Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1978

Spalte:

437-438

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Schulz, Frieder

Titel/Untertitel:

Die Gebete Luthers 1978

Rezensent:

Ludolphy, Ingetraut

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

437 Theologische Litcraturzeitung 10.1 Jahrgang 1978 Nr. 6 4.18

Wohl nur amüsant ZU lesen ist die psychologische Begrün- Anleitung zum Beten kann man bei Luther erhalten in den
dung, die R.A. für das Einprügeln des Wissens bei Kindern Vaterunserparaphrasen, die eine Schule des Betens für den eingibt
(322). zelnen sind, in den dreißig liturgischen Gebeten für den Got-

.. . „ , ... ii__ tesdienst der versammelten Gemeinde, in den elf überlieferten

Einprägsam und aus dem Rahmen der übrigen zeitgenossi- . . ' ___ , 1

„■_.,. , ,, , . , „ , ... , •__ Gebeten, die Luther als Beter in bestimmten Situationen zeigen

sehen Tugendlehren fa end st das, was R.A. über den „con- , ' . 'M

t « z ,.„., , 1 . ... ... ... ■ :„ . (z.B. Worms 1521, wahrend der Pest, in der Beichte), und in

temptus" (= Mißachtung) schreibt. Vf. geht dem in seiner .... .' . . . . .. . , _. , , ...

c. . , ,___„,„ ._. .r„ ,r„ ,~n den drciundvierzig Gebetstexten, die in den Tischreden uber-

Studie immer wieder nach (139-143, 151-153, 158, 165f„ 169. . 3

186, 212, 225, 277f., 376). Hier werden Gedanken der Stoa auf llctert sina-

gegriffen. R.A. versucht, das „Mittlere" zwischen Liebe und Von diesen vierundachzig Gebeten wurden achtundvierzig

Hafj in den Griff zu bekommen und jene Frage, die uns noch bereits in Gebetbücher des 16. Jhs. aufgenommen, weitere

zu schaffen macht, zu beantworten, nämlich nach der persön- zwölf bis zum 18. Jh.

liehen Schuld bei Unterlassungen und Mißachtungen, die kei- Diese Gebetbücher, die neben Gebeten des Reformators auch
nein bösen Willen entspringen, sondern sich aus Unlust und andere enthalten und oft durch weitere Texte ergänzt wurden,
kleinen Nachlässigkeiten entwickeln. R.A. sieht im „contemp- schildert Schulz nach Jahrhunderten geordnet. Systematische
tus" das für das Weltverhältnis des Menschen charakteristische Sammlungen von Luthergebeten wurden erst nach Erscheinen
Verhalten. der mehr oder weniger umfangreichen Lutherausgaben mög-
Vieles ist in R.A.s ethischem Entwurf, so weit man erkennen lieh. Der Vf. geht ausführlich auf die Abhängigkeit der Gebetkann
, Eigenschöpfung. Nach G. blieb aber deshalb sein Werk bücher voneinander ein.

ohne Nachwirkung, weil wenig später die Nikomachische Ethik Djc alphabetisch geordneten Kurzbiographien der vicrund

des Aristoteles ihren Siegeszug durch das christliche Abend- zwanzig Sammler und Herausgeber der genannten Gebetbücher

land antrat. Das Sp.U. ist eine bewußt theologische Ethik, die CVg;inzcn die Mitteilungen über diese Werke,

bisher kaum ausgewertet worden ist. Damit ernstlich begon- a p ^ ^ Gcbctbüchcr 2ci dercn

nen zu haben, bleibt das Verdienst von G. Hoffen wir daß er ;.„,, mjt Luther und jcweils andcren Gebetbüchern,
seine Arbeit an der Edition dieses opus magnus bald wird

beenden können, damit diese Ethik künftig besser ausgeschöpft Es folgen drei Gruppen von Bibliographien von Luthergebct-

Werden kann büchern oder Gebetbüchern mit einem größeren Bestand an

Luthergebeten, geordnet nach chronologischen Gesichtspunkten,

Auf eine kritische Beurteilung dieser Ethik von R.A. aus ^ danach ob sic eine gVÖßere oder kleinere Anzahl Luther-

reformatorischer Sicht muß leider im Rahmen dieser Rezension bctc enthalten
verzichtet werden; es dürfte sich aber ganz gewiß lohnen.

Schließlich werden die 84 authentischen Gebete Luthers (s.o.)

Schlettau Karl-Hermann Kandier systematisch geordnet (Nr. 1-83 a) und, soweit sie nicht in die

Überlieferung der Luthergebetbücher eingegangen sind, im
vollen Wortlaut wiedergegeben.

