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Ausgabe:

1978

Spalte:

451-453

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Trauung 1978

Rezensent:

Bieritz, Karl-Heinrich

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45]

Theologische Litcraturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 6

452

Lavalcttc, Henri de: Son Royaumc est aussi de cc monde.
Christologie et theologic politique (RcchSR 65, 1977 S. 207 bis
226).

Ligier, Louis: Dcbat sur le baptemc des petits enfants (Grego-

rianum 57, 1976 S. 613-657).
Marie, Rene: Chalcedoine reinterroge (RcchSR 65, 1977 S. 15

bis 44).

Masson, J.: La mission ä la lumicre de l'Incarnation (NRTh 98,

1976 S. 865-890).

Merklein, Helmut: „Dieser ging als Gerechter nach Hause. . ."

Das Gottesbild Jesu und die Haltung der Menschen nach

Lk 18, 9-14 (Bibel und Kirche 32, 1977 S. 34-42).
Miano, Vinccnzo: Dio parla ancora?: il problema della fede

oggi (Salesianum 38, 1976 S. 559-591, 855-880).
Meyer, H. B.: Messerklärung heute (ZKTh 98, 1976 S. 422 bis

439).

Moingt, Joseph: „Montre-nous le Pere". La question de Dien

en christologie (RcchSR 65, 1977 S. 305-338).
Müller, Paul-Gerd: Destruktion des Kanons - Verlust der Mitte

(ThR 73, 1977 Sp. 177-186).
O'Collins, Gerald: A Neglected Source for the Theologie of

Rcvelation (Gregorianum 57, 1976 S. 756-767).
Pousset, Edouard: Sur la Rcvelation (NRTh 99, 1977''s. 340 bis

359).

Renwart, Leon: Jesus-Christ aujourd'hui (NRTh 99, 1977)
Scheffczyk, Leo: Eucharistie und Ehesakrament. Dogmatische
Grundlegungen in der Frage nach der Zulassung geschiedener
Wiederverheirateter zur Eucharistie (MThZ 27, 1976
S. 351-375).

Sesboüe, Bernard: Le proces contemporain de Chalcedoine

(RechSR 65, 1977 S. 45-80).
Seybold, Michael: Christus Jesus - Christus Totus. Christolo-

Slisches Dogma und kirchliches Selbstverständnis (ThGl 67,

1977 S. 146-170).

Smits, Luchesius A.: Trinitätstheologie in der Zukunft (Franziskanische
Studien 58, 1976 S. 240-276).

Vögtle, Anton: Kirche und Amt im Werden (MThZ 28, 1977
158-179).

Ziegenaus, Anton: Auferstehung im Tod: Das geeignete Denkmodell
? (MThZ 28, 1977 S. 109-132).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Breit, Herbert, u. Manfred Seitz [Hrsg.]: Trauung. Unter Mitarb
, v. H.-W. Hastedt, J. Kühlewein, G. Seitz u. O. Lingncr.
Stuttgart: Calwer Verlag [1975], 228 S. 8° = Calwer Predigthilfen
. Lw. DM 26,-.

Vier Prediger stellen jeweils vier „Fälle" aus der eigenen
Traupraxis vor: Zunächst - bei allen - ein „allgemeines Beispiel
" (wobei man sich darüber klar ist, „daß der 'sogenannte
Normalfall' letztlich nicht abdeckt, was man sich darunter vorstellt
", 8), dann - bei jedem Vf. verschieden - jeweils drei weitere
Fälle, die sich durch irgendeine Besonderheit auszeichnen
(Trauung Geschiedener, der Kirche Entfremdeter, Verwitweter,
konfessionsverschiedener, sehr junger oder älterer Paare;
Ökumenische Trauung, Nachtrauung, Trauung eines Pfarrer-
Ehepaares, eines bewußt kirchlichen Paares, eines Paares mit
großem Altersunterschied; Trauung gegen den Willen der
Eltern). Jedes Fallbeispiel beginnt mit einer - meist dankenswert
gründlichen - „Situationsanamnese", in der man einiges
über das Traugespräch erfährt, das der Pfarrer mit dem betreffenden
Paar führte: Die wichtigsten biographischen Daten
werden angegeben, die Einstellungen und Erwartungen des
Brautpaars im Hinblick auf Trauung, Kirche, künftiges gemeinsames
Leben usw. werden dargestellt und kommentiert, die
Verarbeitung des Gesprächs durch den Pfarrer wird angedeutet
. In Einzelfällen werden der Situationsanamnese noch Vorbemerkungen
allgemeinerer Art - im Sinne einer über den konkreten
Fall hinausführenden, theoriefähigen Situationsana-
lysc - vorangestellt (so z. B. bei kirchlich entfremdeten, konfessionsverschiedenen
und sehr jungen Paaren). Der Siluations-

anamnese folgt die „Homiletische Reflexion": Die Wahl des
Trautextes wird begründet, eine „thematische Zusammenfassung
der Exegese" wird geliefert; in einem dritten Schritt
(Überschneidungen mit Schritt 1: Textwahl!) wird versucht,
den Text auf die konkrete Situation zu beziehen. Eine ausgeführte
Predigt (der ein Gebet und Liedvorschläge beigegeben
sind) schließt sich an. Abschließend werden „andere Textvorschläge
zum gleichen Fall" vorgeführt und begründet (die
einzelnen Vf. verfahren hier unterschiedlich; meist gerät der
in diesem Zusammenhang angebotene „Predigtentwurf in
Stichworten" doch zu einer Art Kurzpredigt).

