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Ausgabe:

1978

Spalte:

18-19

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Bucer und seine Zeit 1978

Rezensent:

Koch, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 1

IS

■ Dieser Beitrag Hermanns ist zuerst in ZdZ 1, 1947. S.48ff. erschienen.

" R Hermann. Naturrecht und Gesetz bei Luther (1932 bis 19.r)fl überarbeitet) ;
diese Studie wird in Bd. II aufgenommen, eine Teilfassung in ThLZ 93. 1968
Sp 401-408.

" Vgl. F. Lau. Der Kampf um das Naturrecht und die evangelische Theologie,
in Festschrift für R. Hermann 1957, S.179ff., und die Bibliographie F. Lau
(ThLZ 92, 1967 Sp.141).

w R Hermann. Fragen um den Begriff der Natürlichen Theologie, 1990« S.7.

■ Ebd. S.16. 50 Ebd. S.42. " Ebd. S.16.

■ R. Hermann, Naturrecht und Gesetz bei Luther, ThLZ 93, 1968 Sp.404.

™ R. Hermann. Fragen um den Begriff der Natürlichen Theologie. 1950, S.13.
" Vgl. dazu E. Busch, Karl Barths Lebenslauf. Nach seinen Briefen und
autobiographischen Texten, 1975, S.355.
55 R. Hermann, Fragen um den Begriff der Natürlichen Theologie, 1950, S 17.
" Ebd. S.29. « Ebd. S.16f.

" Zitiert nach R. Mau, Rudolf Hermann. 1887-1962; cf. G. Krause im Vorwort
und in der Einleitung zu Bd. VI der Hermann-Ausgabe, 1977, S.9ff.

r,f| R. Hermann, Fragen um den Begriff der Natürlichen Theologie, 1950, S.41.

60 Vgl. oben und in der Studie Hermanns .Zu Luthers Lehre vom unfreien
Willen-, 1931, S.31.

ALLGEMEINES, FESTSCHRIFTEN

Noth, Gottfried: Gehorsam in Christus. Ausgewählte Zeugnisse
aus Predigten, Vorträgen und schriftlichen Äußerungen des
heimgegangenen Landesbischofs der Ev.-Luth. Landeskirche
Sachsens, hrsg. vom Evangelisch-Lutherischen Landcskirchen-
amt Sachsens. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (1975). 152 S..
22 Abb. a. Taf. 8°.

Gottfried Noth (1905-1971) war ein systematischer Theologe
von hohem Rang. Seine theologische Leistung ist weniger im
wissenschaftlichen Buch greifbar als in seiner kirchenlcitcndcn
und bischöflichen Funktion. Für die Sachs. Landeskirche war es
ein Glücksfall, daß ihr Landesbischof (1953-1971) in so hohem
Maße Theologe war. Die Führung durch anerkannte theologische
Überlegenheit hat seiner Kirche auch in Zeiten schwieriger
Auseinandersetzungen eine beachtliche Geschlossenheit
gesichert. Noths Stimme war gewichtig bei allen kirchlichen
Zusammenschlüssen nach 1945 bis hin zum Werden des Bundes
der Ev. Kirchen in der DDR. Die Bedeutung seiner Mitarbeit
in der Ökumene wäre einer besonderen Untersuchung und
Würdigung wert.

In dem vorliegenden Band handelt es sich um ein Gedenkbuch
, das seine Landeskirche anläßlich seines 70. Geburtstages
herausgegeben hat. Auszüge aus Predigten und Bischofsbriefen
nehmen einen breiten Raum ein. Die wissenschaftlichen Äußerungen
in Zeitschriftenaufsätzen (für die bei Noths Bedeutung
unbedingt eine Bibliographie vorgelegt werden sollte) kommen
darüber meines Erachtens zu kurz. Es hätte die Möglichkeit
bestanden, eine Reihe gewichtiger Vorträge oder Zcit-
schriftenaufsätze (auch aus LM und ÖR) ungekürzt abzudrucken
. Theologie ist heutzutage in solchem Maße „Theologie
in Situation", daß ihre Äußerungen jedesmal vollständig,
und nicht durch Auswahl in ihrer Aussage verkürzt, vorgelegt
werden sollten. Dadurch würde auch das Verfolgen einer
theologischen Entwicklung möglich sein. Diese zeigt sich z. B.
bei Noths Äußerungen zur Zwei-Reiche-Lchre in einer erstaunlichen
Konvergenz mit der ihrerseits sich weiter durchklärenden
Theologie von der „Köniushcrrschaft Christi" (vgl. Gottfried
Noth, Zur Diskussion um die Zwei-Reiche-Lchre, ZdZ 1973,
4, 121 ff., in vorliegendem Band teilabgedruckt S. 119).

