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Ausgabe:

1978

Spalte:

392-394

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Steiner, Josef

Titel/Untertitel:

Liturgiereform in der Aufklärungszeit 1978

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Litcratürzeituftg

103. Jahrgang 1978 St. 5

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Situation in der 1)1)1! mit der Trennung von Schule und Kirche
uikI der „Christenlehre" seil 1945 durchaus ergiebig.
' Müller sieht In der Genleindekatechese andere nennen sie
„außerschulische Glaubensunterweisung", . kirchliche Glaubensunterweisung
", „Glaubensbildung" eine Chance zu einer Erneuerung
der katholischen Pfarrgemeinden. Die dori geübte
Katechese soll nicht bloße „Belehrung" sein, wie oft in der
Selude, sondern Begründüng und Vertiefung im (Hauben. Dabei
darf sich die Gemeinde nicht, wie bisher, als „Objekt" dieses
Inns verstehen^ sondern sie soll selbst mittun, soll „Subjekt'
der Gemeindek'atechese sein oder »erden. Der Priester versteh!
sieh dabei nur als ...Villarbeiter", der suchen, werken, gewinnen
soll, mittun aber sollen befähigte Männer und Frauen, die sieh
besonders für junge Mensehen verantwortlich wissen.

Aus den .. Thesen zur eigenständigen Funktion der Gemeindekatechese
neben dem Religionsunterricht" (S. 31) wird deutlich,
aus welchen Erwägungen heraus die Gemeindekatechese neben
den schulischen Religionsunterricht zu treten hat: ..Die frühere
Deckungsgleichheit von Pfarrgeibeinde und Schule existiert
kaum noch. — Der Prozeß der Säkularisierung hat auch die
Schule erfaßt. — Der unmittelbare Zusammenbang zwischen
dein schulischen Religionsunterricht und der Gemeinde ist verlorengegangen
. Innerhalb des Lebensraumes der Schiller gibt
es nicht mehr ausreichende Faktoren, die sowohl für die Firsteinführung
in den Glauben als auch für die nachfolgende Verliefung
des Glaubenslebens als Gründlage genügen können."

(ebd.) Der Vorzug der Gemeindekatechese besteht indes darin,
daß sie mit der Gemeinde als Lern- und Lebensgemeinschaft
vertraut macht und auch Hilfen zur Ichfindung und Persönlichkeitsentfaltung
bietet. Vermieden werden soll dabei der Unterrichtscharakter
; dem Experiment, je nach den Voraussetzungen.
Bedürfnissen und Interessen der Kinder, i-1 ein breiter Baum
zu geben.

Müller weiß um den engen Zusammenhang zwischen der von
ihm postulierten Gemeindekatechese und der Kindertaufe als
einer oft zur bloßen Soziaisitle herabgeminderten Sakraments-
snendung. Deshalb bietet er im zweiten Teil seines Buches ein
Modell für Taufgespräche, das viele Parallelen mit ähnlichen
Bemühungen auf evangelischer Seite aufweist. Kindertaufe verstellt
er dabei als Aufgabe der Eltern und der Gemeinde,
wobei sogar kragen des „Taufaufschubs" 'S. 63) erörtert werden
. Entscheidend ist, daß die Taufe als Ausgangspunkt einer

katechetischen Begleitung der Familie verstanden wird, wobei
dann später die Büß- und Beichtvorbereitung der Kinder durch
Eltern und Gemeinde einen wichtigen Platz einnimmt.

In einein drillen Teil bietet schließlich Veronika Schoißwold
..Materialien — Modelle — Medien" zu den Themenkreisen:
Taufe. Eucharistie, Buße—Beichte, Firmung, Feste—Gottesdienst
—Liturgie, Religiöse Erziehung, Kirche—Gemeinde. Dadurch
bekommt der Interessierte die Möglichkeit, leicht sowohl
an weiterführende „HintergrundUteratur" als auch an Medien
und Materialien (d. h. Lichtbildreihen, Schallplalten, Lehrfilme
usw.) heranzukommen.

Das Buch zeigt einmal mehr, wie sehr in der katholischen
Kirche der Glaubensformung junger Menschen die volle Aufmerksamkeit
geschenkt wird. Im Zeitalter der Ökumene ist der
Austausch auf katechetischem Gebiet gewiß noch stärker zu entwickeln
. Für unsere Situation in der DDB, in der es nur die
„Gemeindekatechese" gibt, ist Müllers Buch anregend und an
manchen Stellen hilfreich.

Leipzig Gottfried Kretzseti mar

Domay, Erhard [Hrsg.]: Manipulation in der Kirche? Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1977]. 96 S. 8° =
(iülersloher Taschenbücher/Siebenstern 222. DM 6,80.

Gertitz, Peter: .....bis daß der Tod euch scheidet'. Zur Problematik
des Ehegelübdes bei der kirchlichen Trauung
(DtPfrBl 77. 1977 S. 425-427).

Kahlcfcld. Heinrich: Betlehcm. Gedanken um die weihnachtlichen
Evangelien Frankfurt/M: Knecht [19771. 62 S. 8°.
Pp. DM 7,80.