«-.' £ GTr'. Ra?,u,fus Ahdens und eins Spcculum Universale ThQ 23, 1911, Gebete in den Luthergebetbüchern von Otto (1565) und

0.1-89; vgl. derselbe Im Überweg. 2. Teil: Die nazistische und scholastische .... ... , , _ , . . ,

Philosophie, Darmstadt ''1958. s.' 248. wo R.A. auch nur kurz erwähnt wird. Treuer (1579) sind chronologisch nach den Erscheinungsjahren
immerhin heiftt es hier: .Das Werk stellt ein umfassendes System der Ethik . Gebetbücher und nach ihrer Reihenfolge in den Büchern

aar. wie es vorher noch nicht versucht worden ist". Ahnlich wertet es R. See-

borg. Lehrbuch der Dogmcngcschichtc. Bd. 3. Darmstadt 51953. S. 204: M Grab- geordnet (Nr. 84-757).

mann. Geschichte der scholastischen Methode I. München ,909. S. 248. fc Luthergebete aus späteren

Luthergebetbüchern gedruckt.

Gebete aus Lutherschriften, die nicht in die Überlieferung
der Luthergebetbücher übergegangen sind (Nr. 758-773), sowie
unechte, aber gelegentlich Luther zugeschriebene Gebete (gesonderte
Bezifferung: Nr. 1000-1032) werden nur mit den
KIRCHENGESCHICHTE: ljMm angeführt

REFORMATIONSZEIT D'c Gebetsparaphrasen Luthers werden zusammengestellt

und ergänzt durch fälschlich Luther zugeschriebene oder mit

<!r+i..i r- • j „ . . , _.... niuii«««.«. ,,n<l Luthertexten vermischte, z. T. anonym gedruckte Gebctspora-
atnulz, Frieder: Die Gebete Luthers. Edition, Bibliographie und j-«.! r, ti c i j -
Wirkungsgeschichte. Gütersloh: Güterslohcr Verlagshaus P^sc" von Melanchthon Dann folgen Sammlungen der GeGerd
Mohn (1976). 424 S gr 8° = Quellen und Forschungen betsparaphrasen Luthers bzw. Gebetsparaphrasen, die spatere

. , . . . , „ • (.;„ Dofo^rm Luthergebetbucher übernommen haben,
zur Reformationsgeschichte, hrsg. vom Verein für Retorma

tionsgeschichte, XLIV. Lw. DM 78,-. Abschließend wird ein Überblick über die Verteilung der

Gebete auf Luthers Schriften gegeben.

Der Vf. will erstmalig Texte sowie Quellen der Gebete ^ ^ ^ persQn ister anzen das mit

Luthers vollständig erfassen und mit ausführlichen Biblio- bdtcte We,.k das SL.,bstvcrständlich im

Braphten sowie weiteren Erschließungshilfen herausgeben. wcsentlichen zum Nachschlagen gedacht ist. Unter Zuhilfc-

Diese monographische Arbeit sollte ursprünglich im Rahmen nanme der Anweisungen des Vfs. erhält man über Fundstellen,
der Schlußbändc der WA gedruckt werden. Da das aus vcrlags- Textabweichungen, Überschriften u.v.a.m. erschöpfende Austechnischen
Gründen nicht möglich war, gab der jetzige Präsi- kunft. Querverweise ersparen Wiederholungen des Drucks und
dent der Kommission zur Herausgabe der Werke Martin helfen, sich zurechtzufinden.

Luthers das Manuskript, das eine Forschungslückc schließt, zur Dem yf des Werks gebührt Dank fur scine unermüdliche

selbständigen Veröffentlichung frei. Arbeit an einem derart umfangreichen, erschöpfenden Werk.

Schulz meint darüberhinaus, „daß gerade die Bemühungen Da^ bei einer s0]cnen Arbeit Druckfehler unterlaufen, ist

der Gegenwart um die Wiedergewinnung einer evangelischen seibstverständlich. Bei der Durchsicht fielen auf: S. 34, Z. 16:

Frömmigkeit an dem aus der Bibel genährten Beten Luthers exempiarjSches; S. 393. Z. 12: 537; S. 416, Z. 10 : 657.

«nd an der in seinen Gebctstexten vorliegenden Ausprägung & ^ Qb njcht mindestens sQ w ^ ^

reformatorischen Glaubens nicht vorübergehen können Initienrcgister für die praktische Verwendung ein Sach- oder

Stichwortregister gewesen wäre, da der Band außerhalb der

(S. 12).

to zehn sowohl an Umfang als auch an Inhalt unterschied- WA crschienen ist.
''chen Abschnitten gibt Schulz die nötigen Voraussetzungen zur
"itensiven Beschäftigung mit den Gebeten Luthers. Leipzig Ingetraut Ludolphy