Vorangestellt sind den sechzehn Fallbeispielcn Aufsätze von
Manfred Seitz („Die Predigt bei der Trauung", 11-31) und Olaf
Lingner („Kirchenrechtliche Aspekte zur Trauung", 32-41), der
sehr stark auf die Situation in der BRD Bezug nimmt und mit
seiner Voraussetzung einer „gegebenen Harmonie zwischen
staatlichem Eherecht und evangelischem Eheverständnis" (38)
kaum Allgemeingültigkcit beanspruchen kann. M. Seitz will
dem trauenden Pfarrer eine „biblische Theologie der Ehe" vermitteln
, die ihn befähigt, den „ehegefährdenden Tendenzen der
Zeit" zu widerstehen (13); zu diesem Zweck verfaßt er fünf
katechismusartige Sätze über die christliche Ehe: „In der Ehe
hat Gott zwei bestimmte Menschen zueinander geführt" und
damit „auf die Dauer ihres Lebens miteinander verbunden";
ihrem „Einswerden", das sich in der „Ganzheit ihres Geschlechts
" (strikte Rollenverteilung: Der Mann vermittelt
„Sicherheit", die Frau „Geborgenheit", 15) vollzieht, „ist der
Segen der Erzeugung neuen Lebens verheißen"; letztes Ziel ist
der Aufbruch „aus der Sünde und Gottentfremdung zur Gnade
und Gemeinschaft" mit Gott (14ff.). Was kirchliche Trauung ist,
wird schlicht im Anschluß an das agendarische Formular beschrieben
und (nach A. Sperl) in den Begriffen benedictio,
praedicatio, confessio und oratio gebündelt; dabei werden
Formular und agendarische Texte nicht nur unkritisch hingenommen
, sondern auch zur Norm dessen gemacht, was in der
Traupredigt zu geschehen habe: Sie hat die Aufgabe, „das im
Formular verdichtete Kerygma scelsorgerlich zu vergegenwärtigen
" (21). S. kritisiert (sicher zu Recht) Autoren, die „über die
sozio-kulturelle und rituelle Funktion der Trauung" nicht zu
ihrer „theologischen Substanz" vorzudringen vermögen (20);
daß er seinerseits auf diese (nur scheinbar „nichttheologischen
"!) Faktoren überhaupt nicht Bezug nimmt, sondern sich
ganz in das Gehäuse dogmatisch-agendarischer Sprach- und
Vorstellungsmuster zurückzieht, gibt seiner Darstellung einen
recht engen, manchmal sogar etwas frömmelnden Charakter
(typisch auch die Polemik gegen den „dem Zeitgeist anheimfallenden
Menschen", 12, und die „Mächte der Gegenwart", 30).
Nicht sehr überzeugend wirkt dann auch der Stil jener (nach
eigener Angabe sprachlich „schon dem Stil der Verkündigung
verpflichteten") zusammenfassenden „Ansprache", mit der er
seinen Aufsatz schließt: „Da erhob sich auch in euren Herzen
jene Unruhe, die uns den einen Menschen suchen läßt, der zu
uns paßt.. . Gott hat sie unserem Leben eingestiftet. .. Der Gesuchte
steht nach seltsam wunderbaren Wegen jetzt an eurer
Seite" usw. (28ff.).

Es kann nicht darum gehen, im Hinblick auf die ausgeführten
Predigten in den Fallbeispielcn Zensuren zu verteilen. Doch
überzeugen die Texte von H.-W. Hastedt (97-140) am stärksten.
In seinen Analysen schätzt er sowohl die Situation seiner
Klienten wie auch die Möglichkeiten des Predigers sehr realistisch
ein und wagt auch einen kritischen Vorstoß gegen das
Trauformular (115). Bedenkenswert ist sein Plädoyer für die
Verwendung von Gleichnissen und Wundercrzählungcn als
Trautexte (im Gegensatz zu den - von den anderen Autoren
wie auch ganz allgemein favorisierten - „Sprüchen", 118f.)-
Seine Predigten zeichnen sich durch Einfallsreichtum und eine
anschauliche (auch „narrative"!) Sprache, die vor ungewöhnlichen
Bildern und Vergleichen nicht zurückschreckt, aus; diese
Sprache verdankt sich nicht zuletzt einem großzügigen, kreativen
Umgang mit den Texten und einem sehr unmittelbaren,
zupackenden, ganz und gar konkreten Eingehen auf die jeweilige
Situation. Gerade im Vergleich mit den Texten von H.
werden die Schwächen der meisten anderen abgedruckten Bei-