Küng, Hans, u. Lohlink, Gerhard: Keine Ordination der Krau'.'
(ThQ 157, 1977 S. 144-1 46).

Milden berger, Miebach Spiritualität als Alternative ÜB 26,
1977 S. 129-145).

Mühlen. Heribert: Spiritueller Aufbruch zur Gemeindeerneuerung
(OB 26, 1977 S. 328-345).

Piontek, Heinz: Das Schweigen überbrücken. Meditationen, Gedichte
, Szenen. Erzählungen.

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn ([1977]. 126 S.
8° = Gütersloher Taschenbücher/Siebenstern 231. DM 6,80.

Rost, Dietmar, u. Joseph Machalke [Hrsg.]: Unterwegs. Texte
und (lebete für junge Menschen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn [1977]. 80 S. m. zahlr. Abb. 8° = Gü-
tersloher Taschenbücher/Siebenstern 226. DM 4,80.

Schupp, Dieter: Im (iespräch: Glauben und Leben, 27 Antworten
. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1977 .
126 S. m. 27 Abb. 8° = Gütersloher Taschenbücher/Siebenstern
238. DM 5,89.

Seckler, Max: Streitende Kirche — besser als schlafende Kirche.
Eine unzeitgemäße Betrachtung zum Thema „Konflikt und
Einheit in der Kirche' ThQ 157. 1977 S. 83 -92).

Stolze. Klaus: Katholische Pfarrfrau im evangelischen Pfarrhaus
(DtPfrBl 77, 1977 S. 395 -397).

'Thomas, Klaus: Die ..'Transzendentale Meditation". Propaganda
und Wirklichkeit einer Weltbewegung (DtPfrBl 77. 1977
S. 463-466).

Ward. VVaylon O.: The Bilde In Counseling. Chicago, III.:

Moody Press i 1977 . i 55 S. 4°.
Werning. VValdo .1.: Vision and Slrntegv for Church Growth.

Chicago, III.: M.....lj Pres, |I977'. 125 S. 8°.

Wright, II. Normann: Premarital Counseling. Chicago, III.:

M.....ly Press [I977j. 215 S. 8°. l.w. S 6,95.

LITURGIEWISSENSCHAFT

Steiner, Josef: Liturgiereform in der Aufklärungszeit, Eine Darstellung
am Beispiel Vitus Anton Winters. Freiburg—Basel-
Wien: Herder: [1976]. 261 S. gr. 8° = Freiburger theologische
Studien, hrsg. v. R. Bäumer, A. Deisslcr. II. Riedlinger, 191.
Kart. DM 48.-.

Dies Buch, eine überarbeitete Ennsbrucker Dissertation, gibt
vielmehr als sein Titel verspricht. Die Beurteilung der Auf-
klärungszeit hat sich zunehmend zum Positiven hin gewandelt.
Am Beispiel V. A. Winters und seiner liturgischen Reform-

hestrehungen zeigt Vf. nicht nur die Notwendigkeil wie die

Problematik aufklärerischen Denkens. Er konfrontiert das damals
Erstrebte mtl dem Ergebnis der modernen liturgischen
Bewegung im II. Vaticanum und dessen Folgewirkungen und
vermitteil so für deren kritische Beurteilung und Weiterführung
hilfreiche, auch für andere Konfessionen In dieser Hinsicht
bedeutsame Erkenntnisse. Liturgiegeschichte gewinnt hier
beispielhaft theologische Tiefe und setzl so Maßstäbe für eine
sachgemäße Kritik an goltesdienstlichen Reformvorschlägen,

Das Buch führt im I. Kapitel in Lehen und Werk V. A. Win
ters ein, wobei als Grundpfeiler seines w issenschal Miellen Forschens
drei aus seiner Beschäftigung mit der Geschichte erwachsene
Prinzipien sich ergehen: Quellenstudium, durch ein

einheitliches Prinzip geordnete Darstellung des aus den Dokumenten
Erschlossenen und Unparteilichkeit '39). In seinen
liturgischen Arbeiten geht es um die zentralen Vollzüge gottesdienstlichen
Handelns, und sie erschöpfen sich nicht in theoretischen
Überlegungen und radikalen Vorschlägen. Dies wird in
5 Kapiteln, der zeitlichen Folge von Winters liturgischen Werken
entsprechend, aufgezeigt. Schon das jeweilige Stichwort in
den Kapitelüberschriften verrät, wie organisch Winters liturgisches
Cesaintwerk sich entfaltet hat: Der Funke Liturgiekritik
- Liturgiereform — Experiment Messe Sakramenten-
pastoral. Der sich anschließende Exkurs „Liturgie und Kate-

riietik: Religiössittliche Katechetik" stellt mit diesem einzigen
katechetischen Werk Winters den Versuch dar, „das In seinen

liturgischen Werken Gesagte katechetisch zu vermitteln" (240)•

Das Buch schließt mit einem Kapitel ..Das Teuer: Kritische
Schlußbemerkungen". In jedem der Kapitel 2—6 wird die
historische Darstellung mit einer „Zusammenfassung und Kritik
" beschlossen, die unter den Gesichtspunkten „Vergleich