Im Blick auf eine zu erreichende breitere Lescrgcmcindc
verfolgt das Gedenkbuch bewußt und „von vornherein" (S. 143)
ein anderes Ziel. Es möchte die Stimme Noths recht vielfältig
zum Klingen bringen. Der Bearbeiter Hermann Klemm (unter
Mitarbeit von Peter Sauer und Ulrich von Brück) bietet einen
thematischen Querschnitt an. Die Auszüge werden gesammelt
unter folgenden Stichworten: Wesen des christlichen Glaubens

- Glauben und Geschichte - Die Bibel - Jesus Christus - Kreuz
und Auferstehung - Gott ist am Werke - Das lebendige Wort
heute - Der Heilige Geist - Gerecht aus Gnaden - Der neue
Mensch in Christus - Die Macht der Liebe - Kirchcnlcitende
Verantwortung - Das Leben der Gemeinde - Die weltweite
Kirche - Die Welt als der Ort des Glaubens und der Liebe

- Glaube und Anfechtung - Lebendige Hoffnung. Der Vorteil
dieses Verfahrens liegt auf der Hand: 1. Eine Fülle bisher
ungedruckten Materials aus Akten, Protokollen und vor allem
aus dem Familienbcsitz kann erschlossen und verwertet werden
. 2. Wichtige Stationen der Wirksamkeit Noths werden mit
seinem eigenen Verkündigungswort festgehalten. 3. Der
Prediger Noth wird an typischen Beispielen vorgestellt. 4. Auszüge
aus Bischofsbriefen zeigen den Theologen als Seelsorger

seiner Pfarrer. 5. Das Auszugsverfahren erlaubt eine Art
thematischer Vollständigkeit zu allen systematisch-theologischen
Fragen.

Demgegenüber stehen Nachteile: 1. Die meisten Texte sind
durch die Kürzungen zerstückt. 2. Die Herstellung einer Art
fortlaufenden Lesetextes ist in gewisser Weise verunklärend.
Äußerungen, durch einen Zeitraum von Jahrzehnten getrennt,
stehen unmittelbar nebeneinander als thematisch zusammengehörig
. Durch den Verlust des aktuellen Kontextes kann sich
leicht eine Akzentverschiebung ergeben. Der Leser wird eben
nicht bei jedem Lcscstück den Fundort nachschlagen (Anhang
S. 143). 3. Eine thematische Auswahl aus einem Gesamtwerk
hat zwar große Vorbilder. Aber man lernt einen Theologen
besser kennen durch das Studium einzelner geschlossener
Schriften als durch eine noch so reichhaltige Anthologie.

Wer nach guten Lcscfrüchtcn und prägnanten hilfreichen
Formulierungen sucht, wird solche reichlich finden, und das zu
vielen theologischen, kirchlichen und seelsorgcrlichen Fragen.
Hier liegt der Gebrauchswert des schönen Buches. Der Gcsamt-
titel ist richtig gewählt. Gehorsam in Christus ist Herzstück
der Theologie Noths, und das über Jahrzehnte hinweg. Der
kirchen- und zeitgeschichtliche Wert des Buches wird erhöht
durch die Beigabe von 22 guten Abbildungen. Sie zeigen Noth
unter anderem auch bei bedeutsamen ökumenischen Zusammenkünften
.

Höckendorf Gerhard Zweynert

Kroon, Mariin de, u. Friedhelm Krüger (Hrsg.): Bucer und
seine Zeit. Forschungsbeiträge und Bibliographie. Wiesbaden:
Steiner 1976. IX, 169 S., 1 Porträt gr. 8° = Veröffentlichungen
des Instituts für europäische Geschichte. Mainz, Abt. f. abendländische
Religionsgeschichte, hrsg. v. J. Lortz f, 80. Lw.
DM 48,-.

Der Band stellt die Druckfassung einer Festschrift dar, die
1974 Robert Stupperich zur Vollendung des 70. Lebensjahrs
überreicht wurde. So steht ein Bild von Stupperich am Anfang
des Bandes. Die Drucklegung dieser Festschrift geht auf eine
der letzten Entscheidungen zurück, die Joseph Lortz getroffen
hat.

Sieben Aufsätze sind in diesem Band vereinigt. Friedhelm
Krüger schreibt über „Die Bergpredigt nach Erasmus" und
macht auf den Piatonismus des Erasmus, speziell auf das
platonische Erbe eines ethischen Intellektualismus aufmerksam
. Martin Greschat behandelt „Martin Bucer als Dominikanermönch
" und beginnt eine Forschungslücke in der Biographic
des frühen Bucer aufzufüllen, speziell was Studienzeit
und theologische Vorbildung Bucers betrifft; der Bereich
eventueller dominikanischer Spiritualität bleibt weiterhin offen.
Marc Lienhardt und Jean Rott schreiben über „Die Anfänge der
evangelischen Predigt in Straßburg und ihr erstes Manifest:
Der Aufruf des Karmeliterlesemeistcrs Tilman von Lyn (Anfang
1522)". In Wirklichkeit geht es in diesem Aufsatz um
drei Gestalten der frühen Reformation in Straßburg auf Grund
neuer archivalischer Forschungen: den Prediger Petrus Phiüppi
in Alt Sankt Peter, den namentlich nicht sicher auszumachenden
Lesemeister der Augustiner und den genannten Tilman
von Lyn. Der Aufruf Tilmans an den Magistrat, in dessen
Folge es u. a. um den Wunsch nach einer biblischen Disputation
ging, wird im Wortlaut abgedruckt. Ian Hazlett äußert