Analyse

die Aufnahme apokalyptischer Traditionen, näherhin durch die von Bedeutung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie jeweils

Verknüpfung von Christologie, Ethik und Eschatologic, einer unter den Bedingungen und Beschrankungen einer Sprachkon-

soteriologisch-individualistischcn Verengung der Ethik und Option geschieht, die bestimmt, was als Sprache und Bcdcu-

wahrt für die Gegenwart den Weltbezug und die Zukunfts- tung überhaupt in den Blick kommen kann. Dies wird para-

,li,„ j u • u- i T* * i diamatisch an den ersten beiden Phasen der Analytischen

uimension der christlichen Existenz. "H1""""' , , . ... .__,

Philosophie aufgezeigt, und zwar durch eine Unteisuchung des

Logischen Atomismus anhand der sprachphilosophischen Posi-
Ingolf U. Dalfcrth: Religiöse Rede von Gott. Eine Linter- tionen g. E. Moore's, B. Russells und L. Wittgensteins einer-
suchung zu Problemen einer Theorie religiöser Rede und zur scjts un£j ^cs jurcn r Carnap und A. J. Ayer repräsentierten
Behauptungsstruktur christlicher Rede von Gott im Anschluß Logischen Positivismus bzw. Empirismus andererseits. Dabei
an Fragestellungen der Analytischen Philosophie. Teil I und wjrcj deutlich, daß sich die Entwicklung der Analytischen Philo-
II. Diss. Tübingen 1977. V, 651 S. sophie als Resultat der Spannung zwischen einer je voraus-
Dic im Rahmen der Analytischen Philosophie geführte De- gesetzten Konzeption von Sprache und der Sprache selbst behalte
um den Sinn religiöser Alterungen gehört zu den inten- greifen läßt, die zu einer immer intensiveren Auscinandcr-
sivsten religionsphilosophischen Auseinandersetzungen der Setzung mit dem empirischen Sprachphanomcn zwingt. Daraus
letzten dreißig Jahre. Durch sie wird im Anschluß an die für ergibt sich eine doppelte sachliche Konsequenz: Zum einen
dieses Jahrhundert charakteristische Entdeckung der Sprache erweist sich, daß die Beachtung der Differenz zwischen Sprache
«'s Probien,, die philosophisch am konsequentesten im Neu- und Sprachkonzeption für jede adäquate Sprachrcflexion kon-
ansatz der Analytischen Philosophie als Sprachrcflexion zum stitutiv ist, wenn diese nicht ,n sprachph.losophischcm Dog
Tragen kommt, eines der wichtigsten gemeinsamen Problem- matismus resultieren will. Zum anderen aber gilt für jede
feldcr von Philosophie und Theologie überhaupt erschlossen. nichtdogmat.schc Sprachkonzept.on, daß sie mit mnerer Kon-
Muß sieh doch die Theologie als 'iides ex auditu quaerens sequenz immer wieder über sich selbst hinauszuschre.tcn gc-
intelleelum der Natur ihrer Aufgabe und ihres Gegenstandes zwungen ist, weil das empirische Sprachphanomen immer
"ach in grundsätzlicher Weise auf Sprache einlassen und auf mehr ist als das. was sie als Sprache erfaßt
diese verlassen können. Um so mehr ist sie zur Vermeidung Geschieht jede Sprachrcf cx.on unter den Bedingungen einer
der Gefahr, sprachlich auf sachliche Irrwege geführt zu wer- Sprachkonzept.on. dann gilt es diese explizit zu machen, will
den. dazu verpflichtet, ein adäquates und verläßliches Ver- man sich ihrem Diktat nicht unkritisch unterwerfen. Teil I:
ständnis von Sprache und Sprechen zu erarbeiten. Kein anderer Rede (S. 165-321) versucht dementsprechend zu zeigen daß
Philosophischer Gesprächspartner aber hat sich gerade hin- ein empirisch orientierter Ansatz Sprache als Rede themat.sie-
siehtlich dieser Problemat.k durch kritische Anfragen ebenso ren muß. Dazu sind die relevanten Dimensionen zu vergegen
*ie durch konstruktive Ansatzpunkte so um die Theologie ver- wärtigen. in denen das Redephanomen als Sprachphanomcn
dient gemacht w,e die Analytische Philosophie. Die vorliegende beschrieben werden kann. Ausgehend von der Äußerung als
Arbeit bemüht sich, dies systematisch im Verfolg der Leitfrage der Grundkategorie von Rede werden deren wcscntl che
heißt es. relig.ös von Gott zu reden?' aufzuzeigen, indem Dimensionen im Anschluß an neuere ^»*P*»0^h^ "*
s* die sprachphiLophischen Reflexionen der Analytischen linguistische Entwicklungen d* f*^'^*™*'***^
Philosophie für die Erhellung der Struktur christlicher Rede Proposition sukzessive entfaltet und charaktens.crt. Dabei
U Gott fiuä bal zu ma hen steht Das kann in theologisch wird im Blick auf che ^*^^0b/2S[oS^rS
relevanter Weise freilich weder so geschehen, daß man die Nachdruck auf eine Analyse der Struktur a sei tonschen Sprecher
,. ■•, "cmui weuu y*. » j h.mdcliis und der innovatorischcn Funktion metaphorischer
"■'wähnte Debatte einfach nachzeichnet, noch so, daß man ein- Handelns unc

2elnc sprachanalytischc Thesen und Positionen rezipiert, um Rede gelegt ,99_*n^ thnm^Uinrt „„ An

sie in der Theologie zur Anwendung zu bringen. Vielmehr ist Tel II: Religiöse Rede (3. 322-604) thcmat.s.c t im An-

dje bisheriqe EnTwiAlina d r Analytischen Philosophie auf Schluß an die sprachph,losoph,sch-l.ngu.st..schen Ausfuhrungen

den n„ ff Enl"lcklu,lg f" An'!'V"SC" hf,fr,acn Wic sie von Teil I Probleme einer Theorie religiöser Rede. Nach einer

Senff c Z" l V U Snrnchc m den Bhck be- kurzen Skizze der Anforderungen, die an eine solche empirische

Si°nen der präc. e ° so m den 3 gerückt hat. daß sie für sind, wird zunächst untersuc t. auf welchen Bereich eine solche

ci" angemessenes Verständnis religiöser und christlicher Rede Theorie denn zu beziehen is und was wir zu befragen haben.

«Cht mehr unterschlagen werden dürfen und in einer Theorie um herauszufinden, was es heißt, religiös von Gott zu reden.