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Ausgabe:

1978

Spalte:

415-416

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Segert, Stanislav

Titel/Untertitel:

Altaramäische Grammatik 1978

Rezensent:

Beyer, Klaus

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 6

410

Zusammenhang vor allem die sprachliche und sachliche Problematik
von hilaslerion mit dem Ergebnis, „daß sich die
Paradosis von Rom 3,25 f. historisch besser aus dem Wirkungszusammenhang
von Lev 16 interpretieren läßt als von der
hellenistisch-jüdischen Märtyrertheologie . . . her" (S. 330). —
W. C. van Unnik endlich (S. 334-343) trägt - unter der
Überschrift „Lob und Strafe durch die Obrigkeit" - „Hellenistisches
zu Rom 13,3-4" zusammen und zeigt auf Grund
reichen Vergleichsmaterials, in welchem Mafje Paulus (und -
unabhängig von ihm! - auch IPt 2,14) auf einen gängigen
Topos hellenistischer Historiographie zurückgreift, freilich nicht
ohne theologische Umprägung der Tradition (S. 341f.).

Es ist somit — alles in allem — ein sehr bunter Strauß geworden
, der dem Jubilar zu seinem 70. Geburtstag überreicht
worden ist, gerade in der Vielfalt der Fragestellungen und
Ergebnisse aber eine würdige Festgabe, und dies nicht zuletzt
dadurch, daß in einer ganzen Reihe von Beiträgen — genannt
seien hier nur die von J. Dupont, E. Gräßer, R. Schnackenburg
, P. Stuhlmachcr und E. Schweizer — ausdrücklich auf die
eigenen Arbeiten des Jubilars - angefangen bei seiner Dissertation
vom Jahre 1929 — Bezug genommen und auf diese Weise
zugleich zu erkennen gegeben wird, in welch reichem Maße
sich die Lebensarbeit von W. G. Kümmel über alle Sprach- und
Konfessionsgrenzen hinweg für die gegenwärtige Arbeit am
Neuen Testament als fruchtbar und anregend erwiesen hat.

Rostock Hans-Friedrich Weiß

1 Vgl. jetzt auch ders.. Der Johanneische Kreis. Sein Platz im Spatjudentum,
in der Jüngerschaft Jesu und im Urchristentum, Tubingen 1975, und da/u
N. Walter, in: ThI.Z 101, 1976 Sp. 269-271.

ALTES TESTAMENT

Segert, Stanislav: Altaramäische Grammatik mit Bibliographie,
Chrestomathie und Glossar. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopä
die 1975. 555 S., 1 Kte 8". Lw. M 60,-.

Segert hat gleichzeitig zwei gewichtige nordwestsemitische
Grammatiken herausgebracht: Einmal, ganz unerwartet, A
Grammar of Phoenician and Punic, München 1976, 330 S. (einschließlich
Syntax, Textauswahl, Glossar und Bibliographie),
eine ausgezeichnete, auf dem neuesten Stand befindliche Einführung
in das Phönizisch-Punische, und dann, im wesentlichen
schon 1965 abgeschlossen (fast nur Einleitung und Bibliographie
wurden noch bis 1974 ergänzt) und seit Jahren angekündigt
, die hier zu besprechende umfangreiche Altaramäischc
Grammatik. „Die vorliegende Grammatik . . . behandelt das
Biblisch-Aramäische im Rahmen des Reichsaramäischen. Erst
während der Arbeit erwies es sich als zweckmäßig, auch die
nicht allzu zahlreichen und umfangreichen älteren Texte aus
der früharamäischen Periode - einschließlich derer im Dialekt
von Ja'udi - einzubeziehen, so daß die Grammatik nunmehr
alle altaramäischen Texte vom Anfang bis etwa zum Beginn
der christlichen Ära erschließt . . . Nabatäisch und Palmyrc-
nisch [und die Texte vom Toten Meer abgesehen vom Gebet
des Nabonid] sind jedoch nicht einbezogen . . . Das Glossar, das
ursprünglich nur die biblisch-aramäischen Texte und daneben
die in der Chrestomathie enthaltenen Proben berücksichtigte,
wurde im Sommer 1970 . . . zum kurzen [d.h. ohne Belege),
doch vollständigen Wörterbuch der altaramäischen Dialekte
erweitert" (S. 5f. mit Zusätzen in [) vom Rcz.). Eine historisch-
vergleichende Grammatik in Lehrbuchform (S. 19) für Unterricht
und Selbststudium (22.28f.), auch ohne einschlägige Vorkenntnisse
(20), schwebte Segert vor, und er ist seinem Ziel,
den Scharfsinn Nöldekes mit dem didaktischen Geschick
Ungnads zu verbinden (22), wenigstens im zweiten Punkt
ziemlich nahe gekommen: Manches hätte zwar noch gestrafft
werden können. Auch ist die zur Zeit sehr beliebte Dezimalklassifikation
für den Leser sehr unpraktisch. Aber im ganzen

ist das Buch doch übersichtlich gegliedert (wozu auch das ausführliche
Inhaltsverzeichnis beiträgt) und vor allem: verständlich
geschrieben ohne überflüssigen linguistischen Aufputz. Die
Ungleichmäßigkeiten sind die Folge der zehnjährigen Druckzeit
.

Der Inhalt: Vorbemerkungen (19-30), Das Altaramäische
und seine historischen und sprachlichen Beziehungen (31-56),
Die Schrift (57-77), Phonologie (78-143), Wortbildung (144
bis 164), Morphologie (165-317), Funktion der Wörter im Satz
(318-398), Satzlehre (399-445), Bibliographie (446-466),
Chrestomathie (467-519), Glossar (521-555) und ein Kärtchen
der Fundorte. Segert bietet eine solide Gesamtdarstellung des
älteren Aramäisch. Jedoch werden die Belege meistens nur in
Auswahl vorgelegt, vorzugsweise aus dem Biblisch-Aramäischen
. Dessen Punktationen dienen zugleich als Haupt-
guelle für die Ermittlung der Aussprache. Dadurch wird allerdings
die Entwicklung des Aramäischen nur unvollkommen
sichtbar und erscheint manches, was in Wirklichkeit erst nachchristlich
ist, als schon immer aramäisch. Auch die zahlreichen
Rekonstruktionen überzeugen nicht immer.

Für welche aramäischen Textgruppen im einzelnen zieht
man nun diese Grammatik mit Nutzen heran? Für das frühe
Altaramäisch (von Segert „Früharamäisch" genannt) ist sie
durch R. Degen, Altaramäische Grammatik der Inschriften des
10.-8.Jh.v.Chr„ Wiesbaden 1969, und für das Ja'udische (8.Jh.
v.Chr.) durch P. E. Dion, La langue de Ya'udi, Canada 1974,
überholt (beide mit Syntax und vollständigen Belegen). Das
späte Altaramäisch (7.-6.Jh.v.Chr., von Segert ab 612 v.Chr. bereits
als „Reichsaramäisch" bezeichnet) wurde bisher noch nicht
bearbeitet, allerdings bringt auch Segert daraus nur wenige
Beispiele, zumal die Hermopolispapyri erst 1966 veröffentlicht
wurden, so daß er nur noch an einigen Stellen nachträglich auf
ihre ungewöhnlichen Formen hinweisen konnte. Das achämeni-
dische Reichsaramäisch (5.-3.Jh.v.Chr.) hat P. Leander, Laut-
und Formenlehre des Ägyptisch-Aramäischen, Göteborg 1928,
Nachdruck 1966 (vollständige Belege, keine Syntax), auf Grund
des damals bekannten Materials behandelt. Segert zieht die
zahlreichen seitdem bekannt gewordenen Texte neu mit heran
und bietet als erster auch eine Syntax. Für das Biblisch-Aramäische
bieten weiterhin nur H. Bauer und P. Leander, Grammatik
des Biblisch-Aramäischen, Halle 1927, Nachdruck 1962,
die vollständigen Belege. Scqert stellt es jedoch in einen
größeren Zusammenhang ein. Das arsakidische Reichsaramäisch
(Sevan-See, Arebsun), die Amtssprache des Parthcrreichcs (ab
247 v.Chr.), und der altsüdostaramäische keilschriftliche Uruk-
text (um 150 v.Chr.) werden hier zum ersten Mal in eine
Grammatik eingefügt. Die Wissenschaft wird den größten
Nutzen aus dieser Grammatik also für das achämcnidischc
Reichsaramäisch ziehen.

Heidelberg Klaus Beyer

I.arsson, Gerhard: The Secret System. A Study in the Chrono
logy of the Old Testament. Leiden: Brill 1973, VIII, 119 S.,
gr. 8°. Lw. hfl. 25,-.

Der Autor, seines Zeichens Professor at the Royal Institute
of Technology in Stockholm, der sich übrigens schon in Knut
Stenrings: The Enclosed Garden, Stockholm 1966 (bespr.
ThLZ 93, 1968 Sp. 907f.) im gleichen Sinne zu Wort gemeldet
hat, geht in dem hier zu besprechenden Werk noch einmal auf
dessen Darlegungen ein, um sie zu erweitern und zu klären.
Wie der Untertitel schon zu erkennen gibt, geht es ihm um die
biblische Chronolgic, die der alttestamentlichcn Wissenschaft
nach wie vor schier unlösbare Probleme aufgibt. Die Schwierigkeiten
rühren nach Ansicht des Rez. wohl wesentlich daher,
daß die antiken Historiographien kein absolut zahlenmäßiges
Zeitverständnis hatten, dies auch nicht benötigten, wenn die
überlieferten geschichtlichen Vorgänge oder Epochen in einen
inhaltlichen Rahmen gebracht werden konnten und eine sachlich
-theologische Kontinuität aufwiesen. So dürfte es